Meine Story – Das Jahr 2018 und die 8er Jahre, Teil 1

Meine Story – Das Jahr 2018 und die 8er-Jahre, Teil 1: 1968 und 1978

 

Das Jahr 2018 geht langsam zu Ende. Oft werde ich nach meiner Story, nach meinem Werdegang gefragt, wie ich eigentlich zur Musik und zum Gesang gekommen bin. So möchte ich heute mal ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern und zurückblicken, wie alles begann. Wie ich meine Liebe zur Musik und zum Gesang entdeckte – und was ein Malwettbewerb im Jahre 1968, Hein(tje) Simons und Josep (José) Carreras damit zu tun haben. Gerade die 8er Jahre spielen dabei eine nicht unwesentliche Rolle.

Dezember 1968 – vor 50 Jahren: Wie alles begann… – mit einem Malwettbewerb und Heintje

Wir schreiben heuer das Jahr 2018, und wenn ich 50 Jahre zurückblicke, werden Erinnerungen an das das Jahr 1968 wach. Es war die Zeit der Studentenunruhen, der Beatles und der Rolling Stones. Aber schon damals tickte ich irgendwie anders als die meisten meiner Altersgenossen. Mit dieser Beat- und Rockmusik konnte ich mich einfach nicht so recht anfreunden – wenngleich ich einige Titel der Beatles, wie zum Beispiel „Yesterday“, heute durchaus gern höre.

Dass ich damals meine Liebe zur Musik und zum Gesang entdeckte, das hat tatsächlich auch mit Heintje zu tun! Schon damals mit meinen 8 Lenzen mochte ich Gesang und schöne Stimmen! So ist es kein Wunder, dass ich vor 50 Jahren (es muss im Frühjahr 1968 gewesen sein) erstmals auf die schöne Stimme eines holländischen Jungen namens Heintje aufmerksam wurde. Das verdankte ich zunächst meiner größeren Schwester Gabriele. Sie hatte mich mit ihrer Bewunderung für Heintje sofort angesteckt! (Aber ich bin dabei geblieben, während meine Schwester sich später abgewandt hat.) Im Frühjahr 1968 wurden gleich zwei Singles von Heintje angeschafft: Mama / Zwei kleine Sterne und Du sollst nicht weinen / Ich bau dir ein Schloss. Es dauerte nicht lange, und ich wurde zu einem enthusiastischen Heintje-Fan. Ihn bewunderte ich, für ihn schwärmte ich. Nie zuvor hatte mich eine Stimme so sehr berührt.

Noch im selben Jahr – es war im Dezember 1968 – wurde an den Grundschulen meiner Heimatstadt Bad Oeynhausen und des Kreises Minden ein Malwettbewerb zum Thema Verkehrssicherheit ausgeschrieben, an dem auch ich teilnahm. Kurz vor Weihnachten fragte mich meine Lehrerin, was ich mir denn zu Weihnachten wünsche. Da musste ich nicht lange überlegen und antwortete ganz spontan: „Zu Weihnachten wünsche ich mir eine Platte von Heintje.“ Eines Tages kam der Direktor unserer Schule in unsere Klasse und fragte meine Lehrerin, ob es in dieser Klasse ein Mädchen namens Sylvia ‚Krege’ gäbe. (Das y in meinem Nachnamen hatte offensichtlich jemand falsch geschrieben, oder es war schlecht lesbar.) Meine Lehrerin deutete auf mich und stellte mich dem Schulleiter vor. Zu meiner großen Überraschung verkündete unser Direktor, dass ich den 1. Preis im Malwettbewerb des Kreises Minden zum Thema Verkehrssicherheit gewonnen hatte. Die Preisverleihung sollte wenige Tage später in der Tonhalle Minden stattfinden. Das war im Dezember 1968 (wenn ich mich recht erinnere, an einem Nachmittag zwischen dem 3. und 4. Advent). Unsere ganze Klasse fuhr damals mit dem Bus von Bad Oeynhausen nach Minden, wo wir alle zu Kaffee und Kuchen eingeladen waren. Dann kam der große Moment der Preisverleihung. Und das Schönste daran war: Als 1. Preis für meine Leistung im Malwettbewerb wurde mir eine Platte von Heintje überreicht! Es war seine erste Langspielplatte in deutscher Sprache, die damals zu einem Verkaufsrenner wurde. (Jetzt wurde mir auch klar, warum mich meine Lehrerin gefragt hatte, was ich mir zu Weihnachten wünschte.)

Das Jahr 2018 & 1968 (vor 50 Jahren)
Als 1. Preis im Malwettbewerb gab’s eine Heintje-Platte: Es war sein erstes deutschsprachiges Album (links im Bild). – Foto: aus dem Privatarchiv von Sylvia Kreye.

Neben Heintjes „Weltmeistertitel“, der deutschen Version des italienischen Liedes „Mamma“, waren auf der LP noch elf weitere schöne Titel zu hören, unter anderem auch das Lied „Mamatschi, schenk mir ein Pferdchen“, das zu einem meiner Favoriten wurde. Es handelte sich dabei um jene LP, für die Heintje damals sein erstes Pony geschenkt bekam. Er nannte das Pony „Addy“ (nach seinem damaligen Manager Addy Kleijngeld). Mit meinen 8 Lenzen war ich fasziniert von Heintje, seiner tollen Stimme und seiner Persönlichkeit – zumal ich wie er schon immer eine große Pferdefreundin war. So hat das deutsche Debüt-Album des Kinderstars nicht nur Heintje, sondern auch mir Glück gebracht: ihm sein erstes Pony – und mir seine erste LP als 1. Preis im Malwettbewerb!

Für mich als damals sehr schüchternes Mädchen war diese Preisverleihung in der Mindener Tonhalle ein ganz großer Moment, den ich nie vergessen werde! Voller Stolz und mit glänzenden Augen zeigte ich meinen Eltern die Heintje-Platte, die ich soeben gewonnen hatte! Das war etwas ganz Besonderes für mich! Ich sehe das alles noch vor mir, als wenn es erst gestern gewesen wäre.

Seit dieser Zeit bin ich ein Fan von Heintje & Hein Simons – und das ist bis heute so geblieben. Auch wenn ich mittlerweile als Sängerin vorwiegend im klassisch-romantischen Bereich unterwegs bin, mag ich den schönen, weich timbrierten Bariton von Hein Simons ebenso wie die einst glockenhelle Stimme des jungen Heintje. (Wenn ich es auch manchmal bedauere, dass Hein Simons sich bisher an das klassisch-romantische Repertoire noch nicht so recht herangewagt hat. Aber was nicht ist, kann ja noch kommen… Wer weiß?)

Musikalisch bin ich anfangs durch Heintje, später durch José Carreras sehr stark inspiriert worden. Mit seinen damals 11 Lenzen hat Heintje auch nicht so gesungen wie normalerweise ein Kind singt. Vielmehr hat er schon als Knabe die großen Tenöre imitiert. – So hat es übrigens auch José Carreras gemacht, als er mit 11 Jahren auf der Bühne des Teatre del Liceu stand. Carreras’ Kinderstimme , ein Knabenalt, klang damals sogar ganz ähnlich wie Heintjes „Knabentenor“. Beide haben schon als Kinder mit einer Brillanz und einem Strahl gesungen, wie es sonst nur die großen Tenöre tun, von der Tonlage her jedoch waren beide eher Knabenalt.

Interessant ist vor allem auch die Tatsache, dass beide schon im Knabenalter durch den Film „Der große Caruso“ (mit Mario Lanza in der Hauptrolle) inspiriert wurden, Sänger zu werden!

Heintje hat damals auch keine Kinderlieder im eigentlichen Sinne gesungen. Es waren eher Volkslieder oder volkstümliche Lieder; viele von ihnen würde ich nicht einmal dem Genre „Schlager“ zuordnen. Wie wir bereits wissen, ist „Mama“ ein uraltes italienisches Lied (komponiert 1938), das erst später zum Schlager wurde. „Heidschi bumbeidschi“ ist ein Wiegenlied in bayerisch-österreichischer Mundart, das seit Beginn des 19. Jahrhunderts überliefert ist. „Letzte Rose“ ist ein irisches Volkslied, das Friedrich von Flotow im 19. Jahrhundert für seine Oper „Martha“ bearbeitet hat. – Auch nach den vielen Jahren, die ich mich nun schon mit klassischer Musik befasse, muss ich feststellen, dass alle diese Lieder für ein 11-jähriges Kind schon recht anspruchsvoll sind! Und Heintje, der kleine Bub aus Holland, sang das alles damals schon mit einem Strahl in der Stimme, wie ihn sonst nur italienische Tenöre haben!

Es war auch die Zeit der großen Fernsehshows, die damals noch ein ganz anderes Format hatten als heute. Neben Schlagern und Evergreens wurden auch Operettenmelodien und Opernarien vorgetragen. Es gab Tanzeinlagen des Fernsehballetts, und die großen Unterhaltungsorchester spielten damals noch live! In den großen Shows mit Peter Alexander, Hans-Joachim Kulenkampff, Peter Frankenfeld, Vico Torriani, Rudi Carrell (und wie sie alle hießen) traten auch häufig Opern- und Operettensänger auf. Oftmals waren sie gerade auf dem Weg zu irgendwelchen Opernhäusern oder Festspielen, um so ganz „nebenbei“ noch ihre Arien in einer Fernsehshow einem größeren Publikum vorzustellen. Großartige Sänger/innen wie Anneliese Rothenberger, Anna Moffo, Rudolf Schock, Hermann Prey, Peter Minich (um nur einige zu nennen) und einige Jahre später auch José Carreras habe ich durch diese Fernsehshows kennengelernt. Auch das hat mich schon damals geprägt.

Am 9. November 1974 hatte ich das Glück, Heintje endlich einmal live auf der Bühne zu erleben. Das war in Kaunitz, in der Ostwestfalenhalle. Heintje Simons, wie er sich von nun an nannte, war damals gerade 19 Jahre alt und mit den „Lustigen Musikanten“ auf Tournee. Mit meinen 15 Lenzen schwebte ich auf Wolke sieben! Sogar meine Eltern waren von Heins Stimme und seiner sympathischen Art sehr angetan. Diese alten Fotos vom Auftritt in Kaunitz habe ich noch in meinem Archiv gefunden:

Hein Simons alias Heintje in der Ostwestfalenhalle Kaunitz
Auftritt des damals 19-jährigen Hein Simons in der Ostwestfalenhalle Kaunitz. – Foto: Ilse Kreye
Heintje in der Ostwestfalenhalle Kaunitz
Heintje Simons, Ostwestfalenhalle Kaunitz, 09.11.1974 (4) – Foto: Ilse Kreye

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach der unvergesslichen „Premiere“ in Kaunitz (einem kleinen Kaff in Ostwestfalen) hatte ich noch ein paar Male Gelegenheit, Heintje als jungen erwachsenen Sänger live zu erleben:

  • in der Festhalle Stadthagen (Starparade, 5. März 1976)
  • in der Festhalle Schneverdingen (Kaffeefahrt, 17. Februar 1977)
  • in der Heidmarkhalle Fallingbostel (Kaffeefahrt, November 1977)

Hier ist ein Foto von Heintjes Auftritt in der Festhalle Stadthagen (Starparade, 5. März 1976):

Heintje, Stadthagen 1976 - Meine Story
Hein Simons in der Festhalle Stadthagen, 5. März 1976: Im Konzert der „Starparade 76“ präsentiert er seine gelungenen Parodien. Das Autogramm schrieb er ein Jahr später, nach einem Auftritt 1977.

Hier sind noch ein paar Fotos von seinem Auftritt in Schneverdingen (17. Februar 1977):

Heintje in Schneverdingen - Meine Story Teil 1
Hein Simons in der Festhalle Schneverdingen, 17. Februar 1977 (1). – Foto: Sylvia Kreye
Heintje in Schneverdingen - Meine Story Teil 1
Hein Simons in der Festhalle Schneverdingen, 17. Februar 1977 (2). – Foto: Sylvia Kreye

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Heintje in Schneverdingen - Meine Story Teil 1
Hein Simons in der Festhalle Schneverdingen, 17. Februar 1977 (3). – Foto: Sylvia Kreye
Heintje in Schneverdingen - Meine Story Teil 1
Hein Simons in der Festhalle Schneverdingen, 17. Februar 1977 (4). – Foto: Sylvia Kreye

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei seinem Auftritt in Stadthagen durften wir noch eine besondere Premiere erleben, denn Hein verblüffte uns alle mit einer anderen Seite seines künstlerischen Schaffens: Mit gelungenen Parodien seiner Sänger-Kollegen Roy Black, Karel Gott, Rudi Carrell, Udo Jürgens und Peter Alexander begeisterte er das Publikum in der Festhalle. Außer den Parodien überzeugte Hein(tje) bei seinen Auftritten auch mit einem Volkslieder-Potpurri, das er sehr schön vortrug. Schon merkwürdig, dass erst ein junger Holländer kommen musste, um dem deutschen Publikum zu zeigen, wie man Volkslieder singt!

Bis heute ist Hein Simons mein Lieblingssänger, mein absoluter Favorit im Bereich der Unterhaltungsmusik. Dennoch verlor ich ihn im Laufe der 80er Jahre ein wenig aus den Augen.

Dies lag zum einen an meinen beruflichen Plänen, die ein intensives Studium verlangten, sowie an meiner damaligen Beziehung zu einem Musiker, zum anderen aber auch an den Entwicklungen in der Schlagerbranche. In den darauffolgenden Jahren wurde der Schlager – wohl auch durch anglo-amerikanische Einflüsse und die Entwicklung moderner Sounds – allmählich immer technischer. Die guten Unterhaltungsorchester wurden immer mehr durch Synthesizer und Musik-Computer ersetzt – eine ungesunde Entwicklung, durch die viele Musiker arbeitslos wurden. Auch der Gesangsstil  im Bereich der U-Musik veränderte sich dadurch hörbar. Mit diesem lautstarken Einheitssound der modernen Musik-Computer und dem ständig gleich bleibenden Disco-Fox-Rhythmus konnte ich mich so gar nicht anfreunden – und schon gar nicht mit dem daraus folgenden Niedergang der Gesangskultur! Denn auch die Schlagersänger (mit Ausnahme von Hein Simons und wenige seiner Kolleg/innen) schienen durch diese modernen Entwicklungen immer schlechter zu werden. Selbst Hein Simons konnte sich diesen Einflüssen natürlich nicht ganz entziehen und produzierte in den folgenden Jahren verstärkt modernere Schlager, in denen seine warme Baritonstimme meines Erachtens nicht so schön wie sonst zur Geltung kam.

So geschah es, dass ich in den späten 70er und 80er Jahren immer mehr meine Liebe zur klassischen Musik und zur Oper entdeckte. Und daran ist unter anderem Enrico Caruso, aber vor allem auch Josep Carreras – besser bekannt unter dem kastilischen Namen José Carreras – schuld!

Dezember 1978 – vor 40 Jahren: E-Musik & U-Musik – mit Wagner, Caruso und Hein Simons

Im Jahre 1978 war ich bereits „klassisch“ unterwegs und befasste mich intensiv mit der sogenannten „ernsten“ Musik, auch E-Musik genannt. Ich lernte Cello und bereitete mich langsam auf mein späteres Musikstudium vor. Um diese Zeit besuchte ich auch häufig klassische Konzerte und Opernvorstellungen. Da ich ziemlich spät mit dem Cellospielen begonnen hatte, musste ich auf meinem Instrument viele Stunden täglich üben.

In diesem Zusammenhang fällt mir gerade ein schöner Witz ein! Ein Tourist fragt einen Musiker auf der Straße in Berlin: „Wie komme ich zur Philharmonie?“ – Sagt der Musiker: „Üben, üben, üben!“

Während meiner gesamten Schulzeit im Immanuel-Kant-Gymnasium Bad Oeynhausen – und auch später, während meines Cello-Studiums am Wiesbadener Konservatorium – sang ich mit Begeisterung im Chor und spielte in verschiedenen Orchestern und Kammermusikensembles. Doch als Gesangssolistin aufzutreten, das traute ich mir damals noch nicht zu – auch deshalb, weil ich einfach zu schüchtern war. Ich traute mich auch nicht, zu einem Vorsingen zu gehen. Heute frage ich mich oft, warum ich den mutigen Schritt damals nicht gewagt und mich nicht gleich für den Gesang entschieden habe. Denn eigentlich habe ich schon immer innerlich gespürt, dass der Gesang mein eigentliches Hauptfach ist.

Dass ich gegen Ende der 70er / Anfang der 80er Jahre meine Liebe zum klassischen Gesang und zur Oper entdeckte, das verdanke ich unter anderem Enrico Caruso, vor allem aber Josep Carreras – seinerzeit besser bekannt unter dem kastilischen Namen José Carreras!

Meine Story - Das Jahr 2018 - 1978 (vor 40 Jahren)
Durch Caruso & Carreras entdeckte ich meine Liebe zum klassischen Gesang und zur Oper. – Foto: aus dem Privatarchiv von Sylvia Kreye.

Im Jahre 1978 kaufte ich mir eine Vinyl-Schallplatte mit dem legendären Caruso. Seine Interpretation der großen italienischen Opernarien machte bereits damals einen großen Eindruck auf mich. Er hatte dieses gewisse Etwas, diese „Träne des Gesangs“, die mich faszinierte. Von den großen Sopranstimmen gefiel mir am besten Mirella Freni. Ihr schöner lyrischer Sopran, ihre Technik des italienischen Belcanto und ihr rundes, niemals unruhiges Vibrato haben mich schon damals stark beeindruckt. Ihre Interpretation der berühmten Arie „Mi chiamano Mimì“ aus der Oper „La Bohème“ von Puccini berührte mich ganz besonders. Auch Montserrat Caballé habe ich immer bewundert. Sie verfügte über eine wunderschöne Sopranstimme und eine unvergleichliche Atemkontrolle, die es ihr ermöglichte, ellenlange Phrasen auf einem Atem zu singen.

Ein weiteres prägendes Erlebnis war im Sommer 1978 eine Fernsehübertragung der Oper „Lohengrin“ von Richard Wagner aus der Bayerischen Staatsoper München (damals noch mit Peter Hofmann als Lohengrin). Der romantische Stoff dieser Oper und die herrliche Musik Richard Wagners – ganz besonders das Vorspiel, Elsas Traum und die Gralserzählung – hatten es mir sofort angetan und mich tief berührt. Langsam entwickelte ich mich zu einer echten „Wagnerianerin“! Elsas Traum, die Arie „Einsam in trüben Tagen“, ist inzwischen auch Teil meines Repertoires.

Trotzdem war ich immer noch ein Fan von Heintje, der sich jetzt Hein Simons nannte. Neben der klassischen Musik hörte ich ab und zu auch ganz gern Unterhaltungsmusik, auch wenn mir der Schlager allmählich zu technisch wurde.

Nach meiner Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin trat ich im Oktober 1981 meine erste Stelle an: bei Breitkopf & Härtel – dem ältesten Musikverlag der Welt! Dafür stand erst einmal ein Umzug nach Wiesbaden an. Nun war für mich die Zeit gekommen, mein Elternhaus zu verlassen. Der Wechsel vom kleinen westfälischen Kurort Bad Oeynhausen in die hessische Landeshauptstadt – weit weg von zu Hause – das war anfangs natürlich eine riesige Umstellung. Aber schon bald wurde ich für diesen Schritt belohnt: Denn in Wiesbaden gab es ein Staatstheater, ein Opernhaus – und das sollte für mich in den folgenden Jahren von großer Bedeutung werden! In meiner Freizeit spielte ich Cello im Wiesbadener Orchesterverein und sang im Kirchenchor.

In den 80er Jahren besuchte ich häufig Opernvorstellungen am Hessischen Staatstheater Wiesbaden. Zu den herausragenden Erlebnissen gehörten eine Vorstellung von Wagners „Tannhäuser“ (1982) und ein Abonnement von Wagners „Ring der Nibelungen“ (1983). So durfte ich kurz hintereinander alle vier Opern von Wagners „Ring“ hintereinander erleben: Das Rheingold, Die Walküre, Siegfried und Götterdämmerung. Auch eine Vorstellung von Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ hat mich damals sehr beeindruckt.

Am Karfreitag des Jahres 1982 sah ich im Fernsehen eine Bayreuther Aufführung des Bühnenweihfestspiels „Parsifal“ von Richard Wagner. Sofort war ich ergriffen von der wunderbaren Musik Richard Wagners sowie von dem Stoff dieser Oper, der auf Wolfram von Eschenbachs mittelalterliche Dichtung „Parzival“ und die Philosophie Arthur Schopenhauers zurückgeht.

Als ich dann eines Tages (es muss so Ende der 70er Jahre oder Anfang der 80er Jahre gewesen sein) den Tenor Josep Carreras hörte, da war es endgültig um mich geschehen! Von nun an wurde ich zu einem enthusiastischen Carreras-Fan und echten Opern-Freak! Zu meinen Lieblingskomponisten gehörten – neben Richard Wagner – nun auch Giacomo Puccini und Giuseppe Verdi sowie die französischen Opernkomponisten Charles Gounod und Jules Massenet. Die Oper und die klassische Musik – oder besser gesagt: das klassisch-romantische Repertoire – berührten mich einfach tiefer als die sogenannte U-Musik.

Im Herbst 1983 nahm ich ein musikpädagogisches Studium am Wiesbadener Konservatorium auf. Es war das erste Mal, das ich eine sichere Stelle aufgab, um mir einen lang gehegten Traum zu erfüllen: nämlich Musik zu studieren. Jedoch wählte ich zunächst Violoncello als Hauptfach, da ich in diesem Fach ja schon einige Jahre Unterricht und auch Orchestererfahrung hatte. Während der gesamten Studienzeit spielte ich in diversen Orchestern und sang im Chor des Wiesbadener Konservatoriums. Bis zum Frühjahr 1988 hieß es nun: Ran an die Buletten, üben und lernen! Schließlich musste ich mich intensiv auf mein Abschluss-Examen am Wiesbadener Konservatorium vorbereiten. Und so ganz „nebenbei“ galt es auch noch, eine Examensarbeit zu schreiben! Als Thema wählte ich – wie könnte es anders sein: Die Idee des Gesamtkunstwerks am Beispiel von Richard Wagners ‚Parsifal’. Das sollte sich später als die richtige Entscheidung herausstellen: Meine Examensarbeit im Fach Musikgeschichte wurde ein voller Erfolg, und ich erhielt sogar die Note 1+! Es war, wie mir mein Musikgeschichtsprofessor später mitteilte, die beste Arbeit des Jahrgangs.

Vom Heintje-Fan zum Opern-Freak, vom „Wagnerianer“ zum „Verdianer“ und „Carrerasianer“ – das mag wohl für Außenstehende ein wenig kurios klingen. Puristen mögen meinen Musikgeschmack womöglich als ein wenig „schrullig“, wenn nicht gar als dekadent empfinden! Aber dazu stehe ich bis heute. Das war (und ist) nun einmal meine Geschichte, wie ich zur Musik und zum Gesang gekommen bin. Und das war (ist) auch die Musik, mit der ich groß geworden bin und die mich immer berührt hat.

Man könnte meine Story mit einem kurzen Vers auf den Punkt bringen:

Durch Heintje wurde mein Interesse an Musik und Gesang geweckt –
durch Caruso und Carreras hab’ ich meine Liebe zur Oper entdeckt!
Aber es muss ja auch nicht immer nur E-Musik sein –
ein „Ausflug“ in die U-Musik ist auch mal ganz fein!

(c) Sylvia Kreye

Und morgen geht’s weiter mit dem zweiten Teil meiner Story.

Heintje und Ich – Weihnachten | Erfreuliche Neuigkeiten von Hein Simons

Heintje und Ich – Weihnachten

Erfreuliche Neuigkeiten von Hein Simons

Weihnachts-CD und Weihnachts-Tournee: Nach seinem großartigen Comeback mit dem Album Heintje und Ich (2017) ist Hein Simons alias „Heintje“ weiterhin auf Erfolgskurs. Unter dem Titel Heintje und Ich – Weihnachten ist bei TELAMO soeben eine Neuauflage des Bestseller-Albums erschienen und eroberte prompt Platz 1 der Schlageralbum-Charts. Produziert wurde das Album von dem erfolgreichen Produzenten Christian Geller. Die exklusive 2CD-Weihnachts-Edition beinhaltet zusätzlich eine Duett-Neuaufnahme des Erfolgsalbums Weihnachten mit Heintje, das beinahe schon ein Klassiker ist. Auf seinem neuen Weihnachtsalbum singt Hein Simons abermals im Duett mit seinem jüngeren Ich. – Doch damit nicht genug: Im Dezember geht der Sänger erneut auf Weihnachtstournee.

Über das 50-jährige Bühnenjubiläum des niederländischen Sängers wurde an dieser Stelle im Dezember vergangenen Jahres ausführlich berichtet. Die erfreulichen Neuigkeiten von Hein Simons bieten heuer genug Anlass zu einem ergänzenden Beitrag.

Heintje und Ich – Weihnachten – die Neuauflage des Erfolgsalbums als exklusive 2CD-Weihnachts-Edition

1968: Weihnachten mit Heintje

Vor 50 Jahren, am 1. November 1968, erschien bei ARIOLA das Weihnachtsalbum Weihnachten mit Heintje, das für den damals 13-jährigen Kinderstar und sein Team ein gigantischer Erfolg wurde. Mit sage und schreibe 1,7 Millionen verkauften Exemplaren gilt diese Langspielplatte als eines der meistverkauften deutschsprachigen Weihnachtsalben überhaupt. Über viele Jahrzehnte hindurch hat die LP Weihnachten mit Heintje das Weihnachtsfest in vielen Familien verschönert. Dass das Traditionsalbum bis heute eine besondere Faszination ausübt, ist natürlich vor allem der glockenhellen Stimme von Heintje zu verdanken. Die auf Vinyl verewigten Weihnachtslieder bestechen aber auch durch die schönen, beinahe klassischen Arrangements von Wolf Hausmann, Albert Schwarzmann und Johannes Jorge sowie den strahlenden Orchesterklang (Orchester Franz Frankenberg, mit Kirchenglocken, Chören, Streichern und Bläsern). Der festliche Höreindruck des Nostalgie-Albums lässt sofort Weihnachtsstimmung aufkommen. Hein Simons selbst hat in diversen Interviews bestätigt, dass die LP Weihnachten mit Heintje zu seinen Lieblingsalben gehört, weil die Arrangements mit Streichern und Bläsern so schön gemacht sind.

2018: Heintje und Ich – Weihnachten

50 Jahre später, am 2. November 2018, hat die Firma TELAMO unter dem Titel Heintje und Ich – Weihnachten eine exklusive 2CD-Weihnachts-Edition auf den Markt gebracht. Die soeben erschienene Neuauflage des Erfolgsalbums Heintje und Ich wurde in der 2CD-Weihnachts-Edition noch um einen Bonustitel („Schneeglöckchen im Februar“) ergänzt. Doch das Schönste daran ist: Die Doppel-CD beinhaltet als Bonus-Album auch eine komplette Neuaufnahme des Weihnachts-Klassikeralbums Weihnachten mit Heintje (von 1968), abermals in der Duett-Version mit Heintje und dem erwachsenen Hein Simons.

Auf CD 1 sind die Titel des Bestselleralbums Heintje und Ich (erschienen im Dezember 2017) zu hören. Dieses Album eroberte auf Anhieb die Top Charts und ist dort schon sage und schreibe seit 25 Wochen erfolgreich vertreten (Stand: 5. November 2018). Bereits innerhalb einer Woche nach Veröffentlichung der weihnachtlichen Neuauflage landete das Album Heintje und Ich prompt auf Platz 1 der Schlageralbum-Charts.

Auf CD 2 der Doppel-Edition Heintje und Ich – Weihnachten ist die komplette Duett-Neuaufnahme des Nostalgie-Albums Weihnachten mit Heintje festgehalten. Produziert wurde das Album erneut von Christian Geller. Bereits in den vergangenen Jahren hat der erfolgreiche Produzent bewiesen, dass er einen untrüglichen Instinkt für hitverdächtige Produktionen und ein geschicktes Händchen für deren technische Umsetzung hat.

Auf der neuen Weihnachts-CD singt Hein Simons noch einmal im Duett mit seinem jüngeren Ich. Das Resultat ist erstaunlich und zugleich erfreulich! Die Baritonstimme des erwachsenen Hein Simons harmoniert prima mit der Kinderstimme des kleinen Heintje. Der mittlerweile 63-jährige Sänger hat nach wie vor ein sehr schönes, samtiges Timbre, das gerade in den besinnlichen Liedern hervorragend zur Geltung kommt und auch in der etwas höheren Baritonlage eine sehr schöne Ausstrahlung hat. Besonders reizvoll ist es, wenn der gereifte Hein Simons die zweite Stimme zu seinem jüngeren Ich singt oder den Gesangspart des jungen Heintje in der Baritonlage kanonartig imitiert – wie in „Leise rieselt der Schnee“ oder „Stille Nacht“. Hier zeigt sich einmal mehr die Musikalität des Sängers, dessen Stimme auf diesem Album beinahe schon klassisch anmutet.

Inhalt der Weihnachtsedition Heintje und Ich

CD 1

  • Mama
  • Kleine Kinder, kleine Sorgen
  • Oma so lieb
  • Aba Heidschi Bumbeidschi
  • Mamatschi
  • Sei doch bitte wieder gut
  • Du sollst nicht weinen
  • Deine Liebe, deine Treue
  • Es kann nicht immer nur die Sonne scheinen
  • Ich bau dir ein Schloss
  • Scheiden tut so weh
  • Wenn wir alle Sonntagskinder wär’n
  • Mein schönstes Lied
  • Ich sing ein Lied für dich
  • Klein sein, das ist schön
  • Schneeglöckchen im Februar
CD 2

  • Stille Nacht, Heilige Nacht
  • Süßer die Glocken nie klingen
  • Es ist ein Ros´ entsprungen
  • Leise rieselt der Schnee
  • Morgen kommt der Weihnachtsmann
  • Kommet ihr Hirten
  • O Tannenbaum
  • O du fröhliche
  • Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen
  • Kling, Glöckchen, Klingelingeling
  • Alle Jahre wieder
  • Morgen, Kinder, wird´s was geben
  • Vom Himmel hoch, da komm ich her

Die Technik macht’s möglich

Die Duett-CD Heintje und Ich wurde durch ein aufwändiges technisches Verfahren möglich, wie Produzent Christian Geller in einem Interview verriet: Da die vierspurigen Tonbänder mit den alten Aufnahmen im Laufe der Zeit verkleben, mussten sie zunächst in einem speziellen Backofen aufbereitet werden. Danach konnten die Bänder nur ein einziges Mal abgespielt werden. Dieses aufwändige Verfahren birgt natürlich auch das Risiko einer Zerstörung der alten Tonbänder. Um für die Nachwelt erhalten zu bleiben, mussten die Aufnahmen gleich während des ersten Abspielens digitalisiert werden. Die Spuren mit dem ursprünglichen Orchester und Chor wurden im Zuge der Neueinspielung durch einen neuen Orchestersound ersetzt. Dazu wurde die Stimme des erwachsenen Hein Simons im Studio neu eingespielt. Die Texte der ersten Duett-CD Heintje und Ich wurden von Textdichter Tobias Reitz neu bearbeitet und so adaptiert, dass sie den Inhalt aus der Sicht des erwachsenen Sängers wiedergeben.

Eine gelungene Produktion

Das Album Heintje und Ich – Weihnachten zeigt einmal mehr, dass Hein Simons mit seinen mehr als 50 Jahren Bühnenpraxis in der U-Musik nach wie vor zu den ganz Großen gehört. Sein wohlklingender, gut geführter Bariton ist einzigartig in der Schlager-Branche. Und seine Baritonstimme braucht sich auch nicht hinter seiner Kinderstimme zu verstecken.

Die schönen, melodischen Arrangements von Wolf Hausmann, Albert Schwarzmann, Johannes Jorge und Franz Frankenberg wurden in der Neueinspielung weitgehend übernommen, jedoch wurden die Chöre und das Orchester neu eingespielt. Ein kleiner Wermutstropfen: Im Vergleich zum Nostalgie-Album Weihnachten mit Heintje vermisst man bei der Neueinspielung den originalen, strahlenden Orchesterklang der Streicher und Bläser (Posaunenchor). Die ursprüngliche Orchesterbesetzung der Langspielplatte von 1968 (Orchester Franz Frankenberg) weicht in der Neuaufnahme einem synthetisch produzierten Sound – ein Vorgehen, das bei heutigen Studioaufnahmen gängige Praxis ist.

Dennoch stellt sich die Frage, ob es für einige der langsamen und getragenen Weihnachtslieder nicht schöner gewesen wäre, die originale Orchesterbesetzung aus dem alten 4-Spur-Tonband zu übernehmen. Aber das ist die Meinung der Autorin und für die Fans sicher eher von geringer Bedeutung. In jedem Falle überzeugt das neue Weihnachtsalbum durch die gelungenen Interpretationen von Hein Simons und seinem jüngeren Ich sowie die technisch anspruchsvolle Realisierung durch Christian Geller.

Die 2CD-Edition Heintje und Ich – Weihnachten ist ein wunderschönes, stimmungsvolles Weihnachtsgeschenk, das nicht nur die Herzen der Heintje- und Hein Simons-Fans erfreuen wird. Das neue Album von Hein Simons sorgt abermals für Gänsehaut-Momente und klingt verdächtig nach Gold!

Die neue exklusive 2CD-Weihnachts-Edition Heintje und Ich – Weihnachten kann bei Shop24Direct bestellt werden. Sie ist als CD und auch als Fanbox erhältlich:

CD: www.shop24direct.de/HeintjeHeinSimonsWeihnachten
Fanbox: www.shop24direct.de/HeintjeHeinSimonsWeihnachtenBox

Laut Informationen der GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) hat das Album „Heintje und Ich“ inzwischen Gold-Status erreicht. Nähere Details unter:

http://schlagerprofis.de/hein-simons-erste-goldene-schallplatte-in-deutschland/

Am 7. Dezember ist auch die DVD „Heintje und Ich – Weihnachten“ erschienen. Sie beinhaltet neben den Titeln der CD auch das TV-Spezial „Hein Simons – persönlich“. Auf der DVD spricht Moderator Michael Niekammer mit Hein Simons über sein Leben, seine Karriere als Kinderstar und natürlich auch über sein großartiges Comeback mit „Heintje und Ich“. Die DVD ist bei Shop24Direct unter dem folgenden Link erhältlich:

https://www.shop24direct.at/produkt/heintje-ich-weihnachten-440160

Als kleinen Vorgeschmack auf die CD-Edition Heintje und Ich – Weihnachten gibt es auf YouTube ein schönes Video des Weihnachtsliedes „Leise rieselt der Schnee“. Ich danke der Firma TELAMO GmbH für die freundliche Genehmigung zum Einbetten des Videos in meinen Artikel.

 

Hein Simons, Pressefoto
Hein Simons. Mit freundlicher Genehmigung der TELAMO GmbH, München. (c) – German Popp

Weihnachten mit unseren Stars – die Neuauflage der Weihnachtstournee mit Hein Simons

Nach seiner erfolgreichen Weihnachtstournee im Dezember 2017 wird Hein Simons auch in diesem Jahr wieder auf Weihnachtstournee gehen. Vom 30. November bis zum 30. Dezember ist der Sänger vorwiegend in den neuen Bundesländern unterwegs, wo er 23 Konzerte geben wird. Dabei wird Hein Simons – abermals im Duett mit seinem jüngeren Ich – nicht nur seine größten Erfolge, sondern auch seine Weihnachtslieder aus der neuen Duett-CD präsentieren und für Gänsehaut-Momente sorgen.

Veranstaltet von THOMANN Künstler Management, in Kooperation mit dem Deutschen Musik Fernsehen und moderiert von Maximilian Arland, hat „Weihnachten mit unseren Stars“ im vergangenen Jahr das Publikum begeistert und wird in diesem Jahr fortgesetzt.

Mit dabei sind diesmal auch Captain Cook und seine singenden Saxophone. Die erfolgreiche Instrumental-Formation ist ein Garant für gute Unterhaltung und einfühlsame Melodien. Die mit Saxophon-Klängen veredelten Evergreens laden zum Träumen und Mitsummen ein.

Wie schon im letzten Jahr, wird auch diesmal wieder Maximilian Arland mit viel Charme, Gefühl und Witz durch das Programm führen. Dabei wird das Allround-Talent sowohl Weihnachtslieder als auch Hits aus seinem eigenen Repertoire präsentieren.

Karten für die Tournee Weihnachten mit unseren Stars können unter dem folgenden Link bestellt werden:

https://www.thomann-music.de/alle-konzerte/weihnachten-mit-unseren-stars-2018

Wenn ein Sänger aus der Schlagerbranche sich einen Preis für das Comeback des Jahres verdient hat, dann ist es gewiss Hein Simons! Hier zeigt sich einmal mehr, dass sich Geduld und Beharrlichkeit auf Dauer doch auszahlen! Wir freuen uns mit Hein Simons über seinen großartigen Erfolg. Für sein neues Weihnachtsalbum und die bevorstehende Weihnachtstournee wünschen wir ihm ebenfalls alles Gute!

 

Sylvia Kreye, Wien

 

Diese CD-Rezension ist auch erschienen auf SCHLAGERPROFIS.DE:

http://schlagerprofis.de/heintje-und-ich-cd-rezension-von-sylvia-kreye/

Quellen

Buchtipp

  • Jan Adriaan Zwarteveen: Ich war Heintje – Sein Leben als Kinderstar mit der unvergesslichsten Stimme der Welt (aus dem Niederländischen übersetzt von Willy und Silvia Bremer), Giger Verlag GmbH, CH-8852 Altendorf, erhältlich bei Shop24Direct:  https://www.shop24direct.at/produkt/ich-war-heintje-2020380

Weitere Artikel zu Hein Simons finden Sie auf den folgenden Unterseiten:

Signierstunde mit Hein Simons

21. Dezember 2017: Das 50-jährige Bühnenjubiläum von Hein(tje) Simons

Hein Simons: 50-jähriges Jubiläum | Teil 2: Vom Kinderstar zum Bariton

Hein Simons: 50-jähriges Jubiläum | Teil 1: Vom Lausbub zum Kinderstar

In memoriam Montserrat Caballé

In memoriam Montserrat Caballé

Nachruf auf die Primadonna des Belcanto

Die spanische Sopranistin Montserrat Caballé hat die Bühne der Welt für immer verlassen. Die Sängerin verstarb am 6. Oktober in Barcelona, im Alter von 85 Jahren. Die plötzliche Nachricht von ihrem Tod ging durch alle Medien und hat auch viele Menschen berührt, die der klassischen Musik und der Opernwelt weniger nahestehen.

Montserrat Caballé, „La Primadonna assoluta“ des Belcanto

María de Montserrat Bibiana Concepción Caballé i Folch alias Montserrat Caballé war nicht nur eine großartige Opernsängern, sondern auch ein sehr warmherziger und humorvoller Mensch. Wie seinerzeit Maria Callas, so wird auch Montserrat Caballé in Italien „Primadonna assoluta“ genannt – ein Ausdruck der Verehrung, welche im Mutterland des Belcanto nur ganz wenigen Sängerinnen zuteil wird. In den Medien wird sie auch gern als „Königin der leisen Töne“ bezeichnet.

Wenn man von Belcanto spricht, meint man im engeren musikwissenschaftlichen Sinne das Dreigestirn Gioacchino Rossini (1792-1868), Gaetano Donizetti (1797-1848) und Vincenzo Bellini (1801-1835). Auch die frühen Werke Verdis gehören noch der Belcanto-Epoche an. Der Begriff Belcanto wird in weiterem Sinne aber auch für die italienische Gesangstechnik verwendet, welche gleichermaßen für spätere Opernwerke, etwa von Giuseppe Verdi (1813-1901) und Giacomo Puccini (1858-1924) zur Anwendung kommt – eine Technik, die sich vor allem durch optimale Atemkontrolle, Piano- und Legatokultur auszeichnet.

Für den Belcanto brachte Montserrat Caballé die besten Voraussetzungen mit: Ihre in allen Lagen ebenmäßig geführte Stimme war von unbeschreiblicher Schönheit, lyrischer Ausdrucksstärke und dramatischer Intensität. Sie verfügte über eine unvergleichliche Atemkontrolle, die es ihr ermöglichte, ellenlange Passagen auf einem Atem zu singen. Vor allem aber war sie eine Meisterin der leisen Töne und berühmt für ihr nuancenreiches Pianissimo.

Die italienische Sopranistin Maria Caniglia (1905 – 1979) lobte Montserrat Caballés Kunst des Piano-Singens mit den Worten: „Man kennt heute, mit Ausnahme von Montserrat Caballé, das Piano-Singen nicht mehr. Sie ist die letzte Meisterin dieser verlorenen Kunst.“

Keine Geringere als Maria Callas, mit der Montserrat Caballé befreundet war, beschrieb sie als „sanfte Brise auf der Haut“.

José Carreras erinnert sich an eine Aufführung von Francesco Cileas Adriana Lecouvreur im September 1976 in Tokio: „Ich glaube, nie hat ein Sopran neben mir herrlicher gesungen als damals Montserrat.“ (José Carreras: Singen mit der Seele, Kindler Verlag, München 1989, Seite 100.) 

Kindheit und Jugend

Montserrat Caballé kam unter dem bürgerlichen Namen María de Montserrat Bibiana Concepción Caballé i Folch am 12. April 1933 in Barcelona zur Welt. Ihr Name „Montserrat“ leitet sich von dem Umstand ab, dass sie in der Nähe des Gebirgszuges Montserrat geboren wurde.

Die Eltern, die während des spanischen Bürgerkriegs ihr Hab und Gut verloren hatten, waren arm. Um zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen, musste Montserrat Caballé nach der Schule zunächst als Näherin arbeiten. Bald jedoch erhielt sie Unterstützung durch eine wohlhabende Familie in Barcelona, die es ihr ermöglichte, das Konservatorium zu besuchen.

Ausbildung

Montserrat Caballé studierte Gesang in Barcelona bei Eugenia Kemmeny und Napoleone Annovazzi. Ihr Gesangsstudium am Konservatorium von Barcelona schloss sie 1954 ab und wurde mit der Goldmedaille des Liceu ausgezeichnet. Später perfektionierte sie ihre Technik in Mailand. Der Schlüssel, warum sie für ihre gute Atemkontrolle berühmt war und so unglaublich lange Phrasen singen konnte, liegt schon in der Methode ihrer ersten Gesangslehrerin.

Die junge Montserrat war gerade einmal dreizehn Jahre alt, als sie am Konservatorium ihrer Heimatstadt Barcelona mit dem Gesangsstudium begann. Normalerweise wurden Gesangsstudenten erst im Alter von 17 Jahren am Konservatorium zugelassen. Jedoch schummelte ihre Mutter bei der Angabe des Alters ihrer Tochter und gab vor, sie sei bereits fünfzehn. Nur aus diesem Grunde wurde Montserrat schon in so jungen Jahren aufgenommen. Eugenia Kemmeny, eine ehemalige Meisterläuferin aus Ungarn, wurde ihre erste Gesangslehrerin.

Eugenia Kemmeny hatte eine besondere Lehrmethode entwickelt, bei der ihre Schüler während ihres ersten Studienjahres ohnehin noch nicht sangen. Vielmehr verbrachten ihre Gesangsschüler das erste Studienjahr ausschließlich mit „Atemgymnastik“, wie Eugenia Kemmeny ihre Atemübungen nannte.

Ihre Technik basiert auf der Theorie, dass Sänger die nötige Stütze bilden müssen, um den Luftstrom durch den Körper bis zur Kehle zu führen und zu kontrollieren. Ihre Atemübungen hatten das Ziel, durch den Gebrauch und die Kontrolle all jener Muskeln unter und hinter dem Bauch, die das Zwerchfell und den Rücken stützen, einen mächtigen, soliden Wall um das Zwerchfell zu bilden. Das Zwerchfell sollte nicht mehr arbeiten, sondern den Atem nur noch stützen müssen. Die eigentliche Atemführung wird von den Unterleibsmuskeln geleistet. […] Die Kemmeny sprach nie über Stimmsitz, denn sie glaubte, der Ton werde automatisch richtig plaziert, wenn die Kehle locker und entspannt bleibe. (Helena Matheopoulos, Diva, Seite 62/63)

Erste Engagements 

Montserrat Caballé startete ihre Karriere an kleinen Opernhäusern im deutschsprachigen Raum. 1956 ging sie nach Basel, ihr erstes Engagement war am Stadttheater Basel. Ihre erste Rolle war die Erste Dame in Mozarts Zauberflöte. Ihre erste größere Partie am Theater Basel war die Mimi in Puccinis La Bohème. Später sang sie dort auch die Salome.

In den Jahren 1959 – 1962 war Montserrat Caballé am Theater in Bremen und in Saarbrücken engagiert. In den ersten Jahren ihrer Karriere sang sie vorwiegend deutsche Opernpartien, von Mozart bis hin zu Richard Strauss und Richard Wagner.

Am 7. Januar 1962 gab sie ihr Debüt am Teatro del Liceu in ihrer Heimatstadt Barcelona, mit der Arabella von Richard Strauss.

Internationaler Durchbruch

Der internationale Durchbruch gelang Montserrat Caballé, als sie bei einem Gala-Abend der American Opera Society in der Carnegie Hall für Marilyn Horne in Donizettis Oper Lucrezia Borgia einsprang. (Marilyn Horne hatte damals abgesagt, da sie ein Baby erwartete.) Noch im selben Jahr debütierte sie an der Metropolitan Opera New York als Margarethe in Gounods Faust. Ihre Leistungen trugen ihr in New York den Titel „La Superba“ ein.

Schon bald darauf trat die Caballé an allen berühmten Opernhäusern der Welt auf: Mailänder Scala, Wiener Staatsoper, Royal Opera House Coventgarden London, Opéra de Paris, Gran Teatro del Liceu Barcelona, Teatro Real Madrid, Bayerische Staatsoper München – um nur einige zu nennen. Auch bei den internationalen Festspielen von Salzburg, Aix-en-Provence und Glyndebourne war sie ein gern gesehener Gast.

Die Wiener Staatsoper

An der Wiener Staatsoper debütierte Montserrat Caballé am 28. Februar 1959 als Donna Elvira in Mozarts „Don Giovanni“. Im Mai desselben Jahres sang sie im Haus am Ring die „Salome“ von Richard Strauss. Später sang sie an der Wiener Staatsoper die großen Opernpartien und brillierte als Elisabeth (Don Carlo), Leonora (Il trovatore), Tosca (Tosca), Amelia (Un ballo in maschera), Norma (Neuproduktion), Leonora (La forza del destino), Maddalena (Andrea Chénier). 1988 sang Montserrat Caballé an der Wiener Staatsoper die Madame Cortese in Rossinis Oper Viaggio a Reims. Im Jahre 2007 kehrte sie nochmals an die Wiener Staatsoper zurück – diesmal in der komischen Rolle der Duchesse de Crakentorp in Donizettis La fille du régiment (Die Regimentstochter). Während der Regimentstochter-Serie wurde sie auch zur Kammersängerin ernannt.

Das Repertoire: Klassik & Crossover

Das breite Repertoire von Montserrat Caballé umfasst rund 90 Opernrollen. Zwar war sie in erster Linie auf italienische Belcanto-Partien spezialisiert, jedoch umfasste ihr Repertoire auch Mozart-Opern und dramatische Partien von Verdi, Puccini, Mascagni, Gounod, Massenet, Wagner und Strauss – bis hin zu Salome, Sieglinde und Isolde.

Neben ihrem umfangreichen Opernrepertoire sang sie auch gern Zarzuelas (eine spanische Form der Operette).

Auch mit der Popmusik-Szene hatte die große Opernsängerin keine Berührungsängste und unternahm wiederholt „Ausflüge“ in die sogenannte U-Musik. Der Song „Barcelona“ mit Montserrat Caballé an der Seite von Queen-Sänger Freddie Mercury wurde zur Hymne der Olympischen Spiele 1992 in Barcelona und ist längst in die Geschichte eingegangen. Das gleichnamige Album war bereits 1987 aufgenommen worden und diente als Image-Kampagne für die Olympischen Spiele in Barcelona. Mit dem Song „Barcelona“ traten Caballé und Mercury im Mai 1987 in Ibiza erstmals auf. Zu einem gemeinsamen Auftritt bei den Olympischen Spielen kam es jedoch nicht mehr, da Freddie Mercury kurz vorher an den Folgen seiner AIDS-Erkrankung gestorben war.

Auch mit der Popband „Die Prinzen“ nahm Montserrat Caballé im Studio ein Album auf. Nach der Aufnahme soll sie in ihrer humorvollen Art gesagt haben: „Und vergesst nicht, ihr habt mit Mama gesungen!“

Montserrat Caballé setzte sich immer wieder auch für den Opernnachwuchs ein. Sie war es auch, die den jungen Tenor José Carreras in den 70er Jahren tatkräftig förderte. An ihrer Seite debütierte der junge José Carreras im Jahre 1970 als Flavio in Bellinis Norma. Noch im selben Jahr  wurde er ihr Gesangspartner in Donizettis Lucrezia Borgia.

Seit den 90er Jahren trat Montserrat Caballé vermehrt zusammen mit ihrer Tochter, der Sopranistin Montserrat Martí, auf.

„Montse“ und ihr Familienleben 

„La Montse“, wie Montserrat Caballé von Freunden und Fans oft liebevoll genannt wird, war immer ein Familienmensch. 1964 heiratete die Sängerin den Tenor Bernabé Martí. Sie hatte ihn kennengelernt, als sie gemeinsam in Puccinis Madame Butterfly am Teatro del Liceu in Barcelona auf der Bühne gestanden hatten. Bis zu ihrem Tod blieb Montserrat mit ihrem Ehepartner Bernabé Martí zusammen – eine Beständigkeit, die bei Prominenten recht selten anzutreffen ist. Aus der Ehe sind zwei Kinder hervorgegangen: eine Tochter und ein Sohn. Tochter Montserrat, genannt „Montsita“, ist ebenfalls Sopranistin und durch ihre gemeinsamen Auftritte mit ihrer Mutter bekannt geworden. Der Familie hat Montserrat Caballé immer den Vorzug vor ihrer Karriere gegeben.

So lehnte sie 1971 das Angebot eines Zehnjahresvertrages an der New Yorker Met ab, weil das die Trennung von ihrer Familie bedeutet hätte. Ihr Bruder Carlos Caballé, der von Anfang an ihr Manager war, musste sicherstellen, dass sie zwischen ihren internationalen Engagements in regelmäßigen Abständen nach Hause kommen konnte. Denn die Sängerin wollte so viel Zeit wie möglich mit ihren Kindern zu verbringen. Über ihre Familie hatte „Montse“ einmal geäußert: „Ich habe in meiner Familie eine Unterstützung gefunden, die vielen Sängerinnen fehlt – darum fehlt ihnen die Zuversicht, und die hat nichts zu tun mit Prestige, Geld, Erfolg oder Ruhm, aber alles mit menschlichen Beziehungen.“ (Helena Matheopoulos: DIVA – Leben und Rollen großer Opernsängerinnen, M&T Verlag Zürich/St. Gallen 1995, Seite 66.) 

Die Caballé und ihr Humor 

Die „Primadonna assoluta“ Montserrat Caballé war nicht nur für ihre gesanglichen Leistungen, sondern auch für ihren Humor berühmt. Ihr ansteckendes, herzhaftes Lachen ist ebenso in die Geschichte eingegangen wie ihre legendären Opernauftritte an den größten Opernhäusern der Welt. Immer wieder wird berichtet, dass sie zu jeder Zeit Witze auf Lager hatte. Ihre Kollegen und Kolleginnen erzählen immer wieder gern, dass sie mit ihr zusammen schallend lachen konnten. Dabei sprühte sie auch vor Selbstironie und konnte herzhaft über sich selbst lachen.

Unvergesslich bleibt eine Aufführung an der Wiener Staatsoper am 12. April 2007 (an ihrem 74. Geburtstag!), in der ich sie als Duchesse de Crakentorp in Donizettis Oper „La fille du régiment“ (Die Regimentstochter) erleben durfte. Die Caballé sang an der Seite von Natalie Dessay, Juan Diego Flórez, Juliette Mars, Carlos Álvarez und Clemens Unterreiner. Ihre äußerst witzige Interpretation dieser ohnehin schon komischen Rolle, in der sie auch noch ein Schweizer Volkslied anstimmte, sorgte damals für Lachsalven und Zwerchfellmassage beim Wiener Opernpublikum!

Nicht weniger humorvoll erlebte ich sie bei ihren sommerlichen Open Air Konzerten vor dem Kurhaus Wiesbaden (Juni 1995 und Juli 1999). Bei dem Konzert in Wiesbaden trat sie gemeinsam mit ihrer Tochter Montserrat Martí auf. Wenn die beiden zusammen in Konzerten auftraten und als Zugabe das berühmte Katzen-Duett von Rossini anstimmten, blieb kein Auge trocken. Auch bei ihren Liederabenden in der Alten Oper Frankfurt (April 2001 und November 2002) steckte sie das Publikum zwischen den einzelnen Liedern und Arien immer wieder mit ihrem herzhaften Lachen an.

Abschied von der Primadonna 

Während der letzten Jahre ihres Lebens wurde Montserrat Caballé immer wieder von gesundheitlichen Problemen geplagt. Nach einem Sturz im Jahre 2012 (vermutlich die Folge eines Schlaganfalls, den sie während einer Konzertreise in Russland erlitten hatte) war die Sängerin weitgehend auf einen Rollstuhl angewiesen und trat zum Schluss nur noch im Sitzen auf.

Medienberichten zufolge musste sie sich im September wegen eines Gallenblasenleidens ins Krankenhaus begeben. Bei einer Operation sei es dann zu Komplikationen gekommen.

Am 6. Oktober verstarb die spanische Sopranistin im Hospital de la Santa Creu i Sant Pau in Barcelona. Die eigentliche Todesursache wurde offiziell nicht bekannt gegeben.

Reaktionen aus Opernwelt und Politik

Der spanische Startenor Josep (José) Carreras, der sich über den Tod von Montserrat Caballé tief betroffen zeigte, erinnert sich: Von allen Sopranistinnen, die ich live auf der Bühne erlebt habe, habe ich noch nie jemanden so singen hören wie Caballé.“

Plácido Domingo soll auf Twitter Fotos von gemeinsamen Auftritten gepostet und die Sängerin mit den Worten gewürdigt haben: Es war ein Privileg, die Bühne mit Dir zu teilen. Gott hat einen weiteren Engel zu sich gerufen. Für immer… Plácido.“

Das spanische Königshaus nannte die Caballé eine „Legende“, und die spanische Zeitung „La Vanguardia“ bezeichnete sie als letzte Primadonna der Oper“.

Auf der Website der Wiener Staatsoper würdigt Staatsoperndirektor Dominique Meyer das Lebenswerk der spanischen Sopranistin: „Mit Montserrat Caballé ist eine der beeindruckendsten Sängerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts von uns gegangen. Ihre schöne Stimme, ihre perfekte Technik und ihr einnehmendes Charisma haben Generationen von Opernliebhabern berührt und begeistert. Darüber hinaus hat sie durch ihre Genre übergreifenden Aktivitäten Millionen von Menschen auf der ganzen Welt erreicht und ihnen den Zugang zur klassischen Musik erleichtert.“

Mit Montserrat Caballé verlieren wir Die Letzte der Allergrößten“, wie es Ioan Holender (Direktor der Wiener Staatsoper von 1991 – 2010) so treffend formuliert hat. Möge ihre Seele in Frieden ruhen! Mein Mitgefühl gilt ganz besonders der Familie, den Angehörigen und Freunden der Sängerin.

Sylvia Kreye, Wien

Quellen 

  • Programmheft zum Open Air Konzert vor dem Kurhaus Wiesbaden, 20.06.1995
  • Programmheft zum Open Air Konzert vor dem Kurhaus Wiesbaden, 09.07.1999
  • Programmheft zum Liederabend in der Alten Oper Frankfurt, 04.11.2002
  • Helena Matheopoulos: DIVA – Leben und Rollen großer Opernsängerinnen, M&T Verlag Zürich/St. Gallen 1995, S. 59-71.
  • Jürgen Kesting: Die großen Sänger des 20. Jahrhunderts, Sonderausgabe für CORMORAN Verlag, München. © 1993 by ECON Verlag GmbH, Düsseldorf, Wien, New York und Moskau, S. 868-874.
  • José Carreras: Singen mit der Seele, Kindler Verlag, München 1989

Internet-Links

José Carreras: 60-jähriges Bühnenjubiläum | Teil 2: 1988-2017

José Carreras: 60-jähriges Bühnenjubiläum

Teil 2: 1988-2017 

Ein Leben für die Musik 

José Carreras’ 60-jähriges Bühnenjubiläum ist in den Medien irgendwie sang- und klanglos untergegangen. Wurde es einfach vergessen? Vor 60 Jahren, am 3. Januar 1958, stand Josep Carreras in seiner Heimatstadt Barcelona zum ersten Mal auf der Bühne. – Doch könnte der Tenor im September dieses Jahres noch ein weiteres Jubiläum feiern: den 30. Jahrestag seines Comebacks an der Wiener Staatsoper! Dies ist ein Grund mehr, dem großen Tenor auf Lingua & Musica einen ausführlichen Beitrag zu widmen!

Das große Comeback   

Das Jahr 1988 war für José Carreras in jeder Hinsicht ein bedeutendes Jahr. Kurz nach seiner Genesung, im Sommer 1988, standen gleich zwei große Ereignisse an: das große Comeback-Konzert unter dem Arc de Triomf in Barcelona und die Gründung der Fundación Internacional para la lucha contra la Leucemia, der Internationalen José Carreras Leukämie- Stiftung.

Schon Anfang März 1988, nur wenige Tage nach seiner Rückkehr aus Seattle, begann er heimlich, Stimmübungen zu machen – sehr zum Leidwesen seines damaligen Arztes in Barcelona, der ihn eindringlich ermahnte, das Singen vorläufig noch zu unterlassen und geduldiger zu sein. Doch Carreras’ Zustand besserte sich von Tag zu Tag, und allmählich konnte er auch mit der Vorbereitung zu seinem Comeback beginnen.

Am 21. Juli 1988 war es endlich soweit: Zum ersten Mal nach seiner schweren Erkrankung konnte José Carreras wieder auftreten. Sein legendäres Comeback-Konzert unter dem Arc de Triomf in seiner Heimatstadt Barcelona wurde zu einem spektakulären Ereignis, das längst in die Geschichte eingegangen ist. In seiner neuen Autobiographie mit dem Titel „Aus vollem Herzen“ erinnert sich José Carreras an dieses emotionale Erlebnis:

„Nur wenige Minuten nach zehn trat ich auf die Bühne, und als ich merkte, mit welcher Wärme man mich empfing, kam es mir vor, als könne ich nicht einmal Guten Abend sagen. Ich hatte einen Kloß in der Kehle, und meine Augen wurden feucht. Ich wusste nicht, wie ich den nötigen Abstand zum Publikum herstellen sollte, und versuchte, an etwas anderes zu denken. Als mir das fast gelungen war, sah ich, dass man auf die Wand eines Hauses auf Katalanisch den Satz projiziert hatte: „José, wir freuen uns, dass du wieder hier bist.“ Meine Landsleute machten es mir wahrlich nicht leicht, doch schließlich gelang es mir, Herr der Lage zu werden, und ich begann zu singen. Für den Anfang hatte ich mich für „T’estimo“ entschieden, die katalanische Fassung von Edvard Griegs Lied „Ich liebe dich“, eins meiner liebsten, und den Schluss bildete „Nessun dorma“, die Arie des Prinzen Kalaf aus Turandot, die ich hinreißend finde, obwohl sie alles andere als einfach zu singen ist.“ (José Carreras mit Màrius Carol: Aus vollem Herzen – Über das Geschenk des Lebens und die Kraft der Musik, aus dem Spanischen von Karl A. Klewer, © 2011 by Siedler Verlag, München, S. 175-176.)

Wenige Wochen später, am 8. August 1988, präsentierte José Carreras in der Arena di Verona die „Grande notte di Verona“, wo er neben vielen Sängerkollegen aus der Opernwelt auftrat und sich mit „Granada“ beim italienischen Publikum zurückmeldete.

Der Benefizabend in der Arena von Verona wurde zu einer langen italienischen Nacht. Es muss dort eine einzigartige Stimmung geherrscht haben, wie man sie wohl nur in Verona erleben kann. Die Erlöse aus den Konzerten in Barcelona und Verona kamen sogleich der neu gegründeten José Carreras Leukämie-Stiftung zugute.

Am 16. September 1988 konnte der wieder genesene Startenor einen weiteren Höhepunkt feiern: seine Rückkehr an die Wiener Staatsoper. An jenem Abend gab Carreras in der Staatsoper einen höchst anspruchsvollen Liederabend, der zu einem historischen Ereignis in der Geschichte der Staatsoper wurde. In seiner Autobiographie „Singen mit der Seele“ erinnert sich der Tenor:

„Nach einer so langen Zwangspause an einen Ort zurückzukehren, an dem man mehr als hundertmal aufgetreten ist, an dem man große Erfolge gefeiert hat, das ist ein unvergleichliches emotionsgeladenes Erlebnis. Noch dazu, wenn sich ein Publikum so herzlich und zugleich enthusiastisch verhält. Das gewisse Etwas lag in der Luft – jene Stimmung, die nicht genau beschreibbar oder definierbar ist, die es nur ganz selten gibt in einem Theater. Man fühlt schon nach dem ersten Schritt auf der Bühne, dass sich etwas Außergewöhnliches ereignen wird. Das Publikum spürt es auch, und diese Wechselwirkung ergibt schließlich das, was man einen großen Abend nennt. Emotionell machten mir die Sekunden meines Auftritts fast mehr zu schaffen als vor dem Arc de Triomf in Barcelona. Das lag wohl auch am vergleichsweise intimen Rahmen des Opernhauses. Im geschlossenen Raum wirkt alles stärker und intensiver. Ein Aufschrei kam mir aus dem Oval entgegen, mit einer langen stehenden Ovation wurde ich begrüßt. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, dass mein Konzert zeitlich die Ausmaße einer kürzeren Wagner-Oper erreichen würde – mehr als drei Stunden, was für einen Liederabend respektabel ist.“ (José Carreras, Singen mit der Seele, © 1989 by Kindler Verlag GmbH, München, Seite 205-206.)   

Die zweite Karriere des Tenors

Neben seinem unermüdlichen Einsatz im Kampf gegen Leukämie ist das Singen natürlich nach wie vor der Lebensinhalt von José Carreras.

Nachdem seine Stimme im Laufe der Jahre dunkler und schwerer geworden ist (was übrigens bei Opernsängern eine ganz normale Entwicklung ist), wechselte Carreras bereits in den 80er Jahren ins sogenannte „Spinto“-Fach. (Der Ausdruck „spinto“ kommt vom italienischen Wort „spingere“ = stoßen und bezeichnet das lyrisch-dramatische Zwischenfach mit seinen dramatischen Akzenten.)

Bereits in den 80er und 90er Jahren übernahm Carreras anspruchsvolle Spinto-Partien von Giuseppe Verdi, Giacomo Puccini, Jules Massenet, Georges Bizet und diversen Komponisten des italienischen Verismo. Der Don José in Bizets Oper Carmen war eine seiner besten Rollen. In den 90er Jahren feierte José Carreras unter anderem in den Verdi-Opern Stiffelio und Jérusalem, als Loris Ipanoff in Fedora von Umberto Giordano, als Jean in Hérodiade von Jules Massenet und als Samson in der Oper Samson e Dalila von Saint-Saëns (unter anderem in Wien, London und Barcelona) große Erfolge.

Auch auf dem Gebiet der zeitgenössischen Oper leistete Carreras einen wichtigen Beitrag für die Opernwelt: 1989 stand er in Barcelona (erstmals nach seiner Krankheit) in der Oper Cristobal Colón von Leonardo Balada auf der Bühne des Liceu. Im Jahre 1998 fanden die Aufführungen der Oper Sly von Ermanno Wolf-Ferrari in Zürich große Beachtung. Die Oper wurde im Jahre 2000 auch in Barcelona aufgeführt. Nach mehrjähriger Abstinenz von der Opernbühne folgte im Jahre 2014 die Uraufführung der Oper El Juez von Christian Kolonovits in Bilbao. Das Werk wurde inzwischen auch in St. Petersburg, im Rahmen der Tiroler Festspiele Erl sowie im Theater an der Wien erfolgreich aufgeführt.

Bei Carreras’ Auftritten an der Wiener Staatsoper ist die Zuneigung zwischen dem Tenor und seinem Wiener Publikum besonders intensiv spürbar. Sein umjubeltes Comeback-Konzert vom 16. September 1988, seine Rückkehr auf die Opernbühne als Don José in Carmen im Jänner 1990 sowie sein 30-jähriges Bühnenjubiläum an der Wiener Staatsoper im Februar 2004 sind längst in die Geschichte der Wiener Staatsoper eingegangen.

Interessanterweise waren es ausgerechnet die Spinto-Partien – jene schwereren Opernpartien des dramatischeren Zwischenfachs – mit denen  José Carreras seine größten Erfolge feiern konnte! Somit strafte er sämtliche Skeptiker und Kritiker Lügen, die ihm bereits das Ende seiner Karriere vorausgesagt hatten!

Im Laufe seiner langen Karriere hat José Carreras zahlreiche Opernpartien gesungen und unzählige Liederabende gegeben. Sein Repertoire umfasst inzwischen mehr als 60 Opernpartien und schätzungsweise mehrere Hundert Lieder. In all den Jahren seiner erfolgreichen Karriere wurden dem Tenor zahlreiche Auszeichnungen verliehen. Unter anderem wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Barcelona (1989), der Edinburgh Napier University (2000) und der Universität des Saarlandes (2012) zuerkannt. Darüber hinaus ist er seit 1990 Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper sowie der Royal Academy of Music. Eine lückenlose Aufzählung seiner zahlreichen Erfolge und Auszeichnungen würde jedoch den Rahmen dieses Artikels sprengen.

Die drei Tenöre

Ein wichtiges Thema sollte in diesem Beitrag auf jeden Fall erwähnt werden: die Konzerte der drei Tenöre. Zusammen mit seinen beiden Tenor-Kollegen Luciano Pavarotti und Placido Domingo konnte José Carreras in den 90er Jahren ganze Fußball-Stadien füllen. Das legendäre Konzert in den Caracalla-Thermen von Rom, das die drei Tenöre am 7. Juli 1990 im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft in Italien präsentierten, ist inzwischen in die Geschichte eingegangen und bildete den Auftakt einer ganzen Serie von Konzerten, welche die drei Tenöre um den gesamten Erdball führte. Im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaften waren die Konzerte der drei Tenöre und Fußballfans Carreras-Domingo-Pavarotti beinahe schon zu einer Tradition geworden. Besonders spektakulär waren – neben dem Rom-Konzert – auch die Konzerte in Los Angeles (1994) und Paris (1998). Mit dem Tod Pavarottis im Jahre 2007 waren leider auch die Konzerte der drei Tenöre beendet. Verständlicherweise wollten Carreras und Domingo dieses Projekt danach nicht mehr weiterführen, denn Luciano Pavarotti – so waren sich beide einig – war nun einmal nicht zu ersetzen.

Die Internationale José Carreras Leukämie-Stiftung

Bereits kurz nach seiner Erkrankung gründete José Carreras in Barcelona die Internationale José Carreras Leukämie Stiftung. Schon im  Sommer 1988 konnte der Sänger (aus dem Erlös der beiden Konzerte in Barcelona und Verona sowie weiterer Veranstaltungen) ansehnliche Spenden für seine neu gegründete Leukämie-Stiftung sammeln. Die Arbeit für die Leukämie-Stiftung ist für José Carreras – neben dem Singen – zu einem wichtigen Lebensinhalt geworden. Dank seines unermüdlichen Einsatzes und mit Hilfe der Spendengelder konnte José Carreras in all den Jahren seit der Gründung der Leukämie-Stiftung zahlreiche Forschungsprojekte realisieren, unter anderem die spanische Knochenspender-Datenbank REDMO (Registro de Donantes de Médula Ósea). Außerdem konnten viele Kliniken (darunter die Universitätskliniken in Barcelona, Leipzig, Berlin und München) mit Transplantationseinheiten ausgestattet werden.

Auch in den USA, in Deutschland und Japan gründete Carreras Stiftungen, die allesamt ein klar definiertes Ziel verfolgen: „Leukämie muss heilbar werden – immer und bei jedem.“ Im deutschen Fernsehen wird alljährlich im Dezember die große Carreras-Gala ausgestrahlt, bei der die Zuschauer anrufen und spenden können.

Seit 1995 konnte José Carreras mit Unterstützung von vielen internationalen und nationalen Stars in bislang 22 Galas und vielen weiteren Spendenaktionen insgesamt über 200 Millionen Euro an Spenden für den Kampf gegen Leukämie und andere Bluterkrankungen generieren. Mit diesem Geld wurden bereits über 1.100 Projekte finanziert, welche den Bau von Forschungs- und Behandlungseinrichtungen, die Erforschung von Leukämie und ihrer Heilung sowie die Arbeit von Selbsthilfegruppen und Elterninitiativen zum Ziel haben.

Bei der letzten Carreras-Gala am 16. Dezember 2017 kam erneut ein ansehnlicher Betrag von 3,2 Millionen Euro zusammen. Übertragen wurde das vorweihnachtliche TV-Ereignis auch diesmal live bei SAT.1 Gold im frei empfangbaren Fernsehen.

Privatleben 

Von 1971 bis 1992 war José Carreras mit der Geschichtsprofessorin Mercedes Pérez verheiratet. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor: Alberto (*1973) und Julia (*1978). Leider scheiterte die Ehe und wurde nach 21 Ehejahren geschieden. 2006 heiratete José Carreras Jutta Jäger, eine österreichische Flugbegleiterin, die er viele Jahre zuvor auf einem Flug kennengelernt hatte. Aber auch diese zweite Ehe verlief nicht so glücklich, wie Carreras sich das gewünscht hätte: Das Paar ließ sich 2011 wieder scheiden. Inzwischen ist Josep Carreras, wie der Katalane sich gern nennt, fünffacher Großvater. Offensichtlich genießt er diesen Status sowie auch die Zusammenkünfte mit seinen Kindern und Enkelkindern. Ob eines von ihnen wohl jemals in seine Fußstapfen treten wird, bleibt noch abzuwarten. 

Katalonien und der Fußball

Wie bereits erwähnt, musste José Carreras zur Zeit der Franco-Diktatur den kastilischen Vornamen „José“ annehmen. Seinen katalanischen Vornamen „Josep“ durfte er erst nach der Rückführung Spaniens in eine konstitutionelle Monarchie führen.

Privat ist Josep Carreras ein begeisterter Fußballfan und Anhänger des katalanischen Fußballteams FC Barcelona. Die Begeisterung für den Verein beruht nicht nur auf sportlichen Interessen, sondern ist auch Ausdruck der nationalen Identität des katalanischen Volkes:

„Das hat nicht nur mit der sportlichen Seite des Klubs zu tun, sondern vielmehr mit der Rolle, die er als gesellschaftliche Institution während der Franco-Diktatur  gespielt hat. Zu dieser Zeit mussten wir unsere Identität, unsere Wurzeln und Traditionen gegen die Repression von General Franco verteidigen. Die einzige Möglichkeit, unseren Selbstwert nach außen zu zeigen, war, zu den Spielen des FC Barcelona zu gehen. Nur im Camp Nou zeigten wir offen unsere wahren Gefühle, unsere Identität als eigenes kleines Land. Deshalb hat der FC Barcelona bis heute diese unglaubliche soziale Stärke und Bedeutung. Barça war und ist schon immer viel mehr gewesen als nur Sport.“ Und über seine Heimat Katalonien sagte der Sänger in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Katalonien ist mein Land, mein kleines Land. Ich liebe die Spanier, ich habe einen spanischen Pass, Spanien ist ein phantastisches Land, aber wir Katalanen fühlen da ein bisschen anders. Nicht besser, nicht schlechter. Einfach anders.“ (José Carreras im Gespräch „Eine eigene Nationalmannschaft für Katalonien“ – Interview in FAZ.net vom 4. Juni 2008.)

60 Jahre José Carreras – ein Leben für die Musik 

José Carreras hat sein Leben stets der Musik gewidmet. Derzeit befindet er sich auf seiner Abschiedstournee, die ihn noch einmal durch alle Städte führen soll, in denen er seine großen Erfolge feiern konnte. „A Live in Music“ ist der sprichwörtliche Titel seiner sogenannten World Final Tour, die sich insgesamt über einen Zeitraum von 2 – 3 Jahren hinziehen soll. Doch wie Carreras bereits verlauten ließ, gibt es für seinen Abschied von der Bühne nach wie vor keine genaue „Deadline“.

Bei dieser Gelegenheit sei daran erinnert, dass José Carreras kurz nach seinem Comeback einmal sagte, er glaube, dass mit 53 Jahren ein guter Zeitpunkt sei, sich von der Bühne zu verabschieden. Doch wie viele Jahre sind seitdem schon vergangen, und er singt immer noch – Gott sei dank!

Im Jahre 2009 hieß es, dass José Carreras sich von der Opernbühne endgültig verabschieden und nur noch Liederabende geben wolle. Ein paar Jahre lang hatte es tatsächlich den Anschein, als wolle der Sänger seinem Vorsatz treu bleiben – bis zu seinem großartigen Comeback auf die Opernbühne mit der Oper El Juez (Der Richter) von Christian Kolonovits im Jahre 2014.

Allen Unkenrufen zum Trotz: Die lange und erfolgreiche Karriere des José Carreras, eines der größten Tenöre unserer Zeit, ist noch lange nicht zu Ende! Er kann’s einfach (noch) nicht lassen! Und solange er gesund bleibt und seine Fans ihn hören wollen, ist das auch gut so! Auch wenn viele Kritiker ihm schon vor vielen Jahren das Ende seiner Karriere prophezeit haben: Er ist immer noch da! Wie sich Menschen doch irren können! Es bleibt daher zu hoffen, dass wir ihn doch noch einige Male auf der Bühne erleben werden, bevor er sich eines Tages in den wohlverdienten Ruhestand zurückzieht!

Als Autorin dieses Beitrages möchte ich diese Gelegenheit benutzen, meinem großen Vorbild José Carreras zu seinem 60. Bühnenjubiläum die herzlichsten Glückwünsche zu übermitteln und ihm für die weitere Zukunft alles Gute zu wünschen. Vor allem aber wünsche ich ihm weiterhin eine gute Gesundheit, denn das ist – ungeachtet der großen Erfolge – doch immer noch das Wichtigste im Leben!

Sylvia Kreye, Wien

Tipps für Musikfreunde & Carreras-Fans  

Der erste Teil des Artikels zum 60-jährigen Bühnenjubiläum von José Carreras ist am 30.01.2018 auf Lingua & Musica erschienen und unter folgendem Link abrufbar:

José Carreras: 60-jähriges Bühnenjubiläum | Teil 1: 1958-1987

Über das Konzert im Wiener Konzerthaus am 22. März 2017 wurde auf Lingua & Musica bereits ausführlich berichtet:

https://linguamusica.eu/a-life-in-music-jose-carreras-im-wiener-konzerthaus/

Ein weiterer Artikel über José Carreras – mit persönlichen Erinnerungen und Begegnungen – ist bereits anlässlich seines 70. Geburtstages am 5. Dezember 2016 auf Lingua & Musica (Musikalischer Adventskalender vom 5. Dezember) erschienen:

https://linguamusica.eu/der-musikalische-adventskalender-5-dezember-2016/

Hier noch ein paar Tipps für Carreras-Fans: Die aktuelle CD zur Abschiedstournee „A Live in Music“ ist im Handel oder über Shop24Direct zu beziehen:

https://www.shop24direct.at/produkt/a-life-in-music-118028

Es gibt nur noch 3 Exemplare – also rasch zugreifen!

Die neue Biographie von José Carreras, entstanden in Zusammenarbeit mit Màrius Carol und erschienen 2011 im Siedler Verlag trägt den Titel „Aus vollem Herzen“ und ist ebenfalls über Shop24Direct erhältlich:

https://www.shop24direct.at/produkt/sku/1487118

Weitere CDs und DVDs von José Carreras sind unter folgendem Link zu finden:

https://www.shop24direct.at/catalogsearch/result/?filter=&q=Jos%C3%A9+Carreras

Quellen & Literatur

José Carreras: 60-jähriges Bühnenjubiläum | Teil 1: 1958-1987

José Carreras: 60-jähriges Bühnenjubiläum

Teil 1: 1958-1987

Ein Leben für die Musik

José Carreras’ 60-jähriges Bühnenjubiläum ist in den Medien irgendwie sang- und klanglos untergegangen. Wurde es einfach vergessen? Vor 60 Jahren, am 3. Januar 1958, stand Josep Carreras in seiner Heimatstadt Barcelona zum ersten Mal auf der Bühne. – Doch könnte der Tenor im September dieses Jahres noch ein weiteres Jubiläum feiern: den 30. Jahrestag seines Comebacks an der Wiener Staatsoper! Dies ist ein Grund mehr, dem großen Tenor auf Lingua & Musica einen ausführlichen Beitrag zu widmen!

A Live in Music – die Abschiedstournee des Tenors

José Carreras hat sein Leben stets der Musik gewidmet. Derzeit befindet sich der Tenor auf seiner Abschiedstournee, die ihn noch einmal durch alle Städte führen soll, in denen er seine großen Erfolge feiern konnte. „A Live in Music“ ist der Titel seiner sogenannten World Final Tour, die sich insgesamt über einen Zeitraum von 2 – 3 Jahren hinziehen soll. Doch wie Carreras bereits verlauten ließ, gibt es für seinen Abschied von der Bühne nach wie vor keine genaue „Deadline“.

Viel Beachtung fanden im vergangenen Jahr zwei Konzerte, die José Carreras im Rahmen seiner World Final Tour in Österreich gab: das Konzert im Wiener Konzerthaus am 22. März 2017 und das letzte Konzert des Tenors im Großen Festspielhaus Salzburg am 20. Dezember 2017 (siehe Beitragsbild). Zu Wien und Salzburg hat der Tenor schon immer eine besonders enge Beziehung gehabt, denn in beiden Städten konnte er besonders große Erfolge feiern. Die Salzburger Festspiele und die Zusammenarbeit mit dem legendären Dirigenten Herbert von Karajan bildeten einen absoluten Höhepunkt seiner Karriere.

Ebenso erfolgreich waren José Carreras’ Auftritte an der Wiener Staatsoper, in den späten Jahren vor allem mit Opernpartien des dramatischeren Spinto-Fachs. Sein umjubeltes Comeback-Konzert vom 16. September 1988, seine Rückkehr auf die Opernbühne als Don José in Carmen im Jänner 1990 sowie sein 30-jähriges Bühnenjubiläum an der Wiener Staatsoper im Februar 2004 sind längst in die Geschichte der Wiener Staatsoper eingegangen.

Ein 60-jähriges Bühnenjubiläum ist ein Anlass, ein wenig Rückschau zu halten und einen Blick auf die Biographie des Sängers zu werfen.

Kindheit und Debüt mit elf Jahren

José Carreras, mit bürgerlichem Namen Josep Maria Carreras-Coll, wurde am 5. Dezember 1946 in Barcelona, im Stadtviertel Sants, als drittes Kind von José Carreras-Soler und Antonia Coll-Saigi, geboren. Katalonien stand seinerzeit unter dem Joch der Franco-Diktatur. Zur Zeit Francos war die katalanische Sprache verboten – die offizielle Staatssprache war Kastilisch. Dies war auch der Grund, warum José Carreras seinen katalanischen Vornamen „Josep“ offiziell nicht führen durfte. Erst viel später, nach der Rückführung Kataloniens in eine konstitutionelle Monarchie, durfte José Carreras sich wieder „Josep“ nennen – so wie er auch von seiner Familie und seinen Freunden stets genannt wurde.

Wie die meisten Katalanen war Carreras’ Vater, José Carreras-Soler, glühender Republikaner. Nachdem er im spanischen Bürgerkrieg an der Seite der Republikaner gegen das Franco-Regime gekämpft hatte, bekam auch die Familie Carreras die Repressalien des Regimes zu spüren. Nach 1939, dem Ende des Bürgerkrieges, durfte Josés Vater seinen Beruf als Französischlehrer nicht mehr ausüben. Ein Lehrer als Republikaner war für das Franco-Regime untragbar. Stattdessen wurde ihm eine Stelle als Verkehrspolizist bei der „Guardia Urban“ angeboten, die Carreras’ Vater notgedrungen annahm. Wegen der wirtschaftlichen und politischen Situation beschloss die Familie Carreras im Herbst 1951 (der kleine Josep war damals nicht einmal fünf Jahre alt), nach Argentinien auszuwandern. Jedoch erkannte die Familie schon sehr bald, dass sich der Traum von einem besseren Leben in Argentinien nicht erfüllen würde, und kehrte schon nach elf Monaten nach Katalonien zurück, denn auch in Argentinien war keine Besserung der Lebensumstände zu erwarten.

Wieder daheim in Barcelona, nahm der Vater seine Arbeit als Verkehrspolizist wieder auf. Die Mutter, Antonia Coll-Saigi, führte einen kleinen Friseursalon. Ein Kinobesuch der Familie Carreras sollte schon bald zu einem besonderen Erlebnis werden: Als eines Tages im Kino der Film „Der große Caruso“ mit Mario Lanza gespielt wurde, änderte sich das Leben des kleinen Josep schlagartig. José Carreras erinnert sich:

„Was mich an dem Film faszinierte, war aber weniger die Story. Ich bekam zwar das Wunder dieser Karriere irgendwie mit, mir gefielen die Reisen, der Ruhm, der Reichtum – aber was mir viel mehr imponierte, war die Musik. Die Opernarien und wie sie von Mario Lanza, dem Film-Caruso, gesungen wurden.“ (José Carreras, Singen mit der Seele, © 1989 by Kindler Verlag GmbH, München, Seite 75.)

Von nun an schmetterte der knapp sechsjährige Josep alle Arien, die er im Film gehört hatte, nach. Tagaus, tagein sang er zu Hause die Arien rauf und runter. Sein Favorit war die Arie des Herzogs aus der Oper Rigoletto – was ihm in der Schule schon bald den Spitznamen „Rigoletto“ einbrachte! Er sang und sang; seine Eltern und Geschwister trugen es mit Geduld und Fassung! „Can you imagine my poor family“, sagte José Carreras selbst einmal humorvoll in einem Interview! 

„Was am nächsten Tag passierte, war für meine Familie fast ein Schock. Nicht nur, dass ich sämtliche Arien aus dem Caruso-Film vollkommen richtig nachsang, obwohl ich sie nie vorher gehört hatte – ich sang keineswegs so, wie Kinder eben singen, sondern ich imitierte gleich die Art der Tenöre, Arien zu singen. Für meine Familie begann eine schwere Zeit. Ich sang und sang und sang. Als man mir nach einiger Zeit bedeutete, mein Gesang sei zwar wunderschön, gehe aber allen allmählich auf die Nerven, begab ich mich auf die Suche nach geeigneten Orten für meine musikalischen Darbietungen. Da ich an Zuhörern ohnehin nicht sehr interessiert war, schloss ich mich stundenlang auf dem Klo ein oder verbrachte längere Zeiten unter der Dusche als je zuvor in meinem Leben. Wo immer ich ein ruhiges Plätzchen fand, sang ich aus Leibeskräften. […]“ (José Carreras, Singen mit der Seele, © 1989 by Kindler Verlag GmbH, München, Seite 75-76.)

Der Film „Der große Caruso“ mit Mario Lanza hatte in dem sechsjährigen Josep Carreras eine unbändige Lust am Singen erweckt. Ansonsten jedoch verlief das Leben des kleinen Josep völlig normal. Er ging zur Schule wie alle anderen Jungen seines Alters, spielte Fußball und Handball, vor allem aber Basketball. Bald darauf erhielt der kleine Josep seinen ersten Musikunterricht bei Magda Prunera, einer Freundin seiner Mutter, im „Orfeon de Sants“, der örtlichen Musikschule. Schon nach einem Jahr konnte er an das städtische Konservatorium der Stadt Barcelona wechseln. Ein weiteres Schlüsselerlebnis war für den achtjährigen Josep Carreras sein erster Opernbesuch im Teatro del Liceu von Barcelona. Zusammen mit seinem Vater erlebte er ganz oben auf der fünften Galerie des traditionsreichen Opernhauses eine Aida-Vorstellung mit Renata Tebaldi als Aida und Umberto Borso als Radames. Von dem Moment an war für den achtjährigen Josep klar, dass dies einmal seine Welt sein sollte, dass er hierher gehöre.

Schon bald darauf – es war in der Weihnachtszeit – trat der Achtjährige in einer Benefizsendung des Radio Nacional d’Espana auf. Er sang ein katalanisches Weihnachtslied und – wie könnte es anders sein – die Arie des Herzogs aus Rigoletto: La donna è mobile!

Am 3. Januar 1958 – mit gerade einmal 11 Jahren – trat Josep Carreras zum ersten Mal im Gran Teatre del Liceu von Barcelona auf: In der Oper El Retablo del Maese Pedro von Manuel de Falla sang er die Knabenrolle des Trujamán. Der berühmte spanische Pianist und Dirigent José Iturbi dirigierte die Vorstellung. Der Auftritt wurde für den Elfjährigen zu einem großen Erfolg. In den folgenden Jahren erhielt Josep Carreras noch weitere Angebote vom Liceu: jeweils eine Knabenrolle in der Oper Amunt von Manuel Altisent und in Puccinis La Bohème. Für die Saison 1959/60 erhielt Josep ein weiteres Angebot des Liceu: Als nächstes sollte er den Hänsel in Humperdincks Märchenoper Hänsel und Gretel singen. Doch dann kam es anders: Der Stimmbruch machte ihm einen Strich durch die Rechnung, und er musste seine Mitwirkung in der Produktion Hänsel und Gretel absagen.

Die Ausbildung

Im Jahre 1964 begann José Carreras mit der Gesangsausbildung, zunächst bei Francisco Puig – jenem Gesangslehrer, der auch seinen Landsmann Jaime (Giacomo) Aragall unterrichtet hatte.

Im Herbst 1965 – nur ein Jahr, nachdem José Carreras sein Gesangsstudium aufgenommen hatte, wurde bei seiner Mutter Krebs im Endstadium diagnostiziert. Sie hatte nur noch wenige Tage zu leben und starb im Alter von nur 51 Jahren. Der damals 18jährige Josep hat sehr unter diesem Verlust gelitten und diesen Schicksalsschlag lange Zeit nicht überwunden.

Nach dem Tod seiner Mutter nahm José Carreras zunächst ein Chemie-Studium an der Universität von Barcelona auf, da sein Bruder und sein Schwager gerade dabei waren, eine Kosmetikfirma aufzubauen. Neben dem Studium nahm er weiterhin Gesangsunterricht und half im Betrieb seines Bruders und Schwagers. Nach dem Studienjahr 1967/68 jedoch entschied sich José Carreras endgültig für die Welt der Oper und gab das Chemie-Studium auf. – Da kommt unwillkürlich die Frage auf: Was wäre wohl aus Carreras geworden, wenn er nicht Sänger geworden wäre und das Chemie-Studium fortgesetzt hätte? Nicht auszudenken! Wie gut, dass er sich dann doch für den Gesang entschieden hat!

Nachdem José Carreras etwa drei Jahre lang bei Francisco Puig studiert hatte, spürte er, dass er etwas brauchte, was ihm Maestro Puig nicht geben konnte. In dieser Zeit lernte er Juan Ruax kennen, einen Mann mit einer schönen Tenorstimme, der jedoch nach einer Kinderlähmung an den Rollstuhl gefesselt war. Juan Ruax war von Beruf Zahntechniker und widmete sich der Ausbildung des jungen Tenors mit großem Einsatz. Er hatte einen untrüglichen Instinkt für die Stimme seines Schützlings und wusste genau, was dieser gerade brauchte. José Carreras über seinen Lehrer Juan Ruax:

„Das Faszinierende an dem Unterricht bei ihm war, dass er mehr mit mir über das Singen sprach, als dass er mit mir das Singen übte. Es war auch so, dass er weniger versuchte, mir beizubringen, wie man singen muss, sondern wesentlich mehr darüber sprach, wie man es   n i c h t   tun soll. Er war immer bemüht, meinen natürlichen Instinkt für das Singen und mein Talent weiterzuentwickeln. Natürlich korrigierte er mich, wenn ich etwas falsch machte. Aber die Hauptsache war: Es gibt kaum Grundregeln beim Singen, die man auf jeden Menschen anwenden kann. Was für den einen gut ist, muss es noch lange nicht für den anderen sein. Es gibt kein todsicheres System, denn gäbe es eines, existierten viel mehr erstklassige Sänger. Jede Kehle ist anders, jedes Talent auch, die Intelligenz funktioniert beim Singen unterschiedlich. Und Maestro Ruax hatte eben ein untrügliches Gespür für mich. Er wusste einfach instinktiv, wo er ansetzen musste, ohne das, was von mir selbst kam, zu gefährden. Sein Grundsatz lautete: Folge dem, was deine Intuition dir sagt, und opfere niemals einen Ausdruck, einen Akzent oder eine Note der Technik. Er war das klassische Gegenbeispiel zu jenen sturen Gesangslehrern, die ihren Schützlingen eine bestimmte Methode aufzwingen.“ (José Carreras, Singen mit der Seele, © 1989 by Kindler Verlag GmbH, München, Seite 93-94.)    

Debüt als erwachsener Sänger im Liceu

Im Frühjahr 1969 ging José Carreras – ermuntert durch seinen Lehrer Juan Ruax – zu einem Vorsingen ins Teatre del Liceu in Barcelona. Der damalige Direktor Juan Antonio Pamias war von seinem Vortrag so angetan, dass er ihm gleich die Rolle des Flavio in Bellinis Norma anbot. Die Premiere im Januar 1970 – an der Seite der großen Sopranistin Montserrat Caballé – wurde nicht nur für die Stars der Aufführung, sondern auch für José Carreras zu einem großen Erfolg. Montserrat Caballé war von der Stimme des jungen Tenors so begeistert, dass sie ihn fortan förderte. So sang José Carreras noch im selben Jahr seine erste Hauptrolle im Teatro del Liceu: den Gennaro in Donizettis Lucrezia Borgia. Die Premiere von Lucrezia Borgia im Dezember 1970 betrachtet Carreras als sein eigentliches Debüt. Wenig später erhielt der junge José Carreras auch die Tenorrolle in der neuen Produktion von Verdis Nabucco.

Regisseur de Giuseppe Tomasi war es auch, der den jungen Tenor animierte, am Verdi-Gesangswettbewerb in Parma teilzunehmen, den Carreras im Oktober 1971 gewann. Anlässlich des Wettbewerbs in Parma traf José Carreras zum ersten Mal mit seinem großen Vorbild Guiseppe di Stefano – genannt Pippo – zusammen. „Wie alle anderen, war auch ich sehr aufgeregt und zitterte wie ein Pudding, als der große Pippo vor mir stand“, erinnert sich Carreras an diese Begegnung.

Carlos Caballé, der Bruder und Manager von Montserrat Caballé, dem José Carreras bereits während seines Studiums begegnet war, wurde schließlich auch Carreras’ Manager und Impresario.

Auf den Opernbühnen der Welt

Von da an war die steile Karriere des jungen Carreras nicht mehr aufzuhalten. Engagements an allen großen Opernhäusern folgten: Von der New York City Opera in New York ging es im Januar 1974 nach Wien, wo ihm während einer Aufführung von Rigoletto ein Malheur passierte: Ausgerechnet am Ende von „La donna è mobile“ – jener Arie, die er zuvor tausendmal gesungen hatte – blieb ihm die Stimme weg. Obwohl Carreras wegen dieses peinlichen Zwischenfalls für mehrere Jahre einen großen Bogen um Wien machte, hatte ihn das Wiener Publikum – trotz oder gerade wegen dieses Missgeschicks – gleich ins Herz geschlossen.

Von Wien aus führte der Weg des jungen Sängers über London, Wien, München und New York nach Mailand – dem „Mekka“ für Opernsänger. In Mailand traf Carreras erneut mit seinem Vorbild Giuseppe di Stefano zusammen. Während der Proben zur Premiere von „Un ballo in maschera“ kam es damals zu einer lustigen Begebenheit: Weil das Kostüm für den schlanken José Carreras zu groß war, verehrte ihm der große „Pippo“ sein Ballo-Kostüm – eine Anekdote, die sich in Mailand schnell herumsprach.

Das Scala-Debüt im Februar 1975 wurde für Carreras zu einem triumphalen Erfolg. Kurz darauf wurde auch der große Herbert von Karajan auf den jungen Sänger aufmerksam, der ihn im April 1976 für Verdis Messa da Requiem im Rahmen der Salzburger Osterfestspiele engagierte. Noch im selben Jahr vertraute ihm Herbert von Karajan für die Salzburger Festspiele die Titelpartie in Verdis Don Carlos an. Die Zusammenarbeit mit Herbert von Karajan und die Salzburger Festspiele waren für José Carreras, wie er selbst einmal in einem Interview sagte, der absolute Höhepunkt seiner Karriere. Weitere große Projekte mit Herbert von Karajan folgten: La Bohème an der Wiener Staatsoper (1977), Aida (Salzburger Festspiele 1979 und 1980), Don Carlos (Salzburger Festspiele 1977 und 1978, Wiener Staatsoper 1979 und 1980, Osterfestspiele 1986). Ein weiterer Höhepunkt in der Zusammenarbeit mit Karajan war die Carmen (Salzburger Festspiele 1985) – mit jenem legendären hohen b im pianissimo am Ende der Blumen-Arie, das in seiner poesievollen Gestaltung bis heute einzigartig geblieben ist. Es ist diese unvergleichliche Piano- und Legato-Kultur, mit der José Carreras Maßstäbe gesetzt hat und seine Fans auf der ganzen Welt immer wieder begeistert.

Auch für Liederabende kehrte José Carreras immer wieder gern nach Salzburg zurück, so zum Beispiel 1981, 1989, 2002, 2012 und zuletzt im Dezember 2017. Seine Recitals im Großen Festspielhaus haben ebenfalls Maßstäbe gesetzt.

Im Laufe seiner Karriere hat José Carreras mit allen namhaften Dirigenten zusammengearbeitet, darunter Carlo Maria Giulini, Claudio Abbado, Riccardo Muti – um nur einige zu nennen. Unter der Leitung von Leonard Bernstein persönlich entstand auch die berühmte Einspielung des Musicals Westside Story.

Die Leukämie-Erkrankung

Das Jahr 1987 sollte für José Carreras zu einem schweren Schicksalsjahr werden. Noch im Frühjahr 1987 war der Tenor an der Mailänder Scala als Canio in der Oper I Pagliacci erfolgreich aufgetreten – ohne zu wissen, dass dies vorläufig sein letzter Opernauftritt sein sollte. Anfang Juli hatte Carreras seine Schallplattenaufnahme der Misa criolla unter der Leitung des Komponisten Ariel Ramirez eingespielt. Am 5. Juli fand – ohne dass er es ahnen konnte – sein vorläufig letztes Konzert in Oviedo statt. Bereits am nächsten Morgen begannen in Paris die Dreharbeiten zu einem Bohème-Film mit dem italienischen Regisseur Luigi Comencini, mit Carreras als Rudolfo. Während der Dreharbeiten machte José Carreras eine Zahnentzündung zu schaffen. Trotz der Antibiotika, die er dagegen einnahm, fühlte er sich von Tag zu Tag schlechter. Nach einem Check-up im Amerikanischen Hospital von Paris erhielt er schließlich die niederschmetternde Diagnose erhielt: Leukämie. Es folgte eine monatelange Behandlung mit Chemotherapie, Strahlenbehandlung und allen erdenklichen Nebenwirkungen.

Um nahe bei der Familie zu sein, unterzog sich Carreras der Behandlung zunächst in Barcelona. Im Herbst 1987 begab er sich zur weiteren Behandlung nach Seattle ins Fred Hutchinson Cancer Research Center. Da kein geeigneter Knochenmarkspender gefunden wurde, konnte nur eine autologe Knochenmarktransplantation (vom eigenen Knochenmark) das Leben des Sängers retten. Diese wurde – nach einer erneuten quälenden Phase mit Knochenmarkentnahme, Chemotherapie und Bestrahlung – im November 1987 vorgenommen. Doch bei aller Tragik gibt es auch eine kuriose Anekdote aus der Zeit in Seattle, die Carreras in seiner Autobiographie festgehalten hat:

„Da es in dem Raum keine Uhr gab, auf der ich die dahinkriechenden Minuten hätte verfolgen können, half ich mir mit der Oper. Leise summend oder manchmal sogar nur in Gedanken repetierte ich Arien – von La Bohème bis Aida, von Turandot bis La Gioconda. Schließlich weiß jeder Tenor auswendig, wie viele Minuten „Che gelida manina“, „Celeste Aida“, „Nessun dorma“ oder „Cielo e mar“ dauern. Nun, diese Zeiten zählte ich zusammen und wusste relativ genau, dass die Bestrahlungszeit nach der nächsten Arie vorbei sein musste. Manchmal holten mich die Krankenschwestern schon ab, während ich noch mitten im „Singen“ war. Da sie mir nicht eine Sekunde schenkten, muss mich in diesen Fällen wohl ein in breite Tempi verliebter Dirigent begleitet haben…“ (José Carreras, Singen mit der Seele, © 1989 by Kindler Verlag GmbH, München, Seite 41-42.)   

Die Nachricht von Carreras’ Leukämie-Erkrankung löste bei Fans in aller Welt – einschließlich meiner Person – eine wahre Schockstarre aus. Überwältigend war die Anteilnahme, die dem Sänger entgegengebracht wurde. Aus allen Teilen der Welt erhielt er Genesungswünsche. Schon während dieser Zeit in Seattle reifte in ihm der Plan, eine Stiftung für Leukämiekranke zu gründen. Und eines wusste er ganz sicher: Er wollte nicht nur wieder gesund werden, sondern auch wieder singen! Im Februar 1988 wurde Carreras aus dem Krankenhaus in Seattle entlassen und durfte endlich in seine Heimatstadt Barcelona zurückkehren. Am Flughafen von Barcelona wurde er von seinen Landsleuten begeistert empfangen. Mit der Rückkehr in seine Heimat begann für den Sänger ein neues Leben.

Sylvia Kreye, Wien

Morgen geht’s weiter mit Teil 2: 1988 – 2017

Tipps für Musikfreunde & Carreras-Fans

Hier noch ein paar Tipps für Carreras-Fans: Die aktuelle CD zur Abschiedstournee „A Live in Music“ ist im Handel oder über Shop24Direct zu beziehen:

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Es gibt dort nur noch 3 Exemplare – also rasch zugreifen!

Die neue Biographie von José Carreras, entstanden in Zusammenarbeit mit Màrius Carol und erschienen 2011 im Siedler Verlag, trägt den Titel „Aus vollem Herzen“ und ist ebenfalls über Shop24Direct erhältlich:

https://www.shop24direct.at/produkt/sku/1487118

Weitere CDs und DVDs von José Carreras sind unter folgendem Link zu finden:

https://www.shop24direct.at/catalogsearch/result/?filter=&q=Jos%C3%A9+Carreras

Hier geht’s zum zweiten Teil des Artikels zum 60-jährigen Bühnenjubiläum von José Carreras:

José Carreras: 60-jähriges Bühnenjubiläum | Teil 2: 1988-2017

Über das Konzert im Wiener Konzerthaus am 22. März 2017 wurde auf Lingua & Musica bereits ausführlich berichtet:

https://linguamusica.eu/a-life-in-music-jose-carreras-im-wiener-konzerthaus/

Ein weiterer Artikel über José Carreras – mit persönlichen Erinnerungen und Begegnungen – ist bereits anlässlich seines 70. Geburtstages am 5. Dezember 2016 auf Lingua & Musica (Musikalischer Adventskalender vom 5. Dezember) erschienen:

https://linguamusica.eu/der-musikalische-adventskalender-5-dezember-2016/

Quellen & Literatur

Ball der Wiener Philharmoniker 2018: Rauschende Ballnacht & Wiener Musik

Ball der Wiener Philharmoniker 2018: Rauschende Ballnacht & Wiener Musik

Der alljährlich im Wiener Musikverein stattfindende Ball der Wiener Philharmoniker gehört gewiss zu den edlen Höhepunkten der Wiener Ball-Saison. Beim Ball der Wiener Philharmoniker am 18. Jänner 2018 gab es auch diesmal wieder Musik vom Feinsten.  

Ein glanzvoller Ball in historischem Ambiente

Am 18. Jänner 2018 verwandelte sich der Goldene Saal des Wiener Musikvereins wieder in einen der schönsten Ballsäle der Welt. Bereits zum 77. Mal luden die Wiener Philharmoniker zu ihrem Ball – den edelsten Ball der Wiener Saison – ein, der diesmal unter dem Ehrenschutz des Bundespräsidenten Dr. Alexander Van der Bellen stand.

„Der glanzvolle und elegante Saal, der zahlreiche Erinnerungen an große Momente der Musikgeschichte weckt, verleiht diesem Ereignis seine unvergleichliche Note und lässt es zu einem außergewöhnlichen Fest werden – ein Fest der Musik, des Tanzes und der Konversation, auf dem sich jedes Jahr aufs Neue zahlreiche Künstlerinnen und Künstler sowie Ballgäste, die mit unserem Orchester eng verbunden sind, in ungezwungener Atmosphäre begegnen.“ Mit diesen Worten im Vorwort zum Ballprogramm wenden sich Prof. Daniel Froschauer (1. Violine / Vorstand der Wiener Philharmoniker) und Prof. Mag. Paul Halwax (Solotuba / Ballorganisation) an die Ballgäste und Freunde der Wiener Philharmoniker.

Wer könnte dieser vielversprechenden Einladung wohl widerstehen? Als Autorin war es auch für mich eine große Ehre, bei diesem Ereignis einmal live dabei sein zu können. Der Goldene Saal des Wiener Musikvereins hat in der Tat ein einzigartiges, glanzvolles Ambiente. In diesem historischen, eleganten Rahmen fühlt man sich als Gast beinahe in die Zeit der k.u.k. Monarchie zurückversetzt.

Das Ballkomitee bestand auch diesmal wieder aus namhaften Personen aus Kultur, Politik und Wirtschaft: Rotraud Konrad (schon seit vielen Jahren Mitglied des Ballkomitees und Ehefrau des ehemaligen Raiffeisen-Generalanwalts Christian Konrad), Madeleine Rohla-Strauss (Urenkelin des Komponisten Richard Strauss), Rudolf Hundstorfer (ehemaliger Sozialminister) und Dominique Meyer (Direktor der Wiener Staatsoper).

Mit der Ballorganisation wurden Prof. Mag. Paul Halwax (Solotubist der Wiener Philharmoniker), Mag. Michaela Brenneis (MAS), Mag. Dr. Silvia Kargl, MMag. Georgina Schenner sowie Elke Manner-Prochart betraut.

Die Wiener Philharmoniker und Plácido Domingo
Wiener Klang beim Ball der Wiener Philharmoniker 2018 – mit Plácido Domingo als Dirigent. (c) Richard Schuster. – Mit freundlicher Genehmigung der Wiener Philharmoniker.

Musik vom Feinsten: Wiener Klang mit den Philharmonikern und Plácido Domingo als Dirigent

Schon im Rahmenprogramm des Balls konnten sich die musikalischen Leistungen der verschiedenen Kammermusik- und Salon-Ensembles hören lassen. Zur Begrüßung musizierten ab 21 Uhr im Foyer des Wiener Musikvereins die jungen Musiker/innen des IOIA (Internationales Orchesterinstitut Attergau). Die jungen Musiker und Musikerinnen spielten Werke für Streichorchester aus dem klassischen und romantischen Repertoire – und das schon jetzt auf sehr hohem Niveau!

Das IOIA, ein Projekt der Wiener Philharmoniker, das von Rainer Honeck und Johannes Wildner geleitet wird, widmet sich – in Zusammenarbeit mit dem Institut für Wiener Klangstil der Universität für Musik Wien – der Förderung des Orchesternachwuchses. In diesem Projekt vermitteln die Mitglieder des Orchesters als Dozenten den Studenten ein Gefühl für die besonderen Merkmale jener einzigartigen Klangvorstellung, welche unter dem Namen ,,Wiener Klang“ weltberühmt geworden ist.

Zur Balleröffnung im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins konnten die Wiener Philharmoniker in diesem Jahr einen besonderen Gast begrüßen: Kein Geringerer als Plácido Domingo wirkte bei der Eröffnung des Balls mit – diesmal jedoch nicht als Sänger, sondern (wie schon beim Philharmoniker-Ball 1984) als Dirigent.

Zum feierlichen Einzug der Gäste erklangen zunächst die Ausseer Fanfare von Gottfried Ritter von Freiberg und die Wiener Philharmoniker-Fanfare von Richard Strauss. Es spielten Mitglieder der Wiener Philharmoniker, zunächst unter der Leitung von Anton Mittermayr. Anschließend dirigierte Plácido Domingo die Walzerfolge „Ballsirenen“ aus der Operette „Die lustige Witwe“ von Franz Léhar sowie den Walzer aus „Divertimento“ von Leonard Bernstein.

Ausstellung Leonard Bernstein
Ball der Wiener Philharmoniker 2018: Bernstein-Austellung. (c) Richard Schuster. – Mit freundlicher Genehmigung der Wiener Philharmoniker.

Eine Ausstellung zum 100. Geburtstag von Leonard Bernstein

Im Zusammenhang mit Leonard Bernstein, dem anlässlich seines 100. Geburtstages im PORR-Spiegelsaal des Musikvereins eine Ausstellung gewidmet war, sei an dieser Stelle an einen historischen Moment in der Musikgeschichte Wiens erinnert: In einer Aufführung der 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven unter Bernsteins Leitung feierte KS Plácido Domingo im Jahre 1970 als Sänger sein Debüt mit den Wiener Philharmonikern. Im Jahre 1984 hatte Plácido Domingo schon einmal zur Eröffnung des Philharmoniker-Balls den Taktstock geschwungen.

Doch nun zurück zum Jahr 2018 und dem Ball der Wiener Philharmoniker. Mit ihrem unvergleichlich sanglichen, typischen Wiener Klang, der für dieses Orchester so charakteristisch und auf der Welt einzigartig ist, ließen die Ensemblemitglieder der Wiener Philharmoniker den Einzug der Gäste zu einem besonderen Erlebnis werden.

Plácido Domingo & die Wiener Philharmoniker
Eröffnung des Philharmoniker-Balls durch das Jungdamen- und Jungherren-Komitee. (c) Richard Schuster. – Mit freundlicher Genehmigung der Wiener Philharmoniker.

Alles Walzer: Tanzeröffnung mit dem Großen Ballorchester und dem Jungdamen- und Jungherren-Komitee

Anschließend eröffnete das Jungdamen- und Jungherren-Komitee den Ball. Für die Einstudierung der Tänze zeichnete – nach bewährter Tradition – auch diesmal wieder Prof. Dkfm. Thomas Schäfer-Elmayer von der Tanzschule Willy Elmayer-Vestenbrugg verantwortlich. Zur Tanzeröffnung erklangen der Walzer „Weana Madln“ op. 388 von Carl Michael Ziehrer und der Marsch „Wien bleibt Wien“ von Johann Schrammel. Von nun an übernahm das Große Ballorchester unter der Leitung von Prof. Helmut Steubl die musikalische Gestaltung des Abends. Alternierend spielte Tom Henkes Danceband.

Um 22.40 hieß es endlich: ‚Alles Walzer’! Dies ist auf jedem Wiener Ball der Aufruf an die Ballgäste, das Parkett zu erobern und das Tanzbein zu schwingen. Und so wurde noch bis in die frühen Morgenstunden hinein getanzt. Die Publikums-Quadrillen um Mitternacht und um 2.00 Uhr früh – ebenfalls unter der Leitung von Prof. Dkfm. Thomas Schäfer-Elmayer – gehören in Wien stets zu den Höhepunkten einer rauschenden Ballnacht.

Eine Hommage an Wien mit philharmonischen Ensembles

Auch die anderen Säle des Wiener Musikvereins waren erfüllt mit Musik. Das diesjährige Musikprogramm wartete mit zahlreichen abwechslungsreichen Darbietungen ausgewählter philharmonischer Ensembles und besonderer Gäste auf. Unter dem Motto „Eine Hommage an Wien“, das sich wie ein Leitthema durch den Abend zog, würdigten die Wiener Philharmoniker ihre Stadt als Musikmetropole der Welt.

Im Makart-Atelier (im Gläsernen Saal), im Brahms-Saal sowie im Metallenen Saal des Musikvereins präsentierten sich ab 22.30 zahlreiche Ensembles in verschiedenen Besetzungen und Stilrichtungen, von Salonmusik über Wiener Schrammeln bis hin zu diversen Jazzformationen.

Im Brahmssaal spielte ab 23 Uhr das Orchester Divertimento Viennese unter der Leitung von Vinzenz Praxmarer Tanzmusik der 1920er und 30er Jahre. Auch beim Heurigen in der Orchestergarderobe ging es echt wienerisch zu – mit Stephan Ander (Zither), den Tanzgeigern, den 16er Buam, Hans Hindler und seinen fidelen Oberkrainern sowie den Philharmonia Schrammeln.

Im Makart-Atelier, wo der Abend von Barbara Rett und Andreas Láng moderiert wurde, gab es am Ballabend zahlreiche Beiträge diverser Ensembles. Es spielten unter anderem das Salonorchester des Musikgymnasiums Wien, das Wiener Grabenensemble, die Philharmonic Five, die Philharmonia Schrammeln, Nikola Djoric (Akkordeon), das Ensemble 1 + 3, das Duo Bartholomey-Bittmann, die Vienna Clarinet Connection, die Eddie Luis Jazzbanditen sowie Wilfer & Wilfer Consort.

Einer der vielen musikalischen Höhepunkte des Abends war der Auftritt der Camerata Wien 1900 mit ihrem Programm „Wien bleibt Wien – Mayseder bleibt Mayseder“. Es spielten Thomas Christian (1. Violine), Raimund Lissy (2. Violine), Robert Bauerstatter (Viola), Bernhard Naoki Hedenborg (Violoncello) und Christoph Wimmer (Kontrabass).

Zusammen mit der Camerata Wien brachte der Bariton Clemens Unterreiner (Mitglied im Solistenensemble der Wiener Staatsoper) Wiener Lieder zu Gehör. Mit seinen gelungenen Interpretationen versprühte Clemens Unterreiner Wiener Charme und Wiener Schmäh zugleich. Mit seinem Vortrag bereicherte der Bariton die Ballnacht auf humorvolle Weise. Bei dem berühmten „Wien, du Stadt meiner Träume (Wien, Wien, nur du allein)“ von Rudolf Sieczyński animierte er die Gäste zum Mitsingen.

Die rauschende Ballnacht endete offiziell gegen 5 Uhr in der Früh. Der Ball der Wiener Philharmoniker, der wohl zu Recht als „edelster“ Ball im Wiener Ballkalender bezeichnet wird, war auch in diesem Jahr wieder ein besonderes „Fest der Musik, des Tanzes und der Konversation“ – sowohl für die Musikerinnen und Musiker als auch für die Ballgäste – einschließlich der Autorin dieses Beitrages.

Ein eindrucksvolles Video von der Eröffnung des Philharmoniker-Balls gibt es auf der Website der Wiener Philharmoniker:

https://www.wienerphilharmoniker.at/ball/philharmonikerball-main

Neujahr 2018: Wiener Klang & Wiener Schmäh

Neujahr 2018: Wiener Klang & Wiener Schmäh 

Auftakt zum Jubiläumsjahr „100 Jahre Republik Österreich“

Das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker bildete den Auftakt zum Jubiläumsjahr „100 Jahre Republik Österreich“. Am Abend gab es in der Wiener Staatsoper noch eine Vorstellung der „Fledermaus“ von Johann Strauss, die auch auf den Herbert-von-Karajan-Platz übertragen wurde. 

Das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker

Das neue Jahr hat in Wien gut angefangen – mit viel Kultur und Musik. Zunächst fand im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins das traditionelle Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker statt – diesmal unter der Leitung des italienischen Dirigenten Riccardo Muti, den eine langjährige Zusammenarbeit mit den Wiener Philharmonikern verbindet.

Das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker bildete heuer den Auftakt zum Jubiläumsjahr „100 Jahre Republik Österreich“ und stand ganz im Zeichen des 650-Jahr-Jubiläums der Österreichischen Nationalbibliothek sowie der Wiener Moderne.

Das Programm des Neujahrskonzerts war auch diesmal wieder vom Feinsten und enthielt zahlreiche „Schmankerln“ der Wiener Musik. Die beiden Konzertwalzer „Geschichten aus dem Wienerwald“ (mit dem schönen Zither-Solo) und „Rosen aus dem Süden“ gehörten zu den Höhepunkten des diesjährigen Programms.

Neben den Werken der Strauss-Dynastie gab es auch in diesem Jahr wieder einige Titel, die zuvor noch nie im Neujahrskonzert gespielt worden waren: von Josef Strauß der Walzer »Wiener Fresken«, von Johann Strauß (Sohn) die Polka »Brautschau« sowie der Walzer »Myrthenblüten« und von Johann Strauß (Vater) der »Marienwalzer« sowie der »Wilhelm-Tell-Galopp«. Die Ouvertüre zu Franz von Suppés Operette »Boccaccio, oder Der Prinz von Palermo« und die »Stephanie-Gavotte« des österreichisch-ungarischen Militärkapellmeisters und Komponisten Alfons Czibulka gehören ebenfalls zu den Neuheiten.

Den krönenden Abschluss bildeten wie immer der Walzer „An der schönen blauen Donau“ und der Radetzky-Marsch.

Eine Aufnahme des Neujahrskonzerts ist auf 2 CDs erschienen und im Handel sowie über Shop24Direct erhältlich:

https://www.shop24direct.at/produkt/neujahrskonzert-2018-2020692

Die DVD des Neujahrskonzerts erscheint am 26. Jänner 2018 und kann bereits jetzt über Shop24Direct vorbestellt werden:

https://www.shop24direct.at/produkt/neujahrskonzert-2018-2021105 

Die Fledermaus in der Wiener Staatsoper

 Nach bewährter Tradition wird an der Wiener Staatsoper am Silvesterabend und auch am Neujahrstag die Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauß aufgeführt. Schon seit ein paar Jahren wird die Vorstellung auch live auf den Herbert-von-Karajan-Platz übertragen, wo die Zuschauer auf einer Großleinwand die Operette anschauen können.

Die Live-Übertragungen aus der Wiener Staatsoper haben sich bereits seit vielen Jahren als Highlight im sommerlichen Wiener Kulturkalender etabliert. Die Veranstaltungsreihe, die alljährlich in den Monaten April – Juni und im September unter dem Titel „Oper live am Platz“ stattfindet, ist in Wien bereits seit vielen Jahren eine bewährte und beliebte Tradition.

Bei sommerlichen Temperaturen ist so ein Opernabend, ausgestattet mit einem Picknick und einer Flasche Wein – womöglich noch mit einem Klavierauszug im Gepäck und in Begleitung eines Hundes – eine äußerst nette und kurzweilige Angelegenheit! Als Autorin dieses Artikels besuche ich schon seit vielen Jahren die Veranstaltung „Oper live am Platz“ und zelebriere dabei genüsslich mein Opernpicknick!

Bei winterlichen Temperaturen – so wie jetzt am 1. Jänner – ist eine solche Open-Air-Veranstaltung allerdings doch ein wenig gewöhnungsbedürftig, wenn man nicht gerade eine warme Decke dabei hat, in die man sich einhüllen kann. Doch es gibt ja noch eine Option, wo man sich zwischendurch aufwärmen und stärken kann: nämlich im Café Oper (direkt in der Staatsoper) – zum Beispiel bei einem Würstelteller mit der kuriosen Bezeichnung „Drei Tenöre“ oder bei einem g’schmackigen Salat mit so klangvollen Namen wie „Rossini“, „Puccini“, „Walküre“, „Don Carlo“, „Rigoletto“, „Othello“ oder „Romeo und Julia“.

Von dieser kulinarischen Möglichkeit machten meine Freundin und ich am Neujahrstag Gebrauch, als es uns dann doch irgendwann zu kalt wurde. Das Schönste an einem solchen Kaffeehausbesuch direkt in der Oper ist aber, dass man sogar drinnen im Café die Opernvorstellung auf einem Monitor verfolgen kann – ohne frieren zu müssen! Diese Gelegenheit nutzten wir auch am Neujahrstag bei der „Fledermaus“.

Die dreiaktige Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauss, deren Textbuch von Carl Haffner und Richard Genée stammt, ist kompositorisch ein Meisterwerk und mit ihrer etwas turbulenten Handlung etwas Ur-Wienerisches! Mit seiner aus drei Teilen bestehenden Handlung spiegelt das Werk die Gesellschaft und das Charakterbild der Menschen des zu Ende gehenden Kaiserreiches wider: Vorbereitung auf das Fest (1. Akt) – rauschende Ballnacht (2. Akt) – Katzenjammer am nächsten Morgen (3. Akt).

Die äußerst gelungene und witzige Wiener Inszenierung der Operette „Die Fledermaus“ geht auf Otto Schenk zurück. Das Bühnenbild stammt von Günther Schneider-Siemssen, die Kostüme von Milena Canonero. Die Aufführung am Neujahrstag stand unter der Leitung des Dirigenten Cornelius Meister. Die Chorleitung hatte an diesem Abend Martin Schebesta. Mit der Choreographie wurde Gerlinde Dill betraut.

Die Ausführenden der Vorstellung am 1. Jänner 2018 waren: Herbert Lippert (Gabriel von Eisenstein), Laura Aikin (Rosalinde), Hans Peter Kammerer (Gefängnisdirektor Frank), Zoryana Kushpler (Prinz Orlofsky), Benjamin Bruns (Alfred), Rafael Fingerlos (Dr. Falke), Peter Jelosits (Dr. Blind), Maria Nazarova (Adele), Lydia Rathkolb (Ida), Jaroslav Pehal (Iwan) und last but not least: Peter Simonischek (eine bewährte Besetzung als Frosch). Im 2. Akt tanzte das Corps de ballet zu den Klängen der Schnellpolka „Unter Donner und Blitz“. – Das Wiener Staatsopernorchester (die Wiener Philharmoniker) präsentierte sich auch an diesem Abend wieder in künstlerischer Hochform.

Das Jahr 2018 begann in Wien also wie immer mit viel Kultur, einer Operette voll Wiener Schmäh und einem „Strauss“ voll Wiener Musik!

Von der „Fledermaus“ gibt es einige Video-Aufnahmen, die auch über Shop24Direct bezogen werden können. Die schöne Wiener Inszenierung von Otto Schenk ist zwar auf Shop24Direct zurzeit nicht verfügbar, kann jedoch über den folgenden Link vorbestellt werden:

https://www.shop24direct.at/produkt/sku/21361

Es gibt auch eine DVD mit Joan Sutherland und Luciano Pavarotti:

https://www.shop24direct.at/produkt/johann-strauss-die-fledermaus-40410

Doch noch viel schöner ist ein Besuch in der Wiener Staatsoper! Es lohnt sich! Tickets können auch online bestellt werden unter:

https://www.wiener-staatsoper.at/ihr-besuch/karten-abos-zyklen/informationen-zum-kartenkauf/

https://www.wiener-staatsoper.at/spielplan-tickets/kalender/

Quellen & Literatur:

Website der Wiener Philharmoniker – Neujahrskonzert:

https://www.wienerphilharmoniker.at/neujahrskonzert/das-neujahrskonzert

Website der Wiener Staatsoper – Archiv – Die Fledermaus:

https://archiv.wiener-staatsoper.at/performances/45091       

Dieter Zöchling, Die Oper – Westermanns farbiger Führer durch Oper, Operette, Musical (mit einem Vorwort von Plácido Domingo), Westermann, Braunschweig 1981, Seite 504-507: Johann Strauss, Die Fledermaus.

21. Dezember 2017: Das 50-jährige Bühnenjubiläum von Hein(tje) Simons

21. Dezember 2017:
Das 50-jährige Bühnenjubiläum von Hein(tje) Simons

Der 21. Dezember 2017 ist ein denkwürdiges Datum: Der heutige Tag steht ganz im Zeichen des 50-jährigen Bühnenjubiläums von Hein Simons – besser bekannt als „Heintje“. Zurzeit befindet sich der Sänger auf einer großen Weihnachtstournee durch Ostdeutschland.

Leider ist der 21. Dezember 2017 aber auch mit einem traurigen Ereignis verbunden, denn heute ist der 3-jährige Todestag von Udo Jürgens. Doch wenden wir uns zunächst dem erfreulichen Anlass zu.

Das 50-jährige Bühnenjubiläum von Hein(tje) Simons 

21. Dezember 1967: Heintje wird über Nacht zum Star

Heute vor genau 50 Jahren, am 21. Dezember 1967, hatte Heintje seinen ersten Fernsehauftritt in der ZDF-Show „Der goldene Schuss“ mit Vico Torriani. Heintje sang sein berühmtes Lied „Mama“. Sein Auftritt mit der (gekürzten) deutschen Fassung des italienischen Liedes „Mamma“ (mit zwei „m“) dauerte nur 55 Sekunden! 55 Sekunden, die alles entscheiden und sein Leben verändern sollten. Nach seinem kurzen Auftritt in der Sendung „Der goldene Schuss“ wurde Heintje über Nacht zum Star. In den folgenden Jahren folgte ein Hit nach dem anderen: „Du sollst nicht weinen“, „Ich bau dir ein Schloss“, „Oma so lieb“, „Mamatschi“, „Ich sing ein Lied für dich“, „Schneeglöckchen im Februar“ – um nur einige zu nennen.

50 Jahre ist das alles nun her. – „Der Kandidat hat 100 Punkte!“ Dieses Zitat von Vico Torrianis Assistentin aus der Fernsehshow „Der goldene Schuss“ ist längst zu einem geflügelten Wort geworden und trifft in diesem Zusammenhang auch auf Hein(tje) Simons zu.

21. Dezember 2017: Das 50-jährige Bühnenjubiläum von Hein(tje) Simons

Zurzeit befindet sich Hein Simons zusammen mit Maximilian Arland und Fernando Express auf einer großen Weihnachtstournee durch Ostdeutschland. Heute gastiert er im sächsischen Marienberg, wo am Abend wohl noch eine ausgelassene After-Show-Party steigen wird. Denn so ein 50-jähriges Bühnenjubiläum ist wahrlich ein Grund zum Feiern!

Rechtzeitig zum Jubiläum ist zum 1. Dezember unter dem Label TELAMO auch ein neues Album von Hein(tje) Simons erschienen. Die CD mit dem Titel „Heintje und Ich“ ist schon jetzt ein Renner und belegt bereits Platz 2 der deutschen Charts. Auf diesem neuen Album singt Hein Simons erstmals im Duett mit seinem jüngeren Ich – eine Weltsensation! Die warme Baritonstimme des erwachsenen Hein Simons harmoniert sehr gut mit der hellen Stimme des einstigen Kinderstars.

Bereits am 15. November ist im Giger Verlag das Buch „Ich war Heintje“ von Jan Adriaan Zwarteween erschienen. Das Buch ist ein „Must-have“ für alle Heintje- und Hein-Simons-Fans. Es ist aber auch für andere Zielgruppen sehr lesenswert, vor allem für Freunde der Unterhaltungsmusik und des deutschen Schlagers. Man erfährt darin auch viele interessante Details, die sich damals hinter den Kulissen abgespielt haben.

Das Album „Heintje und ich“ ist zum 1. Dezember bei TELAMO erschienen. Es ist im Handel erhältlich und kann als CD, DVD oder sogar als Fan-Box bei Shop24Direct bezogen werden:

Als CD:
https://www.shop24direct.at/produkt/heintje-und-ich-431055

Als DVD:
https://www.shop24direct.at/produkt/heintje-und-ich-440121

Das Buch „Ich war Heintje“ ist ebenfalls im Handel oder über Shop24Direct zu beziehen:

https://www.shop24direct.at/produkt/ich-war-heintje-2020380

Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums von Hein(tje) Simons hat Lingua & Musica dem Künstler bereits Anfang Dezember einen ausführlichen Artikel in zwei Teilen gewidmet:

Teil 1: Vom Lausbub zum Kinderstar
https://linguamusica.eu/hein-simons-50-jaehriges-jubilaeum-…/

Teil 2: Vom Kinderstar zum Bariton
https://linguamusica.eu/hein-simons-50-jaehriges-jubilaeum-…/

Ein 50-jähriges Bühnenjubiläum ist doch ein denkwürdiges Ereignis, das nicht allen Künstlern zuteil wird. Es verdient daher auch eine entsprechende Würdigung in dem sonst eher klassisch ausgerichteten Online-Magazin von Lingua & Musica.

Der sympathische Holländer Hein Simons hat sich inzwischen vom Kinderstar zum reifen Mann und einem „Urgestein“ der deutschen Unterhaltungsmusik entwickelt. Wir wollen ihm zu seinem 50-jährigen Bühnenjubiläum alles Gute wünschen und heben das Glas auf sein Wohl: „Der Kandidat hat 100 Punkte“!

Soweit zum erfreulichen Teil dieses Beitrags. Doch wie bereits erwähnt, ist das heutige Datum auch mit einem traurigen Ereignis verbunden: dem plötzlichen Tod von Udo Jürgens vor drei Jahren.

Der 3-jährige Todestag von Udo Jürgens

21. Dezember 2014: Udo Jürgens verstirbt unerwartet in der Schweiz

Heute vor genau drei Jahren, am 21. Dezember 2014, hat einer der ganz Großen im Musik- und Showbusiness die Bühne der Welt für immer verlassen: Udo Jürgens, der in Österreich geborene deutschsprachige Sänger, Komponist, Pianist und Entertainer, verstarb am 21. Dezember 2014 in Münsterlingen (Schweiz) ganz unerwartet an einem Herzinfarkt. Zwei Wochen zuvor, am 7. Dezember 2014, hatte er noch ein umjubeltes Konzert im Hallenstadion in Zürich gegeben.

„Mitten im Leben“ (so auch der Titel seiner letzten CD und Tournee) brach Udo Jürgens während eines Spazierganges in Gottlieben, Schweiz, plötzlich bewusstlos zusammen. Sein langjähriger Chauffeur und Freund Billy Todzo hatte noch versucht, ihn zu reanimieren und mit Hilfe eines Passanten im nahegelegenen Gemeindeamt einen Defibrillator zu organisieren. Wenig später wurde Udo Jürgens in das Kantonsspital von Münsterlingen eingeliefert, wo die Ärzte um sein Leben kämpften. Doch alle Bemühungen, das Leben des Künstlers zu retten, blieben leider vergeblich. Um 16.25 verstarb Udo Jürgens im Kantonsspital von Münsterlingen.

Zum Gedenken an Udo Jürgens ist im Oktober 2017 auch eine CD-Kollektion mit dem Titel „Danke Udo!“ erschienen. Die Sammlung von fünf CDs ist im Handel und über Shop24Direct erhältlich:

https://www.shop24direct.at/produkt/danke-udo-2020278

Der heutige 21. Dezember steht also ganz im Zeichen dieser beiden bedeutenden Unterhaltungskünstler. In drei Tagen ist Weihnachten. Wer noch ein passendes Weihnachtsgeschenk sucht, muss sich nun ein wenig sputen und findet hier sicher auch ein paar Anregungen!

Quellen

Zu Hein Simons:

Jan Adriaan Zwarteween: Ich war Heintje – Sein Leben als Kinderstar mit der unvergesslichsten Stimme der Welt – aus dem Niederländischen übersetzt von Willy und Silvia Bemer, (c) Giger Verlag GmbH, CH-8852 Altendorf

Hein Simons (Heintje) im Interview mit Tele Baern, 8. November 2017:

https://www.youtube.com/watch?v=l9czxSVky3g

Hein Simons im Interview mit Tele Züri, Top Talk, 13. November 2017:

Hein(-tje) Simons im Interview: Vor 50 Jahren wurde er ein Kinderstar

https://www.focus.de/panorama/boulevard/musik-50-jahre-auf-der-buehne-aus-heintje-wurde-hein_id_7925188.html

Zu Udo Jürgens:

https://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.jetzt-erst-todesumstaende-bekannt-so-dramatisch-starb-udo-juergens-80-wirklich.7631e511-0960-4359-b32e-de536c3c1d30.html

 

Hein Simons: 50-jähriges Jubiläum | Teil 2: Vom Kinderstar zum Bariton

Hein Simons: 50-jähriges Jubiläum

Teil 2: Vom Kinderstar zum Bariton

Hein Simons alias „Heintje“ feiert sein 50-jähriges Jubiläum. Auf seiner neuen CD „Heintje und Ich“ singt er erstmals im Duett mit seinem jüngeren Ich – eine Weltsensation. Zu seinem 50-jährigen Jubiläum ist soeben auch ein Buch mit dem Titel „Ich war Heintje“ erschienen. Mit einer Weihnachtstournee meldet sich der sympathische, mittlerweile 62-jährige Holländer bei seinen Fans zurück.

Das Album „Heintje und ich“ ist zum 1. Dezember bei TELAMO erschienen. Es ist im Handel erhältlich und kann als CD, DVD oder sogar als Fan-Box bei Shop24Direct bezogen werden:

Als CD:
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Als DVD:
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Das Buch „Ich war Heintje“ ist im Giger Verlag erschienen und ebenfalls im Handel oder über Shop24Direct zu beziehen:

https://www.shop24direct.at/produkt/ich-war-heintje-2020380

Stimmwechsel und Entwicklungspause

Erst mit etwa 16 Jahren kam Heintje in den Stimmwechsel, der allerdings bei ihm nie eine Mutation im üblichen Sinne war. Vielmehr veränderte sich seine Stimme ganz allmählich. Hein Simons erinnert sich: „Einen Stimmbruch im üblichen Sinne – also mit Kieksern und Überschlag – habe ich niemals gehabt. Ich habe aufgehört, weil ich schließlich als 16jähriger nicht mehr ‚Mama’ singen konnte. Weil sich die Themen der Lieder mit zunehmendem Alter zwangsläufig ändern müssen. Und weil ich auch selbst in so eine Art Entwicklungskrise geriet.“ (Serie: „Jetzt rede ich“, Frau mit Herz, 6. Folge, 17.05.1979)

Dass seine Stimme langsam dunkler wurde, ist auf den letzten Aufnahmen des Kinderstars aus den Jahren 1971-1972 (besonders auf der Langspielplatte „Wenn wir alle Sonntagskinder wär’n“ und der Weihnachtsplatte „Fröhliche Weihnacht überall“) deutlich zu hören. Es wurden also damals keine Aufnahmen als sog. „Konserven“ auf Eis gelegt, auch wenn seinerzeit solche Gerüchte im Umlauf waren.

1972 entschlossen sich Heintje und seine Manager zu einer sogenannten Entwicklungspause, damit der Kinderstar sich ganz in Ruhe, abgeschirmt von der Öffentlichkeit, zu einem erwachsenen Sänger entwickeln und auch in körperlicher wie psychischer Hinsicht zu einem Mann heranreifen konnte.

Bereits während der Zeit seiner Entwicklungspause reifte in ihm der Plan, im belgischen Moresnet einen Reiterhof zu kaufen und sich mit dem Reitsport und der Pferdezucht ein zweites Standbein zu schaffen. Bereits einige Jahre zuvor war der gebürtige Holländer mit seinen Eltern ins belgische Neu-Moresnet gezogen. Dort hatte die Familie Simons die Villa „O sole mio“ erbauen lassen, wo Heins betagte Mutter Johanna Simons bis heute wohnt. Vater Hendrik Simons starb im Oktober 1988 (im Alter von nur 66 Jahren) an Lungenkrebs – als Folge einer Staublunge, die er sich durch seine langjährige und schwere Arbeit als Bergmann unter Tage zugezogen hatte.

Mitte der Siebziger Jahre konnte Hein Simons seinen Plan in die Tat umsetzen und kaufte im ostbelgischen Ort Moresnet, einer Teilgemeinde von Kelmis, das Gut Schimper, das er bis heute bewohnt und wo er einen Reitstall und Einstellbetrieb unterhält. Gut Schimper, dessen Wurzeln bis ins 13. Jahrhundert zurückgehen, ist auch Sitz des dortigen Reitvereins und bietet zahlreiche Einstellplätze mit Weidegang, nicht nur für Hein Simons’ eigene Pferde, sondern auch für rund 60 weitere Pferde anderer Besitzer.

Das Comeback  

Während seiner Entwicklungspause widmete sich Hein(tje) vorwiegend seinen Pferden und dem Reitsport. Im Sommer 1973 nahm er sogar einige Trainingsstunden bei dem bekannten deutschen Springreiter Alwin Schockemöhle.

Daneben „bastelte“ er zusammen mit seinem Manager Addy Kleijngeld und seinem Produzenten Wolfgang Roloff an seiner zweiten Karriere als Sänger.

Im Frühjahr 1973 begab er sich auf eine Tournee nach Indonesien, die für den nun fast erwachsenen Sänger zu einem umjubelten Erfolg wurde. Die Konzertreise diente quasi als Test, wie seine nun gereifte Stimme von den Fans wohl angenommen würde. Die Tournee durch Indonesien wurde ein triumphaler Erfolg für den nun fast erwachsenen Sänger. Allein zum Konzert im Fußballstadion von Djakarta kamen 20.000 Menschen! Schon bei seiner Ankunft am Flughafen wurde er von einer begeisterten Menge empfangen: „Ich war fast 18, noch kein Mann und auch kein Kind mehr. Um zu testen, welche Chancen ich als halb Erwachsener beim Publikum habe, machten wir eine Tournee durch Indonesien. Zwar wusste ich, dass ich dort nicht ganz unbekannt war. Aber mit einem solchen Empfang hatte ich niemals gerechnet. Auf dem Flughafen von Djakarta waren schon Tausende von Menschen versammelt. Im offenen Wagen wurde ich durch die Stadt gefahren, überall waren Transparente gespannt, überall jubelten die Menschen. Ich schaute mich immer um, ob nicht doch irgendein ‚hohes Tier’ gemeint wäre. Aber nein, der ganze Trubel galt mir allein. Es wurde sogar ein ganzes Hotel für uns angemietet, das aber Tag und Nacht von Fans umlagert war. Ich musste über den Balkon klettern, wenn ich zum Auftritt wollte.“ (Serie: „Jetzt rede ich“, Frau mit Herz, 7. Folge, 24.05.1979)

Der Erfolg seiner Auftritte im fernen Osten bestärkte den jungen Sänger, im Herbst des Jahres 1973 unter dem Namen Heintje Simons ein Comeback zu wagen.

Und wieder war es Peter Alexander, der dem erwachsenen Sänger im Dezember 1973 in seinem vorweihnachtlichen Wunschkonzert den Weg für sein Comeback ebnete. Das Lied, mit dem sich Heintje Simons damals in der Peter-Alexander-Show präsentierte, hieß „Ich denk an dich“. Es handelte sich dabei um die deutsche Version des altirischen Volksliedes „Londonderry Air“, auch bekannt als „Danny Boy“. „Ich denk an dich“ war auch der Titel seiner ersten Langspielplatte als erwachsener Sänger. Bereits ein Jahr darauf erschien seine LP „Junger Mann mit 19“. Beide Alben waren sehr ansprechend gelungen; die Texte waren dem Alter entsprechend, und die eher volkstümlich angelegten Melodien passten durchweg sehr gut zu der schönen, jetzt baritonal gefärbten  Stimme des jungen Sängers, die eine gewisse Tendenz zum Tenor erkennen ließ.

Die zweite Karriere des Hein(tje) Simons

Trotz seiner immer noch sehr schönen Stimme wurde es in den folgenden Jahren für Hein Simons immer schwieriger, an seine früheren Erfolge anzuknüpfen. Von der LP „Ich denk an dich“ wurden rund 280.000 Exemplare verkauft – was ja im Grunde schon eine ganz beachtliche Zahl ist. Doch leider wurde dieses Ergebnis immer wieder an Heintjes früheren Erfolgen und den 60 Millionen verkauften Tonträgern seiner Zeit als Kinderstar gemessen und nur noch als mäßiger Erfolg gewertet – eine Erwartungshaltung, die dem gerade erwachsenen Sänger gegenüber nicht gerade fair war. Vermutlich war das nachlassende Interesse aber auch eine Folge der zunehmenden anglo-amerikanischen Einflüsse auf dem deutschen Schlagermarkt.

Hein Simons selbst sagte dazu einmal in seiner bodenständigen Art: „Vielleicht haben wir damals den Fehler gemacht, nur einen halben Schritt zu machen und nicht einen ganzen. Vielleicht hatte ich zu spät aufgehört und zu früh wieder angefangen. Vielleicht waren die Lieder falsch ausgewählt. Vielleicht und noch mal vielleicht. Erfolg lässt sich nicht programmieren und auch nicht manipulieren. Was wohl auch ganz gut ist. Die Krise jedenfalls, von der ich geglaubt hatte, sie überwunden zu haben, begann jetzt erst. Im Fernsehen bekam ich nicht einen einzigen Auftritt mehr. Von meiner Plattenfirma kam auch keine Unterstützung. Dabei hatte ich gerade von denen noch Sätze im Ohr wie: ‚Wir sind doch alle eine große Familie.’ Nur, als ich sie brauchte, war keiner da. Auch keiner von den sogenannten Freunden, die zu meiner erfolgreichen Zeit immer so zahlreich zur Stelle waren.“ (Serie: „Jetzt rede ich“, Frau mit Herz, 7. Folge, 24.05.1979)

Für mich war es nie ganz nachvollziehbar, warum Hein Simons als erwachsener Sänger lange Zeit nicht so richtig wahrgenommen wurde und es im Showgeschäft so schwer hatte. Denn schließlich hatte er nicht nur eine tolle Stimme, sondern sah auch noch attraktiv aus! Da hatte man bisweilen den Eindruck, dass die Leute nicht nur taub, sondern auch blind geworden waren!

Höhen und Tiefen

Im März 1974 musste der junge Sänger einen schweren Rückschlag verkraften: Auf Einladung von Radio Luxemburg sollte er in der Dortmunder Westfalenhalle auftreten. Doch dann bekam er eine starke Erkältung, und schnell wurde klar, dass er in diesem Zustand an diesem Abend nicht singen konnte. Moderator Frank Elstner erklärte dies auch dem Publikum und wollte den damals 18-jährigen Heintje wenigstens kurz vorstellen. Der wohlwollende, spontane Applaus des Publikums überwältigte den sensiblen Künstler derart, dass er seine Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. Eine sympathische und nur allzu menschliche Reaktion, die jedoch damals leider nicht nur wohlwollende Kommentare auslöste. Hein Simons äußerte sich einmal selbst zu diesem Erlebnis: „Ich erinnere mich noch gut an eine Löwen-Verleihung. Radio Luxemburg hatte mich eingeladen, im Rahmenprogramm in der Dortmunder Westfalenhalle aufzutreten. Ausgerechnet da bekam ich eine schwere Erkältung. Ich konnte nur krächzen, so heiser war ich. Dass damit der Auftritt ins Wasser fiel, war klar. Frank Elstner holte mich trotzdem auf die Bühne, um mich wenigstens dem Publikum vorzustellen. Zehntausend Menschen klatschten und trampelten mit den Füßen. Aber ich konnte nicht für sie singen. Ich konnte mich auch nicht beherrschen und habe geweint. Doch man darf seine Gefühle wohl nicht zeigen. Angeblich hatte jeder Verständnis, aber am nächsten Tag lauteten die Schlagzeilen: „Heintje versagte die Stimme – Das Goldkehlchen ist verstummt.“ (Serie: „Jetzt rede ich“, Frau mit Herz, 7. Folge, 24.05.1979)

Dies ist leider ein trauriges, aber auch typisches Beispiel dafür, wie in der Presse Tatsachen verdreht werden und Gerüchte entstehen! Die Bretter, die die Welt bedeuten, haben eben auch ihre Schattenseiten, wie wohl jeder Sänger schon erfahren hat.

Damals, als die Schlagerbranche Hein Simons allmählich fallen ließ, beschritt der Sänger neue Wege und trat vermehrt in Volksmusiksendungen auf. Im Herbst 1974 ging er zusammen mit den „Lustigen Musikanten“ (benannt nach der gleichnamigen Radiosendung im Deutschlandfunk) auf Tournee. Diese Konzertreise verlief für den jungen Sänger sehr erfolgreich und führte ihn auch in den ostwestfälischen Ort Kaunitz, wo die Autorin dieses Artikels erstmals das Glück hatte, ihn live auf der Bühne zu erleben.

Hein Simons alias Heintje in der Ostwestfalenhalle Kaunitz
Auftritt des damals 19-jährigen Hein Simons in der Ostwestfalenhalle Kaunitz. – Foto: Ilse Kreye
Heintje in der Ostwestfalenhalle Kaunitz
Hein Simons alias ‚Heintje‘ in der Ostwestfalenhalle Kaunitz, 09.11.1974. – Foto: Ilse Kreye

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Frühjahr 1975 folgte eine Tournee durch Südafrika. Auf dieser Konzertreise trug Hein Simons Lieder in mehreren Sprachen vor (Englisch, Deutsch, Holländisch und Afrikaans). Aus diesem Anlass erschienen im selben Jahr auch zwei Alben in Afrikaans.

Auf einer Deutschland-Tournee mit Fredy Brock im Jahre 1976 zeigte Hein Simons noch eine weitere Seite seines künstlerischen Talents: Mit gelungenen Parodien bekannter Sänger-Kollegen wie Peter Alexander, Udo Jürgens, Karel Gott, Roy Black und Rudi Carrell konnte er nicht nur als Sänger, sondern auch als Entertainer überzeugen.

Dann musste der junge Sänger erneut einen schweren Schlag verkraften: Heintjes Manager Addy Kleijngeld verstarb im Dezember 1977 mit nur 54 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts. Sein viel zu früher Tod traf Hein Simons in einer wichtigen Phase seiner Karriere als erwachsener Sänger. Nun war er quasi auf sich allein gestellt und musste sich neu orientieren.

In den späten 70er Jahren trat Hein Simons vermehrt auf Kaffeefahrten auf. Diese Auftritte fanden vorwiegend auf seinem Reiterhof, aber auch im norddeutschen Raum statt, wo ich selbst ihn 1977 zweimal erleben konnte (in Schneverdingen und Fallingbostel).

1978 war Hein Simons zu Gast in der Fernsehshow „Glück und Glas“. Hans Hubberten hatte ihn eingeladen, in der von ihm produzierten Show seine Parodien zum Besten zu geben. Im selben Jahr gelangte Hein Simons mit seinem Titel „Und das alles nur, weil wir uns lieben“ sogar in die Hitparade von Dieter Thomas Heck. Im Juni 1979 hatte Hein Simons erneut zwei größere Fernsehauftritte: in der Galasendung der Fernsehlotterie und in Gisela Schlüters „Zwischenmahlzeit“, wo er zusammen mit Andrea Jürgens im Duett sang.

In den Jahren 1979 – 1980 war Hein Simons auch als Rundfunk-Moderator tätig: Beim holländischen Sender Hilversum 3 präsentierte er regelmäßig montags seine Sendung „Showparade“. Dazu lud er auch Studiogäste ein und machte Interviews mit anderen Künstlern. Hein Simons über sein Interview mit Udo Jürgens: „Mein erster Partner war Udo Jürgens. Wir trafen uns in Wien bei einer Gala. Ausgerüstet mit meinem Tonband ging ich auf ihn zu und bat ihn um ein Interview. Erst dachte Udo, ich wollte ihn auf den Arm nehmen. Schließlich ist es ja sehr ungewöhnlich, wenn ein Sänger den anderen interviewt. Doch dann haben wir ein hervorragendes Gespräch über Musik im Besonderen und im Allgemeinen geführt.“ (Serie: „Jetzt rede ich“, Frau mit Herz, 8. Folge, 31.05.1979)

Auf seiner LP „Ich habe Freunde“ aus dem Jahre 1979 erschienen erstmals auch zwei von ihm selbst komponierte Titel: „So schön könnt’s immer sein“ und „Mädchen“. Auch in den folgenden Jahren brachte der erwachsene Hein Simons unermüdlich neue Schallplatten-Produktionen heraus, komponierte sogar selbst Songs und tingelte durch größere und kleinere Städte. – 1980 begab er sich noch einmal über den großen Teich: Bei seinen Konzerten in Kanada und Amerika wurde er vom Publikum begeistert aufgenommen.

Umbrüche in der Schlagerbranche

Später (etwa Mitte der 80er Jahre) hatte ich den Sänger Hein Simons ein bisschen aus den Augen verloren. Dies lag zum einen daran, dass ich selbst als Musikerin und Sängerin vorwiegend „klassisch“ unterwegs war. Zum anderen war es aber auch eine Reaktion auf die allgemeine Entwicklung in der Schlagerbranche, die leider auch an einem Sänger wie Hein Simons nicht ganz spurlos vorbeiging: Etwa seit dem Ende der 70er bzw. Anfang der 80er Jahre wurde der deutsche Schlager allmählich immer mehr „technisch“ – eine Entwicklung, die wohl zum großen Teil angloamerikanischen Einflüssen geschuldet war und letztlich auch zur Folge hatte, dass viele Musiker arbeitslos wurden. Es schien fast so, als hätte der Begriff „Schlager“ durch die technischen Entwicklungen eine ganz neue Bedeutung erhalten: Statt des angenehmen Klangs der einst so erfolgreichen Unterhaltungsorchester wurde man von nun an durch einen synthetischen, ziemlich gleichförmigen Sound beinahe „erschlagen“! Die früheren Orchesterinstrumente wurden ersetzt durch einen technischen, weitgehend undifferenzierten „Sound“, welcher die Gesangsstimme immer mehr zudeckte.

Man gewinnt fast den Eindruck, als hätten diese technischen Entwicklungen auch zu einem Niedergang der Gesangskultur in der U-Musik beigetragen. Es scheint beinahe so, als ob in einem solchen Umfeld auf gutes Singen überhaupt kein Wert mehr gelegt wird. Schöne, lyrische Stimmen (wie auch jene von Hein Simons) können durch diese Entwicklung leicht ins Hintertreffen geraten. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, warum der erwachsene Sänger im Showbusiness längere Zeit nicht gebührend wahrgenommen wurde.

Für mich als klassische Sängerin, Musikerin und Freundin gepflegter Unterhaltungsmusik bekam die Bezeichnung „Schlager“ durch den neuen Trend in Richtung einer künstlichen „Plastik-Musik“ immer mehr einen faden Beigeschmack. Dies war auch der Grund, warum ich in den 80er Jahren allmählich das Interesse an dieser Musikgattung verlor – was leider auch zur Folge hatte, dass mir in den folgenden Jahren einige gute Auftritte von Hein Simons entgangen sind!

Neue Erfolge nach der Wende

Die volkstümliche Musik gehört zu jenen Nischen, die dem erfahrenen Sänger mit der warmen, gut geführten Naturstimme sehr entgegenkommen. In den 1990er Jahren trat Hein Simons wieder häufig in Volksmusiksendungen auf und erreichte so abermals eine große Fan-Gemeinde. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs eröffneten sich dem längst erwachsenen Sänger und mittlerweile dreifachen Familienvater neue Perspektiven: In der ehemaligen DDR wurden seine Schallplatten ein Renner. Nun konnte er auch in den neuen Bundesländern an seine großen Erfolge anknüpfen.

Ab Mitte der 90er Jahre komponierte und produzierte Hein Simons seine Titel vorwiegend selbst. Viele der Liedtexte stammen von Ingrid Reith, die auch einige Jahre lang seine Managerin war. Immer wieder zieht es ihn auf die Bühne – jene Bretter, die die Welt bedeuten. Bei seinen Live-Auftritten versteht es der Sänger immer wieder, sein Publikum zu begeistern und mitzureißen – mittlerweile sogar generationenübergreifend.

Zu den herausragenden Auftritten von Hein Simons gehörte beispielsweise sein Vortrag des Liedes „Hast du dort oben“ in der Fernsehsendung „Showpalast“ mit Dieter Thomas Heck am 5. November 2000. In diesem Titel (der ein wenig an das Wolgalied aus dem „Zarewitsch“ erinnert) kommt sein schönes Timbre meines Erachtens besonders gut zum Ausdruck – vor allem in der etwas höheren Baritonlage.

Ohnehin war ich schon immer der Meinung, dass eine schöne Stimme wie die von Hein Simons zu schade ist, um sich einzig und allein auf das Genre Schlager zu beschränken – auch wenn der deutsche Schlager zurzeit wieder Hochkonjunktur hat! Obwohl Hein Simons keine klassische Gesangsausbildung absolviert hat, wäre ein gelegentlicher „Ausflug“ ins klassisch-romantische Fach sicher ein interessantes und lohnendes Abenteuer – nicht nur für den Sänger selbst, sondern auch für seine zahlreichen Fans! Den besten Beweis für diese These lieferte Hein Simons selbst schon vor einigen Jahren, als er mit seiner Interpretation des Wiegenliedes von Johannes Brahms („Guten Abend, gut‘ Nacht“) bei seinen Zuhörern für Gänsehaut-Momente sorgte! Auch ein Weihnachtskonzert in klassischer Orchesterbesetzung mit Streichern und Bläsern würde sicherlich beiden Seiten – sowohl ihm selbst als auch seinem Publikum – viel Freude bereiten und wäre mal eine schöne Abwechslung im Schlager-Alltag.

Jedes Jahr im August veranstaltet der Sänger auf seinem Reiterhof das sogenannte „Gut Schimper Fest“ – eine Art Hoffest, einen Tag der offenen Tür unter dem Motto „Show trifft Reitsport“. Das lassen sich Pferdefreunde und vor allem seine zahlreichen Fans natürlich nicht nehmen: Aus allen Teilen Deutschlands und der Niederlande reisen sie an, um ihren Lieblingssänger hautnah zu erleben. Auch die Mitglieder des Internationalen Hein Simons Fanclubs folgen immer wieder gern der Einladung und nutzen die Gelegenheit, ihren Hein(tje) persönlich zu treffen.

Hein Simons, der Familienmensch

Trotz seiner Erfolge ist Hein Simons stets bescheiden und bodenständig geblieben. Nach eigener Aussage ist er ein richtiger Familienmensch.

Am 11. Dezember 1981 heiratete Hein Simons die Kosmetikerin Doris Uhl aus Aachen. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor: Pascal Hendrik Georg (*1982), Gina Silvana (*1989) und Hendrik (*1992). Der Familienvater hat stets Wert darauf gelegt, dass seine Kinder ganz normal aufwachsen konnten.

Was das Singen angeht, sind seine Kinder nicht in die Fußstapfen ihres berühmten Vaters getreten – bis auf eine Ausnahme im April 1998: In der Show „Das Frühlingsfest der Volksmusik“ sang Hein Simons erstmals mit seiner Tochter Gina im Duett („Ein bisschen Sonnenschein“).

Hein Simons’ Kinder sind ebenfalls begeisterte Reiter, der jüngste Sohn Hendrik arbeitet sogar als Hufschmied. Der älteste Sohn Pascal ist Bauschlosser und Kfz-Mechaniker, Tochter Gina ist gelernte Bankkauffrau.

Leider ist die Ehe des Familienmenschen Hein Simons doch nicht so glücklich verlaufen, wie er sich das erhofft hatte: Im Jahre 2014 – nach 33 Ehejahren! – trennte sich Ehefrau Doris von Hein Simons (angeblich wegen eines anderen Mannes). Auf die Frage, was denn wohl seine größte Niederlage gewesen sei, antwortete der inzwischen 62-Jährige kürzlich in einem Interview mit dem Radiosender B2: „Vielleicht das Scheitern meiner Ehe.“ Bis zu seiner Scheidung 2014 wohnte Hein Simons gemeinsam mit seiner Frau und seinen drei Kindern auf Gut Schimper. Nach wie vor wohnen der Sänger und seine beiden Söhne nebst Anhang auf dem Gut, Tochter Gina wohnt mit ihrer Familie im Nachbarort.

Im Sommer 2015 – pünktlich zu seinem 60. Geburtstag – ist Hein Simons Opa geworden und wird schon sehr bald dreifacher Großvater sein: Zu seinen beiden Enkelkindern Romy (von Tochter Gina) und Collin (von Sohn Hendrik) wird sich bald ein drittes gesellen, denn voraussichtlich im Februar 2018 wird seine Tochter Gina ihr zweites Kind zur Welt bringen.

Zwangspause durch gesundheitliche Probleme

In den vergangenen Jahrzehnten meinte es das Schicksal offenbar nicht immer so gut mit Hein Simons. Zunächst musste der einst begeisterte Fußballer wegen eines Kreuzbandrisses das Fußballspielen (sein zweites großes Hobby neben dem Reiten) aufgeben. Vor einigen Jahren erkrankte Hein Simons an einer Lungenembolie, die sein Leben ernsthaft gefährdete, von der er sich aber Gott sei dank inzwischen gut erholt hat.

Vor einiger Zeit zwangen ihn gesundheitliche Probleme erneut zu einer längeren Bühnenabstinenz: Infolge einer chronischen Herzschwäche und schwerer Herzrhythmusstörungen musste sich Hein Simons einer Herzoperation unterziehen; dabei wurde ihm ein Defibrillator eingesetzt. Gott sei dank ist der Eingriff gut verlaufen, und der Sänger hat sich inzwischen soweit erholt, dass er wieder Auftritte absolvieren und sogar auf Tournee gehen kann. Er kann das Singen einfach nicht lassen – und das ist auch gut so!

Die runden Geburtstage 2005 und 2015

Anlässlich des 50. Geburtstages von Hein Simons am 12. August 2005 entstand das Album „Ich sag’ Danke“, das bei den Fans viel Beachtung fand. Eine besondere Rarität ist die im Jahre 2006 gemeinsam mit dem damals 102-jährigen Johannes Heesters aufgenommene CD mit den beiden Nummern „Plaisir d’amour“ und „Bunte Tulpen“. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war Hein Simons 51 Jahre und damit gerade einmal halb so alt wie sein holländischer Landsmann. (Die beiden Titel sind auch auf der CD „Männer sind einfach zu gut“ erschienen.)

Im Jahre 2014 veröffentlichte Hein Simons unter dem Titel „Thuis“ (Zu Haus) nach vielen Jahren wieder ein Album in holländischer Sprache, das von seinen Landsleuten begeistert aufgenommen wurde. So wurden auch seine beiden Konzerte im ausverkauften Antwerpener Sportpalast zu einem triumphalen Erfolg für den Sänger. Anlässlich seines 60. Geburtstages erschien im September 2015 seine CD „Vertrau auf dein Herz“.

Das Jubiläumsjahr 2017

Zu seinem 50-jährigen Bühnenjubiläum haben Hein und seine Produzenten sich etwas ganz Besonderes ausgedacht: Auf seiner neuen CD „Heintje und ich“ singt der erwachsene Hein Simons mit dem Kinderstar Heintje im Duett! – Eine Weltsensation, denn es ist das erste Mal, dass ein Sänger mit sich selbst – mit seinem jüngeren Ich – im Duett singt. Die moderne Technik macht dies möglich.

Produzent Christian Geller über das aufwändige Verfahren: Da die vierspurigen Tonbänder mit den alten Aufnahmen im Laufe der Zeit verkleben, mussten sie zunächst in einem speziellen Backofen aufbereitet werden. Danach konnten die Bänder nur ein einziges Mal abgespielt werden. Dieses aufwändige Verfahren birgt natürlich auch das Risiko einer Zerstörung der alten Tonbänder. Um für die Nachwelt erhalten zu bleiben, mussten die Aufnahmen gleich während des ersten Abspielens digitalisiert werden. Die Spuren mit dem ursprünglichen Orchester und Chor wurden im Zuge der Neueinspielung durch einen neuen Orchestersound ersetzt. Dazu wurde die Stimme des erwachsenen Hein Simons im Studio neu eingespielt. Die Texte wurden von Textdichter Tobias Reitz neu bearbeitet und so adaptiert, dass sie den Inhalt aus der Sicht des erwachsenen Sängers wiedergeben.

Die Arrangements sind sehr gut gelungen, und Hein Simons’ angenehmes Timbre kommt bei diesen „Oldies“ sehr gut zur Geltung. Es lohnt sich, beim Anhören dieser CD/DVD auch mal ganz bewusst auf die Stimme des erwachsenen Hein Simons zu hören – ganz besonders, wenn der musikalische Sänger mit seinem jetzt baritonalen Timbre die zweite Stimme zu dem jungen Heintje singt, zum Beispiel in „Ich sing ein Lied für dich“ oder im Bonus-Track „Mein schönstes Lied“! Hier singt der erwachsene Hein Simons quasi die „Oberstimme“, jedoch nach unten oktaviert in der Baritonlage! Es handelt sich also um eine Rarität, die im Schallplattenarchiv eines echten Heintje-Fans nicht fehlen sollte!

Rechtzeitig zum Jubiläum ist im Giger Verlag am 15. November auch das Buch „Ich war Heintje“ von Jan Adriaan Zwarteween erschienen. Man erfährt darin auch viele interessante Details, die sich damals hinter den Kulissen abgespielt haben. Das Buch ist ein Muss für jeden Heintje-/Hein Simons-Fan!

Vom 1. bis 30. Dezember 2017 geht Hein Simons zusammen mit Maximilian Arland und Fernando Express auf eine Weihnachtstournee, die ihn in verschiedene Städte der neuen Bundesländer führt.

Gute Wünsche zum 50-jährigen Jubiläum

Nach sage und schreibe 50 Jahren im Showgeschäft kann man Hein Simons mit Recht als „Urgestein“ der deutschen Unterhaltungsmusik bezeichnen. Nach all den großen Erfolgen, aber auch Rückschlägen, die Hein Simons in letzter Zeit durchlebt hat, bleibt mir als Autorin dieses Artikels nur noch, dem Sänger alles Gute zum 50-jährigen Jubiläum und viel Erfolg für die Weihnachtstournee zu wünschen.

Möge der sympathische Sänger, der trotz seiner Erfolge stets bodenständig und bescheiden geblieben ist, noch viele Jahre seine Fans mit seinen Liedern erfreuen! Und möge es nun zum Jubiläum auch gesundheitlich und privat wieder aufwärts gehen!

Sylvia Kreye, Wien

Hier geht’s zum Teil 1:

Hein Simons: 50-jähriges Jubiläum | Teil 1: Vom Lausbub zum Kinderstar

Neuerscheinungen zum 50-jährigen Jubiläum

Das Album „Heintje und ich“ ist zum 1. Dezember bei TELAMO erschienen. Es ist im Handel erhältlich und kann als CD, DVD oder sogar als Fan-Box bei Shop24Direct bezogen werden:

Als CD:
https://www.shop24direct.at/produkt/heintje-und-ich-431055

Als DVD:
https://www.shop24direct.at/produkt/heintje-und-ich-440121

http://telamo.click/Hein_Simons_Heintje_und_ichFA

Das Buch „Ich war Heintje“ ist ebenfalls im Handel, über Shop24Direct oder amazon zu beziehen:

https://www.shop24direct.at/produkt/ich-war-heintje-2020380

https://www.amazon.de/Ich-war-HEINTJE-Kinderstar-unvergesslichsten/dp/3906872416

Karten für die Weihnachtstournee sind bei Eventim erhältlich:

http://www.eventim.de/Tickets.html?affiliate=EVE&doc=artistPages%2Ftickets&fun=artist&action=tickets&erid=1932428&includeOnlybookable=true&xtmc=hein_simons&xtnp=1&xtcr=1

Diskographie

1967 Dit is Heintje
1968 Heintje
1969 Ich sing’ ein Lied für Dich
auch bekannt als: Liebe Sonne, lach doch wieder
1970 Dein schönster Tag
auch bekannt als: Ein Strauß voll bunter Blumen
Herzlichst Heintje
1971 Wenn wir alle Sonntagskinder wär’n
1973 Ich denk’ an dich
auch bekannt als: Ik denk aan jou (Niederländische Version)
1974 Junger Mann mit 19
1975 Suid-Afrika, Jou Hart Is Weer Myne
Heintje sing van liefde en verlange
1978 Ich habe Freunde
1989 Herzensmelodie
1992 Ich hab’ so lange gesucht nach dir
1994 Die Heimat darfst du nie vergessen
1996 Mein zweites Leben
1998 Ich schenk’ dir meine Liebe
1999 Noch einmal mit Gefühl
2001 Heute und ein bisschen gestern
2002 Rück ein Stückchen näher
2003 Von Herz zu Herz
2004 Frauen sind was Wunderbares
2005 Ich sag’ Danke
2006 Männer sind einfach zu gut
2008 Träum’ mit mir
2009 Alles halb so schlimm
2011 Leb deinen Traum
2014 Thuis
2015 Vertrau auf dein Herz
2017 Heintje und Ich

Quellen

  • Norbert Unfried, Brigitte Weckelmann, Claus Weckelmann: Heintje – vom Lausbub zum Star. Bertelsmann Sachbuchverlag Reinhard Mohn, Gütersloh 1969, 54321 (Bestell-Nr. 6961), 1969.
  • Norbert Unfried, Brigitte Weckelmann, Claus Weckelmann: Heintje und sein großer Freund Peter Alexander. Bertelsmann Sachbuchverlag Reinhard Mohn, Gütersloh 1970, 54321 (Bestell-Nr. 8488).
  • Norbert Unfried, Brigitte Weckelmann, Claus Weckelmann: Heintje: Alle meine Tiere. Bertelsmann Sachbuchverlag Reinhard Mohn, Gütersloh 1971.
  • Hans-Joachim Eberwein: Heintje. Lizenzausgabe für die Neue Schweizer Bibliothek, Sonderdruck der BUNTEN ILLUSTRIERTEN, Hrsg. Dr. Franz Burda, Burda Druck und Verlag, Offenburg/Baden 1971.
  • „Heintje – Jetzt rede ich“, Serie in 8 Teilen, aufgezeichnet von Heidemarie Lammert, „Frau mit Herz“, 12.04.-31.05.1979
  • Wikipedia, Heintje: https://de.wikipedia.org/wiki/Heintje
  • Internationaler Hein Simons Fanclub, Biographie: http://www.heinsimons.com/html/biography.html
  • Jan Adriaan Zwarteveen: Ich war Heintje – Zum 50-jährigen Jubiläum, aus dem Niederländischen übersetzt von Willy und Silvia Bemer, Giger Verlag, CH-Altendorf, 1. Auflage 2017
  • Heintje und Ich – das TV Spezial 2017, Deutsches Musikfernsehen, Interview mit Hein Simons und Michael Niekammer, auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=S55A_twlfEA

Bildquellen

Teil 1: Coverfoto der CD „Heintje und Ich“ und des Buches „Ich war Heintje“. © Norbert Unfried / German Popp. Mit freundlicher Genehmigung der Telamo GmbH, München.

Teil 2: Pressefoto Hein Simons (20170517 Telamo45653) Fotocredit: German Popp. Mit freundlicher Genehmigung der Telamo GmbH, München.

Hein Simons: 50-jähriges Jubiläum | Teil 1: Vom Lausbub zum Kinderstar

 Hein Simons: 50-jähriges Jubiläum


Teil 1: Vom Lausbub zum Kinderstar

Hein Simons alias „Heintje“ feiert sein 50-jähriges Jubiläum. Auf seiner neuen CD „Heintje und Ich“ singt er erstmals im Duett mit seinem jüngeren Ich – eine Weltsensation. Zu seinem 50-jährigen Jubiläum ist soeben auch ein Buch mit dem Titel „Ich war Heintje“ erschienen. Mit einer Weihnachtstournee meldet sich der sympathische, mittlerweile 62-jährige Holländer bei seinen Fans zurück.

Das Album „Heintje und ich“ ist zum 1. Dezember bei TELAMO erschienen. Es ist im Handel erhältlich und kann als CD, DVD oder sogar als Fan-Box bei Shop24Direct bezogen werden:

Als CD:
https://www.shop24direct.at/produkt/heintje-und-ich-431055

Als DVD:
https://www.shop24direct.at/produkt/heintje-und-ich-440121

Das Buch „Ich war Heintje“ ist im Giger Verlag, Schweiz, erschienen und ebenfalls im Handel oder über Shop24Direct zu beziehen:

https://www.shop24direct.at/produkt/ich-war-heintje-2020380

50 Jahre Hein(tje) Simons

Wie schnell die Zeit vergeht! Am 12. August 2015 konnte Hein Simons alias „Heintje“, der vielen von uns noch als Kinderstar und kleiner Lausbub mit großer Stimme in Erinnerung ist, seinen 60. Geburtstag vollenden. Das ist nun schon wieder mehr als zwei Jahre her!

In diesem Jahr gibt es wieder einen Grund zum Feiern: das 50-jährige Jubiläum von Hein(tje) Simons! Bereits am 25. November vor 50 Jahren kam Heintjes erste Single „Mama“ heraus. Und am 21. Dezember, genau vor 50 Jahren, hatte der 12-jährige Heintje seinen ersten Fernsehauftritt in Vico Torrianis Show „Der Goldene Schuss“. Er sang „Mama“, sein Auftritt dauerte nur 55 Sekunden – 55 Sekunden, die alles entscheiden sollten und den Kinderstar über Nacht berühmt machten!

Obwohl sich Lingua & Musica in erster Linie mit klassischer Musik und Oper befasst, habe ich mich als Autorin entschlossen, das 50-jährige Jubiläum von Hein Simons zum Anlass zu nehmen und dem Sänger einen ausführlichen Artikel zu widmen – hat er doch meine Generation und die Popularmusik der 60er und 70er Jahre wesentlich mitbestimmt.

Ein 50-jähriges Jubiläum ist – gerade in unserer schnelllebigen Zeit – ein besonderes Ereignis, das nur wenigen Künstlern zuteil wird. Immerhin hat der einstige Kinderstar mit seiner Musik nicht nur meine Jugend entscheidend geprägt, sondern auch damals schon mein Interesse am Gesang geweckt. Lang, lang ist’s her! Damals – noch lange bevor ich meine Liebe zur Oper und zur klassischen Musik entdeckte – da hatte der kleine Junge mit der großen Stimme aus Holland auch mein Herz im Sturm erobert!

Wir erinnern uns…

Es war in den wilden 60ern und frühen 70ern: Ich war fast im Teenager-Alter, als die Studentenunruhen das bürgerliche Deutschland in Aufruhr versetzten, als die berüchtigte Baader-Meinhof-Bande (die spätere RAF) mit ihren Anschlägen Angst und Schrecken verbreitete.

Zu jener Zeit stürmten die Beatles gerade die Hitlisten und sorgten für Aufregung in den biederen deutschen Familien. Während die echten „68er“ auf die Beatles und die Rolling Stones geradezu „abfuhren“, wurde ich auf einen holländischen Jungen aufmerksam, der gerade einmal vier Jahre älter war als ich und mit glockenheller, klarer und kräftiger Stimme Lieder sang, die einfach zu Herzen gingen: „Mama“, „Zwei kleine Sterne“, „Du sollst nicht weinen“, „Ich bau dir ein Schloss“. Nicht zu vergessen das berühmte „Mamatschi, schenke mir ein Pferdchen“, das mich als Pferdefreundin schon damals sehr angerührt hat.

Der Kinderstar Heintje, der sich binnen kurzer Zeit in die Herzen von Millionen sang, verstand es nicht nur, die Mamas und Omas zu Tränen zu rühren, sondern auch einem kleinen Mädchen wie mir gehörig den Kopf zu verdrehen! Künstler wie Peter Alexander und Udo Jürgens bewunderte ich, aber Heintje verehrte ich, für ihn schwärmte ich – und das viele Jahre lang! Später (etwa Mitte der 80er Jahre) hatte ich diesen Künstler ein wenig aus den Augen verloren. Doch jetzt, zum 50-jährigen Bühnenjubiläum des Hein(tje) Simons, werden diese Ereignisse plötzlich wieder lebendig. Als ich im Zuge meiner Recherchen für diesen Artikel das beinahe schon vergessene Heintje-Archiv wieder hervorkramte, wurden die alten Erinnerungen wieder geweckt, als wenn das alles erst gestern gewesen wäre! Doch wenden wir uns zunächst seiner Biographie zu.

Caruso und Robertino als Vorbilder

Heintje wurde am 12. August 1955 unter dem bürgerlichen Namen Hendrik Nikolaas Theodoor Simons im holländischen Heerlen geboren. Sein Vater Heinrich war Bergmann und wurde wegen einer Staublunge schon sehr früh pensioniert. Damit die Familie einigermaßen über die Runden kam, eröffnete Heintjes Mutter Johanna eine kleine Gastwirtschaft in Bleijerheide bei Kerkrade: die „Hanny-Bar“. In dieser Bar gab es eine Jukebox, die neben den gängigen Schlagern auch Aufnahmen von den großen Tenören spielte. Besonders Caruso und der italienische Kinderstar Robertino Loreti haben es dem kleinen Heintje angetan. Er sang die Lieder von Robertino nach und konnte „Mamma“ (italienische Version) und „O sole mio“ innerhalb kurzer Zeit auswendig. Schon bald wurden die Gäste auf die Stimme des kleinen Holländers aufmerksam, und Heintje verdiente sich seine erste „Gage“ – in Form von Schokolade!

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass Heintje damals – ebenso wie der spanische Tenor José Carreras – durch den Film „Der große Caruso“ dazu inspiriert wurde, Sänger zu werden. Der Film mit Mario Lanza in der Hauptrolle muss seinerzeit eingeschlagen haben wie eine Bombe und hatte offenbar gerade für junge Sänger eine unglaublich starke Wirkung. Heintje war von dem Film über das Leben Carusos tief beeindruckt: „Ich war elf Jahre alt, als ich zum ersten Mal einen Film über ihn sah. Als ich aus dem Kino herauskam, wusste ich: so wie Caruso, so wollte ich werden. So schön singen können, so großen Erfolg haben, überall so gefeiert werden. Nachts in meinen Träumen sah ich das ständig vor mir und durchlebte es regelrecht.“ (Zitat von Heintje aus der Serie: Jetzt rede ich! 3. Folge, Frau mit Herz, 26.04.1979)

Eine Stimme, die zu großen Hoffnungen berechtigt

Heintje sang damals nicht nur in der elterlichen Gaststätte, der Hanny-Bar, sondern ab und zu auch in der Nachbar-Gaststätte eines Bekannten namens Jo Austen: „Mit elf Jahren hab ich sogar schon getingelt. In die Nachbar-Gaststätte von Jo Austen. Jo war es auch, der zu mir sagte: ‚Heintje, du hast eine tolle Stimme. Geh doch mal zum Professor Kukelkorn.’ Das war der Chorleiter von den ‚Maastricher Stars’, einem ganz bekannten Kinderchor. Doch als meine Eltern mit mir hinfuhren, war der Professor gar nicht so begeistert. Er meinte, ich sollte erstmal Gesangsunterricht nehmen. Da war ich vielleicht unglücklich! Aber meine Mutter tröstete mich und meinte: ‚Dann gehst du eben mal zum Talentwettbewerb.’ Und schon strahlte ich wieder, denn ich habe wirklich gern gesungen.“ (Serie: „Jetzt rede ich“, Frau mit Herz, 2. Folge, 19.04.1979)

Es ist nur allzu verständlich, dass die Reaktion des Chorleiters den jungen Sänger zunächst entmutigt hatte. Als ausgebildete Sängerin bringt es mich auf die Palme, wenn ich lese, wie engstirnig und ablehnend einige Gesangsprofessoren doch sein können und welche Konsequenzen es für einen jungen Sänger haben kann, wenn durch den „Tunnelblick“ gewisser Lehrer (meist ohnehin keine richtigen Sänger) ein solches Talent nicht erkannt wird! Nun ja, Heintje hat trotzdem seine Karriere gemacht! Aber wie viele andere werden durch die Inkompetenz und das mangelnde Einfühlungsvermögen gewisser selbst ernannter „Experten“ kaputt gemacht?

Diese Geschichte mag auch erklären, warum der erwachsene Sänger Hein Simons nach seinem Stimmbruch von einer klassischen Gesangsausbildung Abstand nahm und es letztlich doch vorzog, der Schlagerbranche treu zu bleiben – was eigentlich sehr schade ist, wenn man bedenkt, dass selbst avancierte Opernsänger/innen ihm damals eine große Karriere voraussagten. Viele meinten sogar, er könne ein „zweiter Caruso“ werden. In den großen Fernsehshows der 70er Jahre sah man den Kinderstar immer wieder auch an der Seite von großen Opernsängern und Opernsängerinnen.

Wenn ich mich recht erinnere, war es die Sopranistin Erna Berger, die über den Kinderstar einmal sagte: „Heintje hat eine Stimme, die auch nach der Mutation noch zu großen Hoffnungen berechtigt“. Und keine Geringere als Anneliese Rothenberger war damals des Lobes voll: „Du bist also der kleine Junge, der so eine große Stimme hat!“ (Serie: Jetzt rede ich! 3. Folge, Frau mit Herz, 26.04.1979) 

Operettenkönig Robert Stolz sah bereits 1970 bei dem Kinderstar Heintje eine „Revolution ohne Stimmbruch“ voraus. Schon damals war Professor Robert Stolz der Meinung, Heintje habe seinen Stimmbruch bereits „übersungen“, und hörte ihn als zukünftigen Bariton. Anlässlich der Gala zu seinem 90. Geburtstag komponierte Robert Stolz sogar zwei Lieder für Heintje: „Mondlicht geht durch alle Bäume“ und „Bei uns zu Haus ist es schön.“

Im Juni 1971 war Heintje an der Seite des Tenors Rudolf Schock in der Fernsehshow „Wünsch dir was“ mit Vivi Bach und Dietmar Schönherr zu sehen. Ich erinnere mich noch gut an jenes Interview, das Heintje damals in dieser Fernsehshow gab: Als er nach seinen Zukunftsplänen gefragt wurde, antwortete der damals 15-Jährige, er könne es sich gut vorstellen, so wie Rudolf Schock nach dem Stimmbruch eine Laufbahn als klassischer Sänger einzuschlagen. Diese Aussage hatte mich schon damals als Kind sehr beeindruckt. Er schien genau zu wissen, was er wollte. Das passte ja auch zu dem Umfeld, das den holländischen Kinderstar geprägt hatte, als er in der Gaststätte seiner Eltern die Lieder der großen italienischen Tenöre wie Benjamino Gigli und Enrico Caruso schmetterte.

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage: Was wäre wohl aus dem ehemaligen Kinderstar Heintje geworden, wenn er damals nach dem Stimmwechsel einen wohlwollenden Mentor gefunden hätte, der es verstanden hätte, seine schöne, nach der Mutation baritonal gefärbte Stimme im Belcanto auszubilden?

Vermutlich wäre er ein lyrischer Bariton (mit einer erkennbaren Tendenz zum Tenor) geworden und hätte – wie seine großen Vorbilder – als Opern- oder Operettensänger Karriere machen können. Vielleicht wäre seine zweite Karriere mit einer klassisch ausgebildeten Stimme sogar noch erfolgreicher verlaufen als die erste. Wahrscheinlich hätten sich ihm dadurch ganz andere Möglichkeiten eröffnet. Jedenfalls war ich immer schon der Meinung, dass Hein Simons‘ warm timbrierte Baritonstimme eigentlich viel zu schön ist, um sich einzig und allein auf Schlager zu beschränken.

Natürlich ist es verständlich, dass Hein Simons sich nach dem Stimmwechsel wieder in der Branche etablieren wollte, die er ja schon in- und auswendig kannte. Dennoch ist es ein wenig schade, dass er die Option einer klassischen Gesangsausbildung (und somit die Chance, so etwas wie ein „zweiter Caruso“ – oder ein „zweiter Cappuccilli“ – zu werden) offensichtlich gar nicht mehr in Betracht gezogen hat.

Andererseits: Wer weiß schon, wie sich das alles entwickelt hätte. Leider gibt es ja auch viele schlechte Gesangslehrer. Und wie wohl jeder Sänger weiß, muss zwischen Sänger und Gesangslehrer immer auch die „Chemie“ stimmen. Ist diese Voraussetzung nicht gegeben, ist es oft besser, sich als Sänger auf seine Naturstimme und die eigene sängerische Intuition zu verlassen.

Große Schallplattenerfolge

Doch zurück zur Biographie: Wie bereits erwähnt, war es vor allem seine Mutter, die Heintje dazu ermutigt hatte, im Jahre 1966 an einem Talentwettbewerb im holländischen Schaesberg teilzunehmen. Dort sang er das Lied „Mamma“ (sogar auf Italienisch!) und gewann prompt den ersten Preis.

Daraufhin wurde Addy Kleijngeld, ein niederländischer Musiker und Produzent, auf ihn aufmerksam. Addy Kleijngeld wurde Heintjes Manager und komponierte auch die meisten Titel für ihn. Addy Kleijngeld, der unter dem Künstlernamen „Ronny“ bekannte Sänger und Produzent Wolfgang Roloff und der Textdichter Hans Hee bildeten damals jenes einzigartige Team, das Heintje während seiner gesamten Karriere beratend zur Seite stand. Nach eigenen Aussagen von Hein Simons ging es damals stets sehr familiär zu, und er wurde zu nichts gezwungen. Mit Addy Kleijngeld hatte er nicht einmal einen offiziellen Vertrag. Addy Kleijngeld sorgte jedoch seinerseits dafür, dass seinem Schützling stets faire Verträge angeboten wurden.

Am 14. August 1967 nahm Heintje seine erste Schallplatte auf Niederländisch auf: „Mama“ und „Ik vergeet je niet“ („Ich vergess dich nicht“, die holländische Version der neapolitanischen Kanzone „Non ti scordar di me“ von Ernesto de Curtis). An seine erste Plattenaufnahme im Bavohuis in der Sumatrastraat in Amsterdam kann sich Hein Simons noch gut erinnern: „Da sah ich zum ersten Mal in meinem Leben ein großes Orchester, eine Harfe, die Streicher, die Cellos, die Bläser und das Schlagzeug. Ich war ein bisschen verwirrt durch diesen Anblick. Hinter dem Technikpult saß Luc Ludolph, ein Ass in Sachen Ton. Er hatte seine eigene Apparatur im Bavohuis aufgestellt, weil er hier für verschiedene Plattenfirmen, so auch für CNR, Aufnahmen machte. Vor dem Orchester stand Addy Kleijngeld, dirigierte und gab Anweisungen. Ich fühlte mich wie eine kleine Maus in einem Käseladen und eigentlich auch etwas verloren.“ (Jan Adriaan Zwarteveen: Ich war Heintje, aus dem Niederländischen übersetzt von Willy und Silvia Bemer,  1. Auflage 2017, © Giger Verlag, CH-8852 Altendorf, S. 57-58)

1967 erschien die deutsche Version des Liedes „Mama“, zunächst als Single in Kombination mit „Zwei kleine Sterne“. Der Titel „Mama“ hielt sich fast ein ganzes Jahr lang in den Charts und war 1968 die meistverkaufte Single in Deutschland. Schon wenig später kam eine weitere Single heraus: „Du sollst nicht weinen“ (eine Neuinterpretation des mexikanischen Titels La Golondrina) und „Ich bau dir ein Schloss“.

In der steilen Karriere des Kinderstars Heintje folgte in den darauffolgenden Jahren ein Hit nach dem anderen: „Oma so lieb“, „Ich sing ein Lied für dich“, „Liebe Sonne, lach doch wieder“, „Eine kleine Abschiedsträne“, „Kleine Kinder, kleine Sorgen“, „Scheiden tut so weh“, „Der schönste Tag in deinem Leben“, „Geh deinen Weg“, „Schneeglöckchen im Februar“ und viele andere mehr. Auch die beiden Weihnachtsalben „Weihnachten mit Heintje“ und „Fröhliche Weihnacht überall“ waren ein großer Erfolg. Viele seiner Titel, ganz besonders sein berühmtes „Mama“, wurden zu Ohrwürmern, welche – ungeachtet der historischen und gesellschaftlichen Ereignisse – inzwischen ein halbes Jahrhundert überdauert haben!

Selbst die im Deutschland der Nachkriegszeit von vielen verschmähten und beinahe schon vergessenen deutschen Volkslieder wurden durch Heintje wieder populär: „Mamatschi“, „Heidschi Bumbeidschi“, „Guter Mond du gehst so stille“, „Die Blümelein, sie schlafen“, „Der Mond ist aufgegangen“, „Sah ein Knab ein Röslein steh’n“, „Letzte Rose in unserm Garten“ (eine Bearbeitung der gleichnamigen Arie aus der Oper „Martha“ von Friedrich von Flotow). Besonders in den besinnlichen Volksliedern beeindrucken seine klare Stimme, seine reine Intonation und schlichte Interpretation bis heute. Es ist daher mehr als verwunderlich, warum seine Einspielungen dieser schönen alten Volkslieder damals so lange in der Schublade liegen blieben und zunächst nur teilweise auf Schallplatten veröffentlicht wurden.

Erst im Jahre 2013 erschien im Rahmen der Sammlung „Heintje – Das Beste – 80 unvergessliche Erfolge“ eine zusätzliche CD mit 16 bis dahin unveröffentlichten Aufnahmen seiner schönsten Volkslieder, was selbst für mich als „alten“ Heintje-Fan eine wahre Überraschung war!

Neben den zahlreichen Schallplatteneinspielungen in deutscher Sprache gab es auch drei Alben in englischer Sprache, darunter „I’m Your Little Boy“ und „You Are The Best Of All“, zwei LPs in Afrikaans sowie einige Veröffentlichungen in holländischer Sprache. Für die englischen Produktionen erhielt Heintje ebenfalls goldene Schallplatten. Anlässlich seiner Fernsehauftritte in China hat der erwachsene Sänger Hein Simons sogar eines seiner alten Lieder („Kleine Kinder, kleine Sorgen“) in chinesischer Sprache (Mandarin) aufgenommen! In China wurde Heintje zunächst durch seine Filme bekannt. Erst daraufhin wurde das chinesische Publikum auch auf seine Lieder aufmerksam.

Die Kinofilme

Schon bald wurde auch das schauspielerische Talent des Kinderstars Heintje entdeckt. In den späten 60er und frühen 70er Jahren wirkte Heintje in sechs Kinofilmen mit:

1968: Zum Teufel mit der Penne (Die Lümmel von der ersten Bank 2. Teil)
1969: Heintje – Ein Herz geht auf Reisen
1969: Hurra, die Schule brennt (Die Lümmel von der ersten Bank 4. Teil)
1970: Heintje – Einmal wird die Sonne wieder scheinen
1970: Heintje – Mein bester Freund
1971: Morgen fällt die Schule aus (Die Lümmel von der ersten Bank 6. Teil)

Da waren zunächst die drei „Lümmel-Filme“ (Die Lümmel von der ersten Bank) mit Hansi Kraus als Partner:
Zum Teufel mit der Penne (Die Lümmel von der ersten Bank 2. Teil)
Hurra, die Schule brennt (Die Lümmel von der ersten Bank 4. Teil)
Morgen fällt die Schule aus (Die Lümmel von der ersten Bank 6. Teil)

Doch vor allem die etwas ernsteren Spielfilme mit Heintje in der Hauptrolle gingen so richtig zu Herzen:
Heintje – Ein Herz geht auf Reisen (mit Heinz Reincke und Gerlinde Locker)
Heintje – Einmal wird die Sonne wieder scheinen (unter anderem mit Heinz Reincke, Gerlinde Locker, Paul Dahlke, Agnes Windeck, Martin Jente und Ralf Wolter)
Heintje – Mein bester Freund (unter anderem mit Heinz Reincke, Gudrun Thielemann, Ralf Wolter, Shmuel Rodensky und dem Don-Kosaken-Chor unter Serge Jaroff)

Auszeichnungen

In den wenigen Jahren seiner großen Karriere als Kinderstar wurde Heintje mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet: So erhielt er zweimal (1968 und 1969) den Goldenen Löwen von Radio Luxemburg, die Goldene Europa (1969), den Bambi und den Edison Award (1970) sowie für seine Kinofilme die Goldene Leinwand (1970). Es folgten weitere Auszeichnungen.

Für seine zahlreichen verkauften Schallplatten erhielt Heintje 40 Goldene Schallplatten und eine Platin-Schallplatte. Stolz bewahrte er diese Trophäen all die Jahre in seinem Elternhaus in Neu-Moresnet (Belgien) auf.

Stammgast in den großen Fernsehshows

Wie bereits erwähnt, dauerte Heintjes erster Auftritt im deutschen Fernsehen nur 55 Sekunden: In der Vico-Torriani-Show „Der Goldene Schuss“ am 21.12.1967 sang er sein „Mama“-Lied. Sein Auftritt schlug ein wie eine Bombe und bescherte ihm über Nacht den Durchbruch zu einer einzigartigen internationalen Karriere, wie sie bis dato von keinem anderen Kinderstar mehr erreicht werden konnte. Spätestens von diesem Datum an war sein Siegeszug nicht mehr aufzuhalten. Ein Jahr später, zu Weihnachten 1968, war er erneut zu Gast in Vico Torrianis Show, diesmal zusammen mit Udo Jürgens und Caterina Valente.

In der Peter-Alexander-Show war Heintje immer wieder ein gern gesehener Gast. Mit „Peter dem Großen“ verband ihn sogar eine jahrelange Freundschaft. Peter Alexander wurde für Heintje (neben Caruso und Robertino) zum großen Idol und Vorbild.

Auch in den anderen großen Shows von ZDF und ARD war Heintje häufig zu Gast, so unter anderem in der Rudi-Carrell-Show, in „Vergissmeinnicht“ mit Peter Frankenfeld und „Einer wird gewinnen“ mit Hans-Joachim Kulenkampff (1969).

Im September 1970 trat Heintje – neben anderen Stars aus Klassik und Unterhaltung – in der großen Gala zum 90. Geburtstag von Robert Stolz auf.

Im März 1971 war Heintje in der Show „Drei mal neun“ mit Wim Thoelke zu Gast, und im Juni desselben Jahres in der bereits erwähnten Show „Wünsch dir was“ mit Dietmar Schönherr. Dies sind jedoch nur wenige Beispiele. Die Liste seiner Fernsehauftritte ist lang und kann hier nur ansatzweise wiedergegeben werden.

Ein Ruf aus Amerika 

1970 erhielt Heintje ein verlockendes Angebot aus Amerika: Nachdem der Kinderstar in den USA mit „Mama“ und „A Mother’s Tears“ große Erfolge feiern konnte und in mehreren Fernsehshows aufgetreten war, wurde ihm vom Plattenlabel MGM ein Vertrag angeboten. Dieser Vertrag hätte ihn jedoch verpflichtet, sich sieben Jahre an die Plattenfirma zu binden. Dies bedeutete auch, monatelang von zu Hause weg zu sein, was Heintje damals ablehnte. Hein Simons erinnert sich: „Ich weiß noch, wie ich Addy Kleijngeld angefleht habe, das trotz der Aussicht auf weitere Erfolge nicht zu unterzeichnen. Mein Vater hat sich dann durchgesetzt: ‚Wir haben immer zum Wohle des Jungen entschieden.’ Damit war klar, dass wir dieses lukrative Angebot ausschlagen würden. Außerdem hatte ich Heimweh nach meinem Zuhause und meinen Pferden und auch mit der ungeliebten fremden Sprache konnte ich mich nicht anfreunden. Als die Tournee endete, sagten wir MGM, dass wir den Vertrag nicht unterschreiben würden. Das war eine der wenigen Entscheidungen, die ich später bereut habe. Wer weiß, was daraus noch hätte werden können.“ Aber Heintjes Heimweh war einfach stärker: „Ich dachte nur noch an meine Ponys Addy und Bubi, die zu Hause auf mich warteten. Keiner hätte mich damals daran hindern können, so bald als möglich nach Hause zu fliegen.“ (Jan Adriaan Zwarteveen: Ich war Heintje, aus dem Niederländischen übersetzt von Willy und Silvia Bemer,  1. Auflage 2017, © Giger Verlag, CH-8852 Altendorf, S. 120-121.) – Diese Episode zeugt einmal mehr von der Bodenständigkeit des Künstlers. Trotz seines Ruhmes ist er stets ein netter und bescheidener Junge geblieben, der auch gelegentlich zu Streichen aufgelegt war!

Lausbubenstreiche

Hein Simons wird in Interviews nicht müde, sein positives Image als Kinderstar und Mustersöhnchen in Frage zu stellen: „Aber ein idealer Sohn bin ich nie gewesen, ich war ein Durchschnittskind mit allen guten und schlechten Eigenschaften.“ (Jan Adriaan Zwarteveen: Ich war Heintje, Giger Verlag, S. 103)

Bekanntlich war er auch derben Späßen und Lausbubenstreichen nicht abgeneigt – besonders während der Dreharbeiten zu den „Lümmel-Filmen“, wenn er mit Hansi Kraus zusammen war. Bereits als Erwachsener mit 23 Jahren erzählte er gern Anekdoten aus dieser Zeit: „Im piekfeinen Frühstücksraum vom Nobelhotel Vier Jahreszeiten in Hamburg hab ich mal Knallfrösche losgelassen. Dem Ober ist das Tablett runtergefallen, eine Dame goss sich den Kaffee übers Kleid. Ein voller Erfolg, nur Papa fand das nicht lustig. Aber alles, was Krach machte, fand ich riesig. Knallkorken zum Beispiel ließen sich hervorragend zwischen Fahrstuhltüren klemmen. Ging die Tür dann zu, fielen die Leute in den Hotelhallen von den Stühlen. Auch Niespulver hat eine hübsche Wirkung, wenn man es zwischen die Anmeldezettel im Hotel streut oder über die Blumenvasen auf den Tischen. In den Fernsehstudios war ich als ‚Horror-Heintje’ berühmt. Was blieb mir auch anderes übrig, als Fußball zwischen den Kulissen zu spielen oder auf Entdeckungsreisen zu gehen. […] Als wir unseren nächsten Film ‚Hurra, die Schule brennt’ drehten, ließ ich im Hotel mal wieder meine Glanznummer los: die Knallfrösche im Frühstücksraum. Ich sehe Theo Lingen noch vor mir. Er zog die linke Augenbraue hoch und sagte trocken: ‚Wir sollten vielleicht den Filmtitel ändern – in Hurra, das Hotel brennt!“ (Serie: „Jetzt rede ich“, Frau mit Herz, 5. Folge, 10.05.1979)

In einem Interview mit Dieter Thomas Heck (November 2000) erzählte Hein Simons eine Anekdote, die im Studio während der Aufzeichnung zur Verleihung der Goldenen Europa passiert ist: Weil er gerade nichts zu tun hatte, vertrieb Heintje seine Langeweile mit Fußballspielen. Dabei schoss er gleich 6 Gläser vom Tisch herunter!

Fest im Sattel – auch als Reiter, Pferdenarr und Tierfreund

Schon seit seiner frühesten Kindheit war Heintje ein begeisterter Reiter, Pferdenarr und Tierfreund. Um den kleinen Jungen mit dem großen Herz für Tiere ranken sich lustige Anekdoten. Hein Simons selbst berichtete einmal: „Die ersten Kindheitserinnerungen sind nur mit Tieren verbunden. Jedes Mal, wenn ich vom Spielen wieder in die Wohnung kam, fragte meine Mutter schon voller Vorahnungen: ‚Heintje, was hast du wieder in der Tasche?’ Ich hatte ihr nämlich schon ein paar Mal Kröten und Mäuse angeschleppt. Das hatte sie nicht so gerne. Vor allem nicht, seit die letzte Maus zwei Wochen zu Gast war.“ (Serie: „Jetzt rede ich“, Frau mit Herz, 2. Folge, 19.04.1979)

Schon als kleiner Knirps wünschte sich Heintje nichts sehnlicher als ein Pony. Für seine erste LP hatte ihm Addy Kleijngeld ein Pony versprochen: „Pass auf, wir nehmen jetzt eine Langspielplatte auf. Dafür musst du zwölf Lieder lernen. Wenn du das geschafft hast, schenk ich dir ein Pony!“ So erklärt es sich auch, warum Heintje sein erstes Album damals in Rekordzeit eingesungen hat. Hein Simons erinnert sich: „Ich glaube, so schnell ist auf der ganzen Welt noch keine Langspielplatte aufgenommen worden. Bevor wir ins Studio mussten, fuhr Addy mit mir nach Asten zu einer Ponyfarm. Doch der große Augenblick war noch nicht gekommen, Addy sagte nur: ‚Schau mal, das ist der Vater von deinem Pony.’ Ich stand neben ihm, so ein bisschen auf Abstand, denn Respekt hatte ich schon vor diesem ‚Riesentier’. Auf einmal wieherte es – und ich rannte um mein Leben! Addy lachte: ‚Du möchtest wohl doch lieber eine Katze?’ Nein, ich wollte mein Pony. Nun erst recht. Innerhalb von zwei Tagen war die gesamte Langspielplatte dann fertig. Nach jedem Lied sagte dann Addy: ‚So jetzt hast du ein Ohr.’ Dann: ‚Nun ein Bein.’ ‚Noch ein Bein, jetzt den Rumpf.’ Beim Gongschlag 16 Uhr war das Pony komplett. Zwei Tage später stand ich ihm dann leibhaftig gegenüber. Da war es nun, mein Pony, mein Wirklichkeit gewordener Traum. Diesmal rannte ich nicht weg. Nur geheult hab ich vor lauter Freude. Ich habe es ‚Addy’ genannt und noch heute steht es auf meinem Reiterhof, munter und kerngesund.“ (Serie: „Jetzt rede ich“, Frau mit Herz, 4. Folge, 03.05.1979) – Inzwischen ist das Pony „Addy“ leider längst im Pferdehimmel!

Schon bald gesellten sich noch weitere vierbeinige Freunde hinzu: Neben „Bubi“, einem weiteren Pony, bewohnten noch Spitzhündin „Sonja“, Schäferhündin „Cira“ und eine Katze sein Anwesen im belgischen Neu-Moresnet. Später kamen noch „Elegant“, „Exquisit“ und weitere Reitpferde hinzu. In jungen Jahren war Hein(tje) Simons ein begeisterter Springreiter und nahm auch aktiv an Turnieren teil. Außerdem spielte er leidenschaftlich gern Fußball.

Während der Kinderstar ganz allmählich zum erwachsenen Sänger heranreifte, wurde in den Medien immer häufiger über seinen Stimmbruch spekuliert. Doch dieser ließ zunächst noch auf sich warten!

Sylvia Kreye, Wien

Morgen geht’s weiter mit Teil 2: Vom Kinderstar zum „Urgestein“

Hier geht’s zum Teil 2:

Hein Simons: 50-jähriges Jubiläum | Teil 2: Vom Kinderstar zum Bariton

Neuerscheinungen zum 50-jährigen Jubiläum

Das Album „Heintje und ich“ ist zum 1. Dezember bei TELAMO erschienen. Es ist im Handel erhältlich und kann als CD, DVD oder sogar als Fan-Box bei Shop24Direct bezogen werden:

Als CD:
https://www.shop24direct.at/produkt/heintje-und-ich-431055

Als DVD:
https://www.shop24direct.at/produkt/heintje-und-ich-440121

Das Buch „Ich war Heintje“ ist ebenfalls im Handel, über Shop24Direct oder amazon zu beziehen:

https://www.shop24direct.at/produkt/ich-war-heintje-2020380

https://www.amazon.de/Ich-war-HEINTJE-Kinderstar-unvergesslichsten/dp/3906872416

Karten für die Weihnachtstournee sind bei Eventim erhältlich:

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Diskographie

1967 Dit is Heintje
1968 Heintje
1969 Ich sing’ ein Lied für Dich
auch bekannt als: Liebe Sonne, lach doch wieder
1970 Dein schönster Tag
auch bekannt als: Ein Strauß voll bunter Blumen
Herzlichst Heintje
1971 Wenn wir alle Sonntagskinder wär’n
1973 Ich denk’ an dich
auch bekannt als: Ik denk aan jou (Niederländische Version)
1974 Junger Mann mit 19
1975 Suid-Afrika, Jou Hart Is Weer Myne
Heintje sing van liefde en verlange
1978 Ich habe Freunde
1989 Herzensmelodie
1992 Ich hab’ so lange gesucht nach dir
1994 Die Heimat darfst du nie vergessen
1996 Mein zweites Leben
1998 Ich schenk’ dir meine Liebe
1999 Noch einmal mit Gefühl
2001 Heute und ein bisschen gestern
2002 Rück ein Stückchen näher
2003 Von Herz zu Herz
2004 Frauen sind was Wunderbares
2005 Ich sag’ Danke
2006 Männer sind einfach zu gut
2008 Träum’ mit mir
2009 Alles halb so schlimm
2011 Leb deinen Traum
2014 Thuis
2015 Vertrau auf dein Herz
2017 Heintje und Ich

Quellen

• Norbert Unfried, Brigitte Weckelmann, Claus Weckelmann: Heintje – vom Lausbub zum Star. Bertelsmann Sachbuchverlag Reinhard Mohn, Gütersloh 1969, 54321 (Bestell-Nr. 6961), 1969.
• Norbert Unfried, Brigitte Weckelmann, Claus Weckelmann: Heintje und sein großer Freund Peter Alexander. Bertelsmann Sachbuchverlag Reinhard Mohn, Gütersloh 1970, 54321 (Bestell-Nr. 8488).
• Norbert Unfried, Brigitte Weckelmann, Claus Weckelmann: Heintje: Alle meine Tiere. Bertelsmann Sachbuchverlag Reinhard Mohn, Gütersloh 1971.
• Hans-Joachim Eberwein: Heintje. Lizenzausgabe für die Neue Schweizer Bibliothek, Sonderdruck der BUNTEN ILLUSTRIERTEN, Hrsg. Dr. Franz Burda, Burda Druck und Verlag, Offenburg/Baden 1971.
• „Heintje – Jetzt rede ich“, Serie in 8 Teilen, aufgezeichnet von Heidemarie Lammert, „Frau mit Herz“, 12.04.-31.05.1979
• Wikipedia, Heintje: https://de.wikipedia.org/wiki/Heintje
• Internationaler Hein Simons Fanclub, Biographie: http://www.heinsimons.com/html/biography.html
• Jan Adriaan Zwarteveen: Ich war Heintje – Zum 50-jährigen Jubiläum, aus dem Niederländischen übersetzt von Willy und Silvia Bemer, Giger Verlag, CH-Altendorf, 1. Auflage 2017

Bildquellen

Teil 1: Coverfoto der CD „Heintje und Ich“ und des Buches „Ich war Heintje“. © Norbert Unfried / German Popp. Mit freundlicher Genehmigung der Telamo GmbH, München.

Teil 2: Pressefoto Hein Simons (20170517 Telamo45653) Fotocredit: German Popp. Mit freundlicher Genehmigung der Telamo GmbH, München.