Spanische Hofreitschule: Piber meets Vienna

Spanische Hofreitschule:
Piber meets Vienna

Nachwuchs der Spanischen Hofreitschule erobert Wien

Es ist wieder soweit! Im Rahmen der Veranstaltung „Piber meets Vienna“ erobern auch in diesem Sommer wieder die Stuten und Fohlen des Lipizzanergestüts Piber die Winterreitschule der Wiener Hofburg.

Unter dem Motto „Kürbis, Wein und Lipizzaner“ startete die Spanische Hofreitschule vor wenigen Tagen zusammen mit dem Tourismusregionalverband Süd- & Weststeiermark ihr Sommerprogramm.

Die reiche, fruchtbare Südweststeiermark präsentierte im Rahmen der diesjähri­gen Auftaktveranstaltung „Piber meets Vienna“ ein erlesenes Angebot regiona­ler Köstlichkeiten in der Spanischen Hofreitschule.

Wie jedes Jahr kommen die quirligen Fohlen und ihre Mütter aus dem Lipizzanergestüt Piber in die Bundes­hauptstadt. Während die berühmten Väter und Schulhengste ihren Sommerurlaub auf dem Land genießen, wird die barocke Winterreitschule der Wiener Hofburg zum prunkvollen Spielplatz des hoffnungsvollen Pferdenachwuchses der Spanischen Hofreitschule.

Ebenfalls auf dem Programm des diesjährigen Gastspiels aus Piber stehen elegante Gespann­vorführungen mit historischen Kutschen und traditionellen Uniformen sowie Darbietun­gen der Gestütsreiter. Das Sommerprogramm „Piber meets Vienna“ bietet die Möglichkeit, den Pferden aus der Südweststeier­mark auch in Wien ganz nah zu sein.

„Piber meets Vienna ist nicht nur eine schöne Gelegenheit, unsere nur wenige Monate alten Fohlen mit ihren Mutterstuten aus nächster Nähe zu erleben, sondern bietet allen unseren Gästen auch einen guten Einblick in die wichtige Arbeit im Lipizzanergestüt in Piber,“ erklärt Generaldirektorin Dkfm. Elisabeth Gürtler. Weitere Programmpunkte sind etwa die eleganten Kutschendarbietungen in verschiedenen Anspannungen sowie Auftritte der Jungpferde aus dem Lipizzanergestüt Piber.

Bei Schönwetter können die Besucherinnen und Besucher die Fohlen und ihre Mütter von 17 bis 18 Uhr in ihrem „grünen Kinderzimmer“ im Burggarten bei freiem Eintritt besuchen. Dieses ca. 500 m² große Wiesenstück wird von den Österreichischen Bundesgärten zur Verfügung gestellt. Die jüngsten Nachkommen und ihre Mütter aus dem Gestüt haben so einen täglichen zusätzlichen Auslauf an der frischen Luft.

Das Programm „Piber meets Vienna“ findet heuer von 4. bis 29. Juli in der Spanischen Hofreitschule Wien statt (jeweils Dienstag bis Sonntag von 11 bis 12 Uhr, Karten ab EUR 12,- bis EUR 45,- über 01/533 90 31–0 oder www.srs.at).

Programm Piber meets Vienna

KUTSCHEN PAS DE DEUX

Vor den Einspänner ist Pluto Theoda eingespannt, er wird von Erwin Movia gefahren.

Thomas Seidler fährt den Zweispänner mit den Pferden Pluto Capra und Pluto Wanda.

JUNGSTUTEN

7 Jungstuten aus dem Jahrgang 2012 – die sich in der schönsten Reithalle der Welt zeigen dürfen! Aus einer Gruppe von ursprünglich insgesamt etwa 20 Stuten dieses Jahrganges wurden letztes Jahr im Herbst die besten als künftige Zuchtstuten für das Lipizzanergestüt in Piber auserwählt.

DRESSUR PAS DE DEUX

Zwei Stuten aus dem Bundesgestüt Piber, welche ihre Leistungsprüfung im Reiten und Fahren in Vorjahren erfolgreich abgeschlossen haben.

Kerka und Gropina: Beide Stuten haben die Reitausbildung mit sehr guten Noten in der Abschlussprüfung absolviert, sodass sie noch einige Zeit auf ein höheres Niveau ausgebildet und als Repräsentationspferd im Gestüt in Piber eingesetzt werden. Zu einem späteren Zeitpunkt wird Gropina zur Zucht eingesetzt werden.

Gropina und Kerka werden von Rene Legat/Piber und Paula Behrens/Wien geritten.

MUTTERSTUTEN UND FOHLEN

Die Kronjuwelen des Lipizzanergestüts Piber sind die Zuchtstuten. In Piber werden derzeit rund 70 Stuten mit ihren heuer insgesamt 38 Fohlen gehalten. 6 Mutterstuten mit ihren erst wenige Monate alten Fohlen sind nach Wien gereist.

KAISERQUADRILLE

Der Lipizzaner wurde in seiner über 430-jährigen Tradition nicht nur als ideales Reitpferd für die Hohe Schule der Klassischen Reitkunst, sondern stets auch als klassisches Fahrpferd gezüchtet. Traditionell wurde die Kaiserquadrille vierspännig gefahren und von Reitern begleitet. Einer der vor den Vierspänner gespannten Wallache ist der Rappe Pluto Theoda.

Die Namen der Stuten und Fohlen, die in diesem Sommer die Winterreitschule der Wiener Hofburg erobern, sind dem PDF im Anhang zu entnehmen:

Piber meets Vienna 2017 – Stuten und Fohlen

Quelle: Presseaussendung der Spanischen Hofreitschule, 3. Juli 2017

Das verspricht ein abwechslungsreiches und spannendes Programm zu werden. Pferdefreunde kommen in Wien also auch in diesem Sommer auf ihre Kosten! Wien ist eben nicht nur eine Stadt der Musik, sondern auch der Pferde – vor allem der Lipizzaner, der ältesten Kulturpferderasse Europas.

Spanische Hofreitschule: Gastspiel Monty Roberts

Spanische Hofreitschule:
Gastspiel Monty Roberts

Der „Pferdeflüsterer“ aus Kalifornien war zu Gast in der Winterreitschule

Während die Lipizzanerhengste längst ihren wohlverdienten Sommerurlaub auf dem Land verbringen, begann der Juli in der Spanischen Hofreitschule mit einem besonderen Ereignis: In den „heiligen Hallen“ der Winterreitschule, wo sonst das Ballett der weißen Hengste zu bewundern ist, präsentierte Monty Roberts, der weltbekannte „Pferdeflüsterer“ aus Kalifornien, seine Kunst der Kommunikation mit den Pferden.

Mit der Vorführung in der Winterreitschule wurde ein Ereignis verwirklicht, das sich wohl viele Pferdefreunde (einschließlich der Autorin) schon lange insgeheim gewünscht hatten: Monty Roberts – bekannt als „der Mann, der mit den Pferden spricht“ („the man who listens to the horses“) – präsentierte seine Methode des „Join-Up®“ in der Spanischen Hofreitschule, dem Zentrum der klassischen Reitkunst mit einer mehr als 450-jährigen Tradition.

Zwar hatte es im Vorfeld der Veranstaltung auch kritische Stimmen gegeben, die offen fragten, was denn wohl ein „Cowboy“ wie Monty Roberts in der Spanischen Hofreitschule zu suchen hätte. Jedoch gibt es zwischen der klassischen Reitkunst und den Trainingsmethoden von Monty Roberts, der mit Pferden aller Disziplinen arbeitet, durchaus ein paar Anknüpfungspunkte – auch wenn Monty Roberts aus einem anderen Kulturkreis stammt und die Ansätze sich unterscheiden.

Während die Bereiter der Spanischen Hofreitschule ihr Fachwissen über die klassische Reitkunst mündlich von Generation zu Generation weitergeben und sich im Wesentlichen an den alten Reitmeistern der Renaissance und des Barock (Antoine de Pluvinel, François Robichon de la Guérinière) orientieren, stützt Monty Roberts seine Methode des “Join-Up“ auf seine eigenen Beobachtungen, welche er bereits im jugendlichen Alter in der Wüste von Nevada gemacht hatte. Bereits im Teenager-Alter hatte Monty Roberts mehrere Tage und Nächte in der Bergwüste von Nevada verbracht und das Verhalten der wilden Mustangs ausgiebig studiert. Die ausgedehnten Ausflüge mit seinem damaligen Pferd Brownie waren auch eine Möglichkeit, um sich selbst und sein Pferd vor den Gewaltattacken seines Vaters zu schützen. Die schmerzlichen Erfahrungen, die Monty Roberts mit seinem gewaltbereiten Vater machen musste, ließen ihn mehr und mehr zu der Erkenntnis gelangen, die er immer wieder in seinen Büchern und Vorführungen betont: „Violence is never the answer!“ („Gewalt ist niemals die Antwort!“)

Die lautlose Körpersprache der Pferde, die Monty Roberts bei den wilden Mustangs in der Bergwüste von Nevada studiert hatte und die er später „Equus“ nannte, wurde zur Grundlage seiner Trainingsmethode, welche unter dem Namen „Join-Up“ weltbekannt geworden ist.

Die Vorführung in der Winterreitschule

„Is this a dream – or not?“ (Ist dies ein Traum oder nicht?), fragte Monty Roberts zu Beginn der Vorführung in der Winterreitschule und lobte die mehr als 450-jährige Tradition der Spanischen Hofreitschule: „This has been the center of horsemanship for more than 450 years!“ (Dies ist das Zentrum der Reitkunst seit mehr als 450 Jahren!) Einmal mehr verwies der Pferdekenner auf den Fluchtinstinkt der Pferde. „Horses are flight animals, we are predators.“ (Pferde sind Fluchttiere, wir sind Raubtiere.)

Für die Vorführung in der Winterreitschule waren fünf Pferde mit diversen Problemstellungen ausgewählt worden. Jeweils zu Beginn eines Programmpunkts führte Monty Roberts entweder selbst das Join-Up durch oder betraute einen seiner Instructors mit dieser Aufgabe. Danach begann er mit dem eigentlichen Training des Pferdes. Für seine Arbeit mit den Pferden benutzte Monty Roberts wie immer einen Round Pen, einen Longierring von etwa 16 Metern Durchmesser.

Join-Up und Follow-Up

Zu Beginn der Vorführung demonstrierte Monty Roberts mit einem Rappen seine Methode des Join-Up mit anschließendem Follow-Up. In einem Interview, das die Autorin mit Monty Roberts im Mai 2016 anlässlich einer Vorführung in Ebreichsdorf führte, beschrieb Roberts das Join-Up mit folgenden Worten:

“Join-Up” can be defined as that moment when the horse wants to be with you – instead of away from you. It’s against their nature. I use four gestures of theirs – and there is a lot more… But people can see the four: one is the ear turning to me, another one is licking and chewing, another one is dropping the head down by the soil, and another one is making a smaller circle around me to come close.”  (“Join-Up” lässt sich definieren als jener Moment, wenn das Pferd bei Ihnen sein möchte – anstatt von Ihnen entfernt zu sein. Das ist [eigentlich] gegen seine Natur. Ich benutze vier ihrer Gesten – und es gibt noch viele mehr… Aber man kann vier Signale erkennen: eines davon ist das Ohr, das sich zu mir dreht, ein anderes ist Lecken und Kauen, ein weiteres ist das Senken des Kopfes zum Boden hin, und ein anderes ist das Verkleinern des Zirkels um mich herum, um näher zu kommen.)

In der Tat waren diese Signale des Pferdes auch während der Vorführung in der Winterreitschule deutlich wahrzunehmen. Dem Join-Up folgte dann eine Belohnung des Pferdes durch leichtes Reiben der Stirn zwischen den Augen und schließlich das “Follow-Up” – jener Moment, wo das Pferd dem Trainer folgt, weil es sich bei ihm sicher und gut aufgehoben fühlt. Im Anschluss an das Follow-Up werden die Hufe des Pferdes stets vorsichtig angehoben.

Das Starten eines „rohen“ Pferdes

Den zweiten Programmpunkt bildete das Starten eines „rohen“ Pferdes, das noch nie zuvor einen Sattel – geschweige denn einen Reiter – getragen hatte. Zunächst ließ Monty Roberts das junge Pferd einige Runden durch den Longierring traben. Dabei wandte er seine Methode des „advance and retreat“ (Vorstoß und Rückzug) an, die in seinen Büchern ausführlich beschrieben ist und sich besonders im Training mit noch rohen, problematischen oder traumatisierten Pferden bewährt hat: Dabei geht es ihm darum, das Tier in der Fluchtbewegung zu halten und das Join-Up nicht zu früh zu erzwingen, um ein mögliches Bocken zu verhindern.

Nach erfolgtem Join-Up wurde vorsichtig ein Sattel aufgelegt. Dann ließ Monty Roberts das junge Pferd ein paar Runden an der Longe laufen, damit es sich an den Sattel gewöhnen konnte. Wenig später wurde ein Dummie auf den Sattel gesetzt, um das Pferd langsam an das Reitergewicht zu gewöhnen. Dazwischen gab es Belohnungen durch Streichen der Stirn. Schließlich war das Pferd soweit, dass es einen Reiter akzeptieren konnte. Die junge Reiterin Joanna Lowes aus dem Team von Monty Roberts bewies in diesem Punkt viel Einfühlungsvermögen und Erfahrung. Zunächst wurde die Reiterin von Monty Roberts vorsichtig auf das Pferd gehoben. Dabei legte sie sich mit dem Bauch über den Pferderücken, rieb Hals und Flanken des Pferdes. Nur etwa 5 Sekunden lang verweilte sie auf seinem Rücken, um dann wieder hinunterzugleiten. Dieser Vorgang wurde mehrmals wiederholt, bis das junge Pferd die Reiterin ohne Probleme akzeptierte.

Ein „unreitbarer“ Noriker-Wallach

Ein kräftiger brauner Noriker-Wallach stand im Mittelpunkt des dritten Programmpunkts. Es handelte sich um ein “Problem”-Pferd, denn es ließ keinen Reiter auf seinen Rücken. Zu Beginn der Trainingseinheit erläuterte Monty Roberts das Problem, das es nach Angaben des Besitzers mit dem störrischen Wallach gab: “It’s impossible to get on his back – there is no chance!” (Es ist unmöglich, auf seinen Rücken zu gelangen – es gibt keine Chance!)

Nach dem Join-Up durch einen seiner Instructors bediente sich Monty Roberts einer Methode, mit der er bereits gute Erfahrungen gemacht hatte: Mit einem Stock, an dessen Ende ein Plastiksackerl befestigt war, berührte er den Körper des braunen Wallachs und rieb mit dem Plastiksackerl den Bauch und Rücken des Tieres. Dabei nahm er das von ihm entwickelte Dually-Halfter zu Hilfe: Bockte das kräftige Pferd, erfolgte ein Zug auf den Nasenriemen des Halfters (negative effects); stand es still, erfolgte stets eine Belohnung (positive effects).

Im weiteren Verlauf des Trainings wurde das Plastiksackerl durch den Dummie ersetzt: Jetzt wurde der Pferdeleib wiederholt mit dem Dummie berührt und abgerieben, damit sich das Tier langsam an den fremden Gegenstand gewöhnen konnte.

Es dauerte eine Weile, bis der Noriker-Wallach Sattel und Reiter akzeptierte. Als die Reiterin hinzutrat, berührte sie zunächst vorsichtig den Pferderücken. Dann sprang sie mehrmals an der Seite des Pferdes hoch und runter, entfernte sich dann wieder. Es dauerte etwa 40 – 45 Minuten, bis die Reiterin endlich auf das Pferd gehoben werden konnte. Wieder legte sie sich nur kurz mit dem Bauch auf seinen Rücken und streichte dem Pferd über Hals, Bauch und Flanken, um nach wenigen Sekunden wieder hinabzugleiten. Monty Roberts belohnte den Wallach durch Reiben der Stirn (positive effects).

“He is so strong!” seufzte selbst der erfahrene Monty Roberts beim Training mit diesem kräftigen Noriker-Wallach. Doch das ausgiebige Training und die Geduld hatten sich gelohnt: Zum guten Schluss konnte die Reiterin den Wallach einige Runden durch den Round Pen reiten.

A “spooky” horse

Nach der Pause kehrte Monty Roberts mit einem sogenannten “spooky” horse – einem schreckhaften Pferd – wieder in den Round Pen zurück. Zunächst wurde das Vertrauen des ängstlichen Pferdes durch das Join-Up und Follow-Up gewonnen. Dann kam erneut der Stock mit dem Plastiksackerl zum Einsatz. Zunächst wurde das Pferd am Widerrist, dann über den Rücken bis zu den Hinterbeinen mit dem Plastiksackerl abgerieben. Nach anfänglichem Scheuen akzeptierte das Pferd die “Massagen” mit dem fremden Gegenstand. Schließlich wurde auf dem Boden der Reitbahn eine Plastikplane ausgebreitet, über die das Pferd geführt wurde. Allmählich verlor das Tier seine Angst vor dem ungewohnten Untergrund. Diese Methode wird von Monty Roberts gerade bei ängstlichen Pferden seit vielen Jahren erfolgreich angewandt. Während der Vorführung betonte Roberts immer wieder, wie wichtig es sei, ein ängstliches Pferd nicht in diesem Zustand der Angst zu belassen.

Verladen eines ängstlichen Pferdes

Zu Monty Roberts’ Expertisen gehört das Verladen ängstlicher Pferde auf den Hänger – ebenso wie das Führen von Rennpferden in die Startbox. Beides kann zu großen Problemen führen, denn viele Pferde scheinen vor dem Hänger (oder vor dem engen Raum einer Startbox) geradezu eine Klaustrophobie zu entwickeln. Sie bocken und wehren sich gegen das Betreten des für sie ungewohnten Terrains. Gegen diese Angst hat Monty Roberts ebenfalls eine wirksame Trainingsmethode entwickelt, die er auch an diesem Abend in der Winterreitschule demonstrierte: Nach dem Join-Up wurde das Pferd außerhalb des Round Pen mehrmals über ein Brett geführt, das auf den Boden der Reitbahn gelegt worden war. Anschließend wurde es wiederholt über eine Plastikplane geführt. Dann folgte das Heranführen an den Hänger: Zunächst wurde das Pferd von Monty Roberts mehrere Male in den Trailer hinein und dann vorn durch eine Seitentür wieder hinaus geführt. Dies wurde so oft wiederholt, bis das Pferd seine Angst verlor und den Hänger akzeptierte. Zum Schluss ging es wie selbstverständlich auf den Hänger. Es erweckte fast den Anschein, als würde es dies gern tun.

Persönliche Eindrücke

Für seine Vorführung in der Spanischen Hofreitschule erntete Monty Roberts viel Anerkennung und Applaus. Auch für die Autorin war es ein einzigartiges Erlebnis, den „Pferdeflüsterer“ in den „heiligen Hallen“ der Spanischen Hofreitschule live zu erleben.

Auch wenn Monty Roberts aus einem anderen Kulturkreis stammt und seine Trainingsmethoden sich in manchen Punkten von jenen der klassischen Reitkunst unterscheiden, so gibt es doch auch ein paar Anknüpfungspunkte, welche Anlass zu einem regen Austausch zwischen dem kalifornischen „Pferdeflüsterer“ und den Bereitern der Spanischen Hofreitschule geben könnten.

Seine Methode des Startens „roher“ Pferde erinnert in vielen Punkten an das Starten junger Lipizzaner-Hengste, wie es die Autorin in einem Video beim Besuch des Lipizzaner-Gestüts in Piber gesehen hatte: das allmähliche Heranführen an Sattel und Zaumzeug, das behutsame Heraufheben des Reiters – zunächst nur für einen kurzen Moment – dann das geduldige Wiederholen dieser Übung, bis das junge Pferd seinen Reiter akzeptiert, das Belohnen des Pferdes nach einer gelungenen Übung. Da gibt es doch einige Parallelen, die an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben sollten.

Jedoch gibt es natürlich auch Unterschiede: Während Monty Roberts zunächst versucht, das Pferd in der Fluchtbewegung zu halten, um ein mögliches Bocken durch ein zu rasches Join-Up zu vermeiden, scheint dieses von-sich-weg-Treiben bei den jungen Lipizzanern der Spanischen Hofreitschule gar nicht notwendig zu sein. Dies liegt offenbar daran, dass die in Piber gezüchteten Pferde schon von Geburt an sehr stark auf den Menschen geprägt sind und von ihren Betreuern auch eingeritten werden. Durch das Vertrauen, das sich durch den engen Kontakt schon im Fohlenalter aufgebaut hat, kommt ein Bocken des Pferdes beim Starten hier nur selten vor.

Über die verschiedenen Ansätze könnte man selbstverständlich diskutieren. Daher wäre es nach Meinung der Autorin auch gar kein so schlechter Gedanke, wenn durch das Gastspiel von Monty Roberts in der Spanischen Hofreitschule möglicherweise sogar ein Austausch zwischen den Bereitern und dem Pferdeflüsterer zustande käme. Mögen die Ansätze auch recht unterschiedlich sein, so ist es sicher – auch im Interesse von Equus, dem Fluchttier – kein Nachteil, wenn sich Pferdekenner verschiedener Herkunft untereinander austauschen und ihre Erfahrungen teilen.

Wie die klassischen Reitmeister, so betont auch Monty Roberts in seinen Publikationen immer wieder, wie wichtig es ist, dem Pferd ausreichend Zeit zu lassen. In seinem Buch „Der mit den Pferden spricht“ (The Man Who Listens to the Horses“) heißt es:

„Spielen Sie nicht den Helden. Hat Ihr Pferd heute keine Lust, einen Reiter zu tragen, dann probieren Sie es am nächsten oder übernächsten Tag noch einmal. Bedenken Sie, dass ich bei meinen Vorführungen nur deshalb das gesamte Programm auf einmal durchexerziere, weil die Zuschauer alles sehen wollen. Das heißt aber nicht, daß auch Sie ein solches Tempo vorlegen müssen. Mit meiner Methode sparen Sie so viel Zeit, daß Sie es sich leisten können, sich Zeit zu lassen. Das Wichtigste ist die Qualität Ihrer Arbeit, nicht das Tempo. Am Ende wollen wir alle ein gut erzogenes, zufriedenes und williges Pferd haben; danach wird man Ihre Arbeit beurteilen.“ (Monty Roberts, Der mit den Pferden spricht, Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 1997, Seite 365.)

Diese Einstellung gegenüber dem Partner Pferd erinnert an die Thesen des großen Reitmeisters Antoine de Pluvinel (1555-1620), zu seiner Zeit einer der wichtigsten Vorreiter gewaltfreier Trainingsmethoden:

„Das Pferd muss selber Freude an der Reitbahn haben, sonst wird dem Reiter nichts mit Anmut gelingen.“

„Wir sollten besorgt sein, das Pferd nicht zu verdrießen und seine natürliche Anmut zu erhalten, sie gleicht dem Blütenduft der Früchte, der niemals wiederkehrt, wenn er einmal verflogen ist.“

(Antoine de Pluvinel, Le Manège Royal, postum 1623 erschienen)

Die Parallelen zwischen diesen Zitaten sind auffällig – auch wenn beinahe 400 Jahre und einige tausend Kilometer dazwischen liegen! Umso bedauerlicher ist es, dass diese freundliche und respektvolle Einstellung gegenüber dem Partner Pferd über so viele Jahrhunderte offenbar in Vergessenheit geriet!

Bereits im Mai 2016 hatte die Autorin das Glück, Monty Roberts im Magna Racino in Ebreichsdorf zu treffen und eine seiner Vorführungen zu besuchen. Dabei ergab sich auch die Gelegenheit zu einem Interview, das im Magazin EQUUS Arabian, Heft 4.2016, erschienen ist.

Die Worte, mit denen Monty Roberts sich damals zu seiner Methode und zu seinen Beobachtungen bezüglich der Sprache der Pferde äußerte, zeugen von Bescheidenheit und Demut vor der Schöpfung: I didn’t create it! God created it! I just see it. I didn’t develop it, I only learn more about it. All these things were already there in nature. And maybe I only see a little bit, the next generation will make it better.” (Ich habe es nicht erschaffen! Gott hat es erschaffen. Ich habe es nur gesehen. Ich habe es auch nicht entwickelt, ich habe nur mehr darüber gelernt. All diese Dinge waren in der Natur schon vorhanden. Und vielleicht habe ich nur ein bisschen davon gesehen, die nächste Generation wird es besser machen.)

Er hat gewiss sehr viel gesehen, damals in der Bergwüste von Nevada – und eines ist sicher: Dass im Pferdesport allmählich ein Umdenken stattfindet, ist – nach den großartigen Errungenschaften in der klassischen Reitmeister – zu einem Teil auch Monty Roberts und seiner Mission des gewaltfreien Umgangs mit Pferden zu verdanken. Daher soll dieser Artikel auch mit einem bekannten Zitat von Monty Roberts enden: “My goal is to leave the world a better place than I found it, for horses and for people, too.” (Mein Ziel ist es, dass die Welt, wenn ich sie eines Tages verlasse, besser ist als ich sie vorgefunden habe, für Pferde und auch für Menschen.)

Sylvia Kreye                                                                                                                     

Foto: mit freundlicher Genehmigung von Debbie Roberts Loucks.

Das folgende Video zeigt Monty Roberts‘ Methode des Join-Up® während seiner Präsentation in der Spanischen Hofreitschule.

A Life in Music – José Carreras im Wiener Konzerthaus

A Life in Music – José Carreras im Wiener Konzerthaus

A Life in Music. Im Rahmen seiner Final World Tour trat José Carreras im Wiener Konzerthaus auf und erntete viel Applaus beim Wiener Publikum.

A Life in Music – José Carreras auf Welt-Tournee

A Life in Music ist das Motto der Final World Tour, mit der sich der katalanische Startenor José Carreras (mit bürgerlichem Namen Josep Carreras) nach und nach von seinem Publikum verabschieden möchte. Im Rahmen seiner Abschiedstournee möchte Carreras noch einmal in allen Städten dieser Welt auftreten, in denen er im Laufe seiner langen Karriere so große Erfolge feiern durfte. Wie er jedoch selbst einräumte, kann sich diese Abschiedstournee durchaus noch über etwa zwei Jahre hinziehen.

Laut Ankündigung sollte der Auftritt des Tenors im Wiener Konzerthaus nun auch der Abschied von seinem treuen Wiener Publikum sein. Doch war es tatsächlich der endgültige Abschied von Wien? Nach einem „Abschied“ im wahrsten Sinne des Wortes fühlte sich die Stimmung im Konzertsaal eigentlich nicht an. Wie auch immer – an diesem Abend im Wiener Konzerthaus lief Carreras noch einmal zu Hochform auf. Die Stimme klang ausgeruht und kraftvoll, so dass man allein von der stimmlichen Disposition her nicht auf das wahre Alter des Sängers schließen würde. Nach wie vor verfügt Carreras über eine sehr schöne Mittellage, für die ihn nicht nur seine Fans, sondern auch Fachleute immer schon bewundert haben. In der oberen Mittellage haben seine Töne immer noch Strahlkraft und Präsenz – auch wenn er in seinen Konzertprogrammen die extremen „acuti“ (jene exponierten Hochtöne, die jeder Sänger aus den italienischen Belcanto-Opern kennt und fürchtet) lieber vermeidet.

Während der Darbietungen des Tenors, der an diesem Abend von zwei Sängerinnen und einem großen Orchester begleitet wurde, wurden auf einer großen Leinwand über der Bühne die verschiedenen Stationen seiner Karriere eingeblendet. Dabei wurde auch sein 66 Bühnenwerke umfassendes Opernschaffen in wechselnden Szenenfotos gewürdigt.

Mediterrane Passion

Das Programm für sein Abschiedskonzert im Wiener Konzerthaus hatte José Carreras wie immer klug und mit viel Bedacht zusammengestellt. Dabei hatte er bewusst jene Arien und Kanzonen ausgewählt, in denen seine mediterranen Wurzeln und seine stimmlichen Möglichkeiten besonders gut zur Geltung kommen. Bereits im ersten Teil seines Programms wurde klar, dass Carreras’ wohlklingende Stimme nach wie vor über Nuancenreichtum und Ausdrucksstärke, aber auch Geschmeidigkeit und Flexibilität verfügt.

In „Canción Húngara“ aus der Zarzuela „Alma de Dios“ von José Serrano und „Eco de tu voz“ von Isaac Albéniz überzeugte Carreras mit guter Stimmpräsenz und energiegeladenem Vortrag. Die Übergänge zwischen dramatischer Diktion und zartem Piano gestaltete er mit der gewohnten Intensität und Ausdrucksstärke. Eine gute Wahl war auch die weniger bekannte Kanzone „Serenata sincera“ von Alessandro Derevitsky im zweiten Teil des Programms. Die italienische Romanze, die bereits von Carlo Bergonzi und Giuseppe di Stefano eingespielt wurde, ist auch für Carreras’ Stimme bestens geeignet. Das „Singen mit der Seele“ und mediterraner Leidenschaft ist nach wie vor das besondere Geheimnis der langen und erfolgreichen Karriere von José Carreras. Dies zeigte sich einmal mehr im Lied „T’estimo“ von Edvard Grieg (der katalanischen Version von „Ich liebe dich“).

Eine besondere Überraschung hielt José Carreras für das Wiener Publikum zum Ende des ersten Teils bereit: Nachdem der Tenor sich in den vergangenen Jahren verstärkt den dramatischeren Partien – dem sogenannten „Spinto“-Fach – gewidmet hatte, wagte er sich noch einmal an das klassische italienische Belcanto-Repertoire heran. Mit der schwierigen Arie „O come il fosco impetuoso nembo – Quell’alme pupille“ aus der Oper „La pietra del paragone“ (Der Prüfstein) von Gioacchino Rossini – im wahrsten Sinne des Wortes ein Prüfstein für jeden Tenor – demonstrierte Carreras, wie wichtig die italienische Belcanto-Technik für eine lange Karriere und die Gesunderhaltung der Stimme ist.

Angesichts der Tatsache, dass Carreras mit dieser Rossini-Arie bereits in jungen Jahren brilliert hatte, wusste man zunächst nicht, was von diesem späten „Ausflug“ ins Reich des klassischen italienischen Belcanto zu erwarten war. Doch Carreras strafte wieder mal alle Skeptiker Lügen: Seine Stimme ist auch mit 70 noch flexibel genug, um selbst diese Herausforderung zu meistern! Das Rezitativ gestaltete er mit der für ihn so charakteristischen Intensität und Leidenschaft, aber auch die schwierigen Koloraturen in der großen Arie bewältigte er mit Geschmeidigkeit und guter Atemkontrolle – was für einen Spinto-Tenor keineswegs selbstverständlich ist. Kein Wunder also, dass Carreras nach dieser Arie beim opernkundigen Wiener Publikum begeisterten Applaus erntete!

Im Terzett mit zwei Sängerinnen

Die Gesangsdarbietungen von José Carreras wurden an diesem Abend ergänzt durch Valentina Nafornita (Sopran) und Lena Belkina (Mezzosopran). Beide Sängerinnen sind dem Wiener Publikum bereits durch ihre Auftritte an der Wiener Staatsoper bekannt. Im Duett „Je te veux“ von Eric Satie harmonierte Valentina Nafornitas Sopran sehr gut mit Carreras’ Tenorstimme. Die Sopranistin überzeugte außerdem mit der lyrischen Arie „Song to the moon“ (Lied an den Mond) aus der Oper „Rusalka“ von Antonín Dvořák sowie mit der Koloraturarie „Les filles de Cadiz“ von Leo Delibes.

Mühelos und geschmeidig bewältigte die ukrainische Mezzosopranistin Lena Belkina die schwierigen Koloraturen in den beiden Arien „Naqui all’affanno – Non più mesta“ aus der Oper „La Cenerentola“ von Gioacchino Rossini und „Carceleras“ aus der Zarzuela „Las hijas del Zebedeo“ von Ruperto Chapí. Bei einer solchen Besetzung – mit Sopran und Mezzo – durfte natürlich auch die berühmte Barcarole aus „Hoffmanns Erzählungen“ von Jacques Offenbach nicht fehlen! Das beschwingte Duett der beiden Sängerinnen war eine schöne Abwechslung im Programm.

Zum krönenden Abschluss präsentierte sich José Carreras zusammen mit den beiden Sängerinnen im Terzett: In einem großen Klassik-Medley begeisterten die drei Interpreten mit berühmten Opernarien und Romanzen aus dem mediterranen Sprachraum. Nach der Arie „Vesti la giubba“ aus der Verismo-Oper „I Pagliacci“ von Ruggero Leoncavallo gab es viel Zwischenapplaus für José Carreras. Den Höhepunkt des Medleys bildete das von den drei Interpreten gemeinsam gesungene „Brindisi“, das berühmte Trinklied aus „La Traviata“ von Giuseppe Verdi.

A Life in Music - Carreras, Nafornita, Belkina
José Carreras mit Valentina Nafornita und Lena Belkina. – Foto: Sylvia Kreye (22.03.2017)

Dirigent und Orchester

Begleitet wurden Carreras und die beiden Sängerinnen vom Ambassade Orchester Wien unter der Leitung von David Giménez. Der Dirigent und das Ensemble hatten den Tenor bereits in früheren Konzerten begleitet und erwiesen sich auch an diesem Abend als kompetente, zuverlässige Partner. Ein paar leichte Divergenzen im Zusammenspiel zwischen Sänger und Orchester (so zum Beispiel am Anfang von „T’estimo“) waren vermutlich auf die akustischen Verhältnisse im Saal zurückzuführen und hatten auf den Gesamteindruck keinen wesentlichen Einfluss.

Mit der Farandole aus der Arlésienne-Suite von Georges Bizet, dem Intermezzo aus der Oper „Manon Lescaut“ von Giacomo Puccini und dem Walzer Nr. 2 aus der Jazz-Suite von Dmitri Shostakovich sorgte das Ambassade Orchester Wien unter der Leitung von David Giménez für orchestrale Höhepunkte.

Der Tenor und sein Wiener Publikum

Die große Zuneigung zwischen José Carreras und seinem Wiener Publikum war auch an diesem Abend im Konzerthaus wieder hautnah zu spüren. Die Wiener lieben „ihren“ Carreras wie kaum einen anderen Sänger und belohnten ihn wie immer mit enthusiastischem Applaus und standing ovations.

Die Veranstaltung war restlos ausverkauft. Dennoch vermisste man im Publikum einige der langjährigen und besonders treuen Carreras-Fans. Dies lag vermutlich daran, dass sich viele Fans (vor allem die älteren, von denen ein Großteil bereits in Pension ist) die hohen Eintrittspreise schlicht und einfach nicht mehr leisten können. Es ist schade, dass durch die überhöhten Kartenpreise (bis über 200 Euro!) nicht nur junge Leute, sondern teilweise auch die echten Appassionati vom Konzertbesuch abgehalten wurden. Ein zusätzliches Angebot an günstigen Sitz- oder Stehplätzen – wie etwa in der Staatsoper oder im Musikverein – hätte hier vielleicht Abhilfe schaffen können.

Ein Leben für den Gesang

Bei seinem Abschiedskonzert im Wiener Konzerthaus zog José Carreras noch einmal alle Register seiner Gesangskunst und zeigte, dass mit seiner schönen Stimme immer noch zu rechnen ist. Mit 70 Jahren noch ein solches Programm zu absolvieren und über eine derartige stimmliche Präsenz zu verfügen, ist eine beachtliche Leistung, die selbst manch einen jüngeren Sänger in den Schatten stellt! Das Wiener Publikum wusste es jedenfalls zu schätzen. José Carreras bedankte sich bei seinen Fans mit einem Extraprogramm aus vielen Zugaben, die er sich jedoch in seiner bescheidenen Art mit seinen beiden Sängerkolleginnen Valentina Nafornita und Lena Belkina teilte.

Wer José Carreras an diesem Abend im Konzerthaus erlebte, wird sich mit Recht fragen, ob dies tatsächlich der letzte Auftritt des Tenors in Wien gewesen sein soll. Denn der beliebte Sänger präsentierte sich in einer Verfassung, die den Gedanken an einen Abschied noch nicht so recht aufkommen lassen wollte. Hier gewann man einmal mehr den Eindruck, dass der leidenschaftliche Katalane Josep Carreras, der sein Leben dem Gesang verschrieben hat, es einfach noch nicht lassen kann. Das Wort „Abschied“ ist also – speziell im Falle Carreras – mit einem gewissen Vorbehalt zu benutzen!

Doch naturgemäß hat alles einmal ein Ende – das ist der Lauf der Dinge! Ein Sprichwort sagt: Wenn es am schönsten ist, sollte man aufhören. Und natürlich darf auch ein José Carreras, der für die Opernwelt so Großartiges geleistet hat, irgendwann einmal in den wohlverdienten Ruhestand gehen! – Doch was auch immer kommen mag: Der Abend im Wiener Konzerthaus war geprägt von einer besonderen Atmosphäre, von dem gewissen Etwas, wie man es nur bei ganz großen Sängern erlebt – ein Ereignis, das man nicht so schnell vergessen wird.

Die gleichnamige CD zur Abschiedstournee „A Life In Music“ mit José Carreras ist im Handel erhältlich und kann auch online bei Shop24Direct bestellt werden:

https://www.shop24direct.at/produkt/a-life-in-music-118028

                                                                                              Sylvia Kreye

Big Screen: Danke, Wien!
Großleinwand für José Carreras im Konzerthaus: Danke, Wien! – Foto: Sylvia Kreye (22.03.2017)

Vorführung Spanische Hofreitschule

Spanische Hofreitschule

Vorführung am 4. März 2017

Eine Vorführung in der Spanischen Hofreitschule ist nicht nur für Wien-Touristen, sondern auch für Freunde und Kenner der klassischen Reitkunst ein Muss. Zu den „Klassikern“, die zum Standardprogramm der Spanischen Hofreitschule gehören, zählte auch die Vorführung am 4. März 2017 – im Grunde eine ganz „normale“ Vorführung, bei der man sich jedoch davon überzeugen konnte, dass die „Spanische“ lebt und (allen Unkenrufen zum Trotz) keineswegs vom Untergang bedroht ist.

Junge Hengste

Zu Beginn der Vorstellung wurden sechs junge Hengste dem Publikum vorgestellt. Dabei wurde das teilweise noch recht stürmische Temperament der Junghengste von den Bereitern souverän aufgefangen. Neben den erfahrenen Bereitern wurde in dieser Abteilung auch der Reiternachwuchs der Spanischen Hofreitschule vorgestellt. An der Seite von Siglavy Melodia I mit Bereiter Oberhauser, Siglavy Alma mit Bereiter Bacher und Pluto Fantasca mit Bereiter E. Zimmermann präsentierten sich Pluto Amena mit Bereiterin Zeitlhofer, Favory Bonasera mit Bereiter-Anwärter Egger sowie Favory Wanda II mit Bereiter-Anwärterin Stefan.

Alle Gänge und Touren der Hohen Schule – Teil I

Im zweiten Programmpunkt wurden ALLE GÄNGE UND TOUREN DER HOHEN SCHULE gezeigt: Piaffe, Passage, fliegende Galoppwechsel, Pirouetten. In dieser Abteilung mit vier Hengsten präsentierten sich der braune Lipizzanerhengst Pluto Bellornata und Erster Oberbereiter Eder, Neapolitano Gaetana und Bereiter Rothleitner, Maestoso Beja mit Bereiter Nowotny und Siglavy Batosta mit Bereiterin Zeitlhofer. (Siglavy Batosta ist jener Hengst, den die kürzlich zur Bereiterin ernannte Hannah Zeitlhofer selbst ausgebildet hat.)

Arbeit an der Hand & Schulen über der Erde

Im Programmpunkt ARBEIT AN DER HAND & SCHULEN ÜBER DER ERDE wurden die berühmten Schulsprünge sowohl an der Hand als auch unter dem Reiter präsentiert. Diese Sprünge, welche bereits in der Natur der Hengste angelegt sind und früher auch in Kriegen zum Einsatz kamen, wurden durch die klassische Reitkunst immer mehr verfeinert. In der klassischen Ausbildung dient die Arbeit an der Hand stets als Vorbereitung auf die später unter dem Reiter ausgeführten „Schulen über der Erde“. Für diese schwierigen Sprünge, die viel Temperament, Mut und Kraft erfordern, sind nur wenige Hengste geeignet. Nach wie vor verfügt die Spanische Hofreitschule auch diesbezüglich über hervorragend ausgebildeten Pferdenachwuchs und ein kompetentes, erfahrenes Bereiter-Team, das imstande ist, die Hengste auf die schwierigen Schulen über der Erde vorzubereiten.

Levade

Mit seinem Hengst Conversano Bonavoja überzeugte der erfahrene Bereiter Radnetter auch diesmal wieder mit seinen Levaden, die er nach eigenen Worten besonders gern zeigt. Die Levade, welche auch im Wappen der „Spanischen“ verewigt ist, ist eine Übung, bei welcher die Hinterhand des Pferdes tiefgesetzt ist und die Vorhand sich für ein paar Sekunden in einem Winkel von 30 – 35 Grad über dem Boden erhebt. Hier kommt es besonders darauf an, beim Pferd die nötige Kraft auf der Hinterhand zu entwickeln und die Balance einige Sekunden lang zu halten. Wie sich schon im Jubiläumsjahr 2015 zeigte, ist die Levade nach wie vor eine besondere Spezialität der Spanischen Hofreitschule.

Courbette

Zu den schwierigsten Sprüngen der klassischen Reitkunst gehört – neben der Kapriole – auch die Courbette, bei welcher der Hengst mehrere Sprünge hintereinander auf der Hinterhand ausführen muss. Mit dem Lipizzanerhengst Siglavy Malina I vollführte Bereiter Bachinger mehrere Courbetten. Die beiden zeigten bereits in der Jubiläumsgala 2015, dass die Courbette ihre besondere Domäne ist.

Kapriole

Die schwierige Kapriole, bei welcher der Hengst mit seinen Hinterbeinen ausstreicht und für einen kurzen Moment waagerecht in der Luft schwebt, wurde dargeboten von den Hengsten Neapolitano Dubovina und Bereiter Rothleitner, Conversano Kitty II und Bereiter Nowotny sowie Maestoso Theodorosta und Bereiter Bacher. Da die Hengste sich noch in der Entwicklung befinden, kann auch in der klassischen Reitkunst das Ideal des waagerechten Schwebens mit ausgestreckten Hinterbeinen nicht bei jeder Kapriole als selbstverständlich vorausgesetzt werden. Umso spektakulärer ist es, wenn es einem Hengst tatsächlich gelingt, für eine Weile waagerecht in der Luft zu verharren.

Für ihre Sprünge wurden die Kaprioleure, Courbetteure, Levadeure und ihre Bereiter vom Publikum mit viel Applaus belohnt.

Marcus Nowotny auf Favory Aquileja
Bereiter Marcus Nowotny auf Favory Aquileja: Piaffe. © Photo: Rene van Bakel/ASAblanca.com/Spanish Riding School. Mit freundlicher Genehmigung der Spanischen Hofreitschule.

Alle Gänge und Touren der Hohen Schule – Teil II

Solo für einen Glücksbringer

In der großen Solo-Nummer des zweiten Teils wurden abermals ALLE GÄNGE UND TOUREN DER HOHEN SCHULE gezeigt: Piaffe, Passage, Seitengänge, fliegende Galoppwechsel und Pirouetten. Nach alter Tradition wird dieses Solo stets einhändig auf blanker Kandare geritten, was eine hervorragende Ausbildung des Hengstes und hohes Feingefühl des Reiters erfordert. Dabei wird der Kandarenzügel in der linken Hand und die Birkengerte (so wie in früheren Zeiten das Schwert) in der rechten Hand gehalten.

Wie schon in der Jubiläumsvorführung am Heldenplatz im Sommer 2015, so war das große Solo mit einem braunen Lipizzaner als „Glücksbringer“ der Spanischen Hofreitschule auch diesmal wieder ein eindrucksvoller Höhepunkt: Souverän, mit ruhiger Hand und feinen Hilfen, führte Bereiter Marcus Nowotny den braunen Lipizzanerhengst Favory Aquileja durch die Reitbahn. Die beiden sind ein hervorragend eingespieltes Team!

Schulquadrille

Am Ende der Vorstellung steht traditionsgemäß die SCHULQUADRILLE. Das berühmte Ballett der weißen Pferde mit acht Hengsten ist natürlich der Höhepunkt einer jeden Vorführung. Die Choreographie, bei der es auf äußerste Präzision und Gleichmaß ankommt, wird traditionell zu berühmten Werken der klassischen Musikliteratur ausgeführt: Auch diesmal erklang im ersten Teil die Arlésienne-Suite Nr. 2 von Georges Bizet, gefolgt von der Polonaise Nr. 1 in A-dur von Frédéric Chopin. Im zweiten Teil bewegten sich die Hengste zu den Klängen der Symphonie Nr. 101 (Die Uhr) von Joseph Haydn. Zum feierlichen Ausklang der Schulquadrille erklang traditionsgemäß der Österreichische Grenadiermarsch (1784).

Das Ballett der weißen Hengste wurde routiniert dargeboten von Conversano Sessana mit dem Ersten Oberbereiter Eder, Neapolitano Aga mit Oberbereiter Hausberger, Pluto Sambata mit Bereiter Radnetter, Conversano Patrizia mit Bereiter Bachinger, Conversano Belladona mit Bereiter Nowotny, Pluto Theodorosta mit Bereiter Oberhauser, Maestoso Malina mit Bereiter E. Zimmermann, Maestoso Fantasca mit Bereiterin Zeitlhofer. Die Hengste und ihre Bereiter waren präzise aufeinander abgestimmt.

Hoffnungsvoller Reiternachwuchs

Der Reiternachwuchs an der „Spanischen“ scheint hoch motiviert zu sein und berechtigt zu Hoffnungen: Schon seit dem 450-Jahr-Jubiläum ist Hannah Zeitlhofer, die im September 2016 – als erste Frau in der Geschichte der Spanischen Hofreitschule – zur Bereiterin angelobt wurde, regelmäßig in der Schulquadrille zu sehen. Mit ihren feinen Hilfen ist die Pferdekennerin, die bereits vor ihrem Eintritt in die Spanische Hofreitschule ein Bachelor-Studium in Pferdewissenschaft absolviert hatte, gewiss eine Bereicherung für den Traditionsbetrieb.

Ebenfalls im Jahre 2016 wurden die einstigen Eleven Theresa Stefan und Georg Sattler zu Bereiter-Anwärtern ernannt. Zusammen mit dem im Jahre 2012 zum Bereiter-Anwärter beförderten Christopher Egger komplettieren sie das Team der Spanischen Hofreitschule. Bereiter-Anwärterin Theresa Stefan und Bereiter-Anwärter Christopher Egger dürfen sogar schon in der Abteilung der jungen Hengste mitreiten.

Die „Spanische“ auf dem Weg ins 21. Jahrhundert

Zusammenfassend kann man festhalten, dass die Spanische Hofreitschule ganz offensichtlich nicht auf so einem schlechten Wege ist, wie in den Medien bisweilen behauptet wird – mag es (aus der Sicht gewisser Ex-Bereiter und diverser Fachleute) auch hier und da noch Verbesserungsbedarf geben. In der Vorführung selbst wie auch in den beim anschließenden Presse-Empfang geführten Gesprächen gewinnt man durchweg den Eindruck, dass es sich hier um ein hochmotiviertes Team von Bereiter/innen und Bereiter-Anwärter/innen handelt, die ihr Leben den weißen Pferden verschrieben haben, die mit viel Enthusiasmus „ihr Ding“ machen und sich von den Medien – Gott sei dank – nicht beirren lassen!

Hier ist viel Begeisterung und vor allem auch eine gesunde Portion Pferdeverstand zu spüren – der „Pferdevirus“ ist direkt ansteckend und springt auch auf die Gesprächspartner über! Was sie sagen, klingt authentisch, es gibt keine Spur von Überheblichkeit oder gar Hochnäsigkeit – zumindest nicht bei jenen Bereitern und Bereiterinnen, die ich bisher kennenlernen durfte.

Für die Zukunft bleibt nur zu wünschen, dass die Grundsätze der klassischen Reitkunst an der Spanischen Hofreitschule weiterhin gepflegt werden und für künftige Generationen erhalten bleiben. Daher mein Rat an das Team der „Spanischen“: Achten Sie auch künftig stets auf das Wohl Ihrer erstklassigen Partner, der Lipizzaner! Machen Sie weiter im Sinne der klassischen Reitkunst! Lassen Sie sich nicht beirren von den negativen Einflüssen des modernen Dressursports – aber auch nicht von der destruktiven Stimmungsmache diverser Medien! Freuen Sie sich über Ihre Erfolge mit den wunderbaren Lipizzanern, aber nehmen Sie auch konstruktive Kritik ernst, sofern diese wohlwollend gemeint ist. Beraten Sie sich gegenseitig und suchen Sie den Austausch, auch mit den ehemaligen Bereitern der Spanischen Hofreitschule, damit das beinahe fünf Jahrhunderte alte Wissen auch für zukünftige Generationen erhalten bleibt. So sind Sie sicher auf einem guten Weg – gerade auch in unsicheren Zeiten wie diesen!

Ich danke Generaldirektorin Dkfm. Frau Elisabeth Gürtler und Pressesprecherin Frau Andrea Kerssenbrock für die Einladung zur Vorführung am 4. März. Es hat mich sehr beeindruckt, und ich werde sicher wiederkommen!

Nähere Informationen über das Jahresprogramm der Spanischen Hofreitschule finden Sie auf: http://www.srs.at

Weitere Fachartikel über Pferde & klassische Reitkunst gibt es auf: https://linguamusica.eu/kulturberichterstattung-fachartikel/pferde-reitkunst/

Wien, im März 2017                                                                          Sylvia Kreye

Spanische Hofreitschule – Jahresprogramm 2017

Spanische Hofreitschule

Jahresprogramm 2017

Im Anschluss an eine öffentliche Vorführung, zu der auch diverse Medienvertreter eingeladen waren, präsentierte die Spanische Hofreitschule am 4. März ihr Jahresprogramm für 2017. Neben den „Klassikern“ stehen auch in diesem Jahr wieder interessante Themen auf dem Programm.

  1. KLASSIKER

Zu den „Klassikern“, bei der die Musik zu den einzelnen Programmpunkten vom Tonband kommt, zählen die regulären Vorführungen, die Galavorstellungen und die moderierte Morgenarbeit.

Jeweils zu Beginn der Vorführung werden die jungen Hengste dem Publikum vorgestellt.

Anschließend werden ALLE GÄNGE UND TOUREN DER HOHEN SCHULE gezeigt: Piaffe, Passage, fliegende Galoppwechsel, Pirouetten.

Im Programmpunkt ARBEIT AN DER HAND & SCHULEN ÜBER DER ERDE werden die berühmten Schulsprünge sowohl an der Hand als auch unter dem Reiter präsentiert: Levaden, Kapriolen und Courbetten.

In der großen Solo-Nummer des zweiten Teils werden abermals ALLE GÄNGE UND TOUREN DER HOHEN SCHULE gezeigt: Piaffe, Passage, Seitengänge, fliegende Galoppwechsel und Pirouetten.

Am Ende einer klassischen Vorführung steht traditionsgemäß die SCHULQUADRILLE. Das berühmte Ballett der Weißen Pferde mit acht Hengsten ist natürlich der Höhepunkt einer jeden Vorführung.

TERMINE Klassiker:

  • 4., 5., 12., 18., 19., 25. und 26. März
  • 1., 2., 8., 9., 15., 16., 23., 29. und 30. April
  • 6., 7., 13., 14., 20., 21., 27. und 28. Mai
  • 3., 4., 10., 11., 17. und 18. Juni
  • 12., 13., 19., 20., 26. und 27. August
  • 2., 3., 9., 10., 16., 17., 23., 24. und 30. September
  • 1., 7., 8., 14., 15., 21., 22., 28. und 29. Oktober
  • 4., 5., 11., 12., 19., 25. und 26. November
  • 2., 3., 9., 10., 16., 17. und 23. Dezember

Die Vorführungen beginnen jeweils um 11.00 Uhr.

Wie in jedem Jahr, so gibt es auch zum Ende des Jahres 2017 wieder festliche Galavorführungen in der Winterreitschule.

TERMINE Galavorführungen:

28., 30. und 31. Dezember, jeweils um 19.00 Uhr.

Darüber hinaus findet an 4 – 5 Tagen pro Woche (außer während der Sommerpause), jeweils von 10.00 – 12.00 Uhr, die moderierte Morgenarbeit statt. Hier können sich Freunde der klassischen Reitkunst einen Einblick in das tägliche Training der weißen Hengste verschaffen.

  1. A TRIBUTE TO VIENNA

Zu den Höhepunkten im Jahresprogramm zählen auch die unter dem Motto A TRIBUTE TO VIENNA stehenden Vorführungen mit Live-Musik. Dabei werden die Höhepunkte des Balletts der Weißen Hengste abwechselnd mit musikalischen Darbietungen der Wiener Sängerknaben bzw. mit Prof. Seifert (Mitglied der Wiener Philharmoniker) und seinen philharmonischen Kollegen, präsentiert. Die Vorführungen werden live auf Deutsch und Englisch moderiert.

TERMINE A Tribute to Vienna:

  • 14. April & 2. Juni (mit Prof. Seifert & philharmonischen Kollegen)
  • 5. & 26. Mai, 16. Juni (mit den Wiener Sängerknaben)
  • 1. & 15. September (mit Prof. Seifert & philharmonischen Kollegen)
  • 22. & 29. September (mit den Wiener Sängerknaben)
  • 13. Oktober (mit den Wiener Sängerknaben)
  • 8. Dezember (mit Prof. Seifert & philharmonischen Kollegen)

Die Vorstellungen finden jeweils freitags um 19.00 Uhr statt.

  1. PIBER MEETS VIENNA

Im Rahmen der Veranstaltung PIBER MEETS VIENNA, welche während der Sommerpause der Schulhengste stattfindet, gewährt die Spanische Hofreitschule dem Publikum einen Einblick in das Gestütsleben des Lipizzanergestüts Piber. Hier sind die Zuchtstuten mit ihren Fohlen die Stars der Vorführung. Außerdem werden historische Gespanne gezeigt. Für Pferdefreunde gibt es während des Sommerprogramms noch ein besonderes Schmankerl: Im Juli, täglich zwischen 17 und 18 Uhr, sind die Stuten mit ihren Fohlen im Wiener Burggarten zu bewundern!

TERMINE Piber Meets Vienna:

  • 4. – 30. Juli, jeweils 11.00 Uhr, täglich außer montags
  1. FÊTE IMPÉRIALE

Die FÊTE IMPÉRIALE, das glanzvolle Sommer-Highlight der Spanischen Hofreitschule, findet in diesem Jahr am 23. Juni 2017 statt. Zum Abschluss der Saison, wenn die Hengste bereits ihre wohlverdiente Sommerpause antreten, veranstaltet die Spanische Hofreitschule alljährlich den „schönsten Sommerball Österreichs“. „Tanzen unter dem Sternenhimmel, damit die Lipizzaner weiter tanzen können“, lautet das Motto dieses Sommerballs, welcher ganz in der Tradition der Damenkarusselle von Kaiserin Maria Theresia steht.

TERMIN Fête Impériale:

  • 23. Juni (Einlass ab 20.15 Uhr)
  1. NEU: Sonderführungen für Kinder

Neu im Jahresprogramm sind die Sonderführungen für Kinder, bei denen die Kinder und ihre Begleitung alles über die weißen Hengste und ihre Reiter erfahren. Im Zuge des Rundgangs werfen die Kinder auch einen Blick hinter die Kulissen der Spanischen Hofreitschule, besuchen die Sattelkammer und die Pferde im Stall. Pädagogen begleiten die Gruppe und erzählen zum Beispiel, was es mit den dunklen Hengsten auf sich hat und warum sie Glücksbringer sind, wie eine Pferdewaage aussieht und warum manche Hengste Diät halten müssen. Ganz nebenbei gibt es viel Wissenswertes über die Geschichte, Reittradition und die Stars der „Spanischen“ – die Pferde.

  1. NEU: Sonderführungen Fotografie

Ab Sommer 2017 bietet die Spanische Hofreitschule auch Sonderführungen für Hobbyfotografen an, die „ihren“ Lipizzaner im rechten Licht verewigen wollen. Die Führungen beinhalten eine Stallbesichtigung und Tipps rund um die Pferdefotografie.

Ein Besuch der Spanischen Hofreitschule lohnt sich also in jedem Fall, ganz besonders für Pferdeliebhaber und Freunde der klassischen Reitkunst!

Weitere Termine, Preise und nähere Informationen zum Jahresprogramm sind auf der Homepage der Spanischen Hofreitschule zu finden: www.srs.at, E-Mail: office@srs.at, Tel.: +43 1 533 90 31-0.

Lipizzanergestüt Piber: Das erste Fohlen des Jahres 2017

Lipizzanergestüt Piber: Das erste Fohlen des Jahres 2017

Ein freudiges Ereignis gibt es im Lipizzanergestüt Piber zu feiern: Das erste Fohlen des Jahres 2017 hat am 1. Februar das Licht der Welt erblickt. Die freudige Nachricht: Es ist ein Mädchen! Fohlen und Mutterstute sind wohlauf.

Die erste Geburt eines Fohlens ist auch im Lipizzanergestüt Piber jedes Jahr etwas ganz Besonderes. Am 1. Februar um 00:30 Uhr hat im Lipizzanergestüt Piber das erste Fohlen des Jahres 2017 das Licht der Welt erblickt. Es ist ein entzückendes, kerngesundes Stutfohlen aus der Stutenfamilie Capriola.

Wie die Spanische Hofreitschule in einer Presseaussendung mitteilte, verlief die Geburt (die ja beim Fluchttier Pferd üblicherweise nachts stattfindet) problemlos. Beide, das Fohlen und seine Mutter Danesia sind wohlauf. Die Kleine muss es wohl recht eilig gehabt haben und kam einige Tage früher als errechnet zur Welt. Einen Namen hat das süße Stutfohlen noch nicht. Entsprechend der Gestütstradition wird es erst im Alter von etwa 6 Monaten einen Namen erhalten, wenn es von der Mutter abgesetzt wird. Doch so viel steht von vornherein fest: Es wird einen traditionellen Namen aus der Stutenfamilie Capriola bekommen.

Die Stammfamilie des Fohlens

Das kleine vierbeinige Madl ist das fünfte Fohlen der Stute Danesia. Der Vater ist der Schulhengst Maestoso Beja I, der von Bereiter Marcus Nowotny an der Spanischen Hofreitschule in Wien ausgebildet und geritten wird. Wie es an der Spanischen Hofreitschule Tradition ist, kehren die besten Schulhengste immer wieder ins Lipizzanergestüt Piber zurück, um als sogenannte „Beschäler“ – als Deckhengste – ihre guten Anlagen an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben.

Die Farbe der Lipizzaner

Wie alle Lipizzaner, ist auch dieses kleine Stutfohlen bei der Geburt schwarz und wird seine typische Schimmelfarbe erst sehr viel später – mit etwa vier bis zehn Jahren – bekommen. Nur selten werden Lipizzaner-Fohlen braun oder mausgrau geboren, und nur ganz wenige von ihnen bleiben braun.

Jene, die auch als ausgewachsene Lipizzaner braun bleiben, sind die „Glücksbringer“ der Spanischen Hofreitschule! Denn es heißt: Solange ein brauner Lipizzaner im Stall steht, wird die Spanische Hofreitschule weiterbestehen, und das Glück wird ihr hold sein! Zurzeit stehen im Stall der „Spanischen“ drei dieser hübschen braunen „Glücksbringer“: Favory Aquileja, Maestoso Alma und Pluto Bellornata.

Ob das erste Fohlen des Jahres 2017 wohl auch einmal ein brauner „Glücksbringer“ werden wird? Nun, braun wird es wohl eher nicht, denn die leichte mausgraue Schattierung deutet bereits jetzt darauf hin, dass auch dieses Stutfohlen – wie seine Mutter – einmal ein Schimmel werden wird. Aber ein „Glücksbringer“ ist es in jedem Falle, dieses erste süße Fohlen des Jahres 2017!

Stutfohlen 2017
Lipizzanergestüt Piber: Stutfohlen 2017 – Photocredit: © Spanische Hofreitschule – Bundesgestüt Piber GöR

Die Kinderstube der Lipizzaner

Rund 40 Fohlen werden in diesem Frühjahr im Bundesgestüt Piber erwartet. Die ersten 6 Monate verbringen die Kleinen an der Seite ihrer Mutterstuten, in der „Kinderstube“ des Lipizzanergestüts Piber. Mit etwa 6 Monaten sind die Kleinen schon recht selbstständig und werden von ihren Müttern „abgespänt“. Dann wachsen sie – getrennt nach Hengstfohlen und Stutfohlen – in zwei verschiedenen Herden auf.

Fohlenpatenschaften

Für Pferdefreunde, die eines der bedeutendsten Kulturgüter Österreichs unterstützen und gleichzeitig mehr über das Pferdekind und seine Familie erfahren möchten, bietet sich eine der beliebten Fohlenpatenschaften an. Privatpersonen wie auch Unternehmen können eine Patenschaft oder Patronanz für einen der kleinen Schützlinge aus dem Lipizzanergestüt Piber übernehmen. Die Paten erhalten regelmäßige Informationen über das Patenfohlen sowie weitere attraktive Möglichkeiten, eine ganz persönliche Beziehung zu einem Lipizzaner aufzubauen.

Fohlenerlebnistage und Führungen

Auch heuer kann man die Neuankömmlinge im Bundesgestüt Piber wieder im Rahmen der Fohlenerlebnistage im März 2017 hautnah erleben. Bei diesem speziellen Programm werden die Fohlen zusammen mit ihren Mutterstuten dem Publikum präsentiert. Anschließend können die Besucher an einer Führung durch das Gestüt teilnehmen. Obergestütsmeister Harald Neukam weiß viel Interessantes und Launiges aus dem Alltag des Pferdenachwuchses zu berichten. Beginn dieser moderierten Veranstaltungen ist jeweils um 14:00 Uhr. Das gesamte Programm dauert ca. 2 bis 2,5 Stunden. Tickets sind vor Ort im Souvenirshop des Lipizzanergestüts Piber erhältlich.

Erstmals finden in diesem Jahr die Fohlenerlebnistage auch an zwei Samstagen im März statt. Außerdem können Besucher während der Wintersaison täglich um 11:00 Uhr und um 14:00 Uhr eine Gestütsführung genießen.

Die Fohlenerlebnistage finden im Lipizzanergestüt Piber zu folgenden Terminen statt:

Donnerstag, 2. März, 9. März, 16. März und 23. März 2017

Samstag, 18. März und 25. März 2017

Mehr Informationen:

www.piber.com, +43-3144 33 23 oder office@piber.com.

Quelle: Presseaussendung der Spanischen Hofreitschule

PA-Spanische Hofreitschule-Bundesgestüt Piber- 1.Fohlen 2017

Photocredit:    © Spanische Hofreitschule – Bundesgestüt Piber GöR

5. Dezember | Adventskalender

Der musikalische Adventskalender

5. Dezember

Weihnachtsbräuche in den Niederlanden

Im heutigen Adventskalender geht es um Sinterklaas – wie der Nikolaus in den Niederlanden genannt wird – und niederländische Weihnachtsbräuche. Dem Sinterklaas kommt in den Niederlanden beinahe eine größere Bedeutung zu als dem Weihnachtsmann und dem Christkind. Im Unterschied zu Deutschland, wo der Nikolaustag am 6. Dezember gefeiert wird, bringt Sinterklaas in Holland bereits am 5. Dezember die Geschenke.

Sinterklaas & Zwarte Piet

Die Gestalt des Sinterklaas geht auf den historischen Nikolaus von Myra zurück, dessen Sterbetag der 6. Dezember ist (siehe musikalischer Adventskalender vom 6. Dezember). 

Sinterklaas wird in den Niederlanden am 5. Dezember, in Belgien am 6. Dezember gefeiert. Der Sinterklaasavond (Nikolausabend) am 5. Dezember ist in einigen Provinzen der Niederlande, insbesondere in den Küstenstädten, von größerer Bedeutung als das Weihnachtsfest selbst.

In der Zeit zwischen dem letzten November-Wochenende und dem 5. Dezember stellen die Kinder einen Stiefel mit Wunschzetteln an den Kamin. Selbst für das Pferd des Sinterklaas wird eine kleine Stärkung vorbereitet: Es wird ein Eimer Wasser, Mohrrüben und etwas Heu bereitgestellt. Denn nach der Überlieferung reitet Sinterklaas auf seinem Schimmel von Dach und Dach und lässt die sogenannten Cadeutjes durch den Schornstein in die bereitgestellten Stiefel fallen. (Das niederländische Wort cadeutje ist offenbar vom französischen Wort cadeau abgeleitet und bedeutet kleines Geschenk). Sollten die Kinder einmal nicht artig gewesen sein, könnte sich aber auch ein Stück Kohle im Stiefel befinden. 

Woher kommt Sinterklaas?

Sinterklaas (Nikolaus) ist nicht nur der Geschenkebringer für die Kinder, sondern auch der Schutzpatron der Seefahrer – was gerade für die Niederlande als Seefahrernation ein wichtiger Aspekt ist.

Nach niederländischer Tradition ist Sinterklaas mit einem roten Bischofsmantel, roter Bischofsmütze und weißen Handschuhen bekleidet. Der Überlieferung nach reist Sinterklaas jedes Jahr am letzten Samstag im November mit einem Schiff aus Spanien an und reitet dann auf einem Schimmel an Land. Diese Tradition geht zurück auf die Geschichte der Niederlande: Philippe II. von Spanien, der Sohn Karls V., erbte nach dessen Tod die Niederlande, Spanien und das Königreich Sizilien. Aus dieser Zeit stammt die Überlieferung, dass Sinterklaas aus Spanien kommt. Sinterklaas kommt stets in Begleitung: Sein Knecht, der Zwarte Piet, ist immer dabei, wenn es gilt, den Kindern Geschenke zu bringen. Sinterklaas und Zwarte Piet werden bei ihrer Ankunft im Hafen stets mit Glockengeläute und viel Jubel empfangen. Dabei werden fröhliche Lieder gesungen. Selbst die niederländische Königin lässt es sich bisweilen nicht nehmen, diesem Ereignis beizuwohnen.

Pakjesavond

In den Niederlanden kommen bereits am 5. Dezember, dem Nikolausabend, alle Familienmitglieder zusammen, um zu feiern, zu essen und sich gegenseitig zu beschenken. Am pakjesavond, dem Abend der Bescherung, werden die Geschenke als sogenannte surprise (abgeleitet vom französischen Wort surprise = Überraschung) überbracht.

Nach Anbruch der Dunkelheit klopft es an der Haus- oder Wohnungstür. Wenn die Kinder dann zur Tür rennen, ist Sinterklaas jedoch bereits verschwunden. Inzwischen haben die Besucher einen Sack voller Geschenke vor der Tür abgelegt, der dann in die Wohnung geschleppt wird.

Die Geschenke sind in den Niederlanden immer sehr kreativ und aufwändig verpackt. Dabei geht es offensichtlich mehr um die Zeremonie des Auspackens als um die Geschenke selbst. Die Niederländer bereiten gern sogenannte „Schwindelpakete“ vor (wie wir sie noch von Kindergeburtstagen her kennen): In einem großen Karton steckt ein kleinerer Karton, in diesem steckt ein noch kleinerer Karton, bis zum Schluss nur noch ein kleines Kästchen oder gar eine Streichholzschachtel mit einem kleinen Geschenk zum Vorschein kommt. 

Ein besonders origineller Brauch: Jedem Geschenk wird ein selbst gedichtetes, lustiges Gedicht beigelegt, das ganz auf die individuelle Persönlichkeit, auf die Gewohnheiten und Eigenarten der beschenkten Person abgestimmt ist. Das Gedicht muss der Beschenkte selbst vorlesen, bevor er sein Geschenk auspacken darf. Das Vorlesen dieser lustigen, selbst gedichteten Verse sorgt am pakjesavond immer für große Heiterkeit!   

Sinterklaas-Lieder 

Es gibt viele Sinterklass-Lieder, die von den Kindern zum Sinterklaas-Fest gern gesungen werden. Der folgende Vierzeiler bringt die Kinderwünsche kurz und knapp auf den Punkt: 

Sinterklaas kapoentje,
Gooi wat in mijn schoentje,
Gooi wat in mijn laarsje,
Dank u Sinterklaasje.
 

Übersetzt heißt das etwa: Sankt Niklaus mit dem Kapüzchen, tue etwas in mein Schühchen, tue etwas in mein Stiefelchen, Danke dir, kleiner Sankt Nikolaus. 

Viele Sinterklaas-Lieder gehen auf Volkslieder aus dem deutschen Sprachraum zurück. 

Daar wordt aan de deur geklopt 

Das niederländische Sinterklaas-Lied Daar wordt aan de deur geklopt (Da wird an die Tür geklopft) wird nach der Melodie O du lieber Augustin gesungen, ein Ohrwurm, der auf den Wiener Straßensänger Marx Augustin (Ende des 17. Jahrhunderts) zurückgeht. Der niederländische Text wurde im Jahre 1907 von der Groninger Gesangslehrerin Johanna Veth geschrieben.

Daar wordt aan de deur geklopt
Zacht geklopt, hard geklopt
Daar wordt aan de deur geklopt
Wie zou dat zijn
Wees maar gerust mijn kind
Ik ben een goede vrind
Want al ben ik zwart als roet
‚k Meen het wel goed
Want ik kom van Sint Niklaas
Sint Niklaas, Sint Niklaas
‚k Heb voor jou mijn kleine baas
Moois in mijn zak
Was j‘ ook een stoute gast
Nu heb je opgepast
Daarom zendt Sint Nicolaas
Fijn speculaas.
Bron: De Liedjeskist

Kerstmis 

Kerstmis, wie das Weihnachtsfest auf Niederländisch heißt, hat in den Niederlanden nicht die Bedeutung wie in vielen anderen Ländern. Jedoch ist der Kirchgang an Heiligabend (Op kerstavond) oder am ersten Weihnachtstag (Op eerste kerstdag) auch in den Niederlanden ein wichtiger Teil der Kerstmis. 

Zu Kerstmis kommen alle Familienmitglieder zusammen, jedoch gibt es nach niederländischer Tradition am Weihnachtsabend keine Bescherung. Stattdessen wird ein üppiges Festmahl serviert. In vielen Familien kommen Rind- oder Wildgerichte auf den Tisch. Beliebt sind auch die Gourmetten, eine Art Raclette, bei dem Fleisch- und Gemüsestücke in kleinen Pfännchen gegart werden. 

Seit einiger Zeit jedoch gehen die Niederländer mehr und mehr dazu über, auch am Heiligen Abend Geschenke unter den Baum zu legen.

Weihnachtsbaum 

Auch in den niederländischen Wohnzimmern findet man einen Weihnachtsbaum. Dieser wird bereits am Tag nach dem Nikolausabend aufgestellt und bleibt bis zum 6. Januar, dem Fest der Heiligen Drei Könige (Driekoningen), im Wohnzimmer stehen. In vielen Familien wird in den Niederlanden ein künstlicher Baum verwendet, den man jedes Jahr wiederverwenden kann. 

Niederländische Weihnachtslieder  

Es gibt nicht viele Weihnachtslieder, die original aus den Niederlanden stammen und auch bei uns bekannt sind. Ein schönes holländisches Weihnachtslied aus dem 17. Jahrhundert ist Nu sijt wellekome, von dem hier nur die Gesangsstimme wiedergegeben wird. Die vollständige Ausgabe für Gesang und Klavier ist im Band von Kurt Pahlen, Die schönsten Weihnachtslieder aus der ganzen Welt, enthalten.

Nu sijt wellekome

Nu sijd wellekome, Noten
Nu sijt wellekome, Weihnachtslied aus Holland, 17. Jh., handschriftlich notiert von Sylvia Kreye

 

Niederländisch 

Nu sijt wellekome, Jesu lieven Heer!
Ghij komt van al soo hooghe van al soo veer.
Nu sijt wellekome van de hooghen hemel neer!
Hier al in dit aerdtrijk sijt Ghij ghe-sien noyt meer!
Kyrieleys.
Herders op den velde hoorden een nieuw liedt.
Dat Jesus was ghebooren sij wisten’t niet.
Gaet aen gheender straeten en ghij sult hem vinden klaer.
Bethlehem is de stede daer ’tis gheschiedt voorwaer.
Kyrieleys.

Deutsch 

Nun sei mir willkommen, Jesus, lieber Herr!
Du kommst zu uns von hoch und von fern daher.
Nun sei mir willkommen du vom hohen Himmelszelt,
warst du doch so lange nicht mehr auf uns’rer Welt!
Kyrieleis.
Hirten auf den Feldern hörten den Gesang:
„Klein Jesus ward geboren, nun seid nicht bang!
Gehet hin nach Bethlehem, der Weg liegt vor euch klar,
betet an das Wunder, das dort geschah fürwahr!“
Kyrieleis.

Von diesem holländischen Weihnachtslied gibt es auch eine schöne Aufnahme auf YouTube (in einer Aufnahme mit Herman van Veen, mit stimmungsvollen Impressionen von Sinterklaas und Weihnachten in Holland):

Eine Auswahl an niederländischen Weihnachtsliedern findet man auch auf der LP Kerstfeest met Heintje. Als kleine Kostprobe aus dem Album sei hier das Lied De Herdertjes Lagen Bij Nachte (Die Hirten lagen bei Nachte) angeführt. Hier ist zunächst der niederländische Text des Liedes: 

1.
De herdertjes lagen bij nachte
Zij lagen bij nacht in het veld
Zij hielden vol trouwe de wachte
Zij hadden hun schaapjes geteld
Daar hoorden zij d’engelen zingen
Hun liederen vloeiend en klaar
De herders naar Bethlehem gingen
‚t liep tegen het nieuwe jaar
2.
Toen zij er te Bethlehem kwamen
Daar schoten drie stralen dooreen
Een straal van omhoog zij vernamen
Een straal uit het kribje benee
Daar vlamd‘ er een straal uit hun ogen
En viel op het Kindeke teer
Zij stonden tot schreiens bewogen
En knielden bij Jesus neer
3.
Maria die bloosde van weelde
Van ootmoed en lieflijke vreugd
De goede Sint Jozef hij streelde
Het Kindje der mensen geneugt
De herders bevalen te weiden
Hun schaapkens aan d’engelenschaar
Wij kunnen van ‚t kribje niet scheiden
Wij wachten het nieuwe jaar (OF: En vonden het kindje daar)
4.
Ach kindje, ach kindje, dat heden
In ‚t nederig stalletje kwaamt
Ach, laat ons uw paden betreden
Want gij hebt de wereld beschaamd
Gij kwaamt om de wereld te winnen
De machtigste vijand te slaan
De kracht uwer liefde van binnen
Kan wereld noch hel weerstaan

Und hier ist die niederländische Aufnahme des Liedes in der Interpretation des jungen Heintje, die auf YouTube zu finden ist:
 

Der erwachsene Hein Simons hat dieses Weihnachtslied später nochmals in der deutschen Fassung unter dem Titel Die Hirten ruhten bei Nachte eingespielt. Es ist auf der CD Weihnachten mit Hein Simons (DA Music, 2007) festgehalten. Auch diese Fassung findet man auf YouTube:

 

Zum Schluss noch die Auflösung der Quizfrage vom 4. Dezember: 

Wie heißt der berühmte Tenor aus Katalonien, der am 5. Dezember 1946 in Barcelona geboren wurde?

Die richtige Antwort lautet:

José Carreras – in seiner katalanischen Muttersprache Josep Carreras genannt. Zu seinem 70. Geburtstag am 5. Dezember 2016 wird dem Tenor auf Lingua & Musica noch ein gesonderter Beitrag gewidmet.

Quellen

https://de.wikipedia.org/wiki/Weihnachten_weltweit       

https://de.wikipedia.org/wiki/Sinterklaas        

http://www.brauchwiki.de/Niederländisches_Weihnachtsfest

http://www.weihnachtsmarkt.net/Weihnachtsbraeuche/Weihnachten-Niederlande.html                 

http://www.benimmregeln-reise.de/brauchtum_niederlandeweihnacht.html    

http://www.t-online.de/ratgeber/familie/familienleben/id_66509618/weihnachten-in-holland-mit-sinterklaas.html

https://www.buurtaal.de/blog/sinterklaas-1   

https://www.buurtaal.de/blog/weihnachten-in-den-niederlanden

https://www.buurtaal.de/blog/singen-fuer-sinterklaas  

https://www.studieren-weltweit.de/unterschied-nikolaus-und-sinterklaas/  

Quelle Notentext

Nu sijt wellekomeGesangsstimme, handschriftlich notiert von Sylvia Kreye, enthalten in: Kurt Pahlen, Die schönsten Weihnachtslieder aus der ganzen Welt, Hug & Co., Zürich, Edition Hug 11582, Seite 82-83. 

Bildquellen

Beitragsbild: Sinterklaas & Zwarte Piet, Michell Zappa] [CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons

https://de.wikipedia.org/wiki/Weihnachten_weltweit#/media/File:Sinterklaas_zwarte_piet.jpg  

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Sinterklaas_zwarte_piet.jpg   

Video

Nu Zijt Wellekome – Dutch Christmas Song

https://www.youtube.com/watch?v=3W3AifM6cgk

Zum Copyright findet sich unter dem Video auf YouTube folgender Vermerk:

Santa dedicates this to the many different cultural traditions of Christmas. He wishes you all a Ho Ho Ho Merry Christmas and asks you to please visit Chrismayka http://www.youtube.com/user/chrismayka They have a wonderful site and provided the song and translation for Elf Lollipop Leroux to create this video. (This is part of a series of videos that inform children about Christmas traditions and cultural differences in the way this holiday is celebrated around the world.) No copy infraction intended on my videos. Thanks for watching!

Das folgende Video illustriert die niederländischen Weihnachtsbräuche sehr anschaulich. Die Erklärungen sind allerdings auf Englisch: 

 

Zum 70. Geburtstag von Josep Carreras

Zum 70. Geburtstag von Josep Carreras am 5. Dezember 2016

Josep Carreras wird 70

Anlässlich des 70. Geburtstages von Josep Carreras – besser bekannt als José Carreras – gibt es heute einen Sonderbeitrag, der dem Tenor und seinem Lebenswerk gewidmet ist.

Bereits gestern ging es im musikalischen Adventskalender um Katalonien und einige kuriose Weihnachtsbräuche. Das folgende Weihnachtslied stammt ebenfalls aus Katalonien und wird von José Carreras häufig in seinen Weihnachtskonzerten vorgetragen. Auch der Cellist Pablo Casals spielte es immer wieder in seinen Konzerten. Daher steht es am Anfang dieses Beitrages.

El Cant dels Ocells (Gesang der Vögel)

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Aus Gründen des Copyrights wurden hier nur die ersten 28 Takte der Gesangsstimme wiedergegeben. Die vollständige Ausgabe des Liedes ist im Band „The José Carreras Collection“, (C) by Wise Publications, London 1994, enthalten. Der Band ist über Music Sales Ltd., 8/9 Fifth Street, London W1V 5TZ, England, erhältlich.  

Auf YouTube ist eine schöne Aufnahme dieses katalanischen Weihnachtsliedes zu finden. Das Video dazu zeigt Stationen aus dem Leben des Tenors: 

Ein Audiomitschnitt des Liedes aus dem legendären Comeback-Konzert in Barcelona vom 21. Juli 1988 ist ebenfalls auf YouTube zu finden:

https://www.youtube.com/watch?v=d4DqRX1VXg4

Vom Konzert in Peralada am 13. August 1988 gibt es auf YouTube sogar ein schönes Video:  

https://www.youtube.com/watch?v=EbJphMBHIwA

Persönliche Begegnungen mit José Carreras

Gern teile ich an dieser Stelle meine persönlichen Erinnerungen an die vielen wunderbaren Abende, die ich selbst in all den Jahren mit José Carreras erleben durfte – und hoffentlich auch in Zukunft noch oft erleben werde.

Der Blitz hat eingeschlagen!

Es passierte etwa Ende der 70er oder Anfang der 80er Jahre, als ich anfing, mich für die Oper zu interessieren. An einem Sonntag sah ich im Fernsehen eine Übertragung der Oper La Bohème von Giacomo Puccini – mit Teresa Stratas als Mimí und José Carreras als Rudolfo. Zum ersten Mal hörte ich den Tenor José Carreras, den ich bis dahin noch gar nicht gekannt hatte. Auf Anhieb war ich von seiner Stimme und seiner Rollengestaltung begeistert. Einige Jahre später (ich glaube, es war im Sommer 1985) kam im Fernsehen eine Live-Sendung mit Hans Rosenthal. Soweit ich mich erinnere, war es eine Live-Übertragung von der Bundesgartenschau. Als Gast war José Carreras eingeladen (was ich vorher nicht einmal wusste). Ich befand mich damals gerade im zweiten Studienjahr meines Studiums am Wiesbadener Konservatorium und wohnte in einer kleinen Ein-Zimmer-Wohnung in Wiesbaden-Biebrich. Während ich gerade mit meiner Bügelwäsche beschäftigt war, lief in meinem Zimmer der kleine Fernseher. „Hänschen“ Rosenthal moderierte die Sendung wie immer in seiner sympathischen, humorvollen Art. Dann kam jener Moment, der von da an meinen musikalischen Werdegang entscheidend prägen sollte: Hans Rosenthal kündigte den Auftritt eines Tenors an, der bereits auf den großen Bühnen zu Hause sei und gerade bei den Salzburger Festspielen als Don José in der Oper Carmen Triumphe gefeiert habe. Es war José Carreras, er sang in dieser Sendung die berühmte „Blumen-Arie“ aus Carmen. Von Anfang an war ich berührt von dem schönen Klang, der musikalischen Phrasierung, seiner Piano- und Legato-Kultur und der wunderbaren Führung seiner Stimme. Als er dann auch noch am Schluss der Arie das hohe b in einem innigen Piano verklingen ließ, war das einer jener Momente, in denen man sprichwörtlich eine Gänsehaut bekommt!

Der Blitz hatte eingeschlagen! Von da an wurde José Carreras mein großes Idol. In den folgenden Jahren war ich jedoch mit meinem Cello-Studium so sehr eingespannt, dass ich leider nicht alle Auftritte meines Lieblingssängers im Fernsehen mitverfolgen konnte, zumal ich neben meinem Studium auch noch als freie Mitarbeiterin in einem Musikverlag tätig war. Teure Reisen zu Carreras-Auftritten waren damals finanziell ohnehin nicht möglich.

Krankheit und Genesung

Eines Tages – es muss im Spätsommer 1987 gewesen sein – erfuhr ich, dass der berühmte Tenor José Carreras an Leukämie erkrankt war. Die Nachricht über die schwere Erkrankung meines Lieblingssängers schockierte mich und erfüllte mich mit großer Sorge. Jedoch drangen die Informationen über seinen Zustand nur sehr spärlich bis zu mir durch, zumal ich seinerzeit gerade mit meinen Examensvorbereitungen mehr als ausgelastet war. Im Frühjahr 1988, als ich gerade mein Studium beendet hatte, kam endlich die erlösende Nachricht, dass José Carreras es wohl geschafft habe, dass es ihm endlich besser gehe und er von seiner Behandlung in Amerika nach Barcelona zurückgekehrt sei. Sämtliche Medien berichteten damals über die wunderbare Genesung des Sängers und sein großartiges Comeback in Barcelona im Juli 1988. Noch im selben Jahr gründete José Carreras seine Leukämie-Stiftung in Barcelona, die Fundación Internacional José Carreras para la lucha contra la Leucemia.

José Carreras’ Gesang, seine ganze Geschichte und sein unermüdlicher Einsatz für die Leukämie-Kranken haben mich so sehr berührt, dass ich ständig daran denken musste und fast nur noch davon sprach. Schon damals hat die Begegnung mit Josés Stimme und seiner Persönlichkeit entscheidend zu meinem Entschluss beigetragen, noch Gesang zu studieren, denn spätestens jetzt wurde mir klar, dass der klassische Gesang und die Oper eigentlich schon immer meine große Leidenschaft und Berufung gewesen waren. Durch die Lektüre der Autobiographie von José Carreras wurde diese Leidenschaft noch verstärkt: 1989 schenkte mir mein damaliger Partner (als Dank für meine Hilfe bei seiner Examensarbeit) das Buch „José Carreras – Singen mit der Seele“. Dieses Buch hat mich emotional so sehr berührt und gefesselt, dass ich es in einem Zuge durchlas; ich erinnere mich sogar, dass ich während der Lektüre einige Male erst um vier oder fünf Uhr morgens ins Bett gekommen bin!

Konzerterlebnisse

Von nun an ließ ich keine Gelegenheit aus, Josés Stimme zu hören, und besorgte mir alle wichtigen Aufnahmen, die es damals auf dem Markt gab (zunächst noch als Schallplatte, später auch auf CD). Ganz besonders berührte mich seine Interpretation der Misa criolla und Navidad nuestra von Ariel Ramirez – eine Aufnahme, die im Sommer 1987, unmittelbar vor seiner Krankheit, entstanden war.

Im Herbst 1989 erfuhr ich, dass eine Tournee mit José Carreras geplant sei, die ihn im Dezember 1989 auch nach Frankfurt führen würde. Auf dem Programm standen unter anderem die Misa criolla sowie einige Weihnachtslieder. Sofort rief ich bei der Alten Oper Frankfurt an und besorgte zwei Karten für mich und meinen damaligen Partner. Das Konzert in der Alten Oper Frankfurt wurde zu einem unvergesslichen Erlebnis. Carreras’ ausdrucksvolle Interpretation der Misa criolla hat mich berührt und fasziniert. Am Bühneneingang hatte ich damals sogar Gelegenheit, kurz mit ihm zu sprechen und ihm alles Gute zu wünschen.

Im November 1990 kam José Carreras abermals nach Frankfurt. Auf dem Programm standen diesmal Arien und Lieder mit Orchester. Da das erste Konzert im Nu ausverkauft war, wurden sogar zwei Konzerte angesetzt. Diesmal kam es sogar zu einem persönlichen Gespräch mit José Carreras hinter den Kulissen: Dank einer Geigerin des Orchesters gelang es mir, durch den Bühneneingang der Alten Oper in das Gebäude zu kommen. Ich nutzte die Gelegenheit, um mit José Carreras persönlich zu sprechen und ihm einen Scheck für seine Leukämie-Stiftung zu übergeben. Außerdem überreichte ich ihm ein selbst gebasteltes Geschenk (eine Flasche Wein, als Don José verkleidet). Über meine Spende und mein humorvolles Präsent zeigte er sich sichtlich erfreut. Durch diese kurze Begegnung muss er sich mein Gesicht wohl irgendwie eingeprägt haben, denn seitdem erkennt er mich immer und begrüßt mich sogar jedes Mal. Er scheint überhaupt ein erstaunliches Personengedächtnis zu haben.  

In den darauffolgenden Jahren fuhr ich, sooft es ging und es meine knappen Finanzen erlaubten, zu Auftritten meines Lieblingssängers. Auf den Reisen zu den Konzerten (damals noch von Wiesbaden, später von Kelsterbach bei Frankfurt aus) lernte ich auch interessante Städte kennen, in die ich sonst wohl nie gekommen wäre. Und ich lernte Italienisch und Spanisch!

Sternstunden in der Oper

Erst in den 1990er Jahren ergab es sich, dass ich José Carreras endlich auch in einigen seiner Opernrollen erleben konnte. Die Reisen nach Wien und die Vorstellungen in der Wiener Staatsoper waren jedes Mal ein unvergessliches Erlebnis. So hatte ich das Glück, José Carreras noch einmal als Rudolfo in La Bohème zu erleben, bevor er diese Rolle endgültig ablegte. Bei dieser Gelegenheit, im Juni 1993, lernte ich auch das bei Wiener Opernfreunden übliche Stehplatz-Abenteuer kennen: Ausgestattet mit einem Schlafsack, einem Picknick-Sackerl und einer Flasche Rotwein, verbrachte ich sogar eine Nacht unter den Arkaden der Wiener Staatsoper, um mich für einen der begehrten Stehplätze anzustellen – oder besser gesagt: anzulegen! Auch dieses kuriose Abenteuer gehört zu den lustigen Ereignissen, an die ich mich immer gern erinnern werde. Es folgten dann noch weitere Reisen nach Wien mit interessanten Opernvorstellungen: Fedora (1994), Hérodiade (1995), Jérusalem und Stiffelio (1996). Neben den Opernvorstellungen waren auch die Clubtreffen des Carreras Clubs Wien – mit José Carreras als Ehrengast – jedes Mal ein Erlebnis.

In Zürich durfte ich die Fedora (1994, seinerzeit sogar mit Mirella Freni als Josés Partnerin) und die Uraufführung der Oper Sly (1998) erleben. Im Sommer 1999 hatte ich bei den Opernfestspielen in Verona endlich das Glück, José Carreras in einer seiner Paraderollen zu erleben: als Don José in Carmen! Wie lange hatte ich doch auf diese einmalige Gelegenheit warten müssen! (Denn die für 1997 angesetzten Carmen-Vorstellungen in Verona hatte José Carreras leider wegen einer Grippe absagen müssen.)

Festivals & Premieren

Zu einem besonderen Höhepunkt wurde die Reise nach Barcelona im Juli 1998 zu einem Open-Air-Konzert, das anlässlich des 10jährigen Bestehens der spanischen José Carreras Leukämie-Stiftung organisiert wurde. Die einzigartige Stimmung dieser Sommernacht in der katalanischen Hauptstadt werde ich nie vergessen! Das Wetter war traumhaft, die Katalanen und die angereisten Carreras-Fans waren in Volksfeststimmung! Unvergesslich war auch Josés Aufführung der Misa criolla im Rahmen des „festival del mil.leni“ im Palau de la música catalana, im Januar 2000.

Im Februar 2004 führten mich meine Reisen abermals nach Wien, wo es ein besonderes Ereignis zu feiern gab: das 30jährige Bühnenjubiläum von José Carreras an der Wiener Staatsoper. Die Gala-Vorstellung mit Liedern von Tosti, Leoncavallo und Puccini, dem 3. Akt aus der Oper Sly von Ermanno Wolf-Ferrari und dem 4. Akt aus Bizets Carmen wurde zu einem großen Erfolg für den in Wien so beliebten Tenor, der auch an diesem Abend wieder mit standing ovations gefeiert wurde.

Ein weiterer Höhepunkt war die Matinee am 15. September 2013 in der Wiener Staatsoper, welche im Vorfeld seines 40jährigen Bühnenjubiläums an der Staatsoper veranstaltet wurde. Der Erlös der Matinee, in der neben José Carreras auch einige Sänger und Sängerinnen des Solistenensembles der Wiener Staatsoper auftraten, ging auch diesmal wieder an die Carreras Leukämie Stiftung.   

Allen Unkenrufen zum Trotz durften wir José Carreras kürzlich sogar noch einmal auf der Opernbühne erleben: In der Oper El Juez (Der Richter) von Christian Kolonovits sang er die Titelpartie des Richters. Nach der erfolgreichen Uraufführung in Bilbao und weiteren Aufführungen in St. Petersburg und Erl (Tirol) kam das Werk im Juli 2016 auch im Theater an der Wien auf die Bühne und wurde für alle Mitwirkenden zu einem großen Erfolg.

Ein besonderes Erlebnis

Eine der aufregendsten Begegnungen mit José Carreras hatte ich jedoch im Mai 2005: Der Carreras Club Wien veranstaltete anlässlich seines 20-jährigen Bestehens ein großes Clubtreffen mit José Carreras als Gast. Zusammen mit dem Salonmusikensemble Wiener Capriolen, in welchem ich damals als Sängerin und Cellistin mitwirkte, war ich eingeladen, diese Veranstaltung musikalisch zu umrahmen. Wir spielten typische Wiener Musik der Strauss-Dynastie, neben anderen Komponisten vor allem Werke von Josef und Johann Strauss. Und am Schluss unserer Darbietung durfte ich meinem Idol und Vorbild Josep Carreras sogar noch ein Ständchen singen: Ich gab das Lied Wien, du Stadt meiner Träume (Wien, Wien, nur du allein) zum Besten, jedoch nicht mit dem Originaltext, sondern mit einem von mir selbst gedichteten Text, welcher ganz auf José Carreras abgestimmt war. Noch heute wundere ich mich über mich selbst, dass ich mir das damals überhaupt getraut habe! Es war wohl das aufregendste Erlebnis, das ich je mit José Carreras hatte.

Ich könnte an dieser Stelle noch weitere Erlebnisse aufzählen, doch das würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen.

Die Begegnungen mit José Carreras und seiner wunderbaren Stimme haben wesentlich zu meinem Entschluss beigetragen, nach dem Cello-Studium noch eine Gesangsausbildung zu beginnen und einige Jahre später sogar noch ein Gesangsstudium der Fachrichtung Opernrepertoire in Wien zu absolvieren. Am Ende meines Studiums konnte ich – nach vielen Entbehrungen, Höhen und Tiefen – sogar noch ein staatlich anerkanntes Diplom im Fach Opernrepertoire erwerben! Wie heißt es doch so schön: Besser spät als nie!

Ich möchte diese Gelegenheit benutzen, meinem großen Vorbild José Carreras die herzlichsten Glückwünsche zu seinem 70. Geburtstag zu übermitteln und ihm für die weitere Zukunft alles Gute zu wünschen. Und mit diesen Wünschen möchte ich diesen ellenlangen Artikel nun endlich schließen!

Weitere Literatur

  • José Carreras: Singen mit der Seele, Kindler Verlag GmbH, München 1989
  • José Carreras mit Márius Carol: Aus vollem Herzen – Über das Geschenk des Lebens und die Kraft der Musik – Aus dem Spanischen von Karl A. Klewer, Siedler Verlag, München 2011
  • Josep Carreras – Ein Leben für die Musik: Ein Beitrag von Sylvia Kreye zum 70. Geburtstag von José Carreras, meinbezirk.at: http://www.meinbezirk.at/meidling/leute/ein-leben-fuer-die-musik-d1956839.html

4. Dezember | Adventskalender

Der musikalische Adventskalender

4. Dezember

Weihnachten in Katalonien

Unsere musikalische Reise führt uns heute in den romanischen Sprachraum, genauer gesagt: nach Katalonien, eine Provinz im Nordosten Spaniens. Dabei stellen wir auch zwei katalanische Weihnachtslieder und einige kuriose Weihnachtsbräuche vor. Im Mittelpunkt steht eine skurrile Krippenfigur, die es in sich hat!

Hauptstadt und kulturelles Zentrum Kataloniens ist Barcelona mit seiner großartigen Kultur und einzigartigen Architektur, welche unter dem Namen „modernismo“ bekannt ist und Jahr für Jahr zahlreiche Touristen in die katalanische Hauptstadt lockt.

Die katalanische Sprache

Zur Zeit der Militärdiktatur unter General Franco war die katalanische Sprache verboten. Offiziell durfte damals nur Kastilisch (also Spanisch) gesprochen werden. Seit dem Ende des Franco-Regimes und die Rückführung Spaniens in eine (konstitutionelle) Monarchie im Jahre 1978 ist die katalanische Sprache wieder als offizielle Staatssprache anerkannt.

Zwei schöne Weihnachtslieder aus Katalonien möchte ich in diesem Beitrag hervorheben. Das Weihnachtslied „Nit de vetlla“ (Nacht der Wache) entdeckte ich in meinem Notenarchiv.

Nit de vetlla (Nacht der Wache)

Nit de vetlla, Notentext, handschriftlich notiert von Sylvia Kreye
Nit de vetlla, Notentext, handschriftlich notiert von Sylvia Kreye. Quelle: Kurt Pahlen, Die schönsten Weihnachtslieder aus der ganzen Welt, Edition Hug 11582, Hug & Co., Zürich, Seite 49.

Katalanisch

Esta nit és nit de vetlla, esta nit és nit de vetlla,
ha nascut d’una donzella, la miran e fa sol.
Ha nascut d’una donzella, la Kirieleyson, la Kirieleyson!

Deutsch

Heute Nacht ist Nacht der Wache, heute Nacht ist Nacht der Wache,
denn aus einer Jungfrau Schoß, seht, sie strahlen wie das Licht!
Denn aus einer Jungfrau Schoß ward geboren unser Herr, ja Kyrieleison.

Das katalanische Weihnachtslied Nit de vetlla weist mit seinem melodischen Duktus und seiner Tonart (e-moll) eine gewisse melancholische Grundstimmung auf. Das scheint ein Merkmal vieler katalanischer Lieder zu sein. Auf YouTube gibt es eine schöne Aufnahme des Liedes mit dem Chor der Escolania de Montserrat:

Sehr bekannt ist auch das katalanische Weihnachtslied El Cant Dels Ocells (Gesang der Vögel), von dem es mehrere schöne Aufnahmen gibt. Der katalanische Tenor Josep Carreras singt es häufig in seinen Konzerten. Auch der Cellist Pablo Casals hat es immer wieder in seinen Solokonzerten gespielt. Hier ist eine Aufnahme mit Josep Carreras (ein Ausschnitt aus seinem Comeback-Konzert unter dem Arc de Triomf in Barcelona vom 21. Juli 1988):

Das Lied „El Cant Dels Ocells“ besteht aus vielen Strophen, welche jeweils die einzelnen Vogelarten zum Thema haben. Hier ist der Text der beiden ersten Strophen mit deutscher Übersetzung:

Katalanisch

Al veure despuntar
el major lluminar,
en la nit més ditxosa,
els aucellets cantant
a festejar-lo van
amb sa veu melindrosa.

I l’àguila imperial,
se’n vola cel endalt
cantant amb melodia
dient: – Jesús és nat
per treure’ns de pecat
i dar-nos alegria.

Deutsche Übersetzung

Während sie aufgehen sehen
das kräftigste Licht
in der glückseligsten Nacht
beginnen die Vöglein singend
zu feiern
mit ihren zierlichen Stimmen.

Und der Kaiseradler
fliegt in den Himmel hinauf
singt eine Melodie
und spricht: – Jesus ist geboren,
um von uns die Sünde wegzunehmen
und uns große Freude zu geben.

Kuriose Weihnachtsbräuche

Der Caga Tió

"caga tió" (Holzklotz), katalanischer Weihnachtsbrauch
Der „caga tió“ (Holzklotz), ein katalanischer Weihnachtsbrauch

 

Weniger melancholisch, sondern recht kurios, teils sogar etwas derb, geht es bei den Weihnachtsbräuchen in Katalonien zu.

Die eigentliche Weihnachtsbescherung findet in Katalonien (wie auch im übrigen Spanien) traditionell am 6. Januar, dem Dreikönigstag, statt.

Damit das Warten auf die Bescherung nicht allzu lang wird, gibt es für die Kinder statt eines Weihnachtsmannes den „Tió de nadal“, auch „caga tió“ genannt („tió“ wörtlich: Holzklotz, „cagar“ wörtlich: scheißen). Der Tió ist ein toter Baumstamm, der üblicherweise mit zwei Beinen, lächelndem Gesicht und einer roten Kappe (katalanisch: barretina) ausgeschmückt wird. Er wird zwischen dem 8. Dezember (Mariä Empfängnis) und Weihnachten mit Obst, Gemüse und Brot gefüllt und mit einem Tuch abgedeckt, damit er sich nicht erkältet. Am Heiligen Abend, zwischen dem Abendessen und der Christmette, singen die Kinder ein Lied und schlagen mit Stöcken auf den Baumstamm. Der Text dieses etwas derben Liedes soll den Lesern an dieser Stelle nicht vorenthalten werden.

La canción del Caga tió – das Lied vom Caga tió

Katalanisch

Caga tió,
d’avellanes i de pinyó
pixa vi blanc
de les festes de Nadal.
ara vénen festes,
festes glorioses
menjarem conill
i llebres si en tenim.
Caga tió, caga tió,
si no vols cagar,
et donaré un cop de bastó.

Deutsch

Scheiß, tió,
Haselnüsse und Pinienkerne
piss Weißwein
zum Weihnachtsfest.
Jetzt kommt das Fest,
das glorreiche Fest,
wir werden Kaninchen
und Hasen, wenn wir haben, essen.
Scheiß, tió, scheiß, tió,
wenn du nicht scheißen willst,
werde ich dich mit einem Stock schlagen.

Der Caganer

Caganer von vorn
Caganer von vorn, Wikipedia Creative Commons, Public Domain – CC0 (Mtiedemann)
Caganer von hinten
Caganer von hinten, Wikipedia Creative Commons, Public Domain – CC0 (Mtiedemann)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ebenso kurios, witzig und frivol ist eine kleine Krippenfigur mit dem Namen „caganer“ („kleiner Scheißer“). Der Caganer gehört zur katalanischen Krippe wie das Salz in die Suppe! Es handelt sich um eine kleine Figur mit heruntergelassener Hose, welche in den Krippen der Katalanen anzutreffen ist. Diese skurrile Figur steht in der Regel etwas abseits von den anderen Krippenfiguren. Trotz ihres frivolen Charakters wird sie interessanterweise sogar von den offiziellen Kirchen akzeptiert. Ursprünglich wurde die Figur mit der typischen Bekleidung der katalanischen Bauern, mit Schärpe und roter Mütze (barretina) ausgestattet. Jedoch findet man in den Geschäften auch bekannte Persönlichkeiten, die als Caganer dargestellt werden. Das folgende Foto zeigt eine kuriose Sammlung schillernder Caganerfiguren aus Prominenz und Politik.

Caganer - Katalonien
Caganers – Caganercom, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Der Caganer und seine Symbolik

Der „caganer“ („kleiner Scheißer“) ist auch ein Symbol für den Stolz der Katalanen, die sich nie fremder Herrschaft beugen! Und wenn sie sich doch einmal beugen müssen (wie so häufig in der katalanischen Geschichte), dann zeigen sie – auch mit Hilfe dieser witzigen Figur – sehr deutlich, was sie von den Gesetzen ihrer Herrscher halten! 

Als weitere Bedeutung wird vermutet, dass die Figur auch ein Sinnbild für das Düngen des Bodens, eine gute Ernte und den Kreislauf der Natur ist. Er steht aber auch symbolisch für einen ausgeglichenen und gesunden Körper. Vor einem guten Essen ist im vertrauten Umfeld der folgende Spruch durchaus üblich: „menja bé, caga fort i no tinguis por a la mort!“ (Iss gut, scheiße kräftig und fürchte dich nicht vor dem Tod!)

Für manch einen braven Mitteleuropäer mag der katalanische Humor wohl ein wenig gewöhnungsbedürftig sein; im Zuge meiner Recherchen für diesen Artikel habe ich mich jedenfalls köstlich amüsiert!

Quellen 

https://de.wikipedia.org/wiki/Spanische_Monarchie

https://de.wikipedia.org/wiki/Weihnachten_weltweit

https://de.wikipedia.org/wiki/El_cant_dels_ocells

https://de.wikipedia.org/wiki/Tió_de_Nadal

 

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2f/Caganer_al_pessebre.jpg

http://www.katalonien-netz.de/168/Feiertage-Katalonien/Weihnachten-in-Katalonien.html

 

http://www.mein-barcelona.com/cagatio.html

 

http://www.mein-barcelona.com/caganer.html

Bildquellen

Wikimedia Commons

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Cagatio.jpg

https://es.wikipedia.org/wiki/Caganer#/media/File:Caganer_al_pessebre.jpg

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Caganers.jpg

Quizfrage

Katalonien – das bringt mich doch gleich zum nächsten Punkt des musikalischen Adventskalenders – zu einer interessanten Quizfrage:

Wie heißt der berühmte Tenor aus Katalonien, der am 5. Dezember 1946 in Barcelona geboren wurde?

Die Auflösung gibt’s im musikalischen Adventskalender vom 5. Dezember.

3. Dezember | Adventskalender

Der musikalische Adventskalender

3. Dezember

Ein Räppchen zum Reiten

Gestern ging es in unserem musikalischen Adventskalender noch um ein Auto zum Fahren – nämlich um die BMW Isetta, jenes Rollermobil, das unter dem Spitznamen Adventsauto in die Geschichte eingegangen ist.

In unserem heutigen Adventstürchen geht es um die kleinen und großen Wünsche zum Weihnachtsfest, jedoch nicht um einen vierrädrigen fahrbaren Untersatz, sondern um ein vierbeiniges Wesen – um ein Pferdchen, genauer gesagt: ein Räppchen zum Reiten!

Dieses alte, fröhliche Weihnachtslied fand ich in meinem Notenarchiv – in einem antiquarischen Album, das im Musikverlag BREITKOPF & HÄRTEL unter der Editionsnummer E.B. 4440 erschienen ist. Es ist zwar eigentlich ein Kinderlied, da es sich jedoch um eine Rarität handelt, wurde es in den musikalischen Adventskalender aufgenommen.

Der Komponist heißt Carl Reinecke, mit vollständigem Namen: Carl Heinrich Carsten Reinecke. Er lebte von 1824 – 1910 und fällt stilistisch in die Epoche der deutschen Romantik. Carl Reinecke war Pianist, Komponist und Dirigent. Er leitete unter anderem das berühmte Gewandhausorchester in Leipzig.

Carl Reineckes Kompositionsstil ist eher konservativ und romantisch-klassizistisch. Seine Kompositionen sind stark an Mendelssohn und Schumann angelehnt. In seinen späteren Werken sind auch Einflüsse von Chopin und Brahms erkennbar. Doch auch die Wiener Klassiker, allen voran Mozart, blieben zeitlebens seine Vorbilder.

Das Weihnachtslied Ein Räppchen zum Reiten von Carl Reinecke stammt noch aus der „guten alten Zeit“, aus einer „heilen“ Welt, wie wir sie heute nicht mehr kennen. Damals gab es noch keine Handys, Fernseher und Computerspiele. Die Kinder wünschten sich vom Christkind noch Pferdchen, Püppchen, Geigen, Flöten, Glöckchen und vieles andere mehr. Das waren noch Zeiten!

Das Lied Ein Räppchen zum Reiten trägt die Opuszahl 37 und erschien ursprünglich in der Sammlung Acht Kinderlieder für eine Singstimme mit Klavierbegleitung (1. Heft) im Musikverlag Breitkopf & Härtel. 

Carl Reinecke, der musikalisch von seinem Vater Johann Reinecke ausgebildet worden war und sehr stark von der Dominanz seines Vaters beeinflusst war, liebte es, in die Welt der Kinder einzutauchen. Die Märchenwelt erschien ihm als ein Reich der Sicherheit, in das er als Kind vor dem väterlichen Zwang und auch als Erwachsener vor den alltäglichen Problemen fliehen konnte. 

Ein Räppchen zum Reiten

Ein Räppchen zum Reiten, ein Püppchen zum Kleiden,
ein Kütschlein zum Fahren, ein Büchslein zum Sparen,
zum Kochen ein Küchlein, zum Lesen ein Büchlein,
viel Steine zum Bau’n, viel Äpfel zum Kau’n
und ein Geiglein zum Greifen, ein Flötlein zum Pfeifen
und Glöcklein zum Klingen wird’s Christkindlein bringen.

LiedausschnittLiedausschnittLiedausschnittLiedausschnitt

Aus dem Notenarchiv von Sylvia Kreye (Ausschnitt)

Quelle: Weihnachts-Album für die deutsche Familie, 30 der beliebtesten Weihnachts-, Sylvester- und Neujahrslieder, hrsg. von F. H. Schneider, für Gesang und Klavier oder Klavier allein, BREITKOPF & HÄRTEL Leipzig-Wiesbaden, E.B. 4440.

Aus Gründen des Copyrights wurde hier lediglich ein kleiner Ausschnitt (nur die Gesangsstimme) wiedergegeben. – Die vollständige Version des Liedes Ein Räppchen zum Reiten (Ausgabe für Gesang und Klavier) ist im neueren Band „Unser Kind will tanzen“ im Verlag BREITKOPF & HÄRTEL, unter der Editionsnummer EB 7324, erschienen.

Ein Pferd als Weihnachtswunsch im Lied

Als Pferdefreundin konnte ich mir diese musikalische Rarität aus dem 19. Jahrhundert einfach nicht verkneifen! Auch manch ein/e Erwachsene/r würde sich wohl noch so ein Räppchen zum Reiten wünschen! Aber auch über einen Schimmel, einen Braunen, einen Fuchs oder Falben würde man sich freuen. A propos Schimmel: Wie wär’s denn zum Beispiel mit einem barocken Lipizzaner? Oder schlägt das Herz des Pferdfreundes / der Pferdefreundin wohl eher für einen temperamentvollen Araber – oder doch lieber einen gemütlichen Isländer oder Haflinger?

Doch in diesem Lied von Carl Reinecke dürfte wohl eher ein schwarzes Schaukelpferdchen gemeint sein, wie man es von historischen Bildern aus dem 19. Jahrhundert kennt. – Wie auch immer: Im Herzen sind wir wohl alle noch ein wenig Kinder geblieben, besonders zu Weihnachten! 

Beim Thema Pferd und Ein Räppchen zum Reiten wird man unwillkürlich auch noch an ein anderes Lied erinnert, das häufig zu Weihnachten gesungen wird. Es wurde von vielen Sängern interpretiert und schließlich als Schlager – insbesondere in der Interpretation von Heintje – weltbekannt: Mamatschi, schenk‘ mir ein Pferdchen von Oskar Schima. 

Oskar Schima (4. Juni 1894 in Wien, † 14. Oktober 1966 in Wien) war ein österreichischer Komponist, Musikalienhändler und Musikverleger. Er war auch einer der Gründungsmitglieder der Vereinigung Das Wiener Lied. 

Oskar Schima komponierte vor allem Wiener Lieder, seine populärste Komposition jedoch wurde sein Schlager Mamatschi, schenk mir ein Pferdchen. 

Wegen des traurigen Textes von F. X. Kappus könnte man es meines Erachtens eher als Lied im Volkston denn als Schlager bezeichnen. Hier ist nun der Text von Mamatschi:

Mamatschi, schenk‘ mir ein Pferdchen

Es war einmal ein kleines Bübchen,
das bettelte so wundersüß:
„Mamatschi, schenke mir ein Pferdchen! –
Ein Pferdchen wär‘ mein Paradies.“
Darauf bekam der kleine Mann
ein Schimmel-Paar aus Marzipan.
Die sieht er an. Er weint und spricht:
„Solche Pferde wollt‘ ich nicht.“

„Mamatschi, schenk‘ mir ein Pferdchen!
Ein Pferdchen wär‘ mein Paradies.
Mamatschi, solche Pferde wollt‘ ich nicht.“

Die Zeit verging. Der Knabe wünschte
vom Weihnachtsmann nichts als ein Pferd.
Da kam das Christkindlein geflogen
und schenkte ihm was er begehrt.
Auf einem Tische stehen stolz
vier Pferde aus lackiertem Holz.
Die sieht er an. Er weint und spricht:
„Solche Pferde wollt‘ ich nicht.“

„Mamatschi, schenk‘ mir ein Pferdchen!
Ein Pferdchen wär‘ mein Paradies.
Mamatschi, solche Pferde wollt‘ ich nicht.“

Und es vergingen viele Jahre
und aus dem Knaben ward ein Mann.
Dann eines Tages vor dem Tore,
da hielt ein herrliches Gespann.
Vor einer Prunk-Kalesche standen
vier Pferde, reich geschmückt und schön.
Die holten ihm sein liebes Mütterlein.
Da fiel ihm seine Jugend ein.

„Mamatschi, schenk‘ mir ein Pferdchen!
Ein Pferdchen wär‘ mein Paradies.
Mamatschi, Trauerpferde wollt‘ ich nicht.“

Von diesem Lied gibt es ein schönes Video auf YouTube, das im Dezember 2017 zum 50-jährigen Bühnenjubiläum von Hein Simons (besser bekannt als Heintje) bei TELAMO erschienen ist. Das Besondere an dieser Aufnahme: Der erwachsene Hein Simons singt hier im Duett mit seinem jüngeren Ich.

Quelle: YouTube, Schlager für Alle/TELAMO GmbH, München 

 Morgen geht’s weiter – und das wird recht heiter!

Quellen 

Weihnachts-Album für die deutsche Familie, 30 der beliebtesten Weihnachts-, Sylvester- und Neujahrslieder, hrsg. von F. H. Schneider, für Gesang und Klavier oder Klavier allein, BREITKOPF & HÄRTEL Leipzig-Wiesbaden, E.B. 4440.

Oskar Schima: Mamatschi, schenk mir ein Pferdchen (Text: F. X. Kappus), © 1938 by Ludwig Krenn Musikverlag, MELODIE DER WELT GmbH & Co. KG, Frankfurt/Main, Bestell-Nr.: 1551/01/10

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Reinecke

http://www.carl-reinecke.de/Vita/biographiei-1.html

http://www.carl-reinecke.de/opus/opus31-40.html

https://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_S/Schima_Oskar.xml

https://musik-austria.at/mensch/oskar-schima/