Spanische Hofreitschule: Piber meets Vienna 2018

Piber meets Vienna 2018

Der Nachwuchs der Spanischen Hofreitschule erobert Wien

Im Rahmen der diesjährigen Auftaktveranstaltung Piber meets Vienna stellte die Spanische Hofreitschule ein wunderschönes und abwechslungsreiches Sommerprogramm aus dem Bundesgestüt Piber vor. Wie jedes Jahr besucht eine Schar quirliger Fohlen aus dem Lipizzanergestüt Piber mit ihren Müttern die Bundeshauptstadt – und erobert die Herzen der Zuschauer.

Im Rahmen der Pressekonferenz zur diesjährigen Auftaktveranstaltung Piber meets Vienna präsentierten Mag. Erwin Klissenbauer (Geschäftsführer der Spanischen Hofreitschule) und Obergestütsmeister Harald Neukam zusammen mit ihren Reit- und Fahrkollegen aus dem Bundesgestüt Piber das bevorstehende Sommerprogramm. Dabei waren auch zwei besondere „Überraschungsgäste“ aus Piber anwesend: die Stute Mahonia und ihr Fohlen Pluto Mahonia. Für die bereits 20-jährige Stute Mahonia, die bereits 11 Fohlen zur Welt gebracht hat, ist dies ihr letztes Fohlen vor dem wohlverdienten Ruhestand in Piber. Es gab auch interessante Geschichten aus dem Alltag in Piber zu berichten – so zum Beispiel von der Geburt eines Fohlens.

Im Frühjahr, nach 11 Monaten Tragezeit, kommen in Piber die Fohlen zur Welt. In diesem Frühjahr wurden in Piber 43 Fohlen, darunter 34 Hengstfohlen, geboren. Im Alter von sechs Monaten werden sie „abgespänt“, d. h. von den Müttern getrennt. Wenn die jungen Pferde ein Jahr alt sind und die Geschlechtsreife erreichen, werden die Stuten und Hengste voneinander getrennt. Drei Jahre lang verbringen nun die Junghengste die Sommermonate auf der Stubalm und die Jungstuten auf der Prentlalm. Die sommerliche Haltung auf der Alm stärkt die Gelenke und das Immunsystem der Jungpferde.

Während die berühmten Väter und Schulhengste ihren Sommerurlaub in ihrem Landrefugium am niederösterreichischen Heldenberg genießen, wird die barocke Winterreitschule der Wiener Hofburg zum prunkvollen Spielplatz des hoffnungsvollen Pferdenachwuchses der Spanischen Hofreitschule.

Ebenfalls im Programm des diesjährigen Gastspiels aus Piber: Elegante Gespann­vorführungen mit historischen Kutschen und traditionellen Uniformen, Darbietun­gen der Gestütsreiter und die Möglichkeit, den Pferden aus der Südweststeier­mark auch in Wien ganz nah zu sein.

„Piber meets Vienna ist nicht nur eine schöne Gelegenheit, unsere nur wenige Monate alten Fohlen mit ihren Mutterstuten aus nächster Nähe zu erleben, sondern bietet allen unseren Gästen auch einen guten Einblick in die wichtige Arbeit im Lipizzanergestüt in Piber,“ erklärt Generaldirektorin Dkfm. Elisabeth Gürtler. Weitere Programmpunkte sind etwa die eleganten Kutschendarbietungen in verschiedenen Anspannungen sowie Auftritte der Jungpferde aus dem Lipizzanergestüt Piber.

Bei Schönwetter können die Besucherinnen und Besucher die Fohlen und ihre Mütter von 17 bis 18 Uhr in ihrem „grünen Kinderzimmer“ im Burggarten bei freiem Eintritt besuchen. Dieses ca. 500 m² große Wiesenstück wird von den Österreichischen Bundesgärten zur Verfügung gestellt. Die jüngsten Nachkommen und ihre Mütter aus dem Gestüt haben so einen täglichen zusätzlichen Auslauf an der frischen Luft.

Das Programm Piber meets Vienna findet heuer von 3. Juli bis 5. August 2018 in der Spanischen Hofreitschule Wien statt (jeweils Dienstag bis Sonntag von 11 bis 12 Uhr, Karten ab EUR 12,- bis EUR 45,- über 01/533 90 31–0 oder www.srs.at).

Piber meets Vienna - Kutschen Pas de deux
Pas de deux mit zwei historischen Pferdekutschen – ein Höhepunkt des Sommerprogramms Piber meets Vienna in der Winterreitschule. – © Stefan Seelig / SRS

Piber meets Vienna 2018 – Programm

KUTSCHEN PAS DE DEUX

Der Kutschen Pas de deux ist eine elegante Gespannvorführung mit zwei historischen Pferdekutschen aus dem Lipizzanergestüt Piber. Die besondere Herausforderung dieses Programmpunkts besteht im synchronen Zusammenspiel beider Gespanne, welche diesmal von Johannes Remer und Thomas Seidler gefahren wurden. 

JUNGSTUTEN

Sieben Jungstuten aus dem Jahrgang 2013 dürfen sich heuer in der schönsten Reithalle der Welt präsentieren! Aus einer Gruppe von ursprünglich insgesamt etwa 20 Stuten dieses Jahrganges wurden letztes Jahr im Herbst die besten als künftige Zuchtstuten für das Lipizzanergestüt in Piber auserwählt. Begleitet werden sie von Obergestütsmeister Harald Neukam, Konrad Haushofer, Anton Kanner und Petr Polák.

DRESSUR PAS DE DEUX

Zwei Stuten aus dem Bundesgestüt Piber, welche ihre Leistungsprüfung im Reiten und Fahren in Vorjahren erfolgreich abgeschlossen haben, präsentieren sich mit ihren Reitern. Die beiden Stuten Vista und Kerka haben die Reitausbildung mit sehr guten Noten in der Abschlussprüfung absolviert, so dass sie nun als Repräsentationspferd im Bundesgestüt Piber und später auch als Zuchtstuten eingesetzt werden. Vista und Kerka werden von Rene Legat (Piber) und Paula Behrens (Wien) geritten.

Piber meets Vienna - Stuten und Fohlen
Piber meets Vienna: Die quirligen Fohlen mit ihren Mutterstuten aus Piber erobern Wien – und die Herzen der Zuschauer. – © Stefan Seelig / SRS

MUTTERSTUTEN UND FOHLEN

Die Kronjuwelen des Lipizzanergestüts Piber sind die Zuchtstuten. In Piber werden derzeit rund 70 Stuten mit ihren heuer insgesamt 43 Fohlen gehalten. 6 Mutterstuten mit ihren erst wenige Monate alten Fohlen sind in diesem Sommer nach Wien gekommen. Die quirligen Fohlen erobern nun die schönste Reithalle der Welt – und die Herzen der Zuschauer! Die edlen Tiere schienen sich gleich am Premierentag in der Winterreitschule sehr wohl zu fühlen – was sie durch entspanntes Wälzen in der Reitbahn eindrucksvoll demonstrierten!

KAISERQUADRILLE

Der Lipizzaner wurde in seiner über 430-jährigen Tradition nicht nur als ideales Reitpferd für die Hohe Schule der Klassischen Reitkunst, sondern stets auch als klassisches Fahrpferd gezüchtet. Traditionell wurde die Kaiserquadrille vierspännig gefahren und von Reitern begleitet – diesmal von Rene Legat und Paula Behrens.

Piber meets Vienna – ein Publikumsmagnet

Das schöne und abwechslungsreiche Sommerprogramm Piber meets Vienna erfreut sich seit vielen Jahren großer Beliebtheit und ist ein echter Publikumsmagnet. Die sommerliche Veranstaltung in der Winterreitschule – ebenso wie das nachmittägliche „Lipizzanerschau’n“ im Wiener Burggarten – ist nicht nur für die zahlreichen Wien-Touristen attraktiv, sondern zieht auch das Wiener Publikum regelmäßig in ihren Bann. Pferdefreunde kommen in Wien also auch in diesem Sommer auf ihre Kosten! Wien ist eben nicht nur eine Stadt der Musik, sondern auch der Pferde – vor allem der Lipizzaner, der ältesten Kulturpferderasse Europas.

Signierstunde mit Hein Simons

Signierstunde mit Hein Simons 

Eine Signierstunde mit Hein Simons alias „Heintje“ fand am 4. April in der Buchhandlung Thalia im 6. Wiener Bezirk statt. Anlass war die Vorstellung des Buches „Ich war Heintje“ des niederländischen Autors Jan Adriaan Zwarteveen (deutsche Übersetzung von Willy und Silvia Bemer), erschienen im Giger Verlag.

Bereits gegen 15 Uhr standen einige Menschen Schlange vor der Buchhandlung Thalia. Für 17 Uhr war eine Signierstunde mit Hein Simons – besser bekannt als „Heintje“ angesetzt – und das ließen sich die zahlreich erschienenen Fans natürlich nicht nehmen! Anlass war die Vorstellung der kürzlich erschienenen Buchpublikation „Ich war Heintje“ von Jan Adriaan Zwarteveen in Österreich. Geduldig schrieb der Sänger Autogramme, nahm sich Zeit für seine Fans und stellte sich den Fragen der Journalisten.

50 Jahre ist es nun her, dass Heintje, der kleine Bub aus Holland, mit seiner glockenhellen Stimme und seinem Lied „Mama“ die Herzen der Mütter und Großmütter eroberte! Das Buch über den Werdegang des ehemaligen Kinderstars Heintje, das im November 2017 im Giger Verlag (Schweiz) erschienen und in Deutschland bereits auf dem Markt ist, wurde nun auch in Österreich vorgestellt.

Der Buchtitel „Ich war Heintje“ mag wohl manchen Leser auf den ersten Blick irritieren, jedoch wurde er ganz bewusst gewählt. Denn wie Hein Simons (mittlerweile 62) immer wieder betont, steht er nach wie vor zu seiner Vergangenheit als Kinderstar und bereut es auch nicht, bereits als Kind eine so immens erfolgreiche Karriere gehabt zu haben. Nach eigener Aussage wurde er zu nichts gezwungen und hat auch nie das Gefühl gehabt, durch seinen frühen Erfolg seine Kindheit versäumt zu haben. Nachdem er den Film „Der große Caruso“ mit Mario Lanza (von 1951) gesehen hatte, wusste er schon als Kind, dass er Sänger werden wollte! Seine Ära als Kinderstar betrachtet er jedoch – in Abgrenzung zu seiner heutigen Karriere als erwachsener Sänger – als eine abgeschlossene Zeit.

Die glockenhelle Stimme des Kinderstars Heintje umfasste einst drei Oktaven. Heute singt Hein Simons in der Baritonlage und hat immer noch eine sehr schöne Stimme. Mit seinem dunklen, samtigen Timbre würde man ihn (im klassischen Sinne) wohl am ehesten als „lyrischen Bariton“ bezeichnen. Mit seiner sonoren, tragfähigen Baritonstimme wäre er vermutlich auch ohne Mikrophon imstande, einen größeren Raum auszufüllen, selbst wenn die gesamte Technik ausfallen würde – und das, obwohl er nie ein klassisches Gesangsstudium absolviert hat!

Erst mit sechzehneinhalb Jahren kam Heintje in den Stimmwechsel, über den damals so viel spekuliert wurde und der sich – allen Unkenrufen zum Trotz – zunächst nicht einstellen wollte! Einen ‚Stimmbruch’ im herkömmlichen Sinne hat der Sänger nie gehabt. Vielmehr veränderte sich seine Stimme ganz allmählich. Obwohl seine Stimme nach seinem Comeback im Jahre 1973 noch nachgedunkelt ist, lässt sein weicher Bariton in der höheren Lage bisweilen immer noch eine gewisse tenorale Farbe erkennen. Die Stimme des erwachsenen Hein Simons umfasst (nach den Höreindrücken der letzten Jahre) schätzungsweise zweieinhalb Oktaven, und sein schöner Bariton braucht sich auch nicht hinter der Stimme des ehemaligen Kinderstars zu verstecken!

Das Duett-Album „Heintje und Ich“, das anlässlich seines 50-jährigen Jubiläums im Dezember 2017 bei Telamo erschienen ist, steht bereits kurz vor Gold! Die Edition Gold des Jubiläumsalbums (als Kombi-Paket mit CD und DVD) erscheint am 27. April und kann bereits jetzt vorbestellt werden:

https://www.shop24direct.at/produkt/heintje-und-ich-gold-edition-431190

Das Buch „Ich war Heintje“, erschienen im Giger Verlag (Schweiz), ist interessant und lesenswert. Der Leser erfährt darin auch viele Geschichten, die sich hinter den Kulissen damals abgespielt haben. Das Buch ist im Handel sowie unter folgendem Link zu beziehen:

https://www.shop24direct.at/produkt/ich-war-heintje-2020380

Interview mit Hein Simons

Vor Beginn der Veranstaltung ergab sich sogar noch die Gelegenheit, ein Interview mit dem Sänger zu führen. Lingua & Musica (L & M) sprach mit Hein Simons über seinen Wien-Besuch, sein neues Buch, sein Jubiläumsalbum sowie über seine Familie und seinen Pferdehof in Belgien.

L & M: Guten Tag, Hein Simons! Ich freue mich, dass Sie nach Wien gekommen sind. Ich bin vom Online-Magazin Lingua & Musica. Vielleicht haben Sie das schon gesehen.

Hein Simons: Ja, das kenne ich.

L & M: Ich freue mich, dass Sie hier in Wien sind, und möchte gern wissen, ob wir auch bald mal die Gelegenheit haben werden, Sie in Deutschland oder Österreich live zu hören.

Hein Simons: In Deutschland bin ich ja öfter unterwegs, in Österreich liegt noch nichts vor. In Deutschland habe ich jetzt Ende Dezember wieder diese Tournee. Aber die geht hauptsächlich durch Ostdeutschland. Nur zwei oder drei (west)deutsche Städte sind dabei.

L & M: Sehr schön! Aber nicht in Bayern oder Österreich – oder in Westfalen?

Hein Simons: Nein, leider nicht.

L & M: Schade! – Gibt es denn schon irgendwelche Pläne für eine neue CD? Ihre aktuelle CD, das Duett-Album „Heintje und Ich“, ist ja wirklich super! Ist eventuell schon etwas Neues geplant, vielleicht eine Weihnachts-CD oder so etwas? Sie haben mal in einem Interview gesagt, dass Sie so begeistert sind von Ihrer ersten Weihnachts-LP, weil das Arrangement mit den Streichern so schön gemacht ist. Eine neue Weihnachts-CD, in klassischer Orchesterbesetzung mit Streichern und Bläsern, wäre doch auch mal wieder sehr schön!

Hein Simons: Ja, es wäre schön. Es könnte sein, dass man da etwas macht. Aber ich kann noch nichts dazu sagen – es ist alles noch sehr vage.

L & M: Ihre neue CD „Heintje und Ich“ steht ja jetzt bereits kurz vor Gold.

Hein Simons: Ja.

L & M: Das freut mich sehr. Ich nehme an, dass Sie dann auch eine Goldene Schallplatte bekommen werden.

Hein Simons: Hoffen wir doch! Also wenn sie definitiv gold ist, dann werde ich wohl eine Goldene bekommen.

L & M: Ja, das denke ich auch! Das ist doch sicher ein tolles Gefühl, nach so vielen Jahren.

Hein Simons: Ja, schön! Nicht schlecht! So kommt noch eine dazu. (Lacht.)

L & M: In dem Buch „Ich war Heintje“ habe ich etwas Interessantes gesehen. Damals haben ja viele Ihr Comeback negativ geredet. Aber dieser Meinung kann ich mich gar nicht anschließen. Ich fand das Comeback damals wirklich gelungen! Und die LP „Ich denk an dich“ ist doch immerhin mit 280.000 Exemplaren gut verkauft worden.

Hein Simons: Ja.

L & M: Da hätten Sie doch eigentlich auch für „Ich denk an dich“ eine Goldene Schallplatte bekommen müssen!

Hein Simons: Nein, da habe ich nicht Gold bekommen. Damals war noch eine Million für eine Single erforderlich.

L & M: Ja, aber das war doch eine LP, das war ein Album!

Hein Simons: Ja, die spätere, die „Ich denk an dich“ – ja, genau, das war eine LP!

L & M: Und dafür ist nicht Gold gekommen. Das hätte aber eigentlich kommen müssen, denn im Buch habe ich gesehen, dass es damals für 250.000 verkaufte LPs Gold gab.

Hein Simons: Ja, 250.000. Eine Million für Singles und 250.000 für LPs.

L & M: Und bei „Ich denk an dich“ waren es sogar 280.000! Da sind Sie aber eigentlich um eine Goldene betrogen worden! – Aber jetzt ist es erst mal erfreulich, dass sich der wohlverdiente Erfolg endlich eingestellt hat! Wie ist das für Sie? Das ist doch sicher ein tolles Gefühl, nicht wahr?

Hein Simons: Ja, das ist schön! Ich meine, das hoffst du ja immer, wenn du etwas machst, dass es erfolgreich ist. Und bei uns ist der Erfolg, dass die Schallplatten gut gekauft werden – oder verkauft werden. Und, man muss sagen, was das Schöne daran ist: Auch ohne große Unterhaltungssendungen – was eigentlich schade ist, aber gut, damit muss man leben – haben wir so viel verkauft!

L & M: Stimmt, da ist ja an Unterhaltungssendungen bisher noch nicht viel gekommen.

Hein Simons: Nein, da ist nicht viel gekommen. Da kann man nur die Fans loben und sagen: Das ist toll!

L & M: Ja, das ist super! Ich sehe an Ihrem Beispiel: Beharrlichkeit und Geduld zahlen sich doch aus!

Hein Simons: Genau!

L & M: Ich freue mich auch, dass es Ihnen jetzt wieder richtig gut geht. Sie hatten ja in der Vergangenheit auch gesundheitliche und private Probleme.

Hein Simons: Ja, aber das ist vorbei!

L & M: Gott sei dank, ja! – Sie sind kürzlich zum dritten Mal Großvater geworden. Herzlichen Glückwunsch nachträglich! Ist da eventuell noch weiterer Nachwuchs in Sicht?

Hein Simons: Ich weiß es nicht, also da müssen Sie meine Kinder fragen! Da habe ich keine Ahnung, das ist deren Aufgabe. Vielleicht, es könnte sein, dass mein Sohn irgendwann noch einmal Nachwuchs bekommt.

L & M: Sind Ihre Kinder auch jetzt mit nach Wien gekommen?

Hein Simons: Nein, um Gottes Willen! Die haben ihre Berufe und sie müssen was tun.

L & M: Ja, natürlich. – Und Ihre Enkelkinder sind ja jetzt auch schon drei und zwei Jahre alt, nicht wahr?

Hein Simons: Ja, die Größere ist drei, der Kleine ist zwei.

L & M: Und dann ist da ja noch der Neugeborene.

Hein Simons: Und der Neugeborene, ja.

L & M: Sind Ihre Enkelkinder auch schon mit dem „Sänger- oder Pferdevirus“ angesteckt worden?

Hein Simons: Ja, Pferde haben sie beide gerne. Die kommen ja immer, ich sehe sie jeden zweiten, dritten Tag. Den anderen seh’ ich jeden Tag, der wohnt ja mit mir auf dem Hof. Also, die werden quasi damit groß.

L & M: Das ist schön!

Hein Simons: Ob sie nachher richtig Spaß daran haben, das sieht man dann später. – Aber wie gesagt: Meine Kinder und auch meine Enkelkinder müssen gar nichts! Wenn sie Spaß daran haben, ist es okay – und wenn nicht, ja, dann ist es schade, aber es ist so.

L & M: Aber das ist ja auch ein „Virus“, der irgendwie ansteckend ist!

Hein Simons: Ich denke auch.

L & M: Ich selbst bin seit dem letzten Sommer auch wieder mit dem „Pferdevirus“ angesteckt worden. Ich habe viele Jahre pausiert und jetzt wieder mit dem Reiten angefangen. – Kann man bei Ihnen auf dem Hof eigentlich auch Reiterferien machen?

Hein Simons: Wir haben früher so etwas für Kinder gemacht, aber nicht für Erwachsene. Ich denke, dass wir dieses Jahr mal ein Wochenende machen – für die Kinder vor allen Dingen, die bei uns auf dem Hof selber reiten.

L & M: Aber als Erwachsener kann man dort nicht Reitstunden nehmen, oder?

Hein Simons: Nein. Das Problem ist, denke ich mal: Das ist ja ganz nett, wenn man das mal macht, aber wenn man das so ein bisschen besser machen oder lernen will, muss man das schon intensiv machen, wenigstens ein- bis zweimal wöchentlich.

L & M: Geben Sie nicht auch Reitunterricht? Ich habe mal im Fernsehen gesehen, wie Sie dem Florian Silbereisen eine Reitstunde gegeben haben!

Hein Simons: Früher habe ich das mal gemacht.

L & M: Und heute machen Sie es nicht mehr?

Hein Simons: Nein. Das machen die Mädels, die machen das lieber!

L & M: Ihre Schwiegertochter gibt ja auch Reitunterricht, wie ich auf Facebook gesehen habe.

Hein Simons: Ja.

L & M: Fahren Sie morgen wieder heim, oder haben Sie noch Termine?

Hein Simons: Nein, ich fahre morgen wieder heim.

L & M: Dann haben Sie hier in Wien an diesen zwei Tagen also nichts mehr vor?

Hein Simons: Nein – ach, da bleibt zu wenig Zeit. Heute bleibt zu wenig Zeit, und morgen fliege ich auch wieder mittags um ein, zwei Uhr weg. Ich habe noch ein kleines Interview im Hotel, und das war’s. Aber das ist sehr oft so, dass man drei, vier Tage – und das ist schon lang – in der Stadt ist, und dann hat man zu wenig Zeit, um etwas zu sehen.

L & M: Das ist schade.

Hein Simons: Meistens, wenn du Fototermine hast, dann fragen sie: Hör mal, können wir mal beim Schloss oder da oder dort etwas machen, aber ansonsten siehst du wenig. Und ich muss auch ganz ehrlich sagen: Wenn du so den ganzen Tag unterwegs bist, hast du abends auch nicht mehr viel Lust, dann noch irgendetwas Großes zu unternehmen. Denn am nächsten Tag geht’s dann wieder weiter, oder es gibt ein neues Interview.

L & M: Haben Sie heute noch mehr Interviewtermine?

Hein Simons: Nein, heute haben wir, glaube ich, nichts mehr – hoffe ich! Die „Seitenblicke“ kommen heute noch, aber da fahr ich nirgendwo mehr mit hin.

L & M: Aber bei Barbara Stöckl war doch ursprünglich etwas geplant.

Hein Simons: Das haben wir schon aufgezeichnet.

L & M: Und wann kommt die Sendung? Für die morgige Sendung sind Sie noch nicht eingeplant.

Hein Simons: Keine Ahnung.

Anmerkung der Redaktion: Mittlerweile steht der Sendetermin fest. Die Sendung „Stöckl“ – Barbara Stöckl im Gespräch, unter anderem mit Hein Simons, wird am 12.04. um 23:05 Uhr im ORF2 ausgestrahlt. Wiederholung: 13.04.2018, 03.00 Uhr.

L & M: Wäre ein Besuch der spanischen Hofreitschule nicht auch interessant für Sie?

Hein Simons: Das kenn’ ich, das habe ich alles schon gesehen. Ich habe sogar ein Porzellanpferd von dem Oberst Sowieso geschenkt bekommen.

L & M: Von dem Oberst Sowieso…  – Welcher Oberbereiter war das noch?

Hein Simons: Ich weiß nicht, lang ist’s her. Es ist ein Pferd aus weißem Porzellan.

L & M: Wie viele Pferde haben Sie zu Hause?

Hein Simons: Ich habe zu Hause nicht nur meine Pferde stehen, sondern auch Fremdpferde. Wir haben über 60 Pferde bei uns zu Hause.

L & M: Dann kann man bei Ihnen also auch Pferde unterstellen?

Hein Simons: Ja.

L & M: Schön. Das ist also ein Einstellbetrieb. Hatten Sie in Belgien auch diese Probleme mit der Umsatzsteuer? Seit dem 01.01.2014 verlangen die Steuerbehörden 20% Umsatzsteuer für das Einstellen von Pferden. Vor einigen Jahren haben wir mal eine Petition gegen diese Umsatzsteuer für Einstellbetriebe unterschrieben, weil das für Pferdefreunde, die ihre Pferde unterstellen wollen, einfach zu teuer wird.

Hein Simons: Also, ich denke, dass das in jedem Land verschieden ist. Belgien hat andere Steuergesetze als Österreich oder Deutschland. – Aber alles wird leider teurer, der Euro hat es auch nicht billiger gemacht!

L & M: Stimmt!

Hein Simons: Das ist ein Problem. – Wollen wir? (Hein Simons macht sich auf zur Signierstunde.)

L & M: Ja, ich denke, das wäre erst einmal das Wichtigste. Vielen Dank für das Gespräch!

Hein Simons: Gerne!

L & M: Vielen Dank und alles Gute für Sie!

Hein Simons: Danke!

Das Gespräch mit Hein Simons führte Sylvia Kreye am 4. April 2018, vor der Signierstunde in der Buchhandlung Thalia im 6. Wiener Bezirk.

Signierstunde mit Hein Simons: persönliche Widmung
Signierstunde mit Hein Simons: Auch für Autorin Sylvia gab es eine persönliche Widmung!

Die neuesten Publikationen von Hein Simons

Das Buch „Ich war Heintje“ ist im Handel sowie unter folgendem Link zu beziehen:

https://www.shop24direct.at/produkt/ich-war-heintje-2020380

Die Edition Gold des Jubiläumsalbums „Heintje und Ich“ ist am 27. April 2018 erschienen und kann unter dem folgenden Link vorbestellt werden:

https://www.shop24direct.at/produkt/heintje-und-ich-gold-edition-431190

Über das 50-jährige Bühnenjubiläum von Hein(tje) Simons wurde auf Lingua & Musica bereits im Dezember 2017 ausführlich berichtet. Hier geht es zu den Beiträgen:

https://linguamusica.eu/21-dezember-2017-das-50-jaehrige-buehnenjubilaeum-von-heintje-simons/

https://linguamusica.eu/hein-simons-50-jaehriges-jubilaeum-teil-1/

https://linguamusica.eu/hein-simons-50-jaehriges-jubilaeum-teil-2/

Nachtrag zu den Publikationen

Am 17. August 2018 ist bei Shop24Direct auch eine Sammlung von 3 DVDs – ebenfalls unter dem Titel „Heintje und Ich“ – erschienen. Die erste DVD ist identisch mit der bereits im Dezember 2017 erschienenen DVD: Sie zeigt nochmals das Interview mit Hein Simons und Michael Niekammer sowie die Musikvideos zu den beliebtesten Hits, gesungen von Heintje & Hein Simons. Auf der zweiten DVD gibt’s ein Wiedersehen mit den Liedern und Szenen aus den alten, beliebten Filmen mit Heintje – und als Bonus-Track ein Interview mit Hein Simons und Michael Niekammer, das im April 2018 live auf Facebook veröffentlicht wurde. Das große Wunschkonzert mit Heintje / Hein Simons ist auf der dritten DVD erschienen. Hier ist der Link zur DVD-Sammlung:

https://www.shop24direct.at/produkt/heintje-ich-440150

Sylvia Kreye, Wien

José Carreras: 60-jähriges Bühnenjubiläum | Teil 2: 1988-2017

José Carreras: 60-jähriges Bühnenjubiläum

Teil 2: 1988-2017 

Ein Leben für die Musik 

José Carreras’ 60-jähriges Bühnenjubiläum ist in den Medien irgendwie sang- und klanglos untergegangen. Wurde es einfach vergessen? Vor 60 Jahren, am 3. Januar 1958, stand Josep Carreras in seiner Heimatstadt Barcelona zum ersten Mal auf der Bühne. – Doch könnte der Tenor im September dieses Jahres noch ein weiteres Jubiläum feiern: den 30. Jahrestag seines Comebacks an der Wiener Staatsoper! Dies ist ein Grund mehr, dem großen Tenor auf Lingua & Musica einen ausführlichen Beitrag zu widmen!

Das große Comeback   

Das Jahr 1988 war für José Carreras in jeder Hinsicht ein bedeutendes Jahr. Kurz nach seiner Genesung, im Sommer 1988, standen gleich zwei große Ereignisse an: das große Comeback-Konzert unter dem Arc de Triomf in Barcelona und die Gründung der Fundación Internacional para la lucha contra la Leucemia, der Internationalen José Carreras Leukämie- Stiftung.

Schon Anfang März 1988, nur wenige Tage nach seiner Rückkehr aus Seattle, begann er heimlich, Stimmübungen zu machen – sehr zum Leidwesen seines damaligen Arztes in Barcelona, der ihn eindringlich ermahnte, das Singen vorläufig noch zu unterlassen und geduldiger zu sein. Doch Carreras’ Zustand besserte sich von Tag zu Tag, und allmählich konnte er auch mit der Vorbereitung zu seinem Comeback beginnen.

Am 21. Juli 1988 war es endlich soweit: Zum ersten Mal nach seiner schweren Erkrankung konnte José Carreras wieder auftreten. Sein legendäres Comeback-Konzert unter dem Arc de Triomf in seiner Heimatstadt Barcelona wurde zu einem spektakulären Ereignis, das längst in die Geschichte eingegangen ist. In seiner neuen Autobiographie mit dem Titel „Aus vollem Herzen“ erinnert sich José Carreras an dieses emotionale Erlebnis:

„Nur wenige Minuten nach zehn trat ich auf die Bühne, und als ich merkte, mit welcher Wärme man mich empfing, kam es mir vor, als könne ich nicht einmal Guten Abend sagen. Ich hatte einen Kloß in der Kehle, und meine Augen wurden feucht. Ich wusste nicht, wie ich den nötigen Abstand zum Publikum herstellen sollte, und versuchte, an etwas anderes zu denken. Als mir das fast gelungen war, sah ich, dass man auf die Wand eines Hauses auf Katalanisch den Satz projiziert hatte: „José, wir freuen uns, dass du wieder hier bist.“ Meine Landsleute machten es mir wahrlich nicht leicht, doch schließlich gelang es mir, Herr der Lage zu werden, und ich begann zu singen. Für den Anfang hatte ich mich für „T’estimo“ entschieden, die katalanische Fassung von Edvard Griegs Lied „Ich liebe dich“, eins meiner liebsten, und den Schluss bildete „Nessun dorma“, die Arie des Prinzen Kalaf aus Turandot, die ich hinreißend finde, obwohl sie alles andere als einfach zu singen ist.“ (José Carreras mit Màrius Carol: Aus vollem Herzen – Über das Geschenk des Lebens und die Kraft der Musik, aus dem Spanischen von Karl A. Klewer, © 2011 by Siedler Verlag, München, S. 175-176.)

Wenige Wochen später, am 8. August 1988, präsentierte José Carreras in der Arena di Verona die „Grande notte di Verona“, wo er neben vielen Sängerkollegen aus der Opernwelt auftrat und sich mit „Granada“ beim italienischen Publikum zurückmeldete.

Der Benefizabend in der Arena von Verona wurde zu einer langen italienischen Nacht. Es muss dort eine einzigartige Stimmung geherrscht haben, wie man sie wohl nur in Verona erleben kann. Die Erlöse aus den Konzerten in Barcelona und Verona kamen sogleich der neu gegründeten José Carreras Leukämie-Stiftung zugute.

Am 16. September 1988 konnte der wieder genesene Startenor einen weiteren Höhepunkt feiern: seine Rückkehr an die Wiener Staatsoper. An jenem Abend gab Carreras in der Staatsoper einen höchst anspruchsvollen Liederabend, der zu einem historischen Ereignis in der Geschichte der Staatsoper wurde. In seiner Autobiographie „Singen mit der Seele“ erinnert sich der Tenor:

„Nach einer so langen Zwangspause an einen Ort zurückzukehren, an dem man mehr als hundertmal aufgetreten ist, an dem man große Erfolge gefeiert hat, das ist ein unvergleichliches emotionsgeladenes Erlebnis. Noch dazu, wenn sich ein Publikum so herzlich und zugleich enthusiastisch verhält. Das gewisse Etwas lag in der Luft – jene Stimmung, die nicht genau beschreibbar oder definierbar ist, die es nur ganz selten gibt in einem Theater. Man fühlt schon nach dem ersten Schritt auf der Bühne, dass sich etwas Außergewöhnliches ereignen wird. Das Publikum spürt es auch, und diese Wechselwirkung ergibt schließlich das, was man einen großen Abend nennt. Emotionell machten mir die Sekunden meines Auftritts fast mehr zu schaffen als vor dem Arc de Triomf in Barcelona. Das lag wohl auch am vergleichsweise intimen Rahmen des Opernhauses. Im geschlossenen Raum wirkt alles stärker und intensiver. Ein Aufschrei kam mir aus dem Oval entgegen, mit einer langen stehenden Ovation wurde ich begrüßt. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, dass mein Konzert zeitlich die Ausmaße einer kürzeren Wagner-Oper erreichen würde – mehr als drei Stunden, was für einen Liederabend respektabel ist.“ (José Carreras, Singen mit der Seele, © 1989 by Kindler Verlag GmbH, München, Seite 205-206.)   

Die zweite Karriere des Tenors

Neben seinem unermüdlichen Einsatz im Kampf gegen Leukämie ist das Singen natürlich nach wie vor der Lebensinhalt von José Carreras.

Nachdem seine Stimme im Laufe der Jahre dunkler und schwerer geworden ist (was übrigens bei Opernsängern eine ganz normale Entwicklung ist), wechselte Carreras bereits in den 80er Jahren ins sogenannte „Spinto“-Fach. (Der Ausdruck „spinto“ kommt vom italienischen Wort „spingere“ = stoßen und bezeichnet das lyrisch-dramatische Zwischenfach mit seinen dramatischen Akzenten.)

Bereits in den 80er und 90er Jahren übernahm Carreras anspruchsvolle Spinto-Partien von Giuseppe Verdi, Giacomo Puccini, Jules Massenet, Georges Bizet und diversen Komponisten des italienischen Verismo. Der Don José in Bizets Oper Carmen war eine seiner besten Rollen. In den 90er Jahren feierte José Carreras unter anderem in den Verdi-Opern Stiffelio und Jérusalem, als Loris Ipanoff in Fedora von Umberto Giordano, als Jean in Hérodiade von Jules Massenet und als Samson in der Oper Samson e Dalila von Saint-Saëns (unter anderem in Wien, London und Barcelona) große Erfolge.

Auch auf dem Gebiet der zeitgenössischen Oper leistete Carreras einen wichtigen Beitrag für die Opernwelt: 1989 stand er in Barcelona (erstmals nach seiner Krankheit) in der Oper Cristobal Colón von Leonardo Balada auf der Bühne des Liceu. Im Jahre 1998 fanden die Aufführungen der Oper Sly von Ermanno Wolf-Ferrari in Zürich große Beachtung. Die Oper wurde im Jahre 2000 auch in Barcelona aufgeführt. Nach mehrjähriger Abstinenz von der Opernbühne folgte im Jahre 2014 die Uraufführung der Oper El Juez von Christian Kolonovits in Bilbao. Das Werk wurde inzwischen auch in St. Petersburg, im Rahmen der Tiroler Festspiele Erl sowie im Theater an der Wien erfolgreich aufgeführt.

Bei Carreras’ Auftritten an der Wiener Staatsoper ist die Zuneigung zwischen dem Tenor und seinem Wiener Publikum besonders intensiv spürbar. Sein umjubeltes Comeback-Konzert vom 16. September 1988, seine Rückkehr auf die Opernbühne als Don José in Carmen im Jänner 1990 sowie sein 30-jähriges Bühnenjubiläum an der Wiener Staatsoper im Februar 2004 sind längst in die Geschichte der Wiener Staatsoper eingegangen.

Interessanterweise waren es ausgerechnet die Spinto-Partien – jene schwereren Opernpartien des dramatischeren Zwischenfachs – mit denen  José Carreras seine größten Erfolge feiern konnte! Somit strafte er sämtliche Skeptiker und Kritiker Lügen, die ihm bereits das Ende seiner Karriere vorausgesagt hatten!

Im Laufe seiner langen Karriere hat José Carreras zahlreiche Opernpartien gesungen und unzählige Liederabende gegeben. Sein Repertoire umfasst inzwischen mehr als 60 Opernpartien und schätzungsweise mehrere Hundert Lieder. In all den Jahren seiner erfolgreichen Karriere wurden dem Tenor zahlreiche Auszeichnungen verliehen. Unter anderem wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Barcelona (1989), der Edinburgh Napier University (2000) und der Universität des Saarlandes (2012) zuerkannt. Darüber hinaus ist er seit 1990 Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper sowie der Royal Academy of Music. Eine lückenlose Aufzählung seiner zahlreichen Erfolge und Auszeichnungen würde jedoch den Rahmen dieses Artikels sprengen.

Die drei Tenöre

Ein wichtiges Thema sollte in diesem Beitrag auf jeden Fall erwähnt werden: die Konzerte der drei Tenöre. Zusammen mit seinen beiden Tenor-Kollegen Luciano Pavarotti und Placido Domingo konnte José Carreras in den 90er Jahren ganze Fußball-Stadien füllen. Das legendäre Konzert in den Caracalla-Thermen von Rom, das die drei Tenöre am 7. Juli 1990 im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft in Italien präsentierten, ist inzwischen in die Geschichte eingegangen und bildete den Auftakt einer ganzen Serie von Konzerten, welche die drei Tenöre um den gesamten Erdball führte. Im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaften waren die Konzerte der drei Tenöre und Fußballfans Carreras-Domingo-Pavarotti beinahe schon zu einer Tradition geworden. Besonders spektakulär waren – neben dem Rom-Konzert – auch die Konzerte in Los Angeles (1994) und Paris (1998). Mit dem Tod Pavarottis im Jahre 2007 waren leider auch die Konzerte der drei Tenöre beendet. Verständlicherweise wollten Carreras und Domingo dieses Projekt danach nicht mehr weiterführen, denn Luciano Pavarotti – so waren sich beide einig – war nun einmal nicht zu ersetzen.

Die Internationale José Carreras Leukämie-Stiftung

Bereits kurz nach seiner Erkrankung gründete José Carreras in Barcelona die Internationale José Carreras Leukämie Stiftung. Schon im  Sommer 1988 konnte der Sänger (aus dem Erlös der beiden Konzerte in Barcelona und Verona sowie weiterer Veranstaltungen) ansehnliche Spenden für seine neu gegründete Leukämie-Stiftung sammeln. Die Arbeit für die Leukämie-Stiftung ist für José Carreras – neben dem Singen – zu einem wichtigen Lebensinhalt geworden. Dank seines unermüdlichen Einsatzes und mit Hilfe der Spendengelder konnte José Carreras in all den Jahren seit der Gründung der Leukämie-Stiftung zahlreiche Forschungsprojekte realisieren, unter anderem die spanische Knochenspender-Datenbank REDMO (Registro de Donantes de Médula Ósea). Außerdem konnten viele Kliniken (darunter die Universitätskliniken in Barcelona, Leipzig, Berlin und München) mit Transplantationseinheiten ausgestattet werden.

Auch in den USA, in Deutschland und Japan gründete Carreras Stiftungen, die allesamt ein klar definiertes Ziel verfolgen: „Leukämie muss heilbar werden – immer und bei jedem.“ Im deutschen Fernsehen wird alljährlich im Dezember die große Carreras-Gala ausgestrahlt, bei der die Zuschauer anrufen und spenden können.

Seit 1995 konnte José Carreras mit Unterstützung von vielen internationalen und nationalen Stars in bislang 22 Galas und vielen weiteren Spendenaktionen insgesamt über 200 Millionen Euro an Spenden für den Kampf gegen Leukämie und andere Bluterkrankungen generieren. Mit diesem Geld wurden bereits über 1.100 Projekte finanziert, welche den Bau von Forschungs- und Behandlungseinrichtungen, die Erforschung von Leukämie und ihrer Heilung sowie die Arbeit von Selbsthilfegruppen und Elterninitiativen zum Ziel haben.

Bei der letzten Carreras-Gala am 16. Dezember 2017 kam erneut ein ansehnlicher Betrag von 3,2 Millionen Euro zusammen. Übertragen wurde das vorweihnachtliche TV-Ereignis auch diesmal live bei SAT.1 Gold im frei empfangbaren Fernsehen.

Privatleben 

Von 1971 bis 1992 war José Carreras mit der Geschichtsprofessorin Mercedes Pérez verheiratet. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor: Alberto (*1973) und Julia (*1978). Leider scheiterte die Ehe und wurde nach 21 Ehejahren geschieden. 2006 heiratete José Carreras Jutta Jäger, eine österreichische Flugbegleiterin, die er viele Jahre zuvor auf einem Flug kennengelernt hatte. Aber auch diese zweite Ehe verlief nicht so glücklich, wie Carreras sich das gewünscht hätte: Das Paar ließ sich 2011 wieder scheiden. Inzwischen ist Josep Carreras, wie der Katalane sich gern nennt, fünffacher Großvater. Offensichtlich genießt er diesen Status sowie auch die Zusammenkünfte mit seinen Kindern und Enkelkindern. Ob eines von ihnen wohl jemals in seine Fußstapfen treten wird, bleibt noch abzuwarten. 

Katalonien und der Fußball

Wie bereits erwähnt, musste José Carreras zur Zeit der Franco-Diktatur den kastilischen Vornamen „José“ annehmen. Seinen katalanischen Vornamen „Josep“ durfte er erst nach der Rückführung Spaniens in eine konstitutionelle Monarchie führen.

Privat ist Josep Carreras ein begeisterter Fußballfan und Anhänger des katalanischen Fußballteams FC Barcelona. Die Begeisterung für den Verein beruht nicht nur auf sportlichen Interessen, sondern ist auch Ausdruck der nationalen Identität des katalanischen Volkes:

„Das hat nicht nur mit der sportlichen Seite des Klubs zu tun, sondern vielmehr mit der Rolle, die er als gesellschaftliche Institution während der Franco-Diktatur  gespielt hat. Zu dieser Zeit mussten wir unsere Identität, unsere Wurzeln und Traditionen gegen die Repression von General Franco verteidigen. Die einzige Möglichkeit, unseren Selbstwert nach außen zu zeigen, war, zu den Spielen des FC Barcelona zu gehen. Nur im Camp Nou zeigten wir offen unsere wahren Gefühle, unsere Identität als eigenes kleines Land. Deshalb hat der FC Barcelona bis heute diese unglaubliche soziale Stärke und Bedeutung. Barça war und ist schon immer viel mehr gewesen als nur Sport.“ Und über seine Heimat Katalonien sagte der Sänger in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Katalonien ist mein Land, mein kleines Land. Ich liebe die Spanier, ich habe einen spanischen Pass, Spanien ist ein phantastisches Land, aber wir Katalanen fühlen da ein bisschen anders. Nicht besser, nicht schlechter. Einfach anders.“ (José Carreras im Gespräch „Eine eigene Nationalmannschaft für Katalonien“ – Interview in FAZ.net vom 4. Juni 2008.)

60 Jahre José Carreras – ein Leben für die Musik 

José Carreras hat sein Leben stets der Musik gewidmet. Derzeit befindet er sich auf seiner Abschiedstournee, die ihn noch einmal durch alle Städte führen soll, in denen er seine großen Erfolge feiern konnte. „A Live in Music“ ist der sprichwörtliche Titel seiner sogenannten World Final Tour, die sich insgesamt über einen Zeitraum von 2 – 3 Jahren hinziehen soll. Doch wie Carreras bereits verlauten ließ, gibt es für seinen Abschied von der Bühne nach wie vor keine genaue „Deadline“.

Bei dieser Gelegenheit sei daran erinnert, dass José Carreras kurz nach seinem Comeback einmal sagte, er glaube, dass mit 53 Jahren ein guter Zeitpunkt sei, sich von der Bühne zu verabschieden. Doch wie viele Jahre sind seitdem schon vergangen, und er singt immer noch – Gott sei dank!

Im Jahre 2009 hieß es, dass José Carreras sich von der Opernbühne endgültig verabschieden und nur noch Liederabende geben wolle. Ein paar Jahre lang hatte es tatsächlich den Anschein, als wolle der Sänger seinem Vorsatz treu bleiben – bis zu seinem großartigen Comeback auf die Opernbühne mit der Oper El Juez (Der Richter) von Christian Kolonovits im Jahre 2014.

Allen Unkenrufen zum Trotz: Die lange und erfolgreiche Karriere des José Carreras, eines der größten Tenöre unserer Zeit, ist noch lange nicht zu Ende! Er kann’s einfach (noch) nicht lassen! Und solange er gesund bleibt und seine Fans ihn hören wollen, ist das auch gut so! Auch wenn viele Kritiker ihm schon vor vielen Jahren das Ende seiner Karriere prophezeit haben: Er ist immer noch da! Wie sich Menschen doch irren können! Es bleibt daher zu hoffen, dass wir ihn doch noch einige Male auf der Bühne erleben werden, bevor er sich eines Tages in den wohlverdienten Ruhestand zurückzieht!

Als Autorin dieses Beitrages möchte ich diese Gelegenheit benutzen, meinem großen Vorbild José Carreras zu seinem 60. Bühnenjubiläum die herzlichsten Glückwünsche zu übermitteln und ihm für die weitere Zukunft alles Gute zu wünschen. Vor allem aber wünsche ich ihm weiterhin eine gute Gesundheit, denn das ist – ungeachtet der großen Erfolge – doch immer noch das Wichtigste im Leben!

Sylvia Kreye, Wien

Tipps für Musikfreunde & Carreras-Fans  

Der erste Teil des Artikels zum 60-jährigen Bühnenjubiläum von José Carreras ist am 30.01.2018 auf Lingua & Musica erschienen und unter folgendem Link abrufbar:

José Carreras: 60-jähriges Bühnenjubiläum | Teil 1: 1958-1987

Über das Konzert im Wiener Konzerthaus am 22. März 2017 wurde auf Lingua & Musica bereits ausführlich berichtet:

https://linguamusica.eu/a-life-in-music-jose-carreras-im-wiener-konzerthaus/

Ein weiterer Artikel über José Carreras – mit persönlichen Erinnerungen und Begegnungen – ist bereits anlässlich seines 70. Geburtstages am 5. Dezember 2016 auf Lingua & Musica (Musikalischer Adventskalender vom 5. Dezember) erschienen:

https://linguamusica.eu/der-musikalische-adventskalender-5-dezember-2016/

Hier noch ein paar Tipps für Carreras-Fans: Die aktuelle CD zur Abschiedstournee „A Live in Music“ ist im Handel oder über Shop24Direct zu beziehen:

https://www.shop24direct.at/produkt/a-life-in-music-118028

Es gibt nur noch 3 Exemplare – also rasch zugreifen!

Die neue Biographie von José Carreras, entstanden in Zusammenarbeit mit Màrius Carol und erschienen 2011 im Siedler Verlag trägt den Titel „Aus vollem Herzen“ und ist ebenfalls über Shop24Direct erhältlich:

https://www.shop24direct.at/produkt/sku/1487118

Weitere CDs und DVDs von José Carreras sind unter folgendem Link zu finden:

https://www.shop24direct.at/catalogsearch/result/?filter=&q=Jos%C3%A9+Carreras

Quellen & Literatur

José Carreras: 60-jähriges Bühnenjubiläum | Teil 1: 1958-1987

José Carreras: 60-jähriges Bühnenjubiläum

Teil 1: 1958-1987

Ein Leben für die Musik

José Carreras’ 60-jähriges Bühnenjubiläum ist in den Medien irgendwie sang- und klanglos untergegangen. Wurde es einfach vergessen? Vor 60 Jahren, am 3. Januar 1958, stand Josep Carreras in seiner Heimatstadt Barcelona zum ersten Mal auf der Bühne. – Doch könnte der Tenor im September dieses Jahres noch ein weiteres Jubiläum feiern: den 30. Jahrestag seines Comebacks an der Wiener Staatsoper! Dies ist ein Grund mehr, dem großen Tenor auf Lingua & Musica einen ausführlichen Beitrag zu widmen!

A Live in Music – die Abschiedstournee des Tenors

José Carreras hat sein Leben stets der Musik gewidmet. Derzeit befindet sich der Tenor auf seiner Abschiedstournee, die ihn noch einmal durch alle Städte führen soll, in denen er seine großen Erfolge feiern konnte. „A Live in Music“ ist der Titel seiner sogenannten World Final Tour, die sich insgesamt über einen Zeitraum von 2 – 3 Jahren hinziehen soll. Doch wie Carreras bereits verlauten ließ, gibt es für seinen Abschied von der Bühne nach wie vor keine genaue „Deadline“.

Viel Beachtung fanden im vergangenen Jahr zwei Konzerte, die José Carreras im Rahmen seiner World Final Tour in Österreich gab: das Konzert im Wiener Konzerthaus am 22. März 2017 und das letzte Konzert des Tenors im Großen Festspielhaus Salzburg am 20. Dezember 2017 (siehe Beitragsbild). Zu Wien und Salzburg hat der Tenor schon immer eine besonders enge Beziehung gehabt, denn in beiden Städten konnte er besonders große Erfolge feiern. Die Salzburger Festspiele und die Zusammenarbeit mit dem legendären Dirigenten Herbert von Karajan bildeten einen absoluten Höhepunkt seiner Karriere.

Ebenso erfolgreich waren José Carreras’ Auftritte an der Wiener Staatsoper, in den späten Jahren vor allem mit Opernpartien des dramatischeren Spinto-Fachs. Sein umjubeltes Comeback-Konzert vom 16. September 1988, seine Rückkehr auf die Opernbühne als Don José in Carmen im Jänner 1990 sowie sein 30-jähriges Bühnenjubiläum an der Wiener Staatsoper im Februar 2004 sind längst in die Geschichte der Wiener Staatsoper eingegangen.

Ein 60-jähriges Bühnenjubiläum ist ein Anlass, ein wenig Rückschau zu halten und einen Blick auf die Biographie des Sängers zu werfen.

Kindheit und Debüt mit elf Jahren

José Carreras, mit bürgerlichem Namen Josep Maria Carreras-Coll, wurde am 5. Dezember 1946 in Barcelona, im Stadtviertel Sants, als drittes Kind von José Carreras-Soler und Antonia Coll-Saigi, geboren. Katalonien stand seinerzeit unter dem Joch der Franco-Diktatur. Zur Zeit Francos war die katalanische Sprache verboten – die offizielle Staatssprache war Kastilisch. Dies war auch der Grund, warum José Carreras seinen katalanischen Vornamen „Josep“ offiziell nicht führen durfte. Erst viel später, nach der Rückführung Kataloniens in eine konstitutionelle Monarchie, durfte José Carreras sich wieder „Josep“ nennen – so wie er auch von seiner Familie und seinen Freunden stets genannt wurde.

Wie die meisten Katalanen war Carreras’ Vater, José Carreras-Soler, glühender Republikaner. Nachdem er im spanischen Bürgerkrieg an der Seite der Republikaner gegen das Franco-Regime gekämpft hatte, bekam auch die Familie Carreras die Repressalien des Regimes zu spüren. Nach 1939, dem Ende des Bürgerkrieges, durfte Josés Vater seinen Beruf als Französischlehrer nicht mehr ausüben. Ein Lehrer als Republikaner war für das Franco-Regime untragbar. Stattdessen wurde ihm eine Stelle als Verkehrspolizist bei der „Guardia Urban“ angeboten, die Carreras’ Vater notgedrungen annahm. Wegen der wirtschaftlichen und politischen Situation beschloss die Familie Carreras im Herbst 1951 (der kleine Josep war damals nicht einmal fünf Jahre alt), nach Argentinien auszuwandern. Jedoch erkannte die Familie schon sehr bald, dass sich der Traum von einem besseren Leben in Argentinien nicht erfüllen würde, und kehrte schon nach elf Monaten nach Katalonien zurück, denn auch in Argentinien war keine Besserung der Lebensumstände zu erwarten.

Wieder daheim in Barcelona, nahm der Vater seine Arbeit als Verkehrspolizist wieder auf. Die Mutter, Antonia Coll-Saigi, führte einen kleinen Friseursalon. Ein Kinobesuch der Familie Carreras sollte schon bald zu einem besonderen Erlebnis werden: Als eines Tages im Kino der Film „Der große Caruso“ mit Mario Lanza gespielt wurde, änderte sich das Leben des kleinen Josep schlagartig. José Carreras erinnert sich:

„Was mich an dem Film faszinierte, war aber weniger die Story. Ich bekam zwar das Wunder dieser Karriere irgendwie mit, mir gefielen die Reisen, der Ruhm, der Reichtum – aber was mir viel mehr imponierte, war die Musik. Die Opernarien und wie sie von Mario Lanza, dem Film-Caruso, gesungen wurden.“ (José Carreras, Singen mit der Seele, © 1989 by Kindler Verlag GmbH, München, Seite 75.)

Von nun an schmetterte der knapp sechsjährige Josep alle Arien, die er im Film gehört hatte, nach. Tagaus, tagein sang er zu Hause die Arien rauf und runter. Sein Favorit war die Arie des Herzogs aus der Oper Rigoletto – was ihm in der Schule schon bald den Spitznamen „Rigoletto“ einbrachte! Er sang und sang; seine Eltern und Geschwister trugen es mit Geduld und Fassung! „Can you imagine my poor family“, sagte José Carreras selbst einmal humorvoll in einem Interview! 

„Was am nächsten Tag passierte, war für meine Familie fast ein Schock. Nicht nur, dass ich sämtliche Arien aus dem Caruso-Film vollkommen richtig nachsang, obwohl ich sie nie vorher gehört hatte – ich sang keineswegs so, wie Kinder eben singen, sondern ich imitierte gleich die Art der Tenöre, Arien zu singen. Für meine Familie begann eine schwere Zeit. Ich sang und sang und sang. Als man mir nach einiger Zeit bedeutete, mein Gesang sei zwar wunderschön, gehe aber allen allmählich auf die Nerven, begab ich mich auf die Suche nach geeigneten Orten für meine musikalischen Darbietungen. Da ich an Zuhörern ohnehin nicht sehr interessiert war, schloss ich mich stundenlang auf dem Klo ein oder verbrachte längere Zeiten unter der Dusche als je zuvor in meinem Leben. Wo immer ich ein ruhiges Plätzchen fand, sang ich aus Leibeskräften. […]“ (José Carreras, Singen mit der Seele, © 1989 by Kindler Verlag GmbH, München, Seite 75-76.)

Der Film „Der große Caruso“ mit Mario Lanza hatte in dem sechsjährigen Josep Carreras eine unbändige Lust am Singen erweckt. Ansonsten jedoch verlief das Leben des kleinen Josep völlig normal. Er ging zur Schule wie alle anderen Jungen seines Alters, spielte Fußball und Handball, vor allem aber Basketball. Bald darauf erhielt der kleine Josep seinen ersten Musikunterricht bei Magda Prunera, einer Freundin seiner Mutter, im „Orfeon de Sants“, der örtlichen Musikschule. Schon nach einem Jahr konnte er an das städtische Konservatorium der Stadt Barcelona wechseln. Ein weiteres Schlüsselerlebnis war für den achtjährigen Josep Carreras sein erster Opernbesuch im Teatro del Liceu von Barcelona. Zusammen mit seinem Vater erlebte er ganz oben auf der fünften Galerie des traditionsreichen Opernhauses eine Aida-Vorstellung mit Renata Tebaldi als Aida und Umberto Borso als Radames. Von dem Moment an war für den achtjährigen Josep klar, dass dies einmal seine Welt sein sollte, dass er hierher gehöre.

Schon bald darauf – es war in der Weihnachtszeit – trat der Achtjährige in einer Benefizsendung des Radio Nacional d’Espana auf. Er sang ein katalanisches Weihnachtslied und – wie könnte es anders sein – die Arie des Herzogs aus Rigoletto: La donna è mobile!

Am 3. Januar 1958 – mit gerade einmal 11 Jahren – trat Josep Carreras zum ersten Mal im Gran Teatre del Liceu von Barcelona auf: In der Oper El Retablo del Maese Pedro von Manuel de Falla sang er die Knabenrolle des Trujamán. Der berühmte spanische Pianist und Dirigent José Iturbi dirigierte die Vorstellung. Der Auftritt wurde für den Elfjährigen zu einem großen Erfolg. In den folgenden Jahren erhielt Josep Carreras noch weitere Angebote vom Liceu: jeweils eine Knabenrolle in der Oper Amunt von Manuel Altisent und in Puccinis La Bohème. Für die Saison 1959/60 erhielt Josep ein weiteres Angebot des Liceu: Als nächstes sollte er den Hänsel in Humperdincks Märchenoper Hänsel und Gretel singen. Doch dann kam es anders: Der Stimmbruch machte ihm einen Strich durch die Rechnung, und er musste seine Mitwirkung in der Produktion Hänsel und Gretel absagen.

Die Ausbildung

Im Jahre 1964 begann José Carreras mit der Gesangsausbildung, zunächst bei Francisco Puig – jenem Gesangslehrer, der auch seinen Landsmann Jaime (Giacomo) Aragall unterrichtet hatte.

Im Herbst 1965 – nur ein Jahr, nachdem José Carreras sein Gesangsstudium aufgenommen hatte, wurde bei seiner Mutter Krebs im Endstadium diagnostiziert. Sie hatte nur noch wenige Tage zu leben und starb im Alter von nur 51 Jahren. Der damals 18jährige Josep hat sehr unter diesem Verlust gelitten und diesen Schicksalsschlag lange Zeit nicht überwunden.

Nach dem Tod seiner Mutter nahm José Carreras zunächst ein Chemie-Studium an der Universität von Barcelona auf, da sein Bruder und sein Schwager gerade dabei waren, eine Kosmetikfirma aufzubauen. Neben dem Studium nahm er weiterhin Gesangsunterricht und half im Betrieb seines Bruders und Schwagers. Nach dem Studienjahr 1967/68 jedoch entschied sich José Carreras endgültig für die Welt der Oper und gab das Chemie-Studium auf. – Da kommt unwillkürlich die Frage auf: Was wäre wohl aus Carreras geworden, wenn er nicht Sänger geworden wäre und das Chemie-Studium fortgesetzt hätte? Nicht auszudenken! Wie gut, dass er sich dann doch für den Gesang entschieden hat!

Nachdem José Carreras etwa drei Jahre lang bei Francisco Puig studiert hatte, spürte er, dass er etwas brauchte, was ihm Maestro Puig nicht geben konnte. In dieser Zeit lernte er Juan Ruax kennen, einen Mann mit einer schönen Tenorstimme, der jedoch nach einer Kinderlähmung an den Rollstuhl gefesselt war. Juan Ruax war von Beruf Zahntechniker und widmete sich der Ausbildung des jungen Tenors mit großem Einsatz. Er hatte einen untrüglichen Instinkt für die Stimme seines Schützlings und wusste genau, was dieser gerade brauchte. José Carreras über seinen Lehrer Juan Ruax:

„Das Faszinierende an dem Unterricht bei ihm war, dass er mehr mit mir über das Singen sprach, als dass er mit mir das Singen übte. Es war auch so, dass er weniger versuchte, mir beizubringen, wie man singen muss, sondern wesentlich mehr darüber sprach, wie man es   n i c h t   tun soll. Er war immer bemüht, meinen natürlichen Instinkt für das Singen und mein Talent weiterzuentwickeln. Natürlich korrigierte er mich, wenn ich etwas falsch machte. Aber die Hauptsache war: Es gibt kaum Grundregeln beim Singen, die man auf jeden Menschen anwenden kann. Was für den einen gut ist, muss es noch lange nicht für den anderen sein. Es gibt kein todsicheres System, denn gäbe es eines, existierten viel mehr erstklassige Sänger. Jede Kehle ist anders, jedes Talent auch, die Intelligenz funktioniert beim Singen unterschiedlich. Und Maestro Ruax hatte eben ein untrügliches Gespür für mich. Er wusste einfach instinktiv, wo er ansetzen musste, ohne das, was von mir selbst kam, zu gefährden. Sein Grundsatz lautete: Folge dem, was deine Intuition dir sagt, und opfere niemals einen Ausdruck, einen Akzent oder eine Note der Technik. Er war das klassische Gegenbeispiel zu jenen sturen Gesangslehrern, die ihren Schützlingen eine bestimmte Methode aufzwingen.“ (José Carreras, Singen mit der Seele, © 1989 by Kindler Verlag GmbH, München, Seite 93-94.)    

Debüt als erwachsener Sänger im Liceu

Im Frühjahr 1969 ging José Carreras – ermuntert durch seinen Lehrer Juan Ruax – zu einem Vorsingen ins Teatre del Liceu in Barcelona. Der damalige Direktor Juan Antonio Pamias war von seinem Vortrag so angetan, dass er ihm gleich die Rolle des Flavio in Bellinis Norma anbot. Die Premiere im Januar 1970 – an der Seite der großen Sopranistin Montserrat Caballé – wurde nicht nur für die Stars der Aufführung, sondern auch für José Carreras zu einem großen Erfolg. Montserrat Caballé war von der Stimme des jungen Tenors so begeistert, dass sie ihn fortan förderte. So sang José Carreras noch im selben Jahr seine erste Hauptrolle im Teatro del Liceu: den Gennaro in Donizettis Lucrezia Borgia. Die Premiere von Lucrezia Borgia im Dezember 1970 betrachtet Carreras als sein eigentliches Debüt. Wenig später erhielt der junge José Carreras auch die Tenorrolle in der neuen Produktion von Verdis Nabucco.

Regisseur de Giuseppe Tomasi war es auch, der den jungen Tenor animierte, am Verdi-Gesangswettbewerb in Parma teilzunehmen, den Carreras im Oktober 1971 gewann. Anlässlich des Wettbewerbs in Parma traf José Carreras zum ersten Mal mit seinem großen Vorbild Guiseppe di Stefano – genannt Pippo – zusammen. „Wie alle anderen, war auch ich sehr aufgeregt und zitterte wie ein Pudding, als der große Pippo vor mir stand“, erinnert sich Carreras an diese Begegnung.

Carlos Caballé, der Bruder und Manager von Montserrat Caballé, dem José Carreras bereits während seines Studiums begegnet war, wurde schließlich auch Carreras’ Manager und Impresario.

Auf den Opernbühnen der Welt

Von da an war die steile Karriere des jungen Carreras nicht mehr aufzuhalten. Engagements an allen großen Opernhäusern folgten: Von der New York City Opera in New York ging es im Januar 1974 nach Wien, wo ihm während einer Aufführung von Rigoletto ein Malheur passierte: Ausgerechnet am Ende von „La donna è mobile“ – jener Arie, die er zuvor tausendmal gesungen hatte – blieb ihm die Stimme weg. Obwohl Carreras wegen dieses peinlichen Zwischenfalls für mehrere Jahre einen großen Bogen um Wien machte, hatte ihn das Wiener Publikum – trotz oder gerade wegen dieses Missgeschicks – gleich ins Herz geschlossen.

Von Wien aus führte der Weg des jungen Sängers über London, Wien, München und New York nach Mailand – dem „Mekka“ für Opernsänger. In Mailand traf Carreras erneut mit seinem Vorbild Giuseppe di Stefano zusammen. Während der Proben zur Premiere von „Un ballo in maschera“ kam es damals zu einer lustigen Begebenheit: Weil das Kostüm für den schlanken José Carreras zu groß war, verehrte ihm der große „Pippo“ sein Ballo-Kostüm – eine Anekdote, die sich in Mailand schnell herumsprach.

Das Scala-Debüt im Februar 1975 wurde für Carreras zu einem triumphalen Erfolg. Kurz darauf wurde auch der große Herbert von Karajan auf den jungen Sänger aufmerksam, der ihn im April 1976 für Verdis Messa da Requiem im Rahmen der Salzburger Osterfestspiele engagierte. Noch im selben Jahr vertraute ihm Herbert von Karajan für die Salzburger Festspiele die Titelpartie in Verdis Don Carlos an. Die Zusammenarbeit mit Herbert von Karajan und die Salzburger Festspiele waren für José Carreras, wie er selbst einmal in einem Interview sagte, der absolute Höhepunkt seiner Karriere. Weitere große Projekte mit Herbert von Karajan folgten: La Bohème an der Wiener Staatsoper (1977), Aida (Salzburger Festspiele 1979 und 1980), Don Carlos (Salzburger Festspiele 1977 und 1978, Wiener Staatsoper 1979 und 1980, Osterfestspiele 1986). Ein weiterer Höhepunkt in der Zusammenarbeit mit Karajan war die Carmen (Salzburger Festspiele 1985) – mit jenem legendären hohen b im pianissimo am Ende der Blumen-Arie, das in seiner poesievollen Gestaltung bis heute einzigartig geblieben ist. Es ist diese unvergleichliche Piano- und Legato-Kultur, mit der José Carreras Maßstäbe gesetzt hat und seine Fans auf der ganzen Welt immer wieder begeistert.

Auch für Liederabende kehrte José Carreras immer wieder gern nach Salzburg zurück, so zum Beispiel 1981, 1989, 2002, 2012 und zuletzt im Dezember 2017. Seine Recitals im Großen Festspielhaus haben ebenfalls Maßstäbe gesetzt.

Im Laufe seiner Karriere hat José Carreras mit allen namhaften Dirigenten zusammengearbeitet, darunter Carlo Maria Giulini, Claudio Abbado, Riccardo Muti – um nur einige zu nennen. Unter der Leitung von Leonard Bernstein persönlich entstand auch die berühmte Einspielung des Musicals Westside Story.

Die Leukämie-Erkrankung

Das Jahr 1987 sollte für José Carreras zu einem schweren Schicksalsjahr werden. Noch im Frühjahr 1987 war der Tenor an der Mailänder Scala als Canio in der Oper I Pagliacci erfolgreich aufgetreten – ohne zu wissen, dass dies vorläufig sein letzter Opernauftritt sein sollte. Anfang Juli hatte Carreras seine Schallplattenaufnahme der Misa criolla unter der Leitung des Komponisten Ariel Ramirez eingespielt. Am 5. Juli fand – ohne dass er es ahnen konnte – sein vorläufig letztes Konzert in Oviedo statt. Bereits am nächsten Morgen begannen in Paris die Dreharbeiten zu einem Bohème-Film mit dem italienischen Regisseur Luigi Comencini, mit Carreras als Rudolfo. Während der Dreharbeiten machte José Carreras eine Zahnentzündung zu schaffen. Trotz der Antibiotika, die er dagegen einnahm, fühlte er sich von Tag zu Tag schlechter. Nach einem Check-up im Amerikanischen Hospital von Paris erhielt er schließlich die niederschmetternde Diagnose erhielt: Leukämie. Es folgte eine monatelange Behandlung mit Chemotherapie, Strahlenbehandlung und allen erdenklichen Nebenwirkungen.

Um nahe bei der Familie zu sein, unterzog sich Carreras der Behandlung zunächst in Barcelona. Im Herbst 1987 begab er sich zur weiteren Behandlung nach Seattle ins Fred Hutchinson Cancer Research Center. Da kein geeigneter Knochenmarkspender gefunden wurde, konnte nur eine autologe Knochenmarktransplantation (vom eigenen Knochenmark) das Leben des Sängers retten. Diese wurde – nach einer erneuten quälenden Phase mit Knochenmarkentnahme, Chemotherapie und Bestrahlung – im November 1987 vorgenommen. Doch bei aller Tragik gibt es auch eine kuriose Anekdote aus der Zeit in Seattle, die Carreras in seiner Autobiographie festgehalten hat:

„Da es in dem Raum keine Uhr gab, auf der ich die dahinkriechenden Minuten hätte verfolgen können, half ich mir mit der Oper. Leise summend oder manchmal sogar nur in Gedanken repetierte ich Arien – von La Bohème bis Aida, von Turandot bis La Gioconda. Schließlich weiß jeder Tenor auswendig, wie viele Minuten „Che gelida manina“, „Celeste Aida“, „Nessun dorma“ oder „Cielo e mar“ dauern. Nun, diese Zeiten zählte ich zusammen und wusste relativ genau, dass die Bestrahlungszeit nach der nächsten Arie vorbei sein musste. Manchmal holten mich die Krankenschwestern schon ab, während ich noch mitten im „Singen“ war. Da sie mir nicht eine Sekunde schenkten, muss mich in diesen Fällen wohl ein in breite Tempi verliebter Dirigent begleitet haben…“ (José Carreras, Singen mit der Seele, © 1989 by Kindler Verlag GmbH, München, Seite 41-42.)   

Die Nachricht von Carreras’ Leukämie-Erkrankung löste bei Fans in aller Welt – einschließlich meiner Person – eine wahre Schockstarre aus. Überwältigend war die Anteilnahme, die dem Sänger entgegengebracht wurde. Aus allen Teilen der Welt erhielt er Genesungswünsche. Schon während dieser Zeit in Seattle reifte in ihm der Plan, eine Stiftung für Leukämiekranke zu gründen. Und eines wusste er ganz sicher: Er wollte nicht nur wieder gesund werden, sondern auch wieder singen! Im Februar 1988 wurde Carreras aus dem Krankenhaus in Seattle entlassen und durfte endlich in seine Heimatstadt Barcelona zurückkehren. Am Flughafen von Barcelona wurde er von seinen Landsleuten begeistert empfangen. Mit der Rückkehr in seine Heimat begann für den Sänger ein neues Leben.

Sylvia Kreye, Wien

Morgen geht’s weiter mit Teil 2: 1988 – 2017

Tipps für Musikfreunde & Carreras-Fans

Hier noch ein paar Tipps für Carreras-Fans: Die aktuelle CD zur Abschiedstournee „A Live in Music“ ist im Handel oder über Shop24Direct zu beziehen:

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Es gibt dort nur noch 3 Exemplare – also rasch zugreifen!

Die neue Biographie von José Carreras, entstanden in Zusammenarbeit mit Màrius Carol und erschienen 2011 im Siedler Verlag, trägt den Titel „Aus vollem Herzen“ und ist ebenfalls über Shop24Direct erhältlich:

https://www.shop24direct.at/produkt/sku/1487118

Weitere CDs und DVDs von José Carreras sind unter folgendem Link zu finden:

https://www.shop24direct.at/catalogsearch/result/?filter=&q=Jos%C3%A9+Carreras

Hier geht’s zum zweiten Teil des Artikels zum 60-jährigen Bühnenjubiläum von José Carreras:

José Carreras: 60-jähriges Bühnenjubiläum | Teil 2: 1988-2017

Über das Konzert im Wiener Konzerthaus am 22. März 2017 wurde auf Lingua & Musica bereits ausführlich berichtet:

https://linguamusica.eu/a-life-in-music-jose-carreras-im-wiener-konzerthaus/

Ein weiterer Artikel über José Carreras – mit persönlichen Erinnerungen und Begegnungen – ist bereits anlässlich seines 70. Geburtstages am 5. Dezember 2016 auf Lingua & Musica (Musikalischer Adventskalender vom 5. Dezember) erschienen:

https://linguamusica.eu/der-musikalische-adventskalender-5-dezember-2016/

Quellen & Literatur

21. Dezember 2017: Das 50-jährige Bühnenjubiläum von Hein(tje) Simons

21. Dezember 2017:
Das 50-jährige Bühnenjubiläum von Hein(tje) Simons

Der 21. Dezember 2017 ist ein denkwürdiges Datum: Der heutige Tag steht ganz im Zeichen des 50-jährigen Bühnenjubiläums von Hein Simons – besser bekannt als „Heintje“. Zurzeit befindet sich der Sänger auf einer großen Weihnachtstournee durch Ostdeutschland.

Leider ist der 21. Dezember 2017 aber auch mit einem traurigen Ereignis verbunden, denn heute ist der 3-jährige Todestag von Udo Jürgens. Doch wenden wir uns zunächst dem erfreulichen Anlass zu.

Das 50-jährige Bühnenjubiläum von Hein(tje) Simons 

21. Dezember 1967: Heintje wird über Nacht zum Star

Heute vor genau 50 Jahren, am 21. Dezember 1967, hatte Heintje seinen ersten Fernsehauftritt in der ZDF-Show „Der goldene Schuss“ mit Vico Torriani. Heintje sang sein berühmtes Lied „Mama“. Sein Auftritt mit der (gekürzten) deutschen Fassung des italienischen Liedes „Mamma“ (mit zwei „m“) dauerte nur 55 Sekunden! 55 Sekunden, die alles entscheiden und sein Leben verändern sollten. Nach seinem kurzen Auftritt in der Sendung „Der goldene Schuss“ wurde Heintje über Nacht zum Star. In den folgenden Jahren folgte ein Hit nach dem anderen: „Du sollst nicht weinen“, „Ich bau dir ein Schloss“, „Oma so lieb“, „Mamatschi“, „Ich sing ein Lied für dich“, „Schneeglöckchen im Februar“ – um nur einige zu nennen.

50 Jahre ist das alles nun her. – „Der Kandidat hat 100 Punkte!“ Dieses Zitat von Vico Torrianis Assistentin aus der Fernsehshow „Der goldene Schuss“ ist längst zu einem geflügelten Wort geworden und trifft in diesem Zusammenhang auch auf Hein(tje) Simons zu.

21. Dezember 2017: Das 50-jährige Bühnenjubiläum von Hein(tje) Simons

Zurzeit befindet sich Hein Simons zusammen mit Maximilian Arland und Fernando Express auf einer großen Weihnachtstournee durch Ostdeutschland. Heute gastiert er im sächsischen Marienberg, wo am Abend wohl noch eine ausgelassene After-Show-Party steigen wird. Denn so ein 50-jähriges Bühnenjubiläum ist wahrlich ein Grund zum Feiern!

Rechtzeitig zum Jubiläum ist zum 1. Dezember unter dem Label TELAMO auch ein neues Album von Hein(tje) Simons erschienen. Die CD mit dem Titel „Heintje und Ich“ ist schon jetzt ein Renner und belegt bereits Platz 2 der deutschen Charts. Auf diesem neuen Album singt Hein Simons erstmals im Duett mit seinem jüngeren Ich – eine Weltsensation! Die warme Baritonstimme des erwachsenen Hein Simons harmoniert sehr gut mit der hellen Stimme des einstigen Kinderstars.

Bereits am 15. November ist im Giger Verlag das Buch „Ich war Heintje“ von Jan Adriaan Zwarteween erschienen. Das Buch ist ein „Must-have“ für alle Heintje- und Hein-Simons-Fans. Es ist aber auch für andere Zielgruppen sehr lesenswert, vor allem für Freunde der Unterhaltungsmusik und des deutschen Schlagers. Man erfährt darin auch viele interessante Details, die sich damals hinter den Kulissen abgespielt haben.

Das Album „Heintje und ich“ ist zum 1. Dezember bei TELAMO erschienen. Es ist im Handel erhältlich und kann als CD, DVD oder sogar als Fan-Box bei Shop24Direct bezogen werden:

Als CD:
https://www.shop24direct.at/produkt/heintje-und-ich-431055

Als DVD:
https://www.shop24direct.at/produkt/heintje-und-ich-440121

Das Buch „Ich war Heintje“ ist ebenfalls im Handel oder über Shop24Direct zu beziehen:

https://www.shop24direct.at/produkt/ich-war-heintje-2020380

Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums von Hein(tje) Simons hat Lingua & Musica dem Künstler bereits Anfang Dezember einen ausführlichen Artikel in zwei Teilen gewidmet:

Teil 1: Vom Lausbub zum Kinderstar
https://linguamusica.eu/hein-simons-50-jaehriges-jubilaeum-…/

Teil 2: Vom Kinderstar zum Bariton
https://linguamusica.eu/hein-simons-50-jaehriges-jubilaeum-…/

Ein 50-jähriges Bühnenjubiläum ist doch ein denkwürdiges Ereignis, das nicht allen Künstlern zuteil wird. Es verdient daher auch eine entsprechende Würdigung in dem sonst eher klassisch ausgerichteten Online-Magazin von Lingua & Musica.

Der sympathische Holländer Hein Simons hat sich inzwischen vom Kinderstar zum reifen Mann und einem „Urgestein“ der deutschen Unterhaltungsmusik entwickelt. Wir wollen ihm zu seinem 50-jährigen Bühnenjubiläum alles Gute wünschen und heben das Glas auf sein Wohl: „Der Kandidat hat 100 Punkte“!

Soweit zum erfreulichen Teil dieses Beitrags. Doch wie bereits erwähnt, ist das heutige Datum auch mit einem traurigen Ereignis verbunden: dem plötzlichen Tod von Udo Jürgens vor drei Jahren.

Der 3-jährige Todestag von Udo Jürgens

21. Dezember 2014: Udo Jürgens verstirbt unerwartet in der Schweiz

Heute vor genau drei Jahren, am 21. Dezember 2014, hat einer der ganz Großen im Musik- und Showbusiness die Bühne der Welt für immer verlassen: Udo Jürgens, der in Österreich geborene deutschsprachige Sänger, Komponist, Pianist und Entertainer, verstarb am 21. Dezember 2014 in Münsterlingen (Schweiz) ganz unerwartet an einem Herzinfarkt. Zwei Wochen zuvor, am 7. Dezember 2014, hatte er noch ein umjubeltes Konzert im Hallenstadion in Zürich gegeben.

„Mitten im Leben“ (so auch der Titel seiner letzten CD und Tournee) brach Udo Jürgens während eines Spazierganges in Gottlieben, Schweiz, plötzlich bewusstlos zusammen. Sein langjähriger Chauffeur und Freund Billy Todzo hatte noch versucht, ihn zu reanimieren und mit Hilfe eines Passanten im nahegelegenen Gemeindeamt einen Defibrillator zu organisieren. Wenig später wurde Udo Jürgens in das Kantonsspital von Münsterlingen eingeliefert, wo die Ärzte um sein Leben kämpften. Doch alle Bemühungen, das Leben des Künstlers zu retten, blieben leider vergeblich. Um 16.25 verstarb Udo Jürgens im Kantonsspital von Münsterlingen.

Zum Gedenken an Udo Jürgens ist im Oktober 2017 auch eine CD-Kollektion mit dem Titel „Danke Udo!“ erschienen. Die Sammlung von fünf CDs ist im Handel und über Shop24Direct erhältlich:

https://www.shop24direct.at/produkt/danke-udo-2020278

Der heutige 21. Dezember steht also ganz im Zeichen dieser beiden bedeutenden Unterhaltungskünstler. In drei Tagen ist Weihnachten. Wer noch ein passendes Weihnachtsgeschenk sucht, muss sich nun ein wenig sputen und findet hier sicher auch ein paar Anregungen!

Quellen

Zu Hein Simons:

Jan Adriaan Zwarteween: Ich war Heintje – Sein Leben als Kinderstar mit der unvergesslichsten Stimme der Welt – aus dem Niederländischen übersetzt von Willy und Silvia Bemer, (c) Giger Verlag GmbH, CH-8852 Altendorf

Hein Simons (Heintje) im Interview mit Tele Baern, 8. November 2017:

https://www.youtube.com/watch?v=l9czxSVky3g

Hein Simons im Interview mit Tele Züri, Top Talk, 13. November 2017:

Hein(-tje) Simons im Interview: Vor 50 Jahren wurde er ein Kinderstar

https://www.focus.de/panorama/boulevard/musik-50-jahre-auf-der-buehne-aus-heintje-wurde-hein_id_7925188.html

Zu Udo Jürgens:

https://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.jetzt-erst-todesumstaende-bekannt-so-dramatisch-starb-udo-juergens-80-wirklich.7631e511-0960-4359-b32e-de536c3c1d30.html

 

Hein Simons: 50-jähriges Jubiläum | Teil 2: Vom Kinderstar zum Bariton

Hein Simons: 50-jähriges Jubiläum

Teil 2: Vom Kinderstar zum Bariton

Hein Simons alias „Heintje“ feiert sein 50-jähriges Jubiläum. Auf seiner neuen CD „Heintje und Ich“ singt er erstmals im Duett mit seinem jüngeren Ich – eine Weltsensation. Zu seinem 50-jährigen Jubiläum ist soeben auch ein Buch mit dem Titel „Ich war Heintje“ erschienen. Mit einer Weihnachtstournee meldet sich der sympathische, mittlerweile 62-jährige Holländer bei seinen Fans zurück.

Das Album „Heintje und ich“ ist zum 1. Dezember bei TELAMO erschienen. Es ist im Handel erhältlich und kann als CD, DVD oder sogar als Fan-Box bei Shop24Direct bezogen werden:

Als CD:
https://www.shop24direct.at/produkt/heintje-und-ich-431055

Als DVD:
https://www.shop24direct.at/produkt/heintje-und-ich-440121

Das Buch „Ich war Heintje“ ist im Giger Verlag erschienen und ebenfalls im Handel oder über Shop24Direct zu beziehen:

https://www.shop24direct.at/produkt/ich-war-heintje-2020380

Stimmwechsel und Entwicklungspause

Erst mit etwa 16 Jahren kam Heintje in den Stimmwechsel, der allerdings bei ihm nie eine Mutation im üblichen Sinne war. Vielmehr veränderte sich seine Stimme ganz allmählich. Hein Simons erinnert sich: „Einen Stimmbruch im üblichen Sinne – also mit Kieksern und Überschlag – habe ich niemals gehabt. Ich habe aufgehört, weil ich schließlich als 16jähriger nicht mehr ‚Mama’ singen konnte. Weil sich die Themen der Lieder mit zunehmendem Alter zwangsläufig ändern müssen. Und weil ich auch selbst in so eine Art Entwicklungskrise geriet.“ (Serie: „Jetzt rede ich“, Frau mit Herz, 6. Folge, 17.05.1979)

Dass seine Stimme langsam dunkler wurde, ist auf den letzten Aufnahmen des Kinderstars aus den Jahren 1971-1972 (besonders auf der Langspielplatte „Wenn wir alle Sonntagskinder wär’n“ und der Weihnachtsplatte „Fröhliche Weihnacht überall“) deutlich zu hören. Es wurden also damals keine Aufnahmen als sog. „Konserven“ auf Eis gelegt, auch wenn seinerzeit solche Gerüchte im Umlauf waren.

1972 entschlossen sich Heintje und seine Manager zu einer sogenannten Entwicklungspause, damit der Kinderstar sich ganz in Ruhe, abgeschirmt von der Öffentlichkeit, zu einem erwachsenen Sänger entwickeln und auch in körperlicher wie psychischer Hinsicht zu einem Mann heranreifen konnte.

Bereits während der Zeit seiner Entwicklungspause reifte in ihm der Plan, im belgischen Moresnet einen Reiterhof zu kaufen und sich mit dem Reitsport und der Pferdezucht ein zweites Standbein zu schaffen. Bereits einige Jahre zuvor war der gebürtige Holländer mit seinen Eltern ins belgische Neu-Moresnet gezogen. Dort hatte die Familie Simons die Villa „O sole mio“ erbauen lassen, wo Heins betagte Mutter Johanna Simons bis heute wohnt. Vater Hendrik Simons starb im Oktober 1988 (im Alter von nur 66 Jahren) an Lungenkrebs – als Folge einer Staublunge, die er sich durch seine langjährige und schwere Arbeit als Bergmann unter Tage zugezogen hatte.

Mitte der Siebziger Jahre konnte Hein Simons seinen Plan in die Tat umsetzen und kaufte im ostbelgischen Ort Moresnet, einer Teilgemeinde von Kelmis, das Gut Schimper, das er bis heute bewohnt und wo er einen Reitstall und Einstellbetrieb unterhält. Gut Schimper, dessen Wurzeln bis ins 13. Jahrhundert zurückgehen, ist auch Sitz des dortigen Reitvereins und bietet zahlreiche Einstellplätze mit Weidegang, nicht nur für Hein Simons’ eigene Pferde, sondern auch für rund 60 weitere Pferde anderer Besitzer.

Das Comeback  

Während seiner Entwicklungspause widmete sich Hein(tje) vorwiegend seinen Pferden und dem Reitsport. Im Sommer 1973 nahm er sogar einige Trainingsstunden bei dem bekannten deutschen Springreiter Alwin Schockemöhle.

Daneben „bastelte“ er zusammen mit seinem Manager Addy Kleijngeld und seinem Produzenten Wolfgang Roloff an seiner zweiten Karriere als Sänger.

Im Frühjahr 1973 begab er sich auf eine Tournee nach Indonesien, die für den nun fast erwachsenen Sänger zu einem umjubelten Erfolg wurde. Die Konzertreise diente quasi als Test, wie seine nun gereifte Stimme von den Fans wohl angenommen würde. Die Tournee durch Indonesien wurde ein triumphaler Erfolg für den nun fast erwachsenen Sänger. Allein zum Konzert im Fußballstadion von Djakarta kamen 20.000 Menschen! Schon bei seiner Ankunft am Flughafen wurde er von einer begeisterten Menge empfangen: „Ich war fast 18, noch kein Mann und auch kein Kind mehr. Um zu testen, welche Chancen ich als halb Erwachsener beim Publikum habe, machten wir eine Tournee durch Indonesien. Zwar wusste ich, dass ich dort nicht ganz unbekannt war. Aber mit einem solchen Empfang hatte ich niemals gerechnet. Auf dem Flughafen von Djakarta waren schon Tausende von Menschen versammelt. Im offenen Wagen wurde ich durch die Stadt gefahren, überall waren Transparente gespannt, überall jubelten die Menschen. Ich schaute mich immer um, ob nicht doch irgendein ‚hohes Tier’ gemeint wäre. Aber nein, der ganze Trubel galt mir allein. Es wurde sogar ein ganzes Hotel für uns angemietet, das aber Tag und Nacht von Fans umlagert war. Ich musste über den Balkon klettern, wenn ich zum Auftritt wollte.“ (Serie: „Jetzt rede ich“, Frau mit Herz, 7. Folge, 24.05.1979)

Der Erfolg seiner Auftritte im fernen Osten bestärkte den jungen Sänger, im Herbst des Jahres 1973 unter dem Namen Heintje Simons ein Comeback zu wagen.

Und wieder war es Peter Alexander, der dem erwachsenen Sänger im Dezember 1973 in seinem vorweihnachtlichen Wunschkonzert den Weg für sein Comeback ebnete. Das Lied, mit dem sich Heintje Simons damals in der Peter-Alexander-Show präsentierte, hieß „Ich denk an dich“. Es handelte sich dabei um die deutsche Version des altirischen Volksliedes „Londonderry Air“, auch bekannt als „Danny Boy“. „Ich denk an dich“ war auch der Titel seiner ersten Langspielplatte als erwachsener Sänger. Bereits ein Jahr darauf erschien seine LP „Junger Mann mit 19“. Beide Alben waren sehr ansprechend gelungen; die Texte waren dem Alter entsprechend, und die eher volkstümlich angelegten Melodien passten durchweg sehr gut zu der schönen, jetzt baritonal gefärbten  Stimme des jungen Sängers, die eine gewisse Tendenz zum Tenor erkennen ließ.

Die zweite Karriere des Hein(tje) Simons

Trotz seiner immer noch sehr schönen Stimme wurde es in den folgenden Jahren für Hein Simons immer schwieriger, an seine früheren Erfolge anzuknüpfen. Von der LP „Ich denk an dich“ wurden rund 280.000 Exemplare verkauft – was ja im Grunde schon eine ganz beachtliche Zahl ist. Doch leider wurde dieses Ergebnis immer wieder an Heintjes früheren Erfolgen und den 60 Millionen verkauften Tonträgern seiner Zeit als Kinderstar gemessen und nur noch als mäßiger Erfolg gewertet – eine Erwartungshaltung, die dem gerade erwachsenen Sänger gegenüber nicht gerade fair war. Vermutlich war das nachlassende Interesse aber auch eine Folge der zunehmenden anglo-amerikanischen Einflüsse auf dem deutschen Schlagermarkt.

Hein Simons selbst sagte dazu einmal in seiner bodenständigen Art: „Vielleicht haben wir damals den Fehler gemacht, nur einen halben Schritt zu machen und nicht einen ganzen. Vielleicht hatte ich zu spät aufgehört und zu früh wieder angefangen. Vielleicht waren die Lieder falsch ausgewählt. Vielleicht und noch mal vielleicht. Erfolg lässt sich nicht programmieren und auch nicht manipulieren. Was wohl auch ganz gut ist. Die Krise jedenfalls, von der ich geglaubt hatte, sie überwunden zu haben, begann jetzt erst. Im Fernsehen bekam ich nicht einen einzigen Auftritt mehr. Von meiner Plattenfirma kam auch keine Unterstützung. Dabei hatte ich gerade von denen noch Sätze im Ohr wie: ‚Wir sind doch alle eine große Familie.’ Nur, als ich sie brauchte, war keiner da. Auch keiner von den sogenannten Freunden, die zu meiner erfolgreichen Zeit immer so zahlreich zur Stelle waren.“ (Serie: „Jetzt rede ich“, Frau mit Herz, 7. Folge, 24.05.1979)

Für mich war es nie ganz nachvollziehbar, warum Hein Simons als erwachsener Sänger lange Zeit nicht so richtig wahrgenommen wurde und es im Showgeschäft so schwer hatte. Denn schließlich hatte er nicht nur eine tolle Stimme, sondern sah auch noch attraktiv aus! Da hatte man bisweilen den Eindruck, dass die Leute nicht nur taub, sondern auch blind geworden waren!

Höhen und Tiefen

Im März 1974 musste der junge Sänger einen schweren Rückschlag verkraften: Auf Einladung von Radio Luxemburg sollte er in der Dortmunder Westfalenhalle auftreten. Doch dann bekam er eine starke Erkältung, und schnell wurde klar, dass er in diesem Zustand an diesem Abend nicht singen konnte. Moderator Frank Elstner erklärte dies auch dem Publikum und wollte den damals 18-jährigen Heintje wenigstens kurz vorstellen. Der wohlwollende, spontane Applaus des Publikums überwältigte den sensiblen Künstler derart, dass er seine Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Eine sympathische und nur allzu menschliche Reaktion, die jedoch damals leider nicht nur wohlwollende Kommentare auslöste. Hein Simons äußerte sich einmal selbst zu diesem Erlebnis: „Ich erinnere mich noch gut an eine Löwen-Verleihung. Radio Luxemburg hatte mich eingeladen, im Rahmenprogramm in der Dortmunder Westfalenhalle aufzutreten. Ausgerechnet da bekam ich eine schwere Erkältung. Ich konnte nur krächzen, so heiser war ich. Dass damit der Auftritt ins Wasser fiel, war klar. Frank Elstner holte mich trotzdem auf die Bühne, um mich wenigstens dem Publikum vorzustellen. Zehntausend Menschen klatschten und trampelten mit den Füßen. Aber ich konnte nicht für sie singen. Ich konnte mich auch nicht beherrschen und habe geweint. Doch man darf seine Gefühle wohl nicht zeigen. Angeblich hatte jeder Verständnis, aber am nächsten Tag lauteten die Schlagzeilen: „Heintje versagte die Stimme – Das Goldkehlchen ist verstummt.“ (Serie: „Jetzt rede ich“, Frau mit Herz, 7. Folge, 24.05.1979)

Dies ist leider ein trauriges, aber auch typisches Beispiel dafür, wie in der Presse Tatsachen verdreht werden und Gerüchte entstehen! Die Bretter, die die Welt bedeuten, haben eben auch ihre Schattenseiten, wie wohl jeder Sänger schon erfahren hat.

Damals, als die Schlagerbranche Hein Simons allmählich fallen ließ, beschritt der Sänger neue Wege und trat vermehrt in Volksmusiksendungen auf. Im Herbst 1974 ging er zusammen mit den „Lustigen Musikanten“ (benannt nach der gleichnamigen Radiosendung im Deutschlandfunk) auf Tournee. Diese Konzertreise verlief für den jungen Sänger sehr erfolgreich und führte ihn auch in den ostwestfälischen Ort Kaunitz, wo die Autorin dieses Artikels erstmals das Glück hatte, ihn live auf der Bühne zu erleben.

Hein Simons alias Heintje in der Ostwestfalenhalle Kaunitz
Auftritt des damals 19-jährigen Hein Simons in der Ostwestfalenhalle Kaunitz. – Foto: Ilse Kreye
Heintje in der Ostwestfalenhalle Kaunitz
Hein Simons alias ‚Heintje‘ in der Ostwestfalenhalle Kaunitz, 09.11.1974. – Foto: Ilse Kreye

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Frühjahr 1975 folgte eine Tournee durch Südafrika. Auf dieser Konzertreise trug Hein Simons Lieder in mehreren Sprachen vor (Englisch, Deutsch, Holländisch und Afrikaans). Aus diesem Anlass erschienen im selben Jahr auch zwei Alben in Afrikaans.

Auf einer Deutschland-Tournee mit Fredy Brock im Jahre 1976 zeigte Hein Simons noch eine weitere Seite seines künstlerischen Talents: Mit gelungenen Parodien bekannter Sänger-Kollegen wie Peter Alexander, Udo Jürgens, Karel Gott, Roy Black und Rudi Carrell konnte er nicht nur als Sänger, sondern auch als Entertainer überzeugen.

Dann musste der junge Sänger erneut einen schweren Schlag verkraften: Heintjes Manager Addy Kleijngeld verstarb im Dezember 1977 mit nur 54 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts. Sein viel zu früher Tod traf Hein Simons in einer wichtigen Phase seiner Karriere als erwachsener Sänger. Nun war er quasi auf sich allein gestellt und musste sich neu orientieren.

In den späten 70er Jahren trat Hein Simons vermehrt auf Kaffeefahrten auf. Diese Auftritte fanden vorwiegend auf seinem Reiterhof, aber auch im norddeutschen Raum statt, wo ich selbst ihn 1977 zweimal erleben konnte (in Schneverdingen und Fallingbostel).

1978 war Hein Simons zu Gast in der Fernsehshow „Glück und Glas“. Hans Hubberten hatte ihn eingeladen, in der von ihm produzierten Show seine Parodien zum Besten zu geben. Im selben Jahr gelangte Hein Simons mit seinem Titel „Und das alles nur, weil wir uns lieben“ sogar in die Hitparade von Dieter Thomas Heck. Im Juni 1979 hatte Hein Simons erneut zwei größere Fernsehauftritte: in der Galasendung der Fernsehlotterie und in Gisela Schlüters „Zwischenmahlzeit“, wo er zusammen mit Andrea Jürgens im Duett sang.

In den Jahren 1979 – 1980 war Hein Simons auch als Rundfunk-Moderator tätig: Beim holländischen Sender Hilversum 3 präsentierte er regelmäßig montags seine Sendung „Showparade“. Dazu lud er auch Studiogäste ein und machte Interviews mit anderen Künstlern. Hein Simons über sein Interview mit Udo Jürgens: „Mein erster Partner war Udo Jürgens. Wir trafen uns in Wien bei einer Gala. Ausgerüstet mit meinem Tonband ging ich auf ihn zu und bat ihn um ein Interview. Erst dachte Udo, ich wollte ihn auf den Arm nehmen. Schließlich ist es ja sehr ungewöhnlich, wenn ein Sänger den anderen interviewt. Doch dann haben wir ein hervorragendes Gespräch über Musik im Besonderen und im Allgemeinen geführt.“ (Serie: „Jetzt rede ich“, Frau mit Herz, 8. Folge, 31.05.1979)

Auf seiner LP „Ich habe Freunde“ aus dem Jahre 1979 erschienen erstmals auch zwei von ihm selbst komponierte Titel: „So schön könnt’s immer sein“ und „Mädchen“. Auch in den folgenden Jahren brachte der erwachsene Hein Simons unermüdlich neue Schallplatten-Produktionen heraus, komponierte sogar selbst Songs und tingelte durch größere und kleinere Städte. – 1980 begab er sich noch einmal über den großen Teich: Bei seinen Konzerten in Kanada und Amerika wurde er vom Publikum begeistert aufgenommen.

Umbrüche in der Schlagerbranche

Später (etwa Mitte der 80er Jahre) hatte ich den Sänger Hein Simons ein bisschen aus den Augen verloren. Dies lag zum einen daran, dass ich selbst als Musikerin und Sängerin vorwiegend „klassisch“ unterwegs war. Zum anderen war es aber auch eine Reaktion auf die allgemeine Entwicklung in der Schlagerbranche, die leider auch an einem Sänger wie Hein Simons nicht ganz spurlos vorbeiging: Etwa seit dem Ende der 70er bzw. Anfang der 80er Jahre wurde der deutsche Schlager allmählich immer mehr „technisch“ – eine Entwicklung, die wohl zum großen Teil angloamerikanischen Einflüssen geschuldet war und letztlich auch zur Folge hatte, dass viele Musiker arbeitslos wurden. Es schien fast so, als hätte der Begriff „Schlager“ durch die technischen Entwicklungen eine ganz neue Bedeutung erhalten: Statt des angenehmen Klangs der einst so erfolgreichen Unterhaltungsorchester wurde man von nun an durch einen synthetischen, ziemlich gleichförmigen Sound beinahe „erschlagen“! Die früheren Orchesterinstrumente wurden ersetzt durch einen technischen, weitgehend undifferenzierten „Sound“, welcher die Gesangsstimme immer mehr zudeckte.

Man gewinnt fast den Eindruck, als hätten diese technischen Entwicklungen auch zu einem Niedergang der Gesangskultur in der U-Musik beigetragen. Es scheint beinahe so, als ob in einem solchen Umfeld auf gutes Singen überhaupt kein Wert mehr gelegt wird. Schöne, lyrische Stimmen (wie auch jene von Hein Simons) können durch diese Entwicklung leicht ins Hintertreffen geraten. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, warum der erwachsene Sänger im Showbusiness längere Zeit nicht gebührend wahrgenommen wurde.

Für mich als klassische Sängerin, Musikerin und Freundin gepflegter Unterhaltungsmusik bekam die Bezeichnung „Schlager“ durch den neuen Trend in Richtung einer künstlichen „Plastik-Musik“ immer mehr einen faden Beigeschmack. Dies war auch der Grund, warum ich in den 80er Jahren allmählich das Interesse an dieser Musikgattung verlor – was leider auch zur Folge hatte, dass mir in den folgenden Jahren einige gute Auftritte von Hein Simons entgangen sind!

Neue Erfolge nach der Wende

Die volkstümliche Musik gehört zu jenen Nischen, die dem erfahrenen Sänger mit der warmen, gut geführten Naturstimme sehr entgegenkommen. In den 1990er Jahren trat Hein Simons wieder häufig in Volksmusiksendungen auf und erreichte so abermals eine große Fan-Gemeinde. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs eröffneten sich dem längst erwachsenen Sänger und mittlerweile dreifachen Familienvater neue Perspektiven: In der ehemaligen DDR wurden seine Schallplatten ein Renner. Nun konnte er auch in den neuen Bundesländern an seine großen Erfolge anknüpfen.

Ab Mitte der 90er Jahre komponierte und produzierte Hein Simons seine Titel vorwiegend selbst. Viele der Liedtexte stammen von Ingrid Reith, die auch einige Jahre lang seine Managerin war. Immer wieder zieht es ihn auf die Bühne – jene Bretter, die die Welt bedeuten. Bei seinen Live-Auftritten versteht es der Sänger immer wieder, sein Publikum zu begeistern und mitzureißen – mittlerweile sogar generationenübergreifend.

Zu den herausragenden Auftritten von Hein Simons gehörte beispielsweise sein Vortrag des Liedes „Hast du dort oben“ in der Fernsehsendung „Showpalast“ mit Dieter Thomas Heck am 5. November 2000. In diesem Titel (der ein wenig an das Wolgalied aus dem „Zarewitsch“ erinnert) kommt sein schönes Timbre meines Erachtens besonders gut zum Ausdruck – vor allem in der etwas höheren Baritonlage.

Ohnehin war ich schon immer der Meinung, dass eine schöne Stimme wie die von Hein Simons zu schade ist, um sich einzig und allein auf das Genre Schlager zu beschränken – auch wenn der deutsche Schlager zurzeit wieder Hochkonjunktur hat! Obwohl Hein Simons keine klassische Gesangsausbildung absolviert hat, wäre ein gelegentlicher „Ausflug“ ins klassisch-romantische Fach sicher ein interessantes und lohnendes Abenteuer – nicht nur für den Sänger selbst, sondern auch für seine zahlreichen Fans! Den besten Beweis für diese These lieferte Hein Simons selbst schon vor einigen Jahren, als er mit seiner Interpretation des Wiegenliedes von Johannes Brahms („Guten Abend, gut‘ Nacht“) bei seinen Zuhörern für Gänsehaut-Momente sorgte! Auch ein Weihnachtskonzert in klassischer Orchesterbesetzung mit Streichern und Bläsern würde sicherlich beiden Seiten – sowohl ihm selbst als auch seinem Publikum – viel Freude bereiten und wäre mal eine schöne Abwechslung im Schlager-Alltag.

Jedes Jahr im August veranstaltet der Sänger auf seinem Reiterhof das sogenannte „Gut Schimper Fest“ – eine Art Hoffest, einen Tag der offenen Tür unter dem Motto „Show trifft Reitsport“. Das lassen sich Pferdefreunde und vor allem seine zahlreichen Fans natürlich nicht nehmen: Aus allen Teilen Deutschlands und der Niederlande reisen sie an, um ihren Lieblingssänger hautnah zu erleben. Auch die Mitglieder des Internationalen Hein Simons Fanclubs folgen immer wieder gern der Einladung und nutzen die Gelegenheit, ihren Hein(tje) persönlich zu treffen.

Hein Simons, der Familienmensch

Trotz seiner Erfolge ist Hein Simons stets bescheiden und bodenständig geblieben. Nach eigener Aussage ist er ein richtiger Familienmensch.

Am 11. Dezember 1981 heiratete Hein Simons die Kosmetikerin Doris Uhl aus Aachen. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor: Pascal Hendrik Georg (*1982), Gina Silvana (*1989) und Hendrik (*1992). Der Familienvater hat stets Wert darauf gelegt, dass seine Kinder ganz normal aufwachsen konnten.

Was das Singen angeht, sind seine Kinder nicht in die Fußstapfen ihres berühmten Vaters getreten – bis auf eine Ausnahme im April 1998: In der Show „Das Frühlingsfest der Volksmusik“ sang Hein Simons erstmals mit seiner Tochter Gina im Duett („Ein bisschen Sonnenschein“).

Hein Simons’ Kinder sind ebenfalls begeisterte Reiter, der jüngste Sohn Hendrik arbeitet sogar als Hufschmied. Der älteste Sohn Pascal ist Bauschlosser und Kfz-Mechaniker, Tochter Gina ist gelernte Bankkauffrau.

Leider ist die Ehe des Familienmenschen Hein Simons doch nicht so glücklich verlaufen, wie er sich das erhofft hatte: Im Jahre 2014 – nach 33 Ehejahren! – trennte sich Ehefrau Doris von Hein Simons (angeblich wegen eines anderen Mannes). Auf die Frage, was denn wohl seine größte Niederlage gewesen sei, antwortete der inzwischen 62-Jährige kürzlich in einem Interview mit dem Radiosender B2: „Vielleicht das Scheitern meiner Ehe.“ Bis zu seiner Scheidung 2014 wohnte Hein Simons gemeinsam mit seiner Frau und seinen drei Kindern auf Gut Schimper. Nach wie vor wohnen der Sänger und seine beiden Söhne nebst Anhang auf dem Gut, Tochter Gina wohnt mit ihrer Familie im Nachbarort.

Im Sommer 2015 – pünktlich zu seinem 60. Geburtstag – ist Hein Simons Opa geworden und wird schon sehr bald dreifacher Großvater sein: Zu seinen beiden Enkelkindern Romy (von Tochter Gina) und Collin (von Sohn Hendrik) wird sich bald ein drittes gesellen, denn voraussichtlich im Februar 2018 wird seine Tochter Gina ihr zweites Kind zur Welt bringen.

Zwangspause durch gesundheitliche Probleme

In den vergangenen Jahrzehnten meinte es das Schicksal offenbar nicht immer so gut mit Hein Simons. Zunächst musste der einst begeisterte Fußballer wegen eines Kreuzbandrisses das Fußballspielen (sein zweites großes Hobby neben dem Reiten) aufgeben. Vor einigen Jahren erkrankte Hein Simons an einer Lungenembolie, die sein Leben ernsthaft gefährdete, von der er sich aber Gott sei dank inzwischen gut erholt hat.

Vor einiger Zeit zwangen ihn gesundheitliche Probleme erneut zu einer längeren Bühnenabstinenz: Infolge einer chronischen Herzschwäche und schwerer Herzrhythmusstörungen musste sich Hein Simons einer Herzoperation unterziehen; dabei wurde ihm ein Defibrillator eingesetzt. Gott sei dank ist der Eingriff gut verlaufen, und der Sänger hat sich inzwischen soweit erholt, dass er wieder Auftritte absolvieren und sogar auf Tournee gehen kann. Er kann das Singen einfach nicht lassen – und das ist auch gut so!

Die runden Geburtstage 2005 und 2015

Anlässlich des 50. Geburtstages von Hein Simons am 12. August 2005 entstand das Album „Ich sag’ Danke“, das bei den Fans viel Beachtung fand. Eine besondere Rarität ist die im Jahre 2006 gemeinsam mit dem damals 102-jährigen Johannes Heesters aufgenommene CD mit den beiden Nummern „Plaisir d’amour“ und „Bunte Tulpen“. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war Hein Simons 51 Jahre und damit gerade einmal halb so alt wie sein holländischer Landsmann. (Die beiden Titel sind auch auf der CD „Männer sind einfach zu gut“ erschienen.)

Im Jahre 2014 veröffentlichte Hein Simons unter dem Titel „Thuis“ (Zu Haus) nach vielen Jahren wieder ein Album in holländischer Sprache, das von seinen Landsleuten begeistert aufgenommen wurde. So wurden auch seine beiden Konzerte im ausverkauften Antwerpener Sportpalast zu einem triumphalen Erfolg für den Sänger. Anlässlich seines 60. Geburtstages erschien im September 2015 seine CD „Vertrau auf dein Herz“.

Das Jubiläumsjahr 2017

Zu seinem 50-jährigen Bühnenjubiläum haben Hein und seine Produzenten sich etwas ganz Besonderes ausgedacht: Auf seiner neuen CD „Heintje und ich“ singt der erwachsene Hein Simons mit dem Kinderstar Heintje im Duett! – Eine Weltsensation, denn es ist das erste Mal, dass ein Sänger mit sich selbst – mit seinem jüngeren Ich – im Duett singt. Die moderne Technik macht dies möglich.

Produzent Christian Geller über das aufwändige Verfahren: Da die vierspurigen Tonbänder mit den alten Aufnahmen im Laufe der Zeit verkleben, mussten sie zunächst in einem speziellen Backofen aufbereitet werden. Danach konnten die Bänder nur ein einziges Mal abgespielt werden. Dieses aufwändige Verfahren birgt natürlich auch das Risiko einer Zerstörung der alten Tonbänder. Um für die Nachwelt erhalten zu bleiben, mussten die Aufnahmen gleich während des ersten Abspielens digitalisiert werden. Die Spuren mit dem ursprünglichen Orchester und Chor wurden im Zuge der Neueinspielung durch einen neuen Orchestersound ersetzt. Dazu wurde die Stimme des erwachsenen Hein Simons im Studio neu eingespielt. Die Texte wurden von Textdichter Tobias Reitz neu bearbeitet und so adaptiert, dass sie den Inhalt aus der Sicht des erwachsenen Sängers wiedergeben.

Die Arrangements sind sehr gut gelungen, und Hein Simons’ angenehmes Timbre kommt bei diesen „Oldies“ sehr gut zur Geltung. Es lohnt sich, beim Anhören dieser CD/DVD auch mal ganz bewusst auf die Stimme des erwachsenen Hein Simons zu hören – ganz besonders, wenn der musikalische Sänger mit seinem jetzt baritonalen Timbre die zweite Stimme zu dem jungen Heintje singt, zum Beispiel in „Ich sing ein Lied für dich“ oder im Bonus-Track „Mein schönstes Lied“! Hier singt der erwachsene Hein Simons quasi die „Oberstimme“, jedoch nach unten oktaviert in der Baritonlage! Es handelt sich also um eine Rarität, die im Schallplattenarchiv eines echten Heintje-Fans nicht fehlen sollte!

Rechtzeitig zum Jubiläum ist im Giger Verlag am 15. November auch das Buch „Ich war Heintje“ von Jan Adriaan Zwarteween erschienen. Man erfährt darin auch viele interessante Details, die sich damals hinter den Kulissen abgespielt haben. Das Buch ist ein Muss für jeden Heintje-/Hein Simons-Fan!

Vom 1. bis 30. Dezember 2017 geht Hein Simons zusammen mit Maximilian Arland und Fernando Express auf eine Weihnachtstournee, die ihn in verschiedene Städte der neuen Bundesländer führt.

Gute Wünsche zum 50-jährigen Jubiläum

Nach sage und schreibe 50 Jahren im Showgeschäft kann man Hein Simons mit Recht als „Urgestein“ der deutschen Unterhaltungsmusik bezeichnen. Nach all den großen Erfolgen, aber auch Rückschlägen, die Hein Simons in letzter Zeit durchlebt hat, bleibt mir als Autorin dieses Artikels nur noch, dem Sänger alles Gute zum 50-jährigen Jubiläum und viel Erfolg für die Weihnachtstournee zu wünschen.

Möge der sympathische Sänger, der trotz seiner Erfolge stets bodenständig und bescheiden geblieben ist, noch viele Jahre seine Fans mit seinen Liedern erfreuen! Und möge es nun zum Jubiläum auch gesundheitlich und privat wieder aufwärts gehen!

Sylvia Kreye, Wien

Hier geht’s zum Teil 1:

Hein Simons: 50-jähriges Jubiläum | Teil 1: Vom Lausbub zum Kinderstar

Neuerscheinungen zum 50-jährigen Jubiläum

Das Album „Heintje und ich“ ist zum 1. Dezember bei TELAMO erschienen. Es ist im Handel erhältlich und kann als CD, DVD oder sogar als Fan-Box bei Shop24Direct bezogen werden:

Als CD:
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Das Buch „Ich war Heintje“ ist ebenfalls im Handel, über Shop24Direct oder amazon zu beziehen:

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https://www.amazon.de/Ich-war-HEINTJE-Kinderstar-unvergesslichsten/dp/3906872416

Karten für die Weihnachtstournee sind bei Eventim erhältlich:

http://www.eventim.de/Tickets.html?affiliate=EVE&doc=artistPages%2Ftickets&fun=artist&action=tickets&erid=1932428&includeOnlybookable=true&xtmc=hein_simons&xtnp=1&xtcr=1

Diskographie

1967 Dit is Heintje
1968 Heintje
1969 Ich sing’ ein Lied für Dich
auch bekannt als: Liebe Sonne, lach doch wieder
1970 Dein schönster Tag
auch bekannt als: Ein Strauß voll bunter Blumen
Herzlichst Heintje
1971 Wenn wir alle Sonntagskinder wär’n
1973 Ich denk’ an dich
auch bekannt als: Ik denk aan jou (Niederländische Version)
1974 Junger Mann mit 19
1975 Suid-Afrika, Jou Hart Is Weer Myne
Heintje sing van liefde en verlange
1978 Ich habe Freunde
1989 Herzensmelodie
1992 Ich hab’ so lange gesucht nach dir
1994 Die Heimat darfst du nie vergessen
1996 Mein zweites Leben
1998 Ich schenk’ dir meine Liebe
1999 Noch einmal mit Gefühl
2001 Heute und ein bisschen gestern
2002 Rück ein Stückchen näher
2003 Von Herz zu Herz
2004 Frauen sind was Wunderbares
2005 Ich sag’ Danke
2006 Männer sind einfach zu gut
2008 Träum’ mit mir
2009 Alles halb so schlimm
2011 Leb deinen Traum
2014 Thuis
2015 Vertrau auf dein Herz
2017 Heintje und Ich

Quellen

  • Norbert Unfried, Brigitte Weckelmann, Claus Weckelmann: Heintje – vom Lausbub zum Star. Bertelsmann Sachbuchverlag Reinhard Mohn, Gütersloh 1969, 54321 (Bestell-Nr. 6961), 1969.
  • Norbert Unfried, Brigitte Weckelmann, Claus Weckelmann: Heintje und sein großer Freund Peter Alexander. Bertelsmann Sachbuchverlag Reinhard Mohn, Gütersloh 1970, 54321 (Bestell-Nr. 8488).
  • Norbert Unfried, Brigitte Weckelmann, Claus Weckelmann: Heintje: Alle meine Tiere. Bertelsmann Sachbuchverlag Reinhard Mohn, Gütersloh 1971.
  • Hans-Joachim Eberwein: Heintje. Lizenzausgabe für die Neue Schweizer Bibliothek, Sonderdruck der BUNTEN ILLUSTRIERTEN, Hrsg. Dr. Franz Burda, Burda Druck und Verlag, Offenburg/Baden 1971.
  • „Heintje – Jetzt rede ich“, Serie in 8 Teilen, aufgezeichnet von Heidemarie Lammert, „Frau mit Herz“, 12.04.-31.05.1979
  • Wikipedia, Heintje: https://de.wikipedia.org/wiki/Heintje
  • Internationaler Hein Simons Fanclub, Biographie: http://www.heinsimons.com/html/biography.html
  • Jan Adriaan Zwarteveen: Ich war Heintje – Zum 50-jährigen Jubiläum, aus dem Niederländischen übersetzt von Willy und Silvia Bemer, Giger Verlag, CH-Altendorf, 1. Auflage 2017
  • Heintje und Ich – das TV Spezial 2017, Deutsches Musikfernsehen, Interview mit Hein Simons und Michael Niekammer, auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=S55A_twlfEA

Bildquellen

Teil 1: Coverfoto der CD „Heintje und Ich“ und des Buches „Ich war Heintje“. © Norbert Unfried / German Popp. Mit freundlicher Genehmigung der Telamo GmbH, München.

Teil 2: Pressefoto Hein Simons (20170517 Telamo45653) Fotocredit: German Popp. Mit freundlicher Genehmigung der Telamo GmbH, München.

Hein Simons: 50-jähriges Jubiläum | Teil 1: Vom Lausbub zum Kinderstar

 Hein Simons: 50-jähriges Jubiläum


Teil 1: Vom Lausbub zum Kinderstar

Hein Simons alias „Heintje“ feiert sein 50-jähriges Jubiläum. Auf seiner neuen CD „Heintje und Ich“ singt er erstmals im Duett mit seinem jüngeren Ich – eine Weltsensation. Zu seinem 50-jährigen Jubiläum ist soeben auch ein Buch mit dem Titel „Ich war Heintje“ erschienen. Mit einer Weihnachtstournee meldet sich der sympathische, mittlerweile 62-jährige Holländer bei seinen Fans zurück.

Das Album „Heintje und ich“ ist zum 1. Dezember bei TELAMO erschienen. Es ist im Handel erhältlich und kann als CD, DVD oder sogar als Fan-Box bei Shop24Direct bezogen werden:

Als CD:
https://www.shop24direct.at/produkt/heintje-und-ich-431055

Als DVD:
https://www.shop24direct.at/produkt/heintje-und-ich-440121

Das Buch „Ich war Heintje“ ist im Giger Verlag, Schweiz, erschienen und ebenfalls im Handel oder über Shop24Direct zu beziehen:

https://www.shop24direct.at/produkt/ich-war-heintje-2020380

50 Jahre Hein(tje) Simons

Wie schnell die Zeit vergeht! Am 12. August 2015 konnte Hein Simons alias „Heintje“, der vielen von uns noch als Kinderstar und kleiner Lausbub mit großer Stimme in Erinnerung ist, seinen 60. Geburtstag vollenden. Das ist nun schon wieder mehr als zwei Jahre her!

In diesem Jahr gibt es wieder einen Grund zum Feiern: das 50-jährige Jubiläum von Hein(tje) Simons! Bereits am 25. November vor 50 Jahren kam Heintjes erste Single „Mama“ heraus. Und am 21. Dezember, genau vor 50 Jahren, hatte der 12-jährige Heintje seinen ersten Fernsehauftritt in Vico Torrianis Show „Der Goldene Schuss“. Er sang „Mama“, sein Auftritt dauerte nur 55 Sekunden – 55 Sekunden, die alles entscheiden sollten und den Kinderstar über Nacht berühmt machten!

Obwohl sich Lingua & Musica in erster Linie mit klassischer Musik und Oper befasst, habe ich mich als Autorin entschlossen, das 50-jährige Jubiläum von Hein Simons zum Anlass zu nehmen und dem Sänger einen ausführlichen Artikel zu widmen – hat er doch meine Generation und die Popularmusik der 60er und 70er Jahre wesentlich mitbestimmt.

Ein 50-jähriges Jubiläum ist – gerade in unserer schnelllebigen Zeit – ein besonderes Ereignis, das nur wenigen Künstlern zuteil wird. Immerhin hat der einstige Kinderstar mit seiner Musik nicht nur meine Jugend entscheidend geprägt, sondern auch damals schon mein Interesse am Gesang geweckt. Lang, lang ist’s her! Damals – noch lange bevor ich meine Liebe zur Oper und zur klassischen Musik entdeckte – da hatte der kleine Junge mit der großen Stimme aus Holland auch mein Herz im Sturm erobert!

Wir erinnern uns…

Es war in den wilden 60ern und frühen 70ern: Ich war fast im Teenager-Alter, als die Studentenunruhen das bürgerliche Deutschland in Aufruhr versetzten, als die berüchtigte Baader-Meinhof-Bande (die spätere RAF) mit ihren Anschlägen Angst und Schrecken verbreitete.

Zu jener Zeit stürmten die Beatles gerade die Hitlisten und sorgten für Aufregung in den biederen deutschen Familien. Während die echten „68er“ auf die Beatles und die Rolling Stones geradezu „abfuhren“, wurde ich auf einen holländischen Jungen aufmerksam, der gerade einmal vier Jahre älter war als ich und mit glockenheller, klarer und kräftiger Stimme Lieder sang, die einfach zu Herzen gingen: „Mama“, „Zwei kleine Sterne“, „Du sollst nicht weinen“, „Ich bau dir ein Schloss“. Nicht zu vergessen das berühmte „Mamatschi, schenke mir ein Pferdchen“, das mich als Pferdefreundin schon damals sehr angerührt hat.

Der Kinderstar Heintje, der sich binnen kurzer Zeit in die Herzen von Millionen sang, verstand es nicht nur, die Mamas und Omas zu Tränen zu rühren, sondern auch einem kleinen Mädchen wie mir gehörig den Kopf zu verdrehen! Künstler wie Peter Alexander und Udo Jürgens bewunderte ich, aber Heintje verehrte ich, für ihn schwärmte ich – und das viele Jahre lang! Später (etwa Mitte der 80er Jahre) hatte ich diesen Künstler ein wenig aus den Augen verloren. Doch jetzt, zum 50-jährigen Bühnenjubiläum des Hein(tje) Simons, werden diese Ereignisse plötzlich wieder lebendig. Als ich im Zuge meiner Recherchen für diesen Artikel das beinahe schon vergessene Heintje-Archiv wieder hervorkramte, wurden die alten Erinnerungen wieder geweckt, als wenn das alles erst gestern gewesen wäre! Doch wenden wir uns zunächst seiner Biographie zu.

Caruso und Robertino als Vorbilder

Heintje wurde am 12. August 1955 unter dem bürgerlichen Namen Hendrik Nikolaas Theodoor Simons im holländischen Heerlen geboren. Sein Vater Heinrich war Bergmann und wurde wegen einer Staublunge schon sehr früh pensioniert. Damit die Familie einigermaßen über die Runden kam, eröffnete Heintjes Mutter Johanna eine kleine Gastwirtschaft in Bleijerheide bei Kerkrade: die „Hanny-Bar“. In dieser Bar gab es eine Jukebox, die neben den gängigen Schlagern auch Aufnahmen von den großen Tenören spielte. Besonders Caruso und der italienische Kinderstar Robertino Loreti haben es dem kleinen Heintje angetan. Er sang die Lieder von Robertino nach und konnte „Mamma“ (italienische Version) und „O sole mio“ innerhalb kurzer Zeit auswendig. Schon bald wurden die Gäste auf die Stimme des kleinen Holländers aufmerksam, und Heintje verdiente sich seine erste „Gage“ – in Form von Schokolade!

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass Heintje damals – ebenso wie der spanische Tenor José Carreras – durch den Film „Der große Caruso“ dazu inspiriert wurde, Sänger zu werden. Der Film mit Mario Lanza in der Hauptrolle muss seinerzeit eingeschlagen haben wie eine Bombe und hatte offenbar gerade für junge Sänger eine unglaublich starke Wirkung. Heintje war von dem Film über das Leben Carusos tief beeindruckt: „Ich war elf Jahre alt, als ich zum ersten Mal einen Film über ihn sah. Als ich aus dem Kino herauskam, wusste ich: so wie Caruso, so wollte ich werden. So schön singen können, so großen Erfolg haben, überall so gefeiert werden. Nachts in meinen Träumen sah ich das ständig vor mir und durchlebte es regelrecht.“ (Zitat von Heintje aus der Serie: Jetzt rede ich! 3. Folge, Frau mit Herz, 26.04.1979)

Eine Stimme, die zu großen Hoffnungen berechtigt

Heintje sang damals nicht nur in der elterlichen Gaststätte, der Hanny-Bar, sondern ab und zu auch in der Nachbar-Gaststätte eines Bekannten namens Jo Austen: „Mit elf Jahren hab ich sogar schon getingelt. In die Nachbar-Gaststätte von Jo Austen. Jo war es auch, der zu mir sagte: ‚Heintje, du hast eine tolle Stimme. Geh doch mal zum Professor Kukelkorn.’ Das war der Chorleiter von den ‚Maastricher Stars’, einem ganz bekannten Kinderchor. Doch als meine Eltern mit mir hinfuhren, war der Professor gar nicht so begeistert. Er meinte, ich sollte erstmal Gesangsunterricht nehmen. Da war ich vielleicht unglücklich! Aber meine Mutter tröstete mich und meinte: ‚Dann gehst du eben mal zum Talentwettbewerb.’ Und schon strahlte ich wieder, denn ich habe wirklich gern gesungen.“ (Serie: „Jetzt rede ich“, Frau mit Herz, 2. Folge, 19.04.1979)

Es ist nur allzu verständlich, dass die Reaktion des Chorleiters den jungen Sänger zunächst entmutigt hatte. Als ausgebildete Sängerin bringt es mich auf die Palme, wenn ich lese, wie engstirnig und ablehnend einige Gesangsprofessoren doch sein können und welche Konsequenzen es für einen jungen Sänger haben kann, wenn durch den „Tunnelblick“ gewisser Lehrer (meist ohnehin keine richtigen Sänger) ein solches Talent nicht erkannt wird! Nun ja, Heintje hat trotzdem seine Karriere gemacht! Aber wie viele andere werden durch die Inkompetenz und das mangelnde Einfühlungsvermögen gewisser selbst ernannter „Experten“ kaputt gemacht?

Diese Geschichte mag auch erklären, warum der erwachsene Sänger Hein Simons nach seinem Stimmbruch von einer klassischen Gesangsausbildung Abstand nahm und es letztlich doch vorzog, der Schlagerbranche treu zu bleiben – was eigentlich sehr schade ist, wenn man bedenkt, dass selbst avancierte Opernsänger/innen ihm damals eine große Karriere voraussagten. Viele meinten sogar, er könne ein „zweiter Caruso“ werden. In den großen Fernsehshows der 70er Jahre sah man den Kinderstar immer wieder auch an der Seite von großen Opernsängern und Opernsängerinnen.

Wenn ich mich recht erinnere, war es die Sopranistin Erna Berger, die über den Kinderstar einmal sagte: „Heintje hat eine Stimme, die auch nach der Mutation noch zu großen Hoffnungen berechtigt“. Und keine Geringere als Anneliese Rothenberger war damals des Lobes voll: „Du bist also der kleine Junge, der so eine große Stimme hat!“ (Serie: Jetzt rede ich! 3. Folge, Frau mit Herz, 26.04.1979) 

Operettenkönig Robert Stolz sah bereits 1970 bei dem Kinderstar Heintje eine „Revolution ohne Stimmbruch“ voraus. Schon damals war Professor Robert Stolz der Meinung, Heintje habe seinen Stimmbruch bereits „übersungen“, und hörte ihn als zukünftigen Bariton. Anlässlich der Gala zu seinem 90. Geburtstag komponierte Robert Stolz sogar zwei Lieder für Heintje: „Mondlicht geht durch alle Bäume“ und „Bei uns zu Haus ist es schön.“

Im Juni 1971 war Heintje an der Seite des Tenors Rudolf Schock in der Fernsehshow „Wünsch dir was“ mit Vivi Bach und Dietmar Schönherr zu sehen. Ich erinnere mich noch gut an jenes Interview, das Heintje damals in dieser Fernsehshow gab: Als er nach seinen Zukunftsplänen gefragt wurde, antwortete der damals 15-Jährige, er könne es sich gut vorstellen, so wie Rudolf Schock nach dem Stimmbruch eine Laufbahn als klassischer Sänger einzuschlagen. Diese Aussage hatte mich schon damals als Kind sehr beeindruckt. Er schien genau zu wissen, was er wollte. Das passte ja auch zu dem Umfeld, das den holländischen Kinderstar geprägt hatte, als er in der Gaststätte seiner Eltern die Lieder der großen italienischen Tenöre wie Benjamino Gigli und Enrico Caruso schmetterte.

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage: Was wäre wohl aus dem ehemaligen Kinderstar Heintje geworden, wenn er damals nach dem Stimmwechsel einen wohlwollenden Mentor gefunden hätte, der es verstanden hätte, seine schöne, nach der Mutation baritonal gefärbte Stimme im Belcanto auszubilden?

Vermutlich wäre er ein lyrischer Bariton (mit einer erkennbaren Tendenz zum Tenor) geworden und hätte – wie seine großen Vorbilder – als Opern- oder Operettensänger Karriere machen können. Vielleicht wäre seine zweite Karriere mit einer klassisch ausgebildeten Stimme sogar noch erfolgreicher verlaufen als die erste. Wahrscheinlich hätten sich ihm dadurch ganz andere Möglichkeiten eröffnet. Jedenfalls war ich immer schon der Meinung, dass Hein Simons‘ warm timbrierte Baritonstimme eigentlich viel zu schön ist, um sich einzig und allein auf Schlager zu beschränken.

Natürlich ist es verständlich, dass Hein Simons sich nach dem Stimmwechsel wieder in der Branche etablieren wollte, die er ja schon in- und auswendig kannte. Dennoch ist es ein wenig schade, dass er die Option einer klassischen Gesangsausbildung (und somit die Chance, so etwas wie ein „zweiter Caruso“ – oder ein „zweiter Cappuccilli“ – zu werden) offensichtlich gar nicht mehr in Betracht gezogen hat.

Andererseits: Wer weiß schon, wie sich das alles entwickelt hätte. Leider gibt es ja auch viele schlechte Gesangslehrer. Und wie wohl jeder Sänger weiß, muss zwischen Sänger und Gesangslehrer immer auch die „Chemie“ stimmen. Ist diese Voraussetzung nicht gegeben, ist es oft besser, sich als Sänger auf seine Naturstimme und die eigene sängerische Intuition zu verlassen.

Große Schallplattenerfolge

Doch zurück zur Biographie: Wie bereits erwähnt, war es vor allem seine Mutter, die Heintje dazu ermutigt hatte, im Jahre 1966 an einem Talentwettbewerb im holländischen Schaesberg teilzunehmen. Dort sang er das Lied „Mamma“ (sogar auf Italienisch!) und gewann prompt den ersten Preis.

Daraufhin wurde Addy Kleijngeld, ein niederländischer Musiker und Produzent, auf ihn aufmerksam. Addy Kleijngeld wurde Heintjes Manager und komponierte auch die meisten Titel für ihn. Addy Kleijngeld, der unter dem Künstlernamen „Ronny“ bekannte Sänger und Produzent Wolfgang Roloff und der Textdichter Hans Hee bildeten damals jenes einzigartige Team, das Heintje während seiner gesamten Karriere beratend zur Seite stand. Nach eigenen Aussagen von Hein Simons ging es damals stets sehr familiär zu, und er wurde zu nichts gezwungen. Mit Addy Kleijngeld hatte er nicht einmal einen offiziellen Vertrag. Addy Kleijngeld sorgte jedoch seinerseits dafür, dass seinem Schützling stets faire Verträge angeboten wurden.

Am 14. August 1967 nahm Heintje seine erste Schallplatte auf Niederländisch auf: „Mama“ und „Ik vergeet je niet“ („Ich vergess dich nicht“, die holländische Version der neapolitanischen Kanzone „Non ti scordar di me“ von Ernesto de Curtis). An seine erste Plattenaufnahme im Bavohuis in der Sumatrastraat in Amsterdam kann sich Hein Simons noch gut erinnern: „Da sah ich zum ersten Mal in meinem Leben ein großes Orchester, eine Harfe, die Streicher, die Cellos, die Bläser und das Schlagzeug. Ich war ein bisschen verwirrt durch diesen Anblick. Hinter dem Technikpult saß Luc Ludolph, ein Ass in Sachen Ton. Er hatte seine eigene Apparatur im Bavohuis aufgestellt, weil er hier für verschiedene Plattenfirmen, so auch für CNR, Aufnahmen machte. Vor dem Orchester stand Addy Kleijngeld, dirigierte und gab Anweisungen. Ich fühlte mich wie eine kleine Maus in einem Käseladen und eigentlich auch etwas verloren.“ (Jan Adriaan Zwarteveen: Ich war Heintje, aus dem Niederländischen übersetzt von Willy und Silvia Bemer,  1. Auflage 2017, © Giger Verlag, CH-8852 Altendorf, S. 57-58)

1967 erschien die deutsche Version des Liedes „Mama“, zunächst als Single in Kombination mit „Zwei kleine Sterne“. Der Titel „Mama“ hielt sich fast ein ganzes Jahr lang in den Charts und war 1968 die meistverkaufte Single in Deutschland. Schon wenig später kam eine weitere Single heraus: „Du sollst nicht weinen“ (eine Neuinterpretation des mexikanischen Titels La Golondrina) und „Ich bau dir ein Schloss“.

In der steilen Karriere des Kinderstars Heintje folgte in den darauffolgenden Jahren ein Hit nach dem anderen: „Oma so lieb“, „Ich sing ein Lied für dich“, „Liebe Sonne, lach doch wieder“, „Eine kleine Abschiedsträne“, „Kleine Kinder, kleine Sorgen“, „Scheiden tut so weh“, „Der schönste Tag in deinem Leben“, „Geh deinen Weg“, „Schneeglöckchen im Februar“ und viele andere mehr. Auch die beiden Weihnachtsalben „Weihnachten mit Heintje“ und „Fröhliche Weihnacht überall“ waren ein großer Erfolg. Viele seiner Titel, ganz besonders sein berühmtes „Mama“, wurden zu Ohrwürmern, welche – ungeachtet der historischen und gesellschaftlichen Ereignisse – inzwischen ein halbes Jahrhundert überdauert haben!

Selbst die im Deutschland der Nachkriegszeit von vielen verschmähten und beinahe schon vergessenen deutschen Volkslieder wurden durch Heintje wieder populär: „Mamatschi“, „Heidschi Bumbeidschi“, „Guter Mond du gehst so stille“, „Die Blümelein, sie schlafen“, „Der Mond ist aufgegangen“, „Sah ein Knab ein Röslein steh’n“, „Letzte Rose in unserm Garten“ (eine Bearbeitung der gleichnamigen Arie aus der Oper „Martha“ von Friedrich von Flotow). Besonders in den besinnlichen Volksliedern beeindrucken seine klare Stimme, seine reine Intonation und schlichte Interpretation bis heute. Es ist daher mehr als verwunderlich, warum seine Einspielungen dieser schönen alten Volkslieder damals so lange in der Schublade liegen blieben und zunächst nur teilweise auf Schallplatten veröffentlicht wurden.

Erst im Jahre 2013 erschien im Rahmen der Sammlung „Heintje – Das Beste – 80 unvergessliche Erfolge“ eine zusätzliche CD mit 16 bis dahin unveröffentlichten Aufnahmen seiner schönsten Volkslieder, was selbst für mich als „alten“ Heintje-Fan eine wahre Überraschung war!

Neben den zahlreichen Schallplatteneinspielungen in deutscher Sprache gab es auch drei Alben in englischer Sprache, darunter „I’m Your Little Boy“ und „You Are The Best Of All“, zwei LPs in Afrikaans sowie einige Veröffentlichungen in holländischer Sprache. Für die englischen Produktionen erhielt Heintje ebenfalls goldene Schallplatten. Anlässlich seiner Fernsehauftritte in China hat der erwachsene Sänger Hein Simons sogar eines seiner alten Lieder („Kleine Kinder, kleine Sorgen“) in chinesischer Sprache (Mandarin) aufgenommen! In China wurde Heintje zunächst durch seine Filme bekannt. Erst daraufhin wurde das chinesische Publikum auch auf seine Lieder aufmerksam.

Die Kinofilme

Schon bald wurde auch das schauspielerische Talent des Kinderstars Heintje entdeckt. In den späten 60er und frühen 70er Jahren wirkte Heintje in sechs Kinofilmen mit:

1968: Zum Teufel mit der Penne (Die Lümmel von der ersten Bank 2. Teil)
1969: Heintje – Ein Herz geht auf Reisen
1969: Hurra, die Schule brennt (Die Lümmel von der ersten Bank 4. Teil)
1970: Heintje – Einmal wird die Sonne wieder scheinen
1970: Heintje – Mein bester Freund
1971: Morgen fällt die Schule aus (Die Lümmel von der ersten Bank 6. Teil)

Da waren zunächst die drei „Lümmel-Filme“ (Die Lümmel von der ersten Bank) mit Hansi Kraus als Partner:
Zum Teufel mit der Penne (Die Lümmel von der ersten Bank 2. Teil)
Hurra, die Schule brennt (Die Lümmel von der ersten Bank 4. Teil)
Morgen fällt die Schule aus (Die Lümmel von der ersten Bank 6. Teil)

Doch vor allem die etwas ernsteren Spielfilme mit Heintje in der Hauptrolle gingen so richtig zu Herzen:
Heintje – Ein Herz geht auf Reisen (mit Heinz Reincke und Gerlinde Locker)
Heintje – Einmal wird die Sonne wieder scheinen (unter anderem mit Heinz Reincke, Gerlinde Locker, Paul Dahlke, Agnes Windeck, Martin Jente und Ralf Wolter)
Heintje – Mein bester Freund (unter anderem mit Heinz Reincke, Gudrun Thielemann, Ralf Wolter, Shmuel Rodensky und dem Don-Kosaken-Chor unter Serge Jaroff)

Auszeichnungen

In den wenigen Jahren seiner großen Karriere als Kinderstar wurde Heintje mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet: So erhielt er zweimal (1968 und 1969) den Goldenen Löwen von Radio Luxemburg, die Goldene Europa (1969), den Bambi und den Edison Award (1970) sowie für seine Kinofilme die Goldene Leinwand (1970). Es folgten weitere Auszeichnungen.

Für seine zahlreichen verkauften Schallplatten erhielt Heintje 40 Goldene Schallplatten und eine Platin-Schallplatte. Stolz bewahrte er diese Trophäen all die Jahre in seinem Elternhaus in Neu-Moresnet (Belgien) auf.

Stammgast in den großen Fernsehshows

Wie bereits erwähnt, dauerte Heintjes erster Auftritt im deutschen Fernsehen nur 55 Sekunden: In der Vico-Torriani-Show „Der Goldene Schuss“ am 21.12.1967 sang er sein „Mama“-Lied. Sein Auftritt schlug ein wie eine Bombe und bescherte ihm über Nacht den Durchbruch zu einer einzigartigen internationalen Karriere, wie sie bis dato von keinem anderen Kinderstar mehr erreicht werden konnte. Spätestens von diesem Datum an war sein Siegeszug nicht mehr aufzuhalten. Ein Jahr später, zu Weihnachten 1968, war er erneut zu Gast in Vico Torrianis Show, diesmal zusammen mit Udo Jürgens und Caterina Valente.

In der Peter-Alexander-Show war Heintje immer wieder ein gern gesehener Gast. Mit „Peter dem Großen“ verband ihn sogar eine jahrelange Freundschaft. Peter Alexander wurde für Heintje (neben Caruso und Robertino) zum großen Idol und Vorbild.

Auch in den anderen großen Shows von ZDF und ARD war Heintje häufig zu Gast, so unter anderem in der Rudi-Carrell-Show, in „Vergissmeinnicht“ mit Peter Frankenfeld und „Einer wird gewinnen“ mit Hans-Joachim Kulenkampff (1969).

Im September 1970 trat Heintje – neben anderen Stars aus Klassik und Unterhaltung – in der großen Gala zum 90. Geburtstag von Robert Stolz auf.

Im März 1971 war Heintje in der Show „Drei mal neun“ mit Wim Thoelke zu Gast, und im Juni desselben Jahres in der bereits erwähnten Show „Wünsch dir was“ mit Dietmar Schönherr. Dies sind jedoch nur wenige Beispiele. Die Liste seiner Fernsehauftritte ist lang und kann hier nur ansatzweise wiedergegeben werden.

Ein Ruf aus Amerika 

1970 erhielt Heintje ein verlockendes Angebot aus Amerika: Nachdem der Kinderstar in den USA mit „Mama“ und „A Mother’s Tears“ große Erfolge feiern konnte und in mehreren Fernsehshows aufgetreten war, wurde ihm vom Plattenlabel MGM ein Vertrag angeboten. Dieser Vertrag hätte ihn jedoch verpflichtet, sich sieben Jahre an die Plattenfirma zu binden. Dies bedeutete auch, monatelang von zu Hause weg zu sein, was Heintje damals ablehnte. Hein Simons erinnert sich: „Ich weiß noch, wie ich Addy Kleijngeld angefleht habe, das trotz der Aussicht auf weitere Erfolge nicht zu unterzeichnen. Mein Vater hat sich dann durchgesetzt: ‚Wir haben immer zum Wohle des Jungen entschieden.’ Damit war klar, dass wir dieses lukrative Angebot ausschlagen würden. Außerdem hatte ich Heimweh nach meinem Zuhause und meinen Pferden und auch mit der ungeliebten fremden Sprache konnte ich mich nicht anfreunden. Als die Tournee endete, sagten wir MGM, dass wir den Vertrag nicht unterschreiben würden. Das war eine der wenigen Entscheidungen, die ich später bereut habe. Wer weiß, was daraus noch hätte werden können.“ Aber Heintjes Heimweh war einfach stärker: „Ich dachte nur noch an meine Ponys Addy und Bubi, die zu Hause auf mich warteten. Keiner hätte mich damals daran hindern können, so bald als möglich nach Hause zu fliegen.“ (Jan Adriaan Zwarteveen: Ich war Heintje, aus dem Niederländischen übersetzt von Willy und Silvia Bemer,  1. Auflage 2017, © Giger Verlag, CH-8852 Altendorf, S. 120-121.) – Diese Episode zeugt einmal mehr von der Bodenständigkeit des Künstlers. Trotz seines Ruhmes ist er stets ein netter und bescheidener Junge geblieben, der auch gelegentlich zu Streichen aufgelegt war!

Lausbubenstreiche

Hein Simons wird in Interviews nicht müde, sein positives Image als Kinderstar und Mustersöhnchen in Frage zu stellen: „Aber ein idealer Sohn bin ich nie gewesen, ich war ein Durchschnittskind mit allen guten und schlechten Eigenschaften.“ (Jan Adriaan Zwarteveen: Ich war Heintje, Giger Verlag, S. 103)

Bekanntlich war er auch derben Späßen und Lausbubenstreichen nicht abgeneigt – besonders während der Dreharbeiten zu den „Lümmel-Filmen“, wenn er mit Hansi Kraus zusammen war. Bereits als Erwachsener mit 23 Jahren erzählte er gern Anekdoten aus dieser Zeit: „Im piekfeinen Frühstücksraum vom Nobelhotel Vier Jahreszeiten in Hamburg hab ich mal Knallfrösche losgelassen. Dem Ober ist das Tablett runtergefallen, eine Dame goss sich den Kaffee übers Kleid. Ein voller Erfolg, nur Papa fand das nicht lustig. Aber alles, was Krach machte, fand ich riesig. Knallkorken zum Beispiel ließen sich hervorragend zwischen Fahrstuhltüren klemmen. Ging die Tür dann zu, fielen die Leute in den Hotelhallen von den Stühlen. Auch Niespulver hat eine hübsche Wirkung, wenn man es zwischen die Anmeldezettel im Hotel streut oder über die Blumenvasen auf den Tischen. In den Fernsehstudios war ich als ‚Horror-Heintje’ berühmt. Was blieb mir auch anderes übrig, als Fußball zwischen den Kulissen zu spielen oder auf Entdeckungsreisen zu gehen. […] Als wir unseren nächsten Film ‚Hurra, die Schule brennt’ drehten, ließ ich im Hotel mal wieder meine Glanznummer los: die Knallfrösche im Frühstücksraum. Ich sehe Theo Lingen noch vor mir. Er zog die linke Augenbraue hoch und sagte trocken: ‚Wir sollten vielleicht den Filmtitel ändern – in Hurra, das Hotel brennt!“ (Serie: „Jetzt rede ich“, Frau mit Herz, 5. Folge, 10.05.1979)

In einem Interview mit Dieter Thomas Heck (November 2000) erzählte Hein Simons eine Anekdote, die im Studio während der Aufzeichnung zur Verleihung der Goldenen Europa passiert ist: Weil er gerade nichts zu tun hatte, vertrieb Heintje seine Langeweile mit Fußballspielen. Dabei schoss er gleich 6 Gläser vom Tisch herunter!

Fest im Sattel – auch als Reiter, Pferdenarr und Tierfreund

Schon seit seiner frühesten Kindheit war Heintje ein begeisterter Reiter, Pferdenarr und Tierfreund. Um den kleinen Jungen mit dem großen Herz für Tiere ranken sich lustige Anekdoten. Hein Simons selbst berichtete einmal: „Die ersten Kindheitserinnerungen sind nur mit Tieren verbunden. Jedes Mal, wenn ich vom Spielen wieder in die Wohnung kam, fragte meine Mutter schon voller Vorahnungen: ‚Heintje, was hast du wieder in der Tasche?’ Ich hatte ihr nämlich schon ein paar Mal Kröten und Mäuse angeschleppt. Das hatte sie nicht so gerne. Vor allem nicht, seit die letzte Maus zwei Wochen zu Gast war.“ (Serie: „Jetzt rede ich“, Frau mit Herz, 2. Folge, 19.04.1979)

Schon als kleiner Knirps wünschte sich Heintje nichts sehnlicher als ein Pony. Für seine erste LP hatte ihm Addy Kleijngeld ein Pony versprochen: „Pass auf, wir nehmen jetzt eine Langspielplatte auf. Dafür musst du zwölf Lieder lernen. Wenn du das geschafft hast, schenk ich dir ein Pony!“ So erklärt es sich auch, warum Heintje sein erstes Album damals in Rekordzeit eingesungen hat. Hein Simons erinnert sich: „Ich glaube, so schnell ist auf der ganzen Welt noch keine Langspielplatte aufgenommen worden. Bevor wir ins Studio mussten, fuhr Addy mit mir nach Asten zu einer Ponyfarm. Doch der große Augenblick war noch nicht gekommen, Addy sagte nur: ‚Schau mal, das ist der Vater von deinem Pony.’ Ich stand neben ihm, so ein bisschen auf Abstand, denn Respekt hatte ich schon vor diesem ‚Riesentier’. Auf einmal wieherte es – und ich rannte um mein Leben! Addy lachte: ‚Du möchtest wohl doch lieber eine Katze?’ Nein, ich wollte mein Pony. Nun erst recht. Innerhalb von zwei Tagen war die gesamte Langspielplatte dann fertig. Nach jedem Lied sagte dann Addy: ‚So jetzt hast du ein Ohr.’ Dann: ‚Nun ein Bein.’ ‚Noch ein Bein, jetzt den Rumpf.’ Beim Gongschlag 16 Uhr war das Pony komplett. Zwei Tage später stand ich ihm dann leibhaftig gegenüber. Da war es nun, mein Pony, mein Wirklichkeit gewordener Traum. Diesmal rannte ich nicht weg. Nur geheult hab ich vor lauter Freude. Ich habe es ‚Addy’ genannt und noch heute steht es auf meinem Reiterhof, munter und kerngesund.“ (Serie: „Jetzt rede ich“, Frau mit Herz, 4. Folge, 03.05.1979) – Inzwischen ist das Pony „Addy“ leider längst im Pferdehimmel!

Schon bald gesellten sich noch weitere vierbeinige Freunde hinzu: Neben „Bubi“, einem weiteren Pony, bewohnten noch Spitzhündin „Sonja“, Schäferhündin „Cira“ und eine Katze sein Anwesen im belgischen Neu-Moresnet. Später kamen noch „Elegant“, „Exquisit“ und weitere Reitpferde hinzu. In jungen Jahren war Hein(tje) Simons ein begeisterter Springreiter und nahm auch aktiv an Turnieren teil. Außerdem spielte er leidenschaftlich gern Fußball.

Während der Kinderstar ganz allmählich zum erwachsenen Sänger heranreifte, wurde in den Medien immer häufiger über seinen Stimmbruch spekuliert. Doch dieser ließ zunächst noch auf sich warten!

Sylvia Kreye, Wien

Morgen geht’s weiter mit Teil 2: Vom Kinderstar zum „Urgestein“

Hier geht’s zum Teil 2:

Hein Simons: 50-jähriges Jubiläum | Teil 2: Vom Kinderstar zum Bariton

Neuerscheinungen zum 50-jährigen Jubiläum

Das Album „Heintje und ich“ ist zum 1. Dezember bei TELAMO erschienen. Es ist im Handel erhältlich und kann als CD, DVD oder sogar als Fan-Box bei Shop24Direct bezogen werden:

Als CD:
https://www.shop24direct.at/produkt/heintje-und-ich-431055

Als DVD:
https://www.shop24direct.at/produkt/heintje-und-ich-440121

Das Buch „Ich war Heintje“ ist ebenfalls im Handel, über Shop24Direct oder amazon zu beziehen:

https://www.shop24direct.at/produkt/ich-war-heintje-2020380

https://www.amazon.de/Ich-war-HEINTJE-Kinderstar-unvergesslichsten/dp/3906872416

Karten für die Weihnachtstournee sind bei Eventim erhältlich:

http://www.eventim.de/Tickets.html?affiliate=EVE&doc=artistPages%2Ftickets&fun=artist&action=tickets&erid=1932428&includeOnlybookable=true&xtmc=hein_simons&xtnp=1&xtcr=1

Diskographie

1967 Dit is Heintje
1968 Heintje
1969 Ich sing’ ein Lied für Dich
auch bekannt als: Liebe Sonne, lach doch wieder
1970 Dein schönster Tag
auch bekannt als: Ein Strauß voll bunter Blumen
Herzlichst Heintje
1971 Wenn wir alle Sonntagskinder wär’n
1973 Ich denk’ an dich
auch bekannt als: Ik denk aan jou (Niederländische Version)
1974 Junger Mann mit 19
1975 Suid-Afrika, Jou Hart Is Weer Myne
Heintje sing van liefde en verlange
1978 Ich habe Freunde
1989 Herzensmelodie
1992 Ich hab’ so lange gesucht nach dir
1994 Die Heimat darfst du nie vergessen
1996 Mein zweites Leben
1998 Ich schenk’ dir meine Liebe
1999 Noch einmal mit Gefühl
2001 Heute und ein bisschen gestern
2002 Rück ein Stückchen näher
2003 Von Herz zu Herz
2004 Frauen sind was Wunderbares
2005 Ich sag’ Danke
2006 Männer sind einfach zu gut
2008 Träum’ mit mir
2009 Alles halb so schlimm
2011 Leb deinen Traum
2014 Thuis
2015 Vertrau auf dein Herz
2017 Heintje und Ich

Quellen

• Norbert Unfried, Brigitte Weckelmann, Claus Weckelmann: Heintje – vom Lausbub zum Star. Bertelsmann Sachbuchverlag Reinhard Mohn, Gütersloh 1969, 54321 (Bestell-Nr. 6961), 1969.
• Norbert Unfried, Brigitte Weckelmann, Claus Weckelmann: Heintje und sein großer Freund Peter Alexander. Bertelsmann Sachbuchverlag Reinhard Mohn, Gütersloh 1970, 54321 (Bestell-Nr. 8488).
• Norbert Unfried, Brigitte Weckelmann, Claus Weckelmann: Heintje: Alle meine Tiere. Bertelsmann Sachbuchverlag Reinhard Mohn, Gütersloh 1971.
• Hans-Joachim Eberwein: Heintje. Lizenzausgabe für die Neue Schweizer Bibliothek, Sonderdruck der BUNTEN ILLUSTRIERTEN, Hrsg. Dr. Franz Burda, Burda Druck und Verlag, Offenburg/Baden 1971.
• „Heintje – Jetzt rede ich“, Serie in 8 Teilen, aufgezeichnet von Heidemarie Lammert, „Frau mit Herz“, 12.04.-31.05.1979
• Wikipedia, Heintje: https://de.wikipedia.org/wiki/Heintje
• Internationaler Hein Simons Fanclub, Biographie: http://www.heinsimons.com/html/biography.html
• Jan Adriaan Zwarteveen: Ich war Heintje – Zum 50-jährigen Jubiläum, aus dem Niederländischen übersetzt von Willy und Silvia Bemer, Giger Verlag, CH-Altendorf, 1. Auflage 2017

Bildquellen

Teil 1: Coverfoto der CD „Heintje und Ich“ und des Buches „Ich war Heintje“. © Norbert Unfried / German Popp. Mit freundlicher Genehmigung der Telamo GmbH, München.

Teil 2: Pressefoto Hein Simons (20170517 Telamo45653) Fotocredit: German Popp. Mit freundlicher Genehmigung der Telamo GmbH, München.

6. Dezember | Adventskalender

Der musikalische Adventskalender

6. Dezember

 Zum Nikolaustag

Heute ist Nikolaustag! Daher wollen wir es nicht versäumen, dem braven Nikolaus ein paar Zeilen zu widmen. Im musikalischen Adventskalender von Lingua & Musica geht es heute um den Heiligen Nikolaus von Myra und ein bekanntes Nikolaus-Lied.

In den Niederlanden wird der heilige Nikolaus Sinterklaas genannt. Dort bringt er schon am 5. Dezember die Geschenke, in Belgien beschenkt er am 6. Dezember die Kinder.

In einigen orthodoxen Landeskirchen wird der 6. Dezember nach dem julianischen Kalender gefeiert, was dem 19. Dezember des gregorianischen Kalenders entspricht. Auch in Serbien wird der Nikoljdan am 19. Dezember gefeiert. Im frühen 8. Jahrhundert erreichte der Nikolauskult Italien und im 10. Jahrhundert auch den deutschsprachigen Raum. 

Doch wer ist eigentlich dieser heilige Nikolaus, der bei uns alljährlich am 6. Dezember die Kinder beschenkt?

6. Dezember - Nikolaus von Myra, russische Ikone
Nikolaus von Myra (russische Ikone von Alexa Petrow, 1294, Museum Nowgorod), Aleksa Petrov [Public domain], via Wikimedia Commons

Nikolaus von Myra

Nikolaus von Myra ist einer der bekanntesten Heiligen der Ostkirchen und der lateinischen Kirche. Der heilige Nikolaus ist Landespatron von Russland, Schutzpatron der Kinder und Schüler, der Mädchen und Frauen, der Reisenden und Seeleute.

Nikolaus von Myra (altgriech. Νικόλαος Μυριώτης, Nikolaos Myriotes), wurde zwischen 270 und 286 in Patara geboren und starb am 6. Dezember des Jahres 326, 345, 351 oder 365. (Die Quellenangaben bezüglich des Geburts- und Sterbejahres sind sehr unterschiedlich.) Er wirkte in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts als Bischof von Myra in der kleinasiatischen Region Lykien, damals Teil des römischen, später des byzantinischen Reiches, der heutigen Türkei. Sein griechischer Name Nikólaos (aus νίκη und λαός) bedeutet Sieg des Volkes und war bereits in vorchristlicher Zeit gebräuchlich.

Legenden und Bräuche

Zahlreiche Legenden ranken sich um diesen Heiligen. Unter anderem wird ihm nachgesagt, dass er die Mitgift für die drei Töchter eines verarmten Mannes gespendet und so verhindert habe, dass diese in die Sklaverei geschickt wurden. Außerdem soll er einen Seesturm gestillt und sogar Tote zum Leben erweckt haben. Der Legende nach entsprang bei der Grablegung des heiligen Nikolaus am Kopfende des Sarkophags eine Quelle mit Salböl und am Fußende eine mit Wasser.

Der Gedenktag des heiligen Nikolaus ist mit vielen Volksbräuchen verbunden. Die bekannte Befragung der Kinder, ob sie denn auch brav gewesen seien, geht auf das Mittelalter zurück. Am Vorabend des Festes wählten Klosterschüler einen „Kinderbischof“, der bekleidet mit einer Mitra und einem Bischofsgewand,  die Klosterschule besuchte, die Kinder tadelte oder mit Süßigkeiten belohnte.

Das Befüllen der Schuhe in der Nacht zum 6. Dezember basiert auf der Legende von den drei Jungfrauen, die nachts vom Heiligen Nikolaus mit Gold beschenkt wurden (Mitgiftspende).

Ursprünglich fand auch die Weihnachtsbescherung am Nikolaustag statt. In einigen Ländern ist dies heute noch so. Erst infolge der Ablehnung der Heiligenverehrung durch die Reformation wurde die Bescherung in vielen Ländern auf Weihnachten verlegt, und infolgedessen wurde der Nikolaus als Gabenbringer vom Christkind abgelöst.

Da die Melodie des folgenden Liedes wohl jedem von uns bekannt sein dürfte, wird hier nur der Text wiedergegeben.

Wer noch mehr über den Heiligen Nikolaus wissen möchte, kann sich hier informieren:

https://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_von_Myra 

https://www.heiligenlexikon.de/BiographienN/Nikolaus_von_Myra.htm

https://www.katholisch.at/nikolaus

Lasst uns froh und munter sein

Lasst uns froh und munter sein
und uns in dem Herzen freu’n!
Lustig, lustig, tralalalala,
bald ist Niklausabend da, bald ist Niklausabend da!

Dann stell’ ich den Teller auf,
Niklaus legt gewiss was drauf!
Lustig, lustig, tralalalala,
bald ist Niklausabend da, bald ist Niklausabend da!

Wenn ich schlaf’, dann träume ich:
jetzt bringt Niklaus was für mich!
Lustig, lustig, tralalalala,
bald ist Niklausabend da, bald ist Niklausabend da!

Wenn ich aufgestanden bin,
lauf’ ich schnell zum Teller hin.
Lustig, lustig, tralalalala,
bald ist Niklausabend da, bald ist Niklausabend da!

Niklaus ist ein guter Mann,
dem man nicht g’nug danken kann.
Lustig, lustig, tralalalala,
bald ist Niklausabend da, bald ist Niklausabend da!

Eine weitere Auswahl an Nikolausliedern in der Karaoke-Version zum Mitsingen findet man auf dem YouTube-Kanal Kinderlieder / Weihnachtslieder von Muenchenmedia:

So lebt der Geist des heiligen Nikolaus von Myra auch noch in den heutigen Nikolausliedern und vor allem in den Herzen der Kinder weiter. 

Die Legende vom Heiligen Nikolaus findet man hier: 

Quelle

Die Legende vom Heiligen Nikolaus, erschienen als Buch im HERDER Verlag. 

Hörfassung, vorgelesen von Benjamin Krysmann mit einem Text von Anselm Grün, auf YouTube:

https://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_von_Myra

Bildquelle

Der heilige Nikolaus, Nikoloweibl und die Buttnmandl in Loipl, Berchtesgadener Land. – Foto: Gamsjaga, via Wikimedia Commons, Public Domain (gemeinfrei).

5. Dezember | Adventskalender

Der musikalische Adventskalender

5. Dezember

Weihnachtsbräuche in den Niederlanden

Im heutigen Adventskalender geht es um Sinterklaas – wie der Nikolaus in den Niederlanden genannt wird – und niederländische Weihnachtsbräuche. Dem Sinterklaas kommt in den Niederlanden beinahe eine größere Bedeutung zu als dem Weihnachtsmann und dem Christkind. Im Unterschied zu Deutschland, wo der Nikolaustag am 6. Dezember gefeiert wird, bringt Sinterklaas in Holland bereits am 5. Dezember die Geschenke.

Sinterklaas & Zwarte Piet

Die Gestalt des Sinterklaas geht auf den historischen Nikolaus von Myra zurück, dessen Sterbetag der 6. Dezember ist (siehe musikalischer Adventskalender vom 6. Dezember). 

Sinterklaas wird in den Niederlanden am 5. Dezember, in Belgien am 6. Dezember gefeiert. Der Sinterklaasavond (Nikolausabend) am 5. Dezember ist in einigen Provinzen der Niederlande, insbesondere in den Küstenstädten, von größerer Bedeutung als das Weihnachtsfest selbst.

In der Zeit zwischen dem letzten November-Wochenende und dem 5. Dezember stellen die Kinder einen Stiefel mit Wunschzetteln an den Kamin. Selbst für das Pferd des Sinterklaas wird eine kleine Stärkung vorbereitet: Es wird ein Eimer Wasser, Mohrrüben und etwas Heu bereitgestellt. Denn nach der Überlieferung reitet Sinterklaas auf seinem Schimmel von Dach und Dach und lässt die sogenannten Cadeutjes durch den Schornstein in die bereitgestellten Stiefel fallen. (Das niederländische Wort cadeutje ist offenbar vom französischen Wort cadeau abgeleitet und bedeutet kleines Geschenk). Sollten die Kinder einmal nicht artig gewesen sein, könnte sich aber auch ein Stück Kohle im Stiefel befinden. 

Woher kommt Sinterklaas?

Sinterklaas (Nikolaus) ist nicht nur der Geschenkebringer für die Kinder, sondern auch der Schutzpatron der Seefahrer – was gerade für die Niederlande als Seefahrernation ein wichtiger Aspekt ist.

Nach niederländischer Tradition ist Sinterklaas mit einem roten Bischofsmantel, roter Bischofsmütze und weißen Handschuhen bekleidet. Der Überlieferung nach reist Sinterklaas jedes Jahr am letzten Samstag im November mit einem Schiff aus Spanien an und reitet dann auf einem Schimmel an Land. Diese Tradition geht zurück auf die Geschichte der Niederlande: Philippe II. von Spanien, der Sohn Karls V., erbte nach dessen Tod die Niederlande, Spanien und das Königreich Sizilien. Aus dieser Zeit stammt die Überlieferung, dass Sinterklaas aus Spanien kommt. Sinterklaas kommt stets in Begleitung: Sein Knecht, der Zwarte Piet, ist immer dabei, wenn es gilt, den Kindern Geschenke zu bringen. Sinterklaas und Zwarte Piet werden bei ihrer Ankunft im Hafen stets mit Glockengeläute und viel Jubel empfangen. Dabei werden fröhliche Lieder gesungen. Selbst die niederländische Königin lässt es sich bisweilen nicht nehmen, diesem Ereignis beizuwohnen.

Pakjesavond

In den Niederlanden kommen bereits am 5. Dezember, dem Nikolausabend, alle Familienmitglieder zusammen, um zu feiern, zu essen und sich gegenseitig zu beschenken. Am pakjesavond, dem Abend der Bescherung, werden die Geschenke als sogenannte surprise (abgeleitet vom französischen Wort surprise = Überraschung) überbracht.

Nach Anbruch der Dunkelheit klopft es an der Haus- oder Wohnungstür. Wenn die Kinder dann zur Tür rennen, ist Sinterklaas jedoch bereits verschwunden. Inzwischen haben die Besucher einen Sack voller Geschenke vor der Tür abgelegt, der dann in die Wohnung geschleppt wird.

Die Geschenke sind in den Niederlanden immer sehr kreativ und aufwändig verpackt. Dabei geht es offensichtlich mehr um die Zeremonie des Auspackens als um die Geschenke selbst. Die Niederländer bereiten gern sogenannte „Schwindelpakete“ vor (wie wir sie noch von Kindergeburtstagen her kennen): In einem großen Karton steckt ein kleinerer Karton, in diesem steckt ein noch kleinerer Karton, bis zum Schluss nur noch ein kleines Kästchen oder gar eine Streichholzschachtel mit einem kleinen Geschenk zum Vorschein kommt. 

Ein besonders origineller Brauch: Jedem Geschenk wird ein selbst gedichtetes, lustiges Gedicht beigelegt, das ganz auf die individuelle Persönlichkeit, auf die Gewohnheiten und Eigenarten der beschenkten Person abgestimmt ist. Das Gedicht muss der Beschenkte selbst vorlesen, bevor er sein Geschenk auspacken darf. Das Vorlesen dieser lustigen, selbst gedichteten Verse sorgt am pakjesavond immer für große Heiterkeit!   

Sinterklaas-Lieder 

Es gibt viele Sinterklass-Lieder, die von den Kindern zum Sinterklaas-Fest gern gesungen werden. Der folgende Vierzeiler bringt die Kinderwünsche kurz und knapp auf den Punkt: 

Sinterklaas kapoentje,
Gooi wat in mijn schoentje,
Gooi wat in mijn laarsje,
Dank u Sinterklaasje.
 

Übersetzt heißt das etwa: Sankt Niklaus mit dem Kapüzchen, tue etwas in mein Schühchen, tue etwas in mein Stiefelchen, Danke dir, kleiner Sankt Nikolaus. 

Viele Sinterklaas-Lieder gehen auf Volkslieder aus dem deutschen Sprachraum zurück. 

Daar wordt aan de deur geklopt 

Das niederländische Sinterklaas-Lied Daar wordt aan de deur geklopt (Da wird an die Tür geklopft) wird nach der Melodie O du lieber Augustin gesungen, ein Ohrwurm, der auf den Wiener Straßensänger Marx Augustin (Ende des 17. Jahrhunderts) zurückgeht. Der niederländische Text wurde im Jahre 1907 von der Groninger Gesangslehrerin Johanna Veth geschrieben.

Daar wordt aan de deur geklopt
Zacht geklopt, hard geklopt
Daar wordt aan de deur geklopt
Wie zou dat zijn
Wees maar gerust mijn kind
Ik ben een goede vrind
Want al ben ik zwart als roet
‚k Meen het wel goed
Want ik kom van Sint Niklaas
Sint Niklaas, Sint Niklaas
‚k Heb voor jou mijn kleine baas
Moois in mijn zak
Was j‘ ook een stoute gast
Nu heb je opgepast
Daarom zendt Sint Nicolaas
Fijn speculaas.
Bron: De Liedjeskist

Kerstmis 

Kerstmis, wie das Weihnachtsfest auf Niederländisch heißt, hat in den Niederlanden nicht die Bedeutung wie in vielen anderen Ländern. Jedoch ist der Kirchgang an Heiligabend (Op kerstavond) oder am ersten Weihnachtstag (Op eerste kerstdag) auch in den Niederlanden ein wichtiger Teil der Kerstmis. 

Zu Kerstmis kommen alle Familienmitglieder zusammen, jedoch gibt es nach niederländischer Tradition am Weihnachtsabend keine Bescherung. Stattdessen wird ein üppiges Festmahl serviert. In vielen Familien kommen Rind- oder Wildgerichte auf den Tisch. Beliebt sind auch die Gourmetten, eine Art Raclette, bei dem Fleisch- und Gemüsestücke in kleinen Pfännchen gegart werden. 

Seit einiger Zeit jedoch gehen die Niederländer mehr und mehr dazu über, auch am Heiligen Abend Geschenke unter den Baum zu legen.

Weihnachtsbaum 

Auch in den niederländischen Wohnzimmern findet man einen Weihnachtsbaum. Dieser wird bereits am Tag nach dem Nikolausabend aufgestellt und bleibt bis zum 6. Januar, dem Fest der Heiligen Drei Könige (Driekoningen), im Wohnzimmer stehen. In vielen Familien wird in den Niederlanden ein künstlicher Baum verwendet, den man jedes Jahr wiederverwenden kann. 

Niederländische Weihnachtslieder  

Es gibt nicht viele Weihnachtslieder, die original aus den Niederlanden stammen und auch bei uns bekannt sind. Ein schönes holländisches Weihnachtslied aus dem 17. Jahrhundert ist Nu sijt wellekome, von dem hier nur die Gesangsstimme wiedergegeben wird. Die vollständige Ausgabe für Gesang und Klavier ist im Band von Kurt Pahlen, Die schönsten Weihnachtslieder aus der ganzen Welt, enthalten.

Nu sijt wellekome

Nu sijd wellekome, Noten
Nu sijt wellekome, Weihnachtslied aus Holland, 17. Jh., handschriftlich notiert von Sylvia Kreye

 

Niederländisch 

Nu sijt wellekome, Jesu lieven Heer!
Ghij komt van al soo hooghe van al soo veer.
Nu sijt wellekome van de hooghen hemel neer!
Hier al in dit aerdtrijk sijt Ghij ghe-sien noyt meer!
Kyrieleys.
Herders op den velde hoorden een nieuw liedt.
Dat Jesus was ghebooren sij wisten’t niet.
Gaet aen gheender straeten en ghij sult hem vinden klaer.
Bethlehem is de stede daer ’tis gheschiedt voorwaer.
Kyrieleys.

Deutsch 

Nun sei mir willkommen, Jesus, lieber Herr!
Du kommst zu uns von hoch und von fern daher.
Nun sei mir willkommen du vom hohen Himmelszelt,
warst du doch so lange nicht mehr auf uns’rer Welt!
Kyrieleis.
Hirten auf den Feldern hörten den Gesang:
„Klein Jesus ward geboren, nun seid nicht bang!
Gehet hin nach Bethlehem, der Weg liegt vor euch klar,
betet an das Wunder, das dort geschah fürwahr!“
Kyrieleis.

Von diesem holländischen Weihnachtslied gibt es auch eine schöne Aufnahme auf YouTube (in einer Aufnahme mit Herman van Veen, mit stimmungsvollen Impressionen von Sinterklaas und Weihnachten in Holland):

Eine Auswahl an niederländischen Weihnachtsliedern findet man auch auf der LP Kerstfeest met Heintje. Als kleine Kostprobe aus dem Album sei hier das Lied De Herdertjes Lagen Bij Nachte (Die Hirten lagen bei Nachte) angeführt. Hier ist zunächst der niederländische Text des Liedes: 

1.
De herdertjes lagen bij nachte
Zij lagen bij nacht in het veld
Zij hielden vol trouwe de wachte
Zij hadden hun schaapjes geteld
Daar hoorden zij d’engelen zingen
Hun liederen vloeiend en klaar
De herders naar Bethlehem gingen
‚t liep tegen het nieuwe jaar
2.
Toen zij er te Bethlehem kwamen
Daar schoten drie stralen dooreen
Een straal van omhoog zij vernamen
Een straal uit het kribje benee
Daar vlamd‘ er een straal uit hun ogen
En viel op het Kindeke teer
Zij stonden tot schreiens bewogen
En knielden bij Jesus neer
3.
Maria die bloosde van weelde
Van ootmoed en lieflijke vreugd
De goede Sint Jozef hij streelde
Het Kindje der mensen geneugt
De herders bevalen te weiden
Hun schaapkens aan d’engelenschaar
Wij kunnen van ‚t kribje niet scheiden
Wij wachten het nieuwe jaar (OF: En vonden het kindje daar)
4.
Ach kindje, ach kindje, dat heden
In ‚t nederig stalletje kwaamt
Ach, laat ons uw paden betreden
Want gij hebt de wereld beschaamd
Gij kwaamt om de wereld te winnen
De machtigste vijand te slaan
De kracht uwer liefde van binnen
Kan wereld noch hel weerstaan

Und hier ist die niederländische Aufnahme des Liedes in der Interpretation des jungen Heintje, die auf YouTube zu finden ist:
 

Der erwachsene Hein Simons hat dieses Weihnachtslied später nochmals in der deutschen Fassung unter dem Titel Die Hirten ruhten bei Nachte eingespielt. Es ist auf der CD Weihnachten mit Hein Simons (DA Music, 2007) festgehalten. Auch diese Fassung findet man auf YouTube:

 

Zum Schluss noch die Auflösung der Quizfrage vom 4. Dezember: 

Wie heißt der berühmte Tenor aus Katalonien, der am 5. Dezember 1946 in Barcelona geboren wurde?

Die richtige Antwort lautet:

José Carreras – in seiner katalanischen Muttersprache Josep Carreras genannt. Zu seinem 70. Geburtstag am 5. Dezember 2016 wird dem Tenor auf Lingua & Musica noch ein gesonderter Beitrag gewidmet.

Quellen

https://de.wikipedia.org/wiki/Weihnachten_weltweit       

https://de.wikipedia.org/wiki/Sinterklaas        

http://www.brauchwiki.de/Niederländisches_Weihnachtsfest

http://www.weihnachtsmarkt.net/Weihnachtsbraeuche/Weihnachten-Niederlande.html                 

http://www.benimmregeln-reise.de/brauchtum_niederlandeweihnacht.html    

http://www.t-online.de/ratgeber/familie/familienleben/id_66509618/weihnachten-in-holland-mit-sinterklaas.html

https://www.buurtaal.de/blog/sinterklaas-1   

https://www.buurtaal.de/blog/weihnachten-in-den-niederlanden

https://www.buurtaal.de/blog/singen-fuer-sinterklaas  

https://www.studieren-weltweit.de/unterschied-nikolaus-und-sinterklaas/  

Quelle Notentext

Nu sijt wellekomeGesangsstimme, handschriftlich notiert von Sylvia Kreye, enthalten in: Kurt Pahlen, Die schönsten Weihnachtslieder aus der ganzen Welt, Hug & Co., Zürich, Edition Hug 11582, Seite 82-83. 

Bildquellen

Beitragsbild: Sinterklaas & Zwarte Piet, Michell Zappa] [CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons

https://de.wikipedia.org/wiki/Weihnachten_weltweit#/media/File:Sinterklaas_zwarte_piet.jpg  

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Sinterklaas_zwarte_piet.jpg   

Video

Nu Zijt Wellekome – Dutch Christmas Song

https://www.youtube.com/watch?v=3W3AifM6cgk

Zum Copyright findet sich unter dem Video auf YouTube folgender Vermerk:

Santa dedicates this to the many different cultural traditions of Christmas. He wishes you all a Ho Ho Ho Merry Christmas and asks you to please visit Chrismayka http://www.youtube.com/user/chrismayka They have a wonderful site and provided the song and translation for Elf Lollipop Leroux to create this video. (This is part of a series of videos that inform children about Christmas traditions and cultural differences in the way this holiday is celebrated around the world.) No copy infraction intended on my videos. Thanks for watching!

Das folgende Video illustriert die niederländischen Weihnachtsbräuche sehr anschaulich. Die Erklärungen sind allerdings auf Englisch: 

 

Zum 70. Geburtstag von Josep Carreras

Zum 70. Geburtstag von Josep Carreras am 5. Dezember 2016

Josep Carreras wird 70

Anlässlich des 70. Geburtstages von Josep Carreras – besser bekannt als José Carreras – gibt es heute einen Sonderbeitrag, der dem Tenor und seinem Lebenswerk gewidmet ist.

Bereits gestern ging es im musikalischen Adventskalender um Katalonien und einige kuriose Weihnachtsbräuche. Das folgende Weihnachtslied stammt ebenfalls aus Katalonien und wird von José Carreras häufig in seinen Weihnachtskonzerten vorgetragen. Auch der Cellist Pablo Casals spielte es immer wieder in seinen Konzerten. Daher steht es am Anfang dieses Beitrages.

El Cant dels Ocells (Gesang der Vögel)

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Aus Gründen des Copyrights wurden hier nur die ersten 28 Takte der Gesangsstimme wiedergegeben. Die vollständige Ausgabe des Liedes ist im Band „The José Carreras Collection“, (C) by Wise Publications, London 1994, enthalten. Der Band ist über Music Sales Ltd., 8/9 Fifth Street, London W1V 5TZ, England, erhältlich.  

Auf YouTube ist eine schöne Aufnahme dieses katalanischen Weihnachtsliedes zu finden. Das Video dazu zeigt Stationen aus dem Leben des Tenors: 

Ein Audiomitschnitt des Liedes aus dem legendären Comeback-Konzert in Barcelona vom 21. Juli 1988 ist ebenfalls auf YouTube zu finden:

https://www.youtube.com/watch?v=d4DqRX1VXg4

Vom Konzert in Peralada am 13. August 1988 gibt es auf YouTube sogar ein schönes Video:  

https://www.youtube.com/watch?v=EbJphMBHIwA

Persönliche Begegnungen mit José Carreras

Gern teile ich an dieser Stelle meine persönlichen Erinnerungen an die vielen wunderbaren Abende, die ich selbst in all den Jahren mit José Carreras erleben durfte – und hoffentlich auch in Zukunft noch oft erleben werde.

Der Blitz hat eingeschlagen!

Es passierte etwa Ende der 70er oder Anfang der 80er Jahre, als ich anfing, mich für die Oper zu interessieren. An einem Sonntag sah ich im Fernsehen eine Übertragung der Oper La Bohème von Giacomo Puccini – mit Teresa Stratas als Mimí und José Carreras als Rudolfo. Zum ersten Mal hörte ich den Tenor José Carreras, den ich bis dahin noch gar nicht gekannt hatte. Auf Anhieb war ich von seiner Stimme und seiner Rollengestaltung begeistert. Einige Jahre später (ich glaube, es war im Sommer 1985) kam im Fernsehen eine Live-Sendung mit Hans Rosenthal. Soweit ich mich erinnere, war es eine Live-Übertragung von der Bundesgartenschau. Als Gast war José Carreras eingeladen (was ich vorher nicht einmal wusste). Ich befand mich damals gerade im zweiten Studienjahr meines Studiums am Wiesbadener Konservatorium und wohnte in einer kleinen Ein-Zimmer-Wohnung in Wiesbaden-Biebrich. Während ich gerade mit meiner Bügelwäsche beschäftigt war, lief in meinem Zimmer der kleine Fernseher. „Hänschen“ Rosenthal moderierte die Sendung wie immer in seiner sympathischen, humorvollen Art. Dann kam jener Moment, der von da an meinen musikalischen Werdegang entscheidend prägen sollte: Hans Rosenthal kündigte den Auftritt eines Tenors an, der bereits auf den großen Bühnen zu Hause sei und gerade bei den Salzburger Festspielen als Don José in der Oper Carmen Triumphe gefeiert habe. Es war José Carreras, er sang in dieser Sendung die berühmte „Blumen-Arie“ aus Carmen. Von Anfang an war ich berührt von dem schönen Klang, der musikalischen Phrasierung, seiner Piano- und Legato-Kultur und der wunderbaren Führung seiner Stimme. Als er dann auch noch am Schluss der Arie das hohe b in einem innigen Piano verklingen ließ, war das einer jener Momente, in denen man sprichwörtlich eine Gänsehaut bekommt!

Der Blitz hatte eingeschlagen! Von da an wurde José Carreras mein großes Idol. In den folgenden Jahren war ich jedoch mit meinem Cello-Studium so sehr eingespannt, dass ich leider nicht alle Auftritte meines Lieblingssängers im Fernsehen mitverfolgen konnte, zumal ich neben meinem Studium auch noch als freie Mitarbeiterin in einem Musikverlag tätig war. Teure Reisen zu Carreras-Auftritten waren damals finanziell ohnehin nicht möglich.

Krankheit und Genesung

Eines Tages – es muss im Spätsommer 1987 gewesen sein – erfuhr ich, dass der berühmte Tenor José Carreras an Leukämie erkrankt war. Die Nachricht über die schwere Erkrankung meines Lieblingssängers schockierte mich und erfüllte mich mit großer Sorge. Jedoch drangen die Informationen über seinen Zustand nur sehr spärlich bis zu mir durch, zumal ich seinerzeit gerade mit meinen Examensvorbereitungen mehr als ausgelastet war. Im Frühjahr 1988, als ich gerade mein Studium beendet hatte, kam endlich die erlösende Nachricht, dass José Carreras es wohl geschafft habe, dass es ihm endlich besser gehe und er von seiner Behandlung in Amerika nach Barcelona zurückgekehrt sei. Sämtliche Medien berichteten damals über die wunderbare Genesung des Sängers und sein großartiges Comeback in Barcelona im Juli 1988. Noch im selben Jahr gründete José Carreras seine Leukämie-Stiftung in Barcelona, die Fundación Internacional José Carreras para la lucha contra la Leucemia.

José Carreras’ Gesang, seine ganze Geschichte und sein unermüdlicher Einsatz für die Leukämie-Kranken haben mich so sehr berührt, dass ich ständig daran denken musste und fast nur noch davon sprach. Schon damals hat die Begegnung mit Josés Stimme und seiner Persönlichkeit entscheidend zu meinem Entschluss beigetragen, noch Gesang zu studieren, denn spätestens jetzt wurde mir klar, dass der klassische Gesang und die Oper eigentlich schon immer meine große Leidenschaft und Berufung gewesen waren. Durch die Lektüre der Autobiographie von José Carreras wurde diese Leidenschaft noch verstärkt: 1989 schenkte mir mein damaliger Partner (als Dank für meine Hilfe bei seiner Examensarbeit) das Buch „José Carreras – Singen mit der Seele“. Dieses Buch hat mich emotional so sehr berührt und gefesselt, dass ich es in einem Zuge durchlas; ich erinnere mich sogar, dass ich während der Lektüre einige Male erst um vier oder fünf Uhr morgens ins Bett gekommen bin!

Konzerterlebnisse

Von nun an ließ ich keine Gelegenheit aus, Josés Stimme zu hören, und besorgte mir alle wichtigen Aufnahmen, die es damals auf dem Markt gab (zunächst noch als Schallplatte, später auch auf CD). Ganz besonders berührte mich seine Interpretation der Misa criolla und Navidad nuestra von Ariel Ramirez – eine Aufnahme, die im Sommer 1987, unmittelbar vor seiner Krankheit, entstanden war.

Im Herbst 1989 erfuhr ich, dass eine Tournee mit José Carreras geplant sei, die ihn im Dezember 1989 auch nach Frankfurt führen würde. Auf dem Programm standen unter anderem die Misa criolla sowie einige Weihnachtslieder. Sofort rief ich bei der Alten Oper Frankfurt an und besorgte zwei Karten für mich und meinen damaligen Partner. Das Konzert in der Alten Oper Frankfurt wurde zu einem unvergesslichen Erlebnis. Carreras’ ausdrucksvolle Interpretation der Misa criolla hat mich berührt und fasziniert. Am Bühneneingang hatte ich damals sogar Gelegenheit, kurz mit ihm zu sprechen und ihm alles Gute zu wünschen.

Im November 1990 kam José Carreras abermals nach Frankfurt. Auf dem Programm standen diesmal Arien und Lieder mit Orchester. Da das erste Konzert im Nu ausverkauft war, wurden sogar zwei Konzerte angesetzt. Diesmal kam es sogar zu einem persönlichen Gespräch mit José Carreras hinter den Kulissen: Dank einer Geigerin des Orchesters gelang es mir, durch den Bühneneingang der Alten Oper in das Gebäude zu kommen. Ich nutzte die Gelegenheit, um mit José Carreras persönlich zu sprechen und ihm einen Scheck für seine Leukämie-Stiftung zu übergeben. Außerdem überreichte ich ihm ein selbst gebasteltes Geschenk (eine Flasche Wein, als Don José verkleidet). Über meine Spende und mein humorvolles Präsent zeigte er sich sichtlich erfreut. Durch diese kurze Begegnung muss er sich mein Gesicht wohl irgendwie eingeprägt haben, denn seitdem erkennt er mich immer und begrüßt mich sogar jedes Mal. Er scheint überhaupt ein erstaunliches Personengedächtnis zu haben.  

In den darauffolgenden Jahren fuhr ich, sooft es ging und es meine knappen Finanzen erlaubten, zu Auftritten meines Lieblingssängers. Auf den Reisen zu den Konzerten (damals noch von Wiesbaden, später von Kelsterbach bei Frankfurt aus) lernte ich auch interessante Städte kennen, in die ich sonst wohl nie gekommen wäre. Und ich lernte Italienisch und Spanisch!

Sternstunden in der Oper

Erst in den 1990er Jahren ergab es sich, dass ich José Carreras endlich auch in einigen seiner Opernrollen erleben konnte. Die Reisen nach Wien und die Vorstellungen in der Wiener Staatsoper waren jedes Mal ein unvergessliches Erlebnis. So hatte ich das Glück, José Carreras noch einmal als Rudolfo in La Bohème zu erleben, bevor er diese Rolle endgültig ablegte. Bei dieser Gelegenheit, im Juni 1993, lernte ich auch das bei Wiener Opernfreunden übliche Stehplatz-Abenteuer kennen: Ausgestattet mit einem Schlafsack, einem Picknick-Sackerl und einer Flasche Rotwein, verbrachte ich sogar eine Nacht unter den Arkaden der Wiener Staatsoper, um mich für einen der begehrten Stehplätze anzustellen – oder besser gesagt: anzulegen! Auch dieses kuriose Abenteuer gehört zu den lustigen Ereignissen, an die ich mich immer gern erinnern werde. Es folgten dann noch weitere Reisen nach Wien mit interessanten Opernvorstellungen: Fedora (1994), Hérodiade (1995), Jérusalem und Stiffelio (1996). Neben den Opernvorstellungen waren auch die Clubtreffen des Carreras Clubs Wien – mit José Carreras als Ehrengast – jedes Mal ein Erlebnis.

In Zürich durfte ich die Fedora (1994, seinerzeit sogar mit Mirella Freni als Josés Partnerin) und die Uraufführung der Oper Sly (1998) erleben. Im Sommer 1999 hatte ich bei den Opernfestspielen in Verona endlich das Glück, José Carreras in einer seiner Paraderollen zu erleben: als Don José in Carmen! Wie lange hatte ich doch auf diese einmalige Gelegenheit warten müssen! (Denn die für 1997 angesetzten Carmen-Vorstellungen in Verona hatte José Carreras leider wegen einer Grippe absagen müssen.)

Festivals & Premieren

Zu einem besonderen Höhepunkt wurde die Reise nach Barcelona im Juli 1998 zu einem Open-Air-Konzert, das anlässlich des 10jährigen Bestehens der spanischen José Carreras Leukämie-Stiftung organisiert wurde. Die einzigartige Stimmung dieser Sommernacht in der katalanischen Hauptstadt werde ich nie vergessen! Das Wetter war traumhaft, die Katalanen und die angereisten Carreras-Fans waren in Volksfeststimmung! Unvergesslich war auch Josés Aufführung der Misa criolla im Rahmen des „festival del mil.leni“ im Palau de la música catalana, im Januar 2000.

Im Februar 2004 führten mich meine Reisen abermals nach Wien, wo es ein besonderes Ereignis zu feiern gab: das 30jährige Bühnenjubiläum von José Carreras an der Wiener Staatsoper. Die Gala-Vorstellung mit Liedern von Tosti, Leoncavallo und Puccini, dem 3. Akt aus der Oper Sly von Ermanno Wolf-Ferrari und dem 4. Akt aus Bizets Carmen wurde zu einem großen Erfolg für den in Wien so beliebten Tenor, der auch an diesem Abend wieder mit standing ovations gefeiert wurde.

Ein weiterer Höhepunkt war die Matinee am 15. September 2013 in der Wiener Staatsoper, welche im Vorfeld seines 40jährigen Bühnenjubiläums an der Staatsoper veranstaltet wurde. Der Erlös der Matinee, in der neben José Carreras auch einige Sänger und Sängerinnen des Solistenensembles der Wiener Staatsoper auftraten, ging auch diesmal wieder an die Carreras Leukämie Stiftung.   

Allen Unkenrufen zum Trotz durften wir José Carreras kürzlich sogar noch einmal auf der Opernbühne erleben: In der Oper El Juez (Der Richter) von Christian Kolonovits sang er die Titelpartie des Richters. Nach der erfolgreichen Uraufführung in Bilbao und weiteren Aufführungen in St. Petersburg und Erl (Tirol) kam das Werk im Juli 2016 auch im Theater an der Wien auf die Bühne und wurde für alle Mitwirkenden zu einem großen Erfolg.

Ein besonderes Erlebnis

Eine der aufregendsten Begegnungen mit José Carreras hatte ich jedoch im Mai 2005: Der Carreras Club Wien veranstaltete anlässlich seines 20-jährigen Bestehens ein großes Clubtreffen mit José Carreras als Gast. Zusammen mit dem Salonmusikensemble Wiener Capriolen, in welchem ich damals als Sängerin und Cellistin mitwirkte, war ich eingeladen, diese Veranstaltung musikalisch zu umrahmen. Wir spielten typische Wiener Musik der Strauss-Dynastie, neben anderen Komponisten vor allem Werke von Josef und Johann Strauss. Und am Schluss unserer Darbietung durfte ich meinem Idol und Vorbild Josep Carreras sogar noch ein Ständchen singen: Ich gab das Lied Wien, du Stadt meiner Träume (Wien, Wien, nur du allein) zum Besten, jedoch nicht mit dem Originaltext, sondern mit einem von mir selbst gedichteten Text, welcher ganz auf José Carreras abgestimmt war. Noch heute wundere ich mich über mich selbst, dass ich mir das damals überhaupt getraut habe! Es war wohl das aufregendste Erlebnis, das ich je mit José Carreras hatte.

Ich könnte an dieser Stelle noch weitere Erlebnisse aufzählen, doch das würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen.

Die Begegnungen mit José Carreras und seiner wunderbaren Stimme haben wesentlich zu meinem Entschluss beigetragen, nach dem Cello-Studium noch eine Gesangsausbildung zu beginnen und einige Jahre später sogar noch ein Gesangsstudium der Fachrichtung Opernrepertoire in Wien zu absolvieren. Am Ende meines Studiums konnte ich – nach vielen Entbehrungen, Höhen und Tiefen – sogar noch ein staatlich anerkanntes Diplom im Fach Opernrepertoire erwerben! Wie heißt es doch so schön: Besser spät als nie!

Ich möchte diese Gelegenheit benutzen, meinem großen Vorbild José Carreras die herzlichsten Glückwünsche zu seinem 70. Geburtstag zu übermitteln und ihm für die weitere Zukunft alles Gute zu wünschen. Und mit diesen Wünschen möchte ich diesen ellenlangen Artikel nun endlich schließen!

Weitere Literatur

  • José Carreras: Singen mit der Seele, Kindler Verlag GmbH, München 1989
  • José Carreras mit Márius Carol: Aus vollem Herzen – Über das Geschenk des Lebens und die Kraft der Musik – Aus dem Spanischen von Karl A. Klewer, Siedler Verlag, München 2011
  • Josep Carreras – Ein Leben für die Musik: Ein Beitrag von Sylvia Kreye zum 70. Geburtstag von José Carreras, meinbezirk.at: http://www.meinbezirk.at/meidling/leute/ein-leben-fuer-die-musik-d1956839.html