4. Dezember | Adventskalender

Der musikalische Adventskalender

4. Dezember

Weihnachten in Katalonien

Unsere musikalische Reise führt uns heute in den romanischen Sprachraum, genauer gesagt: nach Katalonien, eine Provinz im Nordosten Spaniens. Dabei stellen wir auch zwei katalanische Weihnachtslieder und einige kuriose Weihnachtsbräuche vor. Im Mittelpunkt steht eine skurrile Krippenfigur, die es in sich hat!

Hauptstadt und kulturelles Zentrum Kataloniens ist Barcelona mit seiner großartigen Kultur und einzigartigen Architektur, welche unter dem Namen „modernismo“ bekannt ist und Jahr für Jahr zahlreiche Touristen in die katalanische Hauptstadt lockt.

Die katalanische Sprache

Zur Zeit der Militärdiktatur unter General Franco war die katalanische Sprache verboten. Offiziell durfte damals nur Kastilisch (also Spanisch) gesprochen werden. Seit dem Ende des Franco-Regimes und die Rückführung Spaniens in eine (konstitutionelle) Monarchie im Jahre 1978 ist die katalanische Sprache wieder als offizielle Staatssprache anerkannt.

Zwei schöne Weihnachtslieder aus Katalonien möchte ich in diesem Beitrag hervorheben. Das Weihnachtslied „Nit de vetlla“ (Nacht der Wache) entdeckte ich in meinem Notenarchiv.

Nit de vetlla (Nacht der Wache)

Nit de vetlla, Notentext, handschriftlich notiert von Sylvia Kreye
Nit de vetlla, Notentext, handschriftlich notiert von Sylvia Kreye. Quelle: Kurt Pahlen, Die schönsten Weihnachtslieder aus der ganzen Welt, Edition Hug 11582, Hug & Co., Zürich, Seite 49.

Katalanisch

Esta nit és nit de vetlla, esta nit és nit de vetlla,
ha nascut d’una donzella, la miran e fa sol.
Ha nascut d’una donzella, la Kirieleyson, la Kirieleyson!

Deutsch

Heute Nacht ist Nacht der Wache, heute Nacht ist Nacht der Wache,
denn aus einer Jungfrau Schoß, seht, sie strahlen wie das Licht!
Denn aus einer Jungfrau Schoß ward geboren unser Herr, ja Kyrieleison.

Das katalanische Weihnachtslied Nit de vetlla weist mit seinem melodischen Duktus und seiner Tonart (e-moll) eine gewisse melancholische Grundstimmung auf. Das scheint ein Merkmal vieler katalanischer Lieder zu sein. Auf YouTube gibt es eine schöne Aufnahme des Liedes mit dem Chor der Escolania de Montserrat:

Sehr bekannt ist auch das katalanische Weihnachtslied El Cant Dels Ocells (Gesang der Vögel), von dem es mehrere schöne Aufnahmen gibt. Der katalanische Tenor Josep Carreras singt es häufig in seinen Konzerten. Auch der Cellist Pablo Casals hat es immer wieder in seinen Solokonzerten gespielt. Hier ist eine Aufnahme mit Josep Carreras (ein Ausschnitt aus seinem Comeback-Konzert unter dem Arc de Triomf in Barcelona vom 21. Juli 1988):

Das Lied „El Cant Dels Ocells“ besteht aus vielen Strophen, welche jeweils die einzelnen Vogelarten zum Thema haben. Hier ist der Text der beiden ersten Strophen mit deutscher Übersetzung:

Katalanisch

Al veure despuntar
el major lluminar,
en la nit més ditxosa,
els aucellets cantant
a festejar-lo van
amb sa veu melindrosa.

I l’àguila imperial,
se’n vola cel endalt
cantant amb melodia
dient: – Jesús és nat
per treure’ns de pecat
i dar-nos alegria.

Deutsche Übersetzung

Während sie aufgehen sehen
das kräftigste Licht
in der glückseligsten Nacht
beginnen die Vöglein singend
zu feiern
mit ihren zierlichen Stimmen.

Und der Kaiseradler
fliegt in den Himmel hinauf
singt eine Melodie
und spricht: – Jesus ist geboren,
um von uns die Sünde wegzunehmen
und uns große Freude zu geben.

Kuriose Weihnachtsbräuche

Der Caga Tió

"caga tió" (Holzklotz), katalanischer Weihnachtsbrauch
Der „caga tió“ (Holzklotz), ein katalanischer Weihnachtsbrauch

 

Weniger melancholisch, sondern recht kurios, teils sogar etwas derb, geht es bei den Weihnachtsbräuchen in Katalonien zu.

Die eigentliche Weihnachtsbescherung findet in Katalonien (wie auch im übrigen Spanien) traditionell am 6. Januar, dem Dreikönigstag, statt.

Damit das Warten auf die Bescherung nicht allzu lang wird, gibt es für die Kinder statt eines Weihnachtsmannes den „Tió de nadal“, auch „caga tió“ genannt („tió“ wörtlich: Holzklotz, „cagar“ wörtlich: scheißen). Der Tió ist ein toter Baumstamm, der üblicherweise mit zwei Beinen, lächelndem Gesicht und einer roten Kappe (katalanisch: barretina) ausgeschmückt wird. Er wird zwischen dem 8. Dezember (Mariä Empfängnis) und Weihnachten mit Obst, Gemüse und Brot gefüllt und mit einem Tuch abgedeckt, damit er sich nicht erkältet. Am Heiligen Abend, zwischen dem Abendessen und der Christmette, singen die Kinder ein Lied und schlagen mit Stöcken auf den Baumstamm. Der Text dieses etwas derben Liedes soll den Lesern an dieser Stelle nicht vorenthalten werden.

La canción del Caga tió – das Lied vom Caga tió

Katalanisch

Caga tió,
d’avellanes i de pinyó
pixa vi blanc
de les festes de Nadal.
ara vénen festes,
festes glorioses
menjarem conill
i llebres si en tenim.
Caga tió, caga tió,
si no vols cagar,
et donaré un cop de bastó.

Deutsch

Scheiß, tió,
Haselnüsse und Pinienkerne
piss Weißwein
zum Weihnachtsfest.
Jetzt kommt das Fest,
das glorreiche Fest,
wir werden Kaninchen
und Hasen, wenn wir haben, essen.
Scheiß, tió, scheiß, tió,
wenn du nicht scheißen willst,
werde ich dich mit einem Stock schlagen.

Der Caganer

Caganer von vorn
Caganer von vorn, Wikipedia Creative Commons, Public Domain – CC0 (Mtiedemann)
Caganer von hinten
Caganer von hinten, Wikipedia Creative Commons, Public Domain – CC0 (Mtiedemann)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ebenso kurios, witzig und frivol ist eine kleine Krippenfigur mit dem Namen „caganer“ („kleiner Scheißer“). Der Caganer gehört zur katalanischen Krippe wie das Salz in die Suppe! Es handelt sich um eine kleine Figur mit heruntergelassener Hose, welche in den Krippen der Katalanen anzutreffen ist. Diese skurrile Figur steht in der Regel etwas abseits von den anderen Krippenfiguren. Trotz ihres frivolen Charakters wird sie interessanterweise sogar von den offiziellen Kirchen akzeptiert. Ursprünglich wurde die Figur mit der typischen Bekleidung der katalanischen Bauern, mit Schärpe und roter Mütze (barretina) ausgestattet. Jedoch findet man in den Geschäften auch bekannte Persönlichkeiten, die als Caganer dargestellt werden. Das folgende Foto zeigt eine kuriose Sammlung schillernder Caganerfiguren aus Prominenz und Politik.

Caganer - Katalonien
Caganers – Caganercom, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Der Caganer und seine Symbolik

Der „caganer“ („kleiner Scheißer“) ist auch ein Symbol für den Stolz der Katalanen, die sich nie fremder Herrschaft beugen! Und wenn sie sich doch einmal beugen müssen (wie so häufig in der katalanischen Geschichte), dann zeigen sie – auch mit Hilfe dieser witzigen Figur – sehr deutlich, was sie von den Gesetzen ihrer Herrscher halten! 

Als weitere Bedeutung wird vermutet, dass die Figur auch ein Sinnbild für das Düngen des Bodens, eine gute Ernte und den Kreislauf der Natur ist. Er steht aber auch symbolisch für einen ausgeglichenen und gesunden Körper. Vor einem guten Essen ist im vertrauten Umfeld der folgende Spruch durchaus üblich: „menja bé, caga fort i no tinguis por a la mort!“ (Iss gut, scheiße kräftig und fürchte dich nicht vor dem Tod!)

Für manch einen braven Mitteleuropäer mag der katalanische Humor wohl ein wenig gewöhnungsbedürftig sein; im Zuge meiner Recherchen für diesen Artikel habe ich mich jedenfalls köstlich amüsiert!

Quellen 

https://de.wikipedia.org/wiki/Spanische_Monarchie

https://de.wikipedia.org/wiki/Weihnachten_weltweit

https://de.wikipedia.org/wiki/El_cant_dels_ocells

https://de.wikipedia.org/wiki/Tió_de_Nadal

 

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2f/Caganer_al_pessebre.jpg

http://www.katalonien-netz.de/168/Feiertage-Katalonien/Weihnachten-in-Katalonien.html

 

http://www.mein-barcelona.com/cagatio.html

 

http://www.mein-barcelona.com/caganer.html

Bildquellen

Wikimedia Commons

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Cagatio.jpg

https://es.wikipedia.org/wiki/Caganer#/media/File:Caganer_al_pessebre.jpg

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Caganers.jpg

Quizfrage

Katalonien – das bringt mich doch gleich zum nächsten Punkt des musikalischen Adventskalenders – zu einer interessanten Quizfrage:

Wie heißt der berühmte Tenor aus Katalonien, der am 5. Dezember 1946 in Barcelona geboren wurde?

Die Auflösung gibt’s im musikalischen Adventskalender vom 5. Dezember.

3. Dezember | Adventskalender

Der musikalische Adventskalender

3. Dezember

Ein Räppchen zum Reiten

Gestern ging es in unserem musikalischen Adventskalender noch um ein Auto zum Fahren – nämlich um die BMW Isetta, jenes Rollermobil, das unter dem Spitznamen Adventsauto in die Geschichte eingegangen ist.

In unserem heutigen Adventstürchen geht es um die kleinen und großen Wünsche zum Weihnachtsfest, jedoch nicht um einen vierrädrigen fahrbaren Untersatz, sondern um ein vierbeiniges Wesen – um ein Pferdchen, genauer gesagt: ein Räppchen zum Reiten!

Dieses alte, fröhliche Weihnachtslied fand ich in meinem Notenarchiv – in einem antiquarischen Album, das im Musikverlag BREITKOPF & HÄRTEL unter der Editionsnummer E.B. 4440 erschienen ist. Es ist zwar eigentlich ein Kinderlied, da es sich jedoch um eine Rarität handelt, wurde es in den musikalischen Adventskalender aufgenommen.

Der Komponist heißt Carl Reinecke, mit vollständigem Namen: Carl Heinrich Carsten Reinecke. Er lebte von 1824 – 1910 und fällt stilistisch in die Epoche der deutschen Romantik. Carl Reinecke war Pianist, Komponist und Dirigent. Er leitete unter anderem das berühmte Gewandhausorchester in Leipzig.

Carl Reineckes Kompositionsstil ist eher konservativ und romantisch-klassizistisch. Seine Kompositionen sind stark an Mendelssohn und Schumann angelehnt. In seinen späteren Werken sind auch Einflüsse von Chopin und Brahms erkennbar. Doch auch die Wiener Klassiker, allen voran Mozart, blieben zeitlebens seine Vorbilder.

Das Weihnachtslied Ein Räppchen zum Reiten von Carl Reinecke stammt noch aus der „guten alten Zeit“, aus einer „heilen“ Welt, wie wir sie heute nicht mehr kennen. Damals gab es noch keine Handys, Fernseher und Computerspiele. Die Kinder wünschten sich vom Christkind noch Pferdchen, Püppchen, Geigen, Flöten, Glöckchen und vieles andere mehr. Das waren noch Zeiten!

Das Lied Ein Räppchen zum Reiten trägt die Opuszahl 37 und erschien ursprünglich in der Sammlung Acht Kinderlieder für eine Singstimme mit Klavierbegleitung (1. Heft) im Musikverlag Breitkopf & Härtel. 

Carl Reinecke, der musikalisch von seinem Vater Johann Reinecke ausgebildet worden war und sehr stark von der Dominanz seines Vaters beeinflusst war, liebte es, in die Welt der Kinder einzutauchen. Die Märchenwelt erschien ihm als ein Reich der Sicherheit, in das er als Kind vor dem väterlichen Zwang und auch als Erwachsener vor den alltäglichen Problemen fliehen konnte. 

Ein Räppchen zum Reiten

Ein Räppchen zum Reiten, ein Püppchen zum Kleiden,
ein Kütschlein zum Fahren, ein Büchslein zum Sparen,
zum Kochen ein Küchlein, zum Lesen ein Büchlein,
viel Steine zum Bau’n, viel Äpfel zum Kau’n
und ein Geiglein zum Greifen, ein Flötlein zum Pfeifen
und Glöcklein zum Klingen wird’s Christkindlein bringen.

LiedausschnittLiedausschnittLiedausschnittLiedausschnitt

Aus dem Notenarchiv von Sylvia Kreye (Ausschnitt)

Quelle: Weihnachts-Album für die deutsche Familie, 30 der beliebtesten Weihnachts-, Sylvester- und Neujahrslieder, hrsg. von F. H. Schneider, für Gesang und Klavier oder Klavier allein, BREITKOPF & HÄRTEL Leipzig-Wiesbaden, E.B. 4440.

Aus Gründen des Copyrights wurde hier lediglich ein kleiner Ausschnitt (nur die Gesangsstimme) wiedergegeben. – Die vollständige Version des Liedes Ein Räppchen zum Reiten (Ausgabe für Gesang und Klavier) ist im neueren Band „Unser Kind will tanzen“ im Verlag BREITKOPF & HÄRTEL, unter der Editionsnummer EB 7324, erschienen.

Ein Pferd als Weihnachtswunsch im Lied

Als Pferdefreundin konnte ich mir diese musikalische Rarität aus dem 19. Jahrhundert einfach nicht verkneifen! Auch manch ein/e Erwachsene/r würde sich wohl noch so ein Räppchen zum Reiten wünschen! Aber auch über einen Schimmel, einen Braunen, einen Fuchs oder Falben würde man sich freuen. A propos Schimmel: Wie wär’s denn zum Beispiel mit einem barocken Lipizzaner? Oder schlägt das Herz des Pferdfreundes / der Pferdefreundin wohl eher für einen temperamentvollen Araber – oder doch lieber einen gemütlichen Isländer oder Haflinger?

Doch in diesem Lied von Carl Reinecke dürfte wohl eher ein schwarzes Schaukelpferdchen gemeint sein, wie man es von historischen Bildern aus dem 19. Jahrhundert kennt. – Wie auch immer: Im Herzen sind wir wohl alle noch ein wenig Kinder geblieben, besonders zu Weihnachten! 

Beim Thema Pferd und Ein Räppchen zum Reiten wird man unwillkürlich auch noch an ein anderes Lied erinnert, das häufig zu Weihnachten gesungen wird. Es wurde von vielen Sängern interpretiert und schließlich als Schlager – insbesondere in der Interpretation von Heintje – weltbekannt: Mamatschi, schenk‘ mir ein Pferdchen von Oskar Schima. 

Oskar Schima (4. Juni 1894 in Wien, † 14. Oktober 1966 in Wien) war ein österreichischer Komponist, Musikalienhändler und Musikverleger. Er war auch einer der Gründungsmitglieder der Vereinigung Das Wiener Lied. 

Oskar Schima komponierte vor allem Wiener Lieder, seine populärste Komposition jedoch wurde sein Schlager Mamatschi, schenk mir ein Pferdchen. 

Wegen des traurigen Textes von F. X. Kappus könnte man es meines Erachtens eher als Lied im Volkston denn als Schlager bezeichnen. Hier ist nun der Text von Mamatschi:

Mamatschi, schenk‘ mir ein Pferdchen

Es war einmal ein kleines Bübchen,
das bettelte so wundersüß:
„Mamatschi, schenke mir ein Pferdchen! –
Ein Pferdchen wär‘ mein Paradies.“
Darauf bekam der kleine Mann
ein Schimmel-Paar aus Marzipan.
Die sieht er an. Er weint und spricht:
„Solche Pferde wollt‘ ich nicht.“

„Mamatschi, schenk‘ mir ein Pferdchen!
Ein Pferdchen wär‘ mein Paradies.
Mamatschi, solche Pferde wollt‘ ich nicht.“

Die Zeit verging. Der Knabe wünschte
vom Weihnachtsmann nichts als ein Pferd.
Da kam das Christkindlein geflogen
und schenkte ihm was er begehrt.
Auf einem Tische stehen stolz
vier Pferde aus lackiertem Holz.
Die sieht er an. Er weint und spricht:
„Solche Pferde wollt‘ ich nicht.“

„Mamatschi, schenk‘ mir ein Pferdchen!
Ein Pferdchen wär‘ mein Paradies.
Mamatschi, solche Pferde wollt‘ ich nicht.“

Und es vergingen viele Jahre
und aus dem Knaben ward ein Mann.
Dann eines Tages vor dem Tore,
da hielt ein herrliches Gespann.
Vor einer Prunk-Kalesche standen
vier Pferde, reich geschmückt und schön.
Die holten ihm sein liebes Mütterlein.
Da fiel ihm seine Jugend ein.

„Mamatschi, schenk‘ mir ein Pferdchen!
Ein Pferdchen wär‘ mein Paradies.
Mamatschi, Trauerpferde wollt‘ ich nicht.“

Von diesem Lied gibt es ein schönes Video auf YouTube, das im Dezember 2017 zum 50-jährigen Bühnenjubiläum von Hein Simons (besser bekannt als Heintje) bei TELAMO erschienen ist. Das Besondere an dieser Aufnahme: Der erwachsene Hein Simons singt hier im Duett mit seinem jüngeren Ich.

Quelle: YouTube, Schlager für Alle/TELAMO GmbH, München 

 Morgen geht’s weiter – und das wird recht heiter!

Quellen 

Weihnachts-Album für die deutsche Familie, 30 der beliebtesten Weihnachts-, Sylvester- und Neujahrslieder, hrsg. von F. H. Schneider, für Gesang und Klavier oder Klavier allein, BREITKOPF & HÄRTEL Leipzig-Wiesbaden, E.B. 4440.

Oskar Schima: Mamatschi, schenk mir ein Pferdchen (Text: F. X. Kappus), © 1938 by Ludwig Krenn Musikverlag, MELODIE DER WELT GmbH & Co. KG, Frankfurt/Main, Bestell-Nr.: 1551/01/10

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Reinecke

http://www.carl-reinecke.de/Vita/biographiei-1.html

http://www.carl-reinecke.de/opus/opus31-40.html

https://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_S/Schima_Oskar.xml

https://musik-austria.at/mensch/oskar-schima/

 

 

 

 

2. Dezember | Adventskalender

Der musikalische Adventskalender

2. Dezember

Gestern gab es im musikalischen Adventskalender von Lingua & Musica eine musikhistorische Betrachtung des Adventsliedes Macht hoch die Tür. Am Schluss des Beitrages gab es noch eine lustige Quizfrage: Welches Automobil ist als Adventsauto in die Geschichte des deutschen Wirtschaftswunders eingegangen?

Hier ist nun das sogenannte Adventsauto und die Auflösung der Quizfrage von gestern. 

Auflösung der Quizfrage vom 1. Dezember: 

Welches Automobil ist als Adventsauto in die Geschichte des deutschen Wirtschaftswunders eingegangen?  

Es war die BMW Isetta, ein Kleinauto des Herstellers BMW. Dass dieses Modell ausgerechnet den Spitznamen Adventsauto erhielt und quasi zum Symbol des deutschen Wirtschaftswunders wurde, hat einen besonderen Grund.

Die BMW Isetta war ein Rollermobil, das die Bayerischen Motorenwerke (BMW) von 1955 bis 1962 im Rahmen eines Lizenzvertrages mit dem italienischen Autohersteller ISO bauten. Das zwischen Motorrad und Auto einzuordnende Fahrzeug wurde auch als „Motocoupé“ bezeichnet. 

Die BMW Isetta wurde als geschlossener Zweisitzer mit Fronttür und (im Gegensatz zum dreirädrigen italienischen Original) mit vier Rädern hergestellt. Wie bei einem Kühlschrank wurde bei diesem Gefährt die Fronttür aufgeklappt. Das Lenkrad schwenkte mit der Fronttür seitlich nach vorn und ermöglichte so einen bequemen Einstieg in den Innenraum. Der italienische Originalhersteller stellte auch Kühlschränke her. Daher liegt die Vermutung nahe, dass die Konstruktion der Isetta von einem Kühlschrank inspiriert wurde.

Bei diesem Modell gingen die Türen nach oben auf (siehe Bild). Also assoziierte man dieses Auto unwillkürlich mit der ersten Textzeile des Adventsliedes „Macht hoch die Tür“.

Neben der Bezeichnung „Adventsauto“ kursierten im Volksmund damals noch weitere Spitznamen dieses kuriosen Rollermobils: Halleluja-Auto, Knutschkugel, Asphaltblase und Nuckelpinne.  Wegen der hinten deutlich engeren Spurweite wurde die BMW Isetta bisweilen auch spöttisch Schlaglochsuchgerät genannt.

Soweit zur Auflösung der Quizfrage von gestern. Mein besonderer Dank geht in diesem Zusammenhang an Markus Bastel für die Genehmigung, sein schönes Foto der BMW Isetta für diesen Beitrag zu verwenden.

Morgen geht’s weiter mit interessanten Beiträgen im musikalischen Adventskalender von Lingua & Musica. 

Quellen zum Adventsauto BMW Isetta

https://de.wikipedia.org/wiki/BMW_Isetta      

http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/124505/BMW_Isetta

Interessant ist auch der Artikel von Markus Bastel auf Google+:

https://plus.google.com/108230885074033367550/posts/7wsgu3iSJNe

Weiterführende Quellen & Literatur

Informationen zu BMW

Definition Großserie (Diagramm auf Seite 5)

Horst Seehofer in einer Rede vom 20. Mai 2010

Werner Oswald: Alle BMW Automobile seit 1928. Motor Buch Verlag, S.      112 und S. 144.

Andy Schwietzer und Manfred Seehusen: Isetta: Ein Auto bewegt die Welt.

Bildquelle Beitragsbild

Markus Bastel, veröffentlicht auf Google+, 10.03.2016

Details: 3868046332_aa158ae687_o.jpg, 5,9 MP, 2816×2112, 4 MB, DC-XZ6, f/5,61/280ISO 64

https://plus.google.com/photos/108230885074033367550/album/6260488139602921185/6260488141197446754?authkey=CMOa6Nv87b2i7wE

Macht hoch die Tür

Nach diesem kleinen Ausflug in die Zeit der goldenen 50er Jahre und des deutschen Wirtschaftswunders wollen wir in die Welt der Musik zurückkehren. Hier kommt noch einmal die Melodie des Adventsliedes „Macht hoch die Tür“ (mit dem Text der ersten Strophe):

Macht hoch die Tür, handschriftlich notiert von Sylvia Kreye

Bild: Noten und erste Strophe zum Adventslied „Macht hoch die Tür“ (handschriftlich notiert von Sylvia Kreye)

Und zum Abschluss kommt nun noch ein schöner musikalischer Beitrag des passenden Liedes zum Advent sowie zum legendären Adventsauto, diesmal mit dem Windsbacher Knabenchor und dem Modern Slide Quartett unter der Leitung von Martin Lehmann, im Rahmen des Weihnachtskonzerts von MUSIK MERAN: 

Eine schöne, festliche Adventszeit wünscht Sylvia von Lingua & Musica.

1. Dezember | Adventskalender

Musikalischer Adventskalender

1. Dezember

In unserem musikalischen Adventskalender vom 1. Dezember geht es um das Adventslied Macht hoch die Tür, welches dank seiner schönen, einprägsamen Melodie in den christlichen Kirchen eine lange Tradition hat. – Advent: Das ist jene Zeit, in der sich die Christen auf die Geburt Jesu Christi vorbereiten. Mit dem 1. Advent beginnt auch das neue Kirchenjahr.

Doch neben der musikhistorischen Betrachtung des Adventsliedes gibt’s am Schluss dieses Beitrages noch eine lustige Quizfrage.

Macht hoch die Tür

1. Macht hoch die Tür, die Tor macht weit;
es kommt der Herr der Herrlichkeit,
ein König aller Königreich,
ein Heiland aller Welt zugleich,
der Heil und Leben mit sich bringt;
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
mein Schöpfer reich von Rat.

2. Er ist gerecht, ein Helfer wert;
Sanftmütigkeit ist sein Gefährt,
sein Königskron ist Heiligkeit,
sein Zepter ist Barmherzigkeit;
all unsre Not zum End er bringt,
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott,
mein Heiland groß von Tat.

3. O wohl dem Land, o wohl der Stadt,
so diesen König bei sich hat.
Wohl allen Herzen insgemein,
da dieser König ziehet ein.
Er ist die rechte Freudensonn,
bringt mit sich lauter Freud und Wonn.
Gelobet sei mein Gott,
mein Tröster früh und spat.

4. Macht hoch die Tür, die Tor macht weit,
eu’r Herz zum Tempel zubereit’.
Die Zweiglein der Gottseligkeit
steckt auf mit Andacht, Lust und Freud;
so kommt der König auch zu euch,
ja, Heil und Leben mit zugleich.
Gelobet sei mein Gott,
voll Rat, voll Tat, voll Gnad.

5. Komm, o mein Heiland Jesu Christ,
meins Herzens Tür dir offen ist.
Ach zieh mit deiner Gnade ein;
dein Freundlichkeit auch uns erschein.
Dein Heilger Geist uns führ und leit
den Weg zur ewgen Seligkeit.
Dem Namen dein, o Herr,
sei ewig Preis und Ehr.

(Aus dem Gesangbuch J. A. Freylinghausen, Halle 1704, Text von Georg Weißel)

Das Adventslied Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, wird sowohl in der evangelischen als auch in der römisch-katholischen Kirche gesungen und ist aus keinem Adventskonzert wegzudenken. In der Evangelischen Kirche ist das Adventslied die Nummer 1 im Evangelischen Gesangbuch (bzw. die Nummer 6 den älteren Ausgaben). In der römisch-katholischen Kirche findet man es im „Gotteslob“ unter der Nummer 218 (bzw. unter der Nummer 107 in den älteren Ausgaben). Auch in der neuapostolischen Kirche und in evangelischen Freikirchen wird es gesungen.

Der Text stammt von Georg Weissel (1590 – 1635) und ist angelehnt an den Psalm 24 der Übersetzung Martin Luthers: „Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe!“ Der Liedtext wurde 1623 anlässlich der Einweihung der Altroßgärter Kirche in Königsberg verfasst und auch in andere Sprachen übersetzt. Am bekanntesten ist wohl die englische Übersetzung von Catherine Winkworth aus dem Jahr 1853 unter dem Titel: Lift up your heads, ye mighty gates. Es gibt auch eine dänische Übersetzung: Gør døren høj, gør porten vid von Nils Johannes Holm (1829), der das Lied auf 7 Strophen erweiterte. Seit 1945 ist der dänische Text auch in einer Bearbeitung von Nikolai Frederik Severin Grundtvig in dänischen Kirchengesangbüchern enthalten. 

Der biblische Psalmtext war ursprünglich auch Teil der israelitischen Liturgie und nimmt Bezug auf den Einzug der Bundeslade in den Tempel. 

Die Melodie des Adventsliedes Macht hoch die Tür tauchte erstmals im Freylinghausen’schen Gesangbuch von 1704 auf. Johann Anastasius Freylinghausen war ein Theologe der pietistischen Halleschen Schule. Musikhistorisch gehört das Lied also noch der Epoche des Barock an. 

Besonders stimmungsvoll und festlich klingt dieses Adventslied, wenn es in voller Besetzung mit Chor und Orchester ausgeführt wird. Vielen Menschen ist dieses traditionelle deutsche Adventslied vielleicht gar nicht mehr so bekannt.  

Dies ist ein Grund mehr, an dieser Stelle – passend zum heutigen „Türchen“ – noch ein schönes Video zu teilen. Wir hören das Lied Macht hoch die Tür, gesungen vom Chor der Dresdner Frauenkirche:

Soweit die musikhistorischen Betrachtungen zum Adventslied Macht hoch die Tür. 

Doch nun zu unserer lustigen Quizfrage:

Welches Automobil ist als „Adventsauto“ in die Geschichte des deutschen Wirtschaftswunders eingegangen?  

Morgen gibt’s die Auflösung auf der Homepage von Lingua & Musica!

Quellen

Evangelisches Kirchengesangbuch, Neuausgabe 1993-1996, Nr. 1 (ehemals Nr. 6)

Katholisches Kirchengesangbuch, Gotteslob, Neuausgabe 2013-2014, Nr. 218 (ehemals 107)

Weihnachtslieder – Vollständige Klavierausgabe zum Quempas-Buch, Bärenreiter-Ausgabe 3500, © 1964 by Bärenreiter-Verlag Kassel

https://de.wikipedia.org/wiki/Macht_hoch_die_Tür